Weltweit nimmt die Bedeutung von Traditioneller Medizin (TCM) und damit einhergehend die Nachfrage nach Produkten tierischen Ursprungs zu. Auch der Handel mit Ejiao – verarbeiteter Eselshaut, die als vermeintliches „Wundermittel“ gilt – floriert. Doch weil die Zucht der Tiere den enormen Bedarf bei weitem nicht decken kann, sind die Tiere zu einem begehrten Gut geworden. Mit vielen Ländern, die eine hohe Anzahl an Eseln aufweisen, wurden Handelspartnerschaften geschlossen und Esel-Schlachthäuser eröffnet – auch in Ostafrika, wo Esel als treue Gefährten der Menschen gelten und nicht selten deren Existenzgrundlage sind.
Eselpopulation in Gefahr
Weltweit…
steht einer Eselpopulation von etwa 54 Millionen, so die Schätzungen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) aus dem Jahre 2022, eine Nachfrage von mehr als sechs Millionen Eselshäuten für die Ejiao-Produktion pro Jahr gegenüber. Die Nachfrage nach Eseln kann durch die natürliche Populationsgröße nicht nachhaltig gedeckt werden, da mehr Tiere gebraucht werden, als jährlich neu hinzukommen.
Selbst gezielte Zucht von Eseln kann der hohen Nachfrage nicht gerecht werden: Esel haben eine durchschnittliche Trächtigkeitsdauer von zwölf bis 13 Monaten und bringen meist nur alle drei bis vier Jahre ein Fohlen zur Welt. Um den hohen Bedarf decken zu können, müssten riesige Herden gehalten werden, die einen immensen Einsatz von wertvollen Ressourcen wie Wasser und Futter erfordern. Zusätzlich wäre für eine artgerechte Haltung ein großzügiger Bewegungsraum nötig, was insbesondere in den von den Folgen der Klimakrise stark von Dürren betroffenen Ländern im globalen Süden keine Option ist.
Trotzdem wurden zum Beispiel in Pakistan bereits staatliche Esel-Farmen mit Esel-Zuchtprogrammen gegründet, um in das lukrative globale Geschäft einzusteigen. Auch Länder wie Mexiko, Peru, Brasilien oder Australien exportieren bedeutende Mengen an im Land lebenden Eseln nach China.
In China…
zeigt sich, welche Folgen der Eselhauthandel für die lokale Eselpopulation haben kann: Die Zahl der Esel im Land sank von schätzungsweise elf Millionen im Jahr 1992 auf unter zwei Millionen im Jahr 2021 laut Daten der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen. Trotz der schwindenden Zahlen von Eseln nimmt aber die Nachfrage nach Ejiao in China nicht ab. Das vermeintliche Heilprodukt wird weiterhin in verschiedensten Formen vermarktet – gar zunehmend auch global. Die jährlich 5 bis 6 Millionen Eselhäute, die für die Ejiao-Produkte verarbeitet werden, stammen mittlerweile nicht einmal mehr zur Hälfte aus China.
lebt ein großer Teil der Esel weltweit. Insbesondere in den ländlichen Regionen der von Armut betroffenen Ländern gelten die Esel als existenzielle Arbeits- und Lasttiere. Eselhalter*innen benötigen ihre Tiere hier zum Überleben, denn sie helfen, Wasser von kilometerweit entfernten Wasserstellen in die Dörfer, Kinder in die Schulen, Kranke in Krankenhäuser oder die Ernte vom Feld auf die Märkte zu transportieren.
Doch um der globalen Nachfrage nach Eselshaut gerecht zu werden, wurden jene afrikanischen Länder mit besonders hohen Eselpopulationen als Handelspartner für Ejiao erschlossen.
Einige unter ihnen wehrten sich angesichts der immensen Bedeutung der Tiere für die Bevölkerung unmittelbar gegen den Eselhauthandel: Simbabwe, Burkina Faso, Mali und Ghana verhängten noch vor 2017 und damit vergleichsweise früh Lizenzstopps für den Bau oder Betrieb von Eselschlachthäusern. Südsudan, Uganda, Senegal, Botswana, Sudan und Niger verboten den Export oder Handel nach China bzw. ließen die Schlachtung von Eseln für den Export von Eselshäuten nach China unterbinden. Andere wiederum sahen im Handelspartner aus Übersee eine wirtschaftliche Chance: Sie genehmigten den Export von Eselshäuten – wie zum Beispiel Südafrika – oder trieben den Bau von Esel-Schlachthäusern durch chinesische Investitionen voran – wie etwa Kenia, das bis 2020 vier Betriebe aufwies.
Die Folge sind Bilder wie dieses: Unzählige Esel werden für Ejiao geschlachtet. Die Eselshäute werden in der Sonne getrocknet, bevor sie exportiert werden.
Im Fokus unseres Einsatzes zum Schutz der Esel: Tansania und Kenia als Zentren des Eselhauthandels in Ostafrika
Vor allem Ostafrika hatte sich binnen weniger Jahre zu einem Zentrum des Eselhauthandels aus Afrika nach China entwickelt. So eröffneten 2014 in Tansania in den Regionen Dodoma und Shinyanga zwei Esel-Schlachthäuser, die bis 2017 bzw. 2021 agierten.
Zeitgleich wurden in Kenia vier Esel-Schlachthäuser erschaffen, in denen bis zur Schließung im Sommer 2020 je bis zu 400 Esel am Tag geschlachtet und verarbeitet wurden – grundsätzlich weit mehr, als per Lizenz überhaupt erlaubt.
So wurde in der Region auch der illegale Handel eingeleitet: Seit 2016 beobachten wir von der Welttierschutzgesellschaft, dass sich die Eseldiebstähle in Tansania, Kenia und deren Nachbarländern häufen. Besonders die ländlichen Regionen und abgelegenen Dörfer, wo die Esel für die Menschen eine Lebensgrundlage darstellen, sind davon betroffen. Die Diebe stehlen die Tiere, die nachts meist frei umherlaufen, und töten sie entweder vor Ort für das wertvolle Gut – die Haut der Tiere – oder geben die lebenden Tiere zum Verkauf an Unterhändler des Eselhauthandels.
Von 2017 bis 2020 hat sich die Situation laufend intensiviert, wobei die Schlachtbetriebe eine Sogwirkung für die ganze Region darstellten.
Tansania und insbesondere Kenia (mit guten Handelsverbindungen nach China) entwickelten sich damit binnen kurzer Zeit zu den zentralen Treibern des Eselhauthandels – eine existenzielle Bedrohung für die Tiere und ihre Familien entstand.
Der Einsatz der Welttierschutzgesellschaft für den Schutz der Esel in Ostafrika
Seit 2017 leisteten wir in Tansania in Reaktion auf die sich häufenden Meldungen von Esel-Diebstählen schnelle Nothilfen in den akut betroffenen Dörfern. Dafür wurden Halter und Dorfbewohner über die Gefahren informiert, sichere Gehege für Esel gebaut und der Bau weiterer Gehege vermittelt, wodurch mehrere tausend Esel vor Diebstählen geschützt wurden.
Die Tätigkeiten in Tansania wurden ausgebaut und wir deckten schrittweise immer mehr Gemeinden ab. Zudem involvierten wir lokale Regierungsvertreter*innen und die Vollzugsbehörden wie Polizei, um auch hier möglichst viel Wissen über den Eselhauthandel zu vermitteln und den Schutz der Tiere zu stärken.
2018 startete ebenso unser Einsatz in Kenia; zunächst, indem wir die Situation in den vier Esel-Schlachthäusern dokumentierten, um das immense Tierleid aufzuzeigen und so Argumente zu sammeln, die den Fortbetrieb verhindern könnten. Unser Partner, der Tierarzt Dr. Solomon Onyango, stellte dabei fest, dass die Tiere auf dem Gelände der Schlachthäuser allesamt einen sehr schlechten Zustand aufwiesen. Während sie im Außenbereich oft tagelang ungeschützt vor der Sonne ausharren mussten, wurden sie weder mit Wasser noch Futter versorgt. Die Tiere waren stark unterernährt und teilweise durch Wunden und Knochenbrüche schwer verletzt, eine Rückverfolgbarkeit der Tiere war ausgeschlossen. Man konnte anhand der Markierungen und des Eseltyps aber darauf schließen, dass viele nicht aus Kenia selbst stammten. Zudem fanden wir heraus, dass je Schlachthaus weit mehr als die bis zu 400 genehmigten Tiere pro Tag geschlachtet wurden und die Tötungsmethoden gegen das kenianische Recht verstießen. Den detaillierten Report zur erschütternden Dokumentation der vier Esel-Schlachthäuser finden Sie hier: https://welttierschutz.org/report-esel-schlachthaeuser-in-kenia/.
Doch dem dokumentierten Leid zum Trotz: Als Argumente für den Erhalt der Esel-Schlachthäuser wurde von Seiten der Fürsprecher erwidert, dass diese Arbeitsplätze schafften und den Menschen die Möglichkeit geben würden, ihre alten oder kranken Tiere gewinnbringend zu verkaufen. Die sich weiter häufenden Diebstähle in Kenia und Nachbarländern zeigten unserer Ansicht nach wiederum, dass die Betriebe den lokalen Gemeinden mehr Schaden als Nutzen bringen.
In Tansania starteten wir 2019 mit unserer damals aus Nothilfen bekannten Partnerorganisation der Tanzania Animals Protection Organization (TAPO) ein großflächiges Projekt in der Region Shinyanga, wo sich eines der Esel-Schlachthäuser befand und somit besonders viele Eseldiebstähle dokumentiert wurden. Neben der Sensibilisierung für die Thematik der Diebstähle und dem Bau von schützenden Esel-Gehegen bestand eine weitere wichtige Aktivität im Rahmen des Projektes darin, bei den Eselhalter*innen das Bewusstsein für den Wert ihrer Tiere zu stärken. Als unverzichtbare Helfer im Alltag ist es grundlegend, dass dem Wohl der Esel ein hoher Stellenwert eingeräumt wird und die Versorgung und der Schutz der Tiere von den Halter*innen selbst sichergestellt werden. Neben dieser wichtigen Informationsarbeit machten wir die Gefahren des Eselhauthandels bekannt, zum Beispiel über Radiospots und Treffen mit lokalen Autoritäten.
In Kenia führten wir zudem eine großflächige sozioökonomische Studie durch, um unsere Argumentation zu untersuchen, dass die Eselschlachthäuser mehr Schaden statt Nutzen für die Gemeinschaft bringen. Dr. Solomon Onyango war mit Unterstützung lokaler Kolleg*innen in 32 von landesweit 47 Bezirken im Einsatz und suchte das Gespräch mit Eselhalter*innen, um in Erfahrung zu bringen, welche Rolle die Tiere für die Menschen im Alltag spielen.Im Rahmen der Befragungen zeichnete sich schnell ab, dass die vier Betriebe vor allem Nachteile für die dort ansässigen Menschen mit sich gebracht haben. Besonders die Zahl der Diebstähle war merklich gestiegen, was zu Existenzängsten führte: Als die Hilfe durch die Tiere plötzlich wegfiel, standen die Menschen vor dem Nichts und konnten sich aufgrund des mit der wachsenden Nachfrage verbundenen, gestiegenen Preises (mehr als 300%) auch kein neues Tier mehr leisten.
Diese umfangreichen Daten – von hunderten Eselhalter*innen und ihren fast 2.000 Tieren – und die vorliegenden Erkenntnisse aus den Schlachthaus-Besuchen wurden durch juristische Analysen eines Expertenteams vervollständigt: Dieses prüfte die Gesetzeslage, auf die der Betrieb der Schlachthäuser und der stark gewachsene Eselhauthandel fußten. Sie ermittelten, welche Gesetze es zum Schutz der Esel gibt und welche Lücken es zu füllen gilt, woraus wir künftige Forderungen ableiten konnten. Ein wirklicher Meilenstein im Kampf gegen die Esel-Schlachthäuser kann nur erreicht werden, wenn Esel grundsätzlich nicht mehr geschlachtet werden dürfen.
In Tansania schärften wir gemeinsam mit unseren damaligen Partnern in weiteren Dörfern das Bewusstsein für Esel-Diebstähle , bauten schützende Gehege für bis zu 5.000 Esel und führten mobile Kliniken zur tiermedizinischen Versorgung durch.
Dann endlich entschiedenes Handeln von Seiten der Regierungen!
Als das Schlachthaus in Shinyanga (Tansania) auf staatliche Anordnung hin erstmals im Frühjahr 2020 den Betrieb einstellen musste, eilten wir mit einer weiteren Partnerorganisation zu Hilfe, um die dort gestrandeten Esel freizukaufen und sie in die Obhut zuvor bestohlener Eselhalter*innen zu vermitteln. Zwar wurde der Betrieb im Mai wiederaufgenommen, später dann aber endgültig und bis heute anhaltend eingestellt. Das Engagement gegen den Eselhauthandel führte in Tansania 2020 aber sogar noch weiter:
Auslöser für das Entziehen der Lizenz zum Schlachten waren unhaltbare Verstöße hinsichtlich des Tierschutzes sowie der Hygiene im Schlachthaus, die auch wir im Rahmen eines landesweiten Projektes zur Dokumentation der Tierschutzsituation in Schlachthäusern und auf Märkten aufzeigten. Die Erneuerung der Betriebslizenzen ist an strenge Auflagen geknüpft, die an unsere Argumentation anknüpfen und den Tierschutz in den Blick nehmen: So muss die Einhaltung von Tierschutzstandards gesichert und zudem die Population der Esel in Tansania wieder angewachsen sein. Das Ministerium für Viehzucht und Fischerei wies in einem Schreiben ausdrücklich darauf hin, dass die Zahl der Esel im Land auf mindestens 10 Millionen angestiegen sein muss, bevor die Schlachtungen im Betrieb in Shinyanga wiederaufgenommen werden darf. Zum Zeitpunkt der Schließung zählte Tansania nach Aussage des Ministeriums 600.000 Esel. Bei der geringen Fortpflanzungsrate der Tiere und zusätzlichen Herausforderungen wie wiederkehrenden Dürren würden viele Jahre vergehen, bis dieser Punkt erreicht wäre.
Auch in Kenia erfolgte 2020, im Februar, die lang ersehnte Reaktion auf den zunehmenden Protest: Der damalige Landwirtschaftsminister Peter Munya verkündete, dass die Schlachtung von Eseln und der Handel mit Eselprodukten gestoppt werde – wie in Tansania durch den Entzug der Betriebslizenzen. Damit warder rechtliche Rahmen für ein Verbot der Schlachtung von Eseln für den Export nach China geschaffen! Unsere Arbeit – die Dokumentation, die sozioökonomische Studie sowie die begleitende Petition aus Deutschland heraus, in der wir die Betreiber der Esel-Schlachthäuser zur Einhaltung der geltenden Tierschutzbedingungen bewegten, hatte laut unseres lokalen Partners Dr. Solomon Onyango, erheblichen Einfluss auf diese Entscheidung! Leider blieb die Entwicklung in Kenia aber weiterhin bedrohlich für die Esel, auch wenn die Schließung der Esel-Schlachthäuser trotz gerichtlicher Auseinandersetzungen und umfassender Lobbyarbeit der Schlachthaus-Besitzer*innen Bestand hatte. Denn wir beobachteten laufend weiter Diebstähle und illegale Esel-Schlachtungen. Deshalb starteten wir 2020 ein umfassendes Projekt mit der lokalen Organisation Africa Network for Animal Welfare (ANAW), bei dem wir den Eselhandel an den Grenzen Kenias in den Blick nahmen. Ziel war es, Belege für die andauernden illegalen Machenschaften über die Landesgrenzen hinweg, zu sammeln. Damit konnte die Öffentlichkeit über die Missstände informiert und politische Maßnahmen gefordert werden.
2021 erweiterten wir unser Projekt zum Schutz der Esel in Tansania auf weitere 40 Dörfer und halfen beim Bau von 200 Eselgehegen. Zusätzlich organisierten wir lokale Informationsveranstaltungen und Schulungen zu tiergerechter Fütterung und allgemeinen Schutzmaßnahmen. Über 2.000 Esel wurden zudem tiermedizinisch versorgt.
Gemeinsam mit der ANAW setzten wir uns auch in Kenia weiter für den Schutz der Esel vor dem grenzüberschreitenden Schmuggel ein. Seit Ende 2020 sammelten wir über lokale Netzwerke Informationen zum Eselhandel an den Grenzen zu Äthiopien und Tansania und konnten belegen, dass der Handel nahezu ungemindert weitergeht. 2021 wurde das Betriebsverbot der vier Esel-Schlachthäuser dann gar wieder zurückgenommen – und das Schlachten wieder legalisiert. Um dies zu stoppen, unterstützten wir die Mobilisierung eines ganzen Bündnisses von Tierschutzorganisationen im Land, die erfolgreich binnen weniger Wochen eine Petition mit über 28.000 Unterschriften bei der Regierung einreichte. Diese und weitere kraftvolle Proteste aus den Gemeinden rund um die Betriebe verhinderten letztendlich die Ausstellung neuer Lizenzen für Schlachthäuser.
In Tansania führten wir das Projekt zum Schutz von Eseln fort und weiteten die Arbeit auf neue Dörfer und Gemeinden aus. Über 1.200 Eselhalter*innen nahmen an Schulungen teil und erhielten wertvolle Informationen zur Diebstahlsprävention und tiergerechter Haltung.
Die Projektarbeit in Kenia – insbesondere mit Fokus auf den grenzüberschreitenden Handel mit Eseln trotz geschlossener Schlachthäuser – hielt ebenso an und wurde um intensive Medienarbeit ausgeweitet: Durch einen Workshop mit kenianischen Journalist*innen im Februar 2022 konnten wir das Bewusstsein für die Gefahr des Eselhauthandels weiter schärfen und die negativen Auswirkungen des Eselhauthandels ins öffentliche Gespräch bringen. Zusätzlich richteten wir den Fokus auf die Verbesserung der Gesundheit der Esel in ländlichen Regionen Kenias, indem wir Fachkräfte schulten und über 400 Eselhalter*innen über wichtige tiermedizinische Themen informierten.
Rückenwind durch Afrikanische Union: Nach den genannten wichtigen Etappenzielen wie der Schließung der Eselschlachthäuser in Tansania und Kenia wurde auf Initiative von Tierschutzorganisationen im Rahmen der Pan-African Donkey Conference im November 2022 der Grundstein für eine Afrika-weite Entwicklung gelegt: Delegierte des Fachausschusses für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung, Wasser und Umwelt der Afrikanischen Union verwiesen auf den alarmierenden Rückgang der Eselpopulation in Afrika und regten ein Afrika-weites Schlachtverbot von Eseln für ihre Häute an.
Das Projekt in Tansania wurde in 25 weiteren Dörfern fortgesetzt und unsere Partnerorganisation verbreitete entschieidendes Wissen unter Eselhalter*innen und schulten über 500 Menschen, darunter 260 Eselhalter*innen und Fachkräfte, hinsichtlich Eselgesundheit.
Nach dem Stopp des Betriebes aller vier Esel-Schlachthäuser in Kenia dokumentierten wir über die Informationsnetzwerke fortlaufend den anhaltenden Eselhandel über die Grenzen nach Kenia. Auch häuften sich Hinweise auf illegale “Buschschlachtungen”, also die Schlachtung von Eseln in abgelegenen Regionen.
Weiter fokussierten wir unseren Einsatz noch intensiver auf Wissensvermittlung in den Gemeinden und unter Fachkräften der Tiergesundheit: 18 Fachkräfte wurden geschult, zum Teil mit Ausrüstung versorgt, fast 1.000 Esel behandelt und 1.700 Tierhalter*innen informiert.
Im Februar 2024 einigten sich die Staats- und Regierungschefs der Afrikanischen Union anlässlich ihres Gipfeltreffens in Addis Abeba, Äthiopien, gemeinschaftlich auf die Zustimmung der Resolution aus dem Vorjahr. Somit gilt: Das Schlachten von Eseln für ihre Häute soll in den nächsten 15 Jahren verboten sein!
Alle 55 Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union kommen demnach überein, dass der grausame Umgang mit Eseln, der durch den Eselhauthandel verursacht wird, der Vergangenheit angehören soll. Zugleich ist die Entscheidung ein starkes Signal an den Hauptimporteur der Häute, China. Neben der großen symbolischen Wirkung müssen nun die Staaten mit fehlenden oder unzureichenden gesetzlichen Regelungen gegen den Eselhauthandel endlich aktiv werden.
Der Weg zu einem tatsächlichen Erfolg für die Esel wird aber kein leichter: Ein vehementes Eintreten für Entscheidungen im Sinne der Esel bleibt nötig, denn Berichten zu Folge wurden in den vergangenen drei Jahren mehr als 90 Prozent der gemeinsamen Vorhaben der Afrikanischen Union nicht umgesetzt. Und selbst wenn die gesetzliche Verankerung eines Schlachtverbots von Eseln für ihre Häute in Folge der Resolution in weiteren Staaten gelingt, bleibt die Überwachung durch die Behörden als größte Herausforderung.
Tansania macht es mit einer bedeutsamen Entscheidung zum Schutz der Esel bereits vor: 2024 strich die Regierung Esel (neben Hunden) von der Liste der zum Schlachten und menschlichen Verzehr zugelassenen Tiere und verschärfte damit das bereits geltende Verbot von Eselschlachthäusern aus 2020. Damit will die Regierung die Eselpopulation im Land schützen, die durch die Schlachtungen in der Vergangenheit stark minimiert wurde.
Aus Kenia wissen wir aber, dass Esel weiterhin – auch aus Tansania – gestohlen werden, um illegal geschlachtet und ihre Häute exportiert zu werden.
Dies konnten wir im Frühjahr 2024 im Zuge von journalistischen Recherchen dokumentieren: Wo normalerweise Rinder, Schafe und Ziegen verkauft werden, beobachteten wir in der Grenzregion von Kenia und Tansania zig Esel-Herden auf Märkten. Nach Auskünften vor Ort wurden Höchstpreise für Esel bezahlt, die auch Menschen, die eigentlich auf ihre Esel angewiesen sind, zum Verkauf verleiteten. Es zeigten sich Parallelen zu der Zeit zwischen 2016 bis 2020, als eine nicht mehr überschaubare Zahl von Eseln dem Handel zugeführt wurden. Dies bestätigte sich auch in Gesprächen mit den Menschen in den Dörfern, die von erneuten Diebstählen und dem erneuten Aufflammen des Handels berichteten. Bei den Recherchen vor Ort stießen wir folglich in Hinterhöfen oder abgelegen im Buschland auf dutzende Eselknochen und gehäutete Kadaver – deutliche Hinweis auf illegale Schlachtungen zugunsten des Eselhauthandels. Ebenso entdeckten wir Örtlichkeiten in Dörfern, in denen Esel, die zur Schlachtung bestimmt waren, gesammelt wurden – allesamt zuvor gestohlen.
So hielt unser Einsatz mit der ANAW ungehindert an und wir dokumentierten und informierten mit aller Kraft weiter. Organisationen wie wir und unsere Partner drängten zudem anlässlich der Belege für den illegalen Handel die kenianische Regierung dazu, aktiver zu werden: Am 27. Mai setzte dann die Regierung eine so genannte Rapid Response Initiative (RRI) auf, die – neben anderen tierschutzrelevanten Themen – auch den illegalen Handel mit Eselhäuten bzw. damit zusammenhängende Diebstähle und Buschschlachtungen gezielt bekämpfen sollte. Der RRI-Ansatz ist ein Fachbegriff der Regierung, der darauf abzielt, ein spezifisches Problem innerhalb eines kurzen Zeitrahmens von maximal 100 Tagen zu lösen. Die Umsetzung begann und hatte zunächst – wohl auch der Bekanntheit der Aktivitäten wegen – einen spürbaren Effekt. Die Maßnahmen sorgten also etwa 100 Tage lang dafür, dass die Esel-Diebstähle im Land deutlich zurückgingen.
Doch bereits im Oktober 2024 geschah, was zu erwarten war: Die Berichte über Esel-Diebstähle nahmen wieder zu – offenbar hatten die Verantwortlichen für das grausame Geschäft ihre Aktivitäten nur pausiert, um diese wiederaufzunehmen, als das Problem von Regierungsseite als vermeintlich gelöst galt. Den Eseln bereitete die Initiative also lediglich eine Ruhepause, doch die Wurzel des Problems – also die illegalen Strukturen im Hintergrund– wurde offenbar nicht erreicht.
Angesichts der bedrohlichen Situation verstärkten wir schnell den Schutz der Esel in der Region abermals: Aufgrund der vermehrten Eseltransporte aus den Nachbarländern nach Kenia fokussierte sich eine Nothilfe mit unserer Partnerorganisation ANAW auf die Überwachung von Transportwegen an den Grenzen, um in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden den illegalen Handel zu durchdringen. Die dreimonatige Untersuchung bestätigte die Beobachtungen, dass der Esel-Schmuggel auf inoffiziellen Routen weiter florierte. Daher organisierten wir beratende Treffen mit den verschiedenen staatlichen Organen, die für die Sicherung der Grenzen zuständig sind, um die Zusammenarbeit der Behörden zu verbessern und für das akute Problem zu sensibilisieren. Ebenso richteten wir sechs Zusammenkünfte in besonders betroffenen Gemeinden aus, um gemeinsam mit den Menschen vor Ort die Überwachung der Esel und die Maßnahmen zum Schutz der Tiere zu stärken.
Kenias Esel im Fokus von Fotograf Christian Werner
Der vielfach ausgezeichnete Fotograf Christian Werner aus Berlin begleitete im Jahr 2024 den Projektbesuch von Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation der WTG, nach Kenia. (Lesen Sie hier den Bericht dieser Recherche: https://welttierschutz.org/bericht-aus-kenia/). Auf den Spuren des Eselhauthandels fotografierte Werner Kenias Esel und ihre Halter*innen in ganz unterschiedlichen Situationen – immer mit dem besonderen Auge für Situationen, die die Lebensrealitäten der Tiere unmittelbar einfangen. Die Auswahl der Fotos, die wir Ihnen in der folgenden Bildergalerie präsentieren, zeigen das Schicksal der Esel, das sie durch den Eselhauthandel erleiden müssen, ebenso wie ihre alltäglichen, oftmals unersetzbaren Leistungen an der Seite und für die Menschen – sowohl in der Stadt als auch in den ländlichen Gebieten Kenias.
Der Eselhauthandel hält Ostafrika weiter im Bann: Wie geht es weiter?
Für ein Ende der Grausamkeiten und einen effektiven Schutz der (noch) mehr als 30 Millionen Esel in ganz Afrika ist es unbedingt erforderlich, dass die Umsetzung der Resolution auf nationaler Ebene in allen Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union erfolgt und etwaigen illegalen Aktivitäten mit harten Strafen begegnet wird. Tierschützer*innen wie wir von der Welttierschutzgesellschaft und unsere lokale Partnerorganisation werden beharrlich auf den Beschluss der Afrikanischen Union verweisen und somit den Druck für strengere Gesetzesvorhaben erhöhen.
Unsere Ziele: Den Eselhauthandel stoppen, die Situation für die Esel langfristig verbessern und ihr Wohl stärken!
Auch setzen wir uns weiterhin dafür ein, dass das so genannte Fleisch-Kontroll-Gesetz in Kenia („Meat-Act“) überarbeitet wird: Diese Verordnung deklariert Esel als Schlachttiere und ermöglicht somit die Tötung der Tiere – und den Export der Häute. Um die Leben der Tiere langfristig zu schützen und einen endgültigen Stopp von Schlachtungen für den Export zu erwirken, müssen Esel aus dem Gesetz gestrichen werden. Wir sind im Rahmen unseres Tierschutzprojektes in Kenia weiter im Einsatz und somit auch im stetigen Austausch mit unseren Partnern, um jederzeit auf die Entwicklungen rund um den Eselhauthandel einwirken zu können. Gemeinsam mit unserer lokalen Partnerorganisation in Kenia, dem »African Network for Animal Welfare (ANAW), bleibt die Informations- und Sensibilisierungsarbeit in der Bevölkerung im Fokus unseres Einsatzes. Durch anhaltende Gespräche mit Regierungsvertreter*innen in Kenia sowie die Präsenz des Themas in der Öffentlichkeit wollen wir andauernd und vehement über Problematik berichten und konsequente Gesetze und deren Umsetzung erwirken. Gleichwohl gilt, die weiterhin vorhandenen illegalen Strukturen rund um den Eselhauthandel in Kenia aufzudecken, etwa über die Dokumentation an Grenzposten und auf Märkten.
Wir wollen sicherstellen, dass …
die Eselhalter*innen über die Gefahren informiert sowie für den Wert ihrer Tiere und deren Bedürfnisse sensibilisiert werden. Sie brauchen Unterstützung, ihre Tiere bestmöglich versorgen und schützen zu können.
durch unsere Dokumentations- und Recherchearbeit Erkenntnisse über den – sowohl legalen als auch illegalen – Handel gewonnen werden, die als Grundlage für weitere Maßnahmen dienen
Weitere Informationen zu unserem laufenden Projekt in Kenia mit der Partnerorganisation ANAW, das auch die Verbesserung der allgemeinen Gesundheit der Esel im Blick hat, finden Sie unter: https://welttierschutz.org/kenia-esel/.
Die Gefahr für die Esel in Ostafrika ist bis jetzt trotz der zahlreichen Erfolge der vergangenen Jahre nicht gebannt! Bitte unterstützen Sie deshalb weiterhin mit aller Kraft unseren unermüdlichen Einsatz für den Schutz der Esel – Ihre Spende rettet Eselleben.
Spenden Sie für die treuen Helfer!
Nur mit Ihrer Hilfe können wir für die Esel weltweit lebensrettende Hilfe leisten.
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