Das (Haus-)Pferd
Was Sie schon immer über Pferde wissen wollten
Ob groß und schlank oder klein und robust, wildlebend oder als Last- oder Reittier eingesetzt – so unterschiedlich Pferde auch aussehen und leben, vieles haben alle gemein: Sie sind sehr soziale Tiere, die Bewegung lieben und einen großen Appetit haben. In unserem Porträt bieten wir Ihnen weitere tiefe Einblicke in die Welt der anmutigen Vierbeiner.
Steckbrief
- Art: Hauspferd
- Wissenschaftlicher Name: Equus caballus
- Herkunft: Mittel- und Westasien
- Natürlicher Lebensraum: Savanne, Steppe, Halbwüste, Wüste
- Größe: Ponys: 40 cm bis 148 cm, Pferde: 149 cm bis 220 cm (Widerristhöhe – bis zum Übergang vom Hals zum Rücken)
- Gewicht: 90-1200 kg
- Lebenserwartung: 20-50 Jahre
- Ernährungstyp: Pflanzenfresser (herbivor)
- Hauptnahrung: Heu, Stroh, Gras
- Sozialverhalten: Herdentier, Fluchttiere
- Anzahl Jungtiere: 1 (selten zwei)
- Tragzeit: etwa 11 Monate
- Welttag: 20. August ist Weltpferdetag
Von Araber bis Pony – rund 200 verschiedene Rassen werden heutzutage gezählt. Zusätzlich werden die Pferde ihrem Temperament entsprechend unterschieden:
Vollblut
Körperbau: Sehr sportlich, groß, schlank, zarter Kopf
Charakter: Sehr temperamentvoll
Typische Rassen: Englisches Vollblut, Arabisches Vollblut (Araber) und Anglo-Araber
Generelles: Araber werden oft für Pferderennen und Distanzreiten (Überwindung einer langen Strecke auf Zeit) eingesetzt.
Warmblut
Körperbau: Groß, mittelkräftig, dicke Mähne und Schweif
Charakter: Freundlicher und ruhiger als Vollblüter
Typische Rassen: Hannoveraner, Holsteiner, Westfalen oder Trakehner
Generelles: Warmblüter sind eine Kreuzung von Kalt- und Vollblütern, sie werden oft im Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitsreiten sowie als Freizeitpferd für Anfänger*innen eingesetzt.
Kaltblut
Körperbau: Groß, kräftig, großer Kopf, viel Fell an den Beinen, dicke Mähne und Schweif
Charakter: Sanft und ruhig
Typische Rassen: Shire Horse, Freiberger,
Noriker
Generelles: Kaltblüter werden oft als Kutsch- und Lastenpferde eingesetzt.
Halbblut
Körperbau: Relativ groß, eher schlank, sportlich
Charakter: Temperamentvoll
Generelles: Halblüter sind eine Kreuzung aus Araber und anderer Rassen mit mindestens 50 % „Vollblutanteil“. Sie werden vor allem beim Vielseitigkeitsreiten (Kombination aus Springen, Dressur und Geländeprüfungen) eingesetzt.
Pony
Körperbau: Klein (bis 148cm), stämmig, robust
Charakter: „Haben ihren eigenen Kopf“
Typische Rassen: Shetlandpony, Deutsches Reitpony, Haflinger
Generelles: Ponys werden häufig von kleineren Personen oder Kindern geritten, auch vor Kutschen gespannt sieht man sie oft.
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Wie sehen Pferde aus?
Pferde haben kurzes Fell (Deckhaar) am ganzen Körper. Dieses kommt in verschiedensten Farbvariationen vor – von Weiß über alle Brauntöne bis Schwarz und kann auch gescheckt oder gepunktet sein. Einzelne Rassen wie Fjordpferde und Dülmener besitzen einen charakteristischen Aalstrich, das ist ein schwarzer Strich vom Schopf- über den Rücken bis zum Schweif. Zweimal im Jahr wechselt das Fell der Pferde, sodass es im Winter dicker und wärmender ist und im Sommer dünner. Außerdem haben Pferde eine lange Mähne, Schopf und Schweif, die die Pferde unter anderem vor Insekten schützen. Je nach Rasse sind diese Haare unterschiedlich dick und lang.
Manche Rassen tragen einen charakteristischen Aalstrich.
Eine lange Mähne schützt unter anderem vor Insekten.
Pferde sind Zehenspitzengänger. Was beim Menschen der mittlere Zeh ist, hat sich im Laufe der Evolution bei den Pferden zu Hufen ausgebildet.
Als Fluchttiere reagieren Pferde empfindlich auf plötzliche Geräusche oder Bewegungen und rennen weg. Ihr gesamter Körper ist entsprechend ausgerichtet: Ihre spitzen Ohren sind um 180 Grad drehbar und verschaffen ihnen ein sehr gutes Gehör auf allen Seiten. Die seitlich am Kopf sitzenden Augen ermöglichen ihnen eine 350-Grad-Sicht.
Die Ohren stets gespitzt – als Fluchttiere sind Pferde immer auf der Hut.
Wo und wie leben Pferde?
Es gibt – so der Stand aus 2021 – mehr als 60 Millionen Pferde weltweit. Die meisten leben in den USA, Südamerika und Asien. Neben Hauspferden und Nutzpferden (bspw. eingesetzt im Sport oder in der Landwirtschaft) gibt es auch heute noch Wildpferde, jedoch ist das ursprüngliche Wildpferd, der Tarpan, im 19. Jahrhundert ausgestorben.
Laut aktuellem Wissenstand (2023) sind alle wildlebenden Pferde verwilderte Hauspferde. Zu den bekanntesten zählen das Islandpferd und der Mustang.
Auch in Deutschland gibt es noch Wildpferde: Die Dülmener Wildpferde leben weitgehend unbeeinflusst vom Menschen in einem rund 350 Hektar großen Naturschutzgebiet, dem Merfelder Bruch.
Pferde sind sehr soziale Herdentiere. Wild leben sie in Gruppen aus mehreren Stuten, Jungtieren und einem Hengst. Innerhalb einer Herde besteht eine klare Rangordnung. Chefin jeder Herde ist die Leitstute, sie bestimmt den Tagesablauf und den Weg. Der Leithengst beschützt die Herde vor Gefahren. Heranwachsende Hengste leben in Junggesellengruppen und bilden eigene Herden, wenn sie erwachsen sind.
Auch in Haltungen leben Pferde meistens in Gruppen (Herden) aus Stuten und Wallachen (kastrierten Hengsten) mit festen sozialen Strukturen. Unter Pferden bilden sich Freundschaften, sie spielen miteinander, passen aufeinander auf, betreiben gegenseitig Fellpflege und fressen gemeinsam.
Wie kommunizieren Pferde?
Untereinander kommunizieren Pferde hauptsächlich über Mimik (Ohren, Gesichtsausdruck) und Gestik (Körpersprache). Nur in bestimmten Situationen nutzen sie Geräusche: z.B. Quietschen (im Spiel, bei fremden Pferden), Brummeln (Vertrautheit), Schnauben (Entspannung, freie Atemwege), Schnorcheln (Unsicherheit, Angst) und Wiehern (Erregung).
Was fressen Pferde?
Der Verdauungstrakt von Pferden zeichnet sich besonders durch den kleinen Magen und den langen Darm aus. Dieser ist darauf ausgerichtet, nahezu dauerhaft kleine Mengen an Futter aufzunehmen und zu verarbeiten. Wildpferde bewegen sich zwei Drittel eines Tages fort und fressen dabei Gras oder Gestrüpp, welches am Boden wächst.
Die heutigen Hauspferde werden hauptsächlich mit „Raufutter“ ernährt, welches zum Großteil aus Heu und etwas Stroh besteht. Für ein durchschnittliches Großpferd (500 kg) ist es gesund, mindestens 10 kg Heu pro Tag zu fressen. Aufgrund des speziellen Verdauungstraktes sind Fresspausen ab einer Länge von vier Stunden schädlich für Pferde.
Ja nach Größe und Arbeitslast trinken Pferde durchschnittlich 40 Liter pro Tag. Dabei nehmen sie vorzugsweise alle ein bis zwei Stunden eine kleine Portion Wasser zu sich.
Wie pflanzen sich Pferde fort?
Stuten können ab einem Alter von zwei Jahren trächtig werden. Hengste sind im Alter von zwölf bis 20 Monaten geschlechtsreif. Die Paarung findet üblicherweise im Frühjahr statt, dann „trägt“ die Stute rund elf Monate und gebärt ein, sehr selten auch zwei Fohlen.
Bedrohungen für Pferde
Auch wenn Pferde mit zu den besten Freunden des Menschen zählen, ist diese Nähe nicht immer förderlich für das Wohl der Tiere. In menschlicher Haltung entstehen verschiedene Bedrohungen für die Tiere – hier alphabetisch sortiert einige Beispiele:
- Boxenhaltung
Probleme in der Haltung bestehen auf verschiedenen Ebenen. Noch heute werden viele Pferde in für ihre Größe und Bewegungsdrang zu kleinen Boxen gehalten. Insbesondere Sportpferden wird der Auslauf in der Gruppe selten oder gar nicht ermöglicht, da das Verletzungsrisiko im Auslauf vermeintlich höher sei als in der Box. Auch Hengste werden aufgrund ihrer starken Triebhaftigkeit isoliert. Diese Haltung macht das Ausleben der natürlichen Bedürfnisse der Tiere unmöglich und kann zu diversen Verhaltensstörungen, wie Selbstverstümmelung und krankhaftem Hin- und Herlaufen, führen.
- Einreiten
Als Fluchttier ist es für ein Pferd grundsätzlich unnatürlich, einen Menschen auf seinem Rücken zu tragen. Damit Pferde diese Prozedur akzeptieren lernen, werden sie “eingeritten”. Allerdings wird der Tierschutz sowohl von Laien, als auch von ausgebildeten “Bereiter*innen” häufig nur wenig beachtet. Widersetzlichkeiten eines Pferdes werden – obwohl möglicherweise auch durch Unsicherheit oder Schmerzen hervorgerufen – als “Mangel an Respekt” wahrgenommen und u. a. durch Hilfsmittel wie Ausbinder (Riemen die ein starkes Heben des Kopfes verhindern), Sporen und scharfe Gebisse unterdrückt.
Hinzu kommt, dass viele Pferde zu früh eingeritten werden. Da die Vorstellung von Sportpferden auf Turnieren in den meisten Disziplinen bereits im Alter von drei bis vier Jahren erlaubt ist, werden die Tiere üblicherweise im jungen Alter eingeritten. Problematisch daran ist, dass das Knochenwachstum der Tiere bis zum siebten Lebensjahr andauert, weshalb in der Folge viele junge Sportpferde Erkrankungen des Bewegungsapparates erleiden. Doch auch bei sorgfältigem Muskelaufbau kann das zu frühe Training für erhebliche Verletzungen des Pferdes sorgen. Wie groß dieses Problem ist, zeigt sich daran, dass Erkrankungen des Bewegungsapparates die häufigste Ursache für die so genannten Nutzungsausfälle (ein Ausscheiden aus dem Sport und frühzeitige Schlachtung) darstellen und der durchschnittliche Einsatz eines Pferdes sehr niedrig ist.
- Fütterung
Die Weiden von Pferden müssen mager und ungedüngt sein, um den Tieren ein gesundes Nahrungsangebot zu liefern. Sind diese jedoch „abgefressen“, weil sie zu selten gewechselt oder in Relation zur Gruppengröße zu klein sind, besteht die Gefahr eines Futtermangels. Die Boxenhaltung soll die individuelle Fütterung erleichtern und einen besseren Überblick über die gefressene Futtermenge ermöglichen. In der Realität ist ein dauerhaftes Futter- und Wasserangebot oft aber nicht gegeben.
Wichtig zu wissen: Fremde Pferde, egal ob im Stall oder auf einer Wiese, sollten niemals gefüttert werden! Denn auch Pferde haben Allergien und Unverträglichkeiten oder reagieren aufgrund von Vorerkrankungen besonders empfindlich auf bestimmte Futtermittel. Da eine falsche Fütterung unter Umständen zum Tod führen kann, sollten tierliebe Menschen auf die Fütterung fremder Pferde verzichten.
- Fehlende Haltungsvorgaben
In Deutschland gibt keine Verordnungen zur Haltung und dem Umgang mit Pferden. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft bietet mit den Leitlinien für den „Tierschutz in Pferdehaltungen“ und „Leitlinien für den Pferdesport“ zwar Informationen und Orientierung zum Umgang mit Pferden, ihrer Grundbedürfnisse, der Ausbildung, der Nutzung und der Gesunderhaltung. Diese können aber keine gesetzlichen Grundlagen ersetzen.
- Last- und Kutschpferde
Pferde werden noch heute sowohl in Deutschland, als auch weltweit als Arbeitstiere unter anderem zum Ziehen und Tragen von Lasten eingesetzt. Im Straßenverkehr sind sie enorm vielen Reizen ausgesetzt, ein Erschrecken kann sie in Lebensgefahr bringen, weshalb sie oft etwa mit sehr festen Zügeln und durch Ausbinder gehalten werden. Auch tragen viele Kutschpferde aus diesen Gründen sogenannte Scheuklappen. Diese werden an der Trense angebracht und sollen Pferde daran hindern, sich im Straßenverkehr zu erschrecken, indem sie einen Teil ihres Sichtfelds verdecken. Die Einschränkung des Sichtfelds sorgt jedoch beim Fluchttier Pferd dafür, dass dieses eine stärkere körperliche Reaktion auf ungewohnte Geräusche zeigt, was sich im Straßenverkehr als besonders gefährlich erweisen kann.
Als Nutztier hängt der Wert des Pferdes häufig von dessen erbrachter Leistung ab, die kurzfristig vor allem durch lange Arbeitszeiten und eine starke Belastung erhöht werden kann. Tierwohlaspekte wie Pausen, medizinische Versorgung und tiergerechte Unterbringung sorgen zwar mittelfristig für eine bessere Leistungsfähigkeit, geraten jedoch im Alltag der Arbeitspferde häufig in den Hintergrund.
In einigen Ländern kommt zu diesen Problemen dazu, dass die Pferde, wenn sie nicht arbeiten, nicht in einem Auslauf untergebracht werden, sondern frei umherstreunen. Streunende Pferde sind insbesondere dadurch gefährdet, da sie oftmals ungeeignetes Futter aus Abfällen zu sich nehmen, das ihr empfindlicher Verdauungstrakt nicht verarbeiten kann und zu tödlichen Koliken führt. Zudem birgt das Herumstreunen auf den Straßen die erhebliche Gefahr in Verkehrsunfälle zu geraten.
- PMSG
In Südamerika und Island wird das sogenannte Pregnant Mare Serum Gonadotropin (kurz: PMSG) „produziert“. Dabei handelt es sich um ein von trächtigen Stuten ausgeschüttetes Sexualhormon, welches bei Verabreichung an andere Säugetiere die Fruchtbarkeit und den Fleischzuwachs erhöht und zudem die zeitliche Steuerung des Geburtstermins ermöglicht. Auch in Deutschland ist die Nutzung von PMSG (mit Ausnahme der Ökolandwirtschaft) für Schweine, Rinder, Schafe und Ziegen zugelassen (PMSG 1).
Die „Produktion“ für den europäischen Gebrauch findet hauptsächlich auf Island statt: Dort gibt es mindestens 119 „Blutfarmen“ mit 5.386 „Blutstuten“, denen bis zu 5 Liter Blut auf einmal und bis zu 40 Liter Blut pro Saison abgenommen werden dürfen. Die Gewinnung von PMSG sorgt bei den trächtigen Stuten für enormen Stress, da sie nicht an den Menschen gewöhnt sind und die Fixierung für Panik sorgt. Der Versuch, sich aus der Situation zu befreien, birgt insbesondere in den ungeeigneten Fixierungsboxen eine erhebliche Verletzungsgefahr.
Die tierschutzwidrige Praxis wurde immer wieder von Tierschutzorganisationen angeprangert, was zuletzt dazu geführt hat, dass Island aufgrund des Verstoßes gegen EU-Richtlinien und Art. 3 des EWR-Abkommens von der ESA (EFTA Surveillance Authority) angemahnt wurde. Doch die grausame Praxis schreitet fort.
- Reitsport
Reiter*innen tragen viel Verantwortung: Sie müssen in der Lage sein, die Signale des Pferdes beim Reiten sowie im Umgang mit dem Tier zu verstehen und Anzeichen von Unwohlsein oder Schmerzen ernst nehmen. Je besser sich Mensch und Tier kennen, desto besser klappt das. Doch noch heute gibt es Turnierprüfungen (etwa beim Grand-Prix der Deutschen Dressur-Derby, dem Bundesnachwuchschampionat oder Student*innenreitturnieren), bei denen ein Reiter*innenwechsel vorgesehen ist und die Pferde den Teilnehmer*innen kurz vor der Prüfung zugelost werden. Dieses Vorgehen ermöglicht weder ein ausgiebiges Kennenlernen von Pferd und Reiter*in, noch eine Zusammenarbeit, die auf gegenseitigem Vertrauen basiert – aus Tierschutzsicht ist dies daher abzulehnen.
Zwar schreibt die FEI (Internationaler Dachverband Pferdesport) vor, dass Pferde nur so trainiert werden sollen, wie es ihre körperlichen Fähigkeiten und ihr Reifegrad zulassen. In der Praxis sieht das aber leider oft anders aus: Der Einsatz von Pferden im Sport ist für diese mit enormen Belastungen verbunden, die zu physischen und psychischen Leiden führen. Dies zeigt sich an diversen Stellen des Pferdekörpers:
- Eine Erhebung von Murray aus dem Jahr 1996 zeigte, dass 40-60% der untersuchten Sportpferde an Magengeschwüren durch Stress und oder falsche Fütterung litten.
- Aus einer Veröffentlichung von Baumgärtner im Jahr 2015 ging hervor, dass ungefähr jedes zweite Spring- und Rennpferd unter belastungsinduzierten Lungenblutungen litt.
Durch die lang andauernde enorme Anstrengung und die festen Hindernisse im Geländeparcours beim Vielseitigkeitsreiten kommt es immer wieder zu Stürzen, die für Reiter*innen und Pferde nicht selten tödliche Folgen haben.
Weiter zeigen Pferde während Spring- und Dressurprüfungen durchaus deutliche Anzeichen von Unwohlsein, wie z.B. das Ziehen der Zügel aus den Reiterhänden, Schweifschlagen oder Öffnen des Mauls. Besonders erschreckend auch: Laut einer Studie der Uni-Gießen aus dem Jahr 2020 korreliert bei Dressurpferden auf Turnieren das Stresslevel der Pferde auf dem Vorbereitungsplatz mit der Wertung der Richter in der Prüfung: Je gestresster das Pferd, desto höher die Bewertung. Zudem wurden mehr Pferde mit einem mittelgradigen und hohen Stresslevel platziert.
- Social Media
Leider werden insbesondere Praktiken wie frühes brutales Anreiten und der Einsatz von Hilfsmitteln wie Ausbindern, Sporen und scharfen Gebissen in den sozialen Medien unkritisch dargestellt. Dies erhöht die Gefahr, dass diese Techniken normalisiert werden und nachgeahmt werden, was mit weiterem Tierleid verbunden ist.
Als Welttierschutzgesellschaft setzen wir uns im Rahmen der Kampagne „Stoppt Tierleid in sozialen Netzwerken“ für ein Verbot der unkritischen Darstellung von Tierleid-Inhalten ein. Dazu zählen auch die genannten gewaltvollen Praktiken im Umgang mit Pferden. Lesen Sie hier mehr über die Kampagne und wie Sie auf die entsprechenden Inhalte reagieren sollten: www.welttierschutz.org/stoppt-tierleid.
- Tourismus
Beim Reiten durch Tourist*innen, als Hobby für Kinder oder beim therapeutischen Reiten muss das Pferd insbesondere dann zusätzliche Arbeit leisten, wenn die Reiter*innen ungeübt sind. Untrainierte Reiter*innen können sich häufig nicht ausreichend ausbalancieren, wodurch das Pferd das Gewicht des Reiters zusätzlich ausbalancieren muss. Anzeichen von Unwohlsein oder Schmerzen erkennen unerfahrene Reiter*innen häufig nicht. Auch kommt es wie bei Eseln häufig zu Überlastung, durch zu schwere Belastung und zu wenig Arbeitspausen, woraus psychisches Leiden und Krankheiten resultieren können. Als wichtige Faustregel muss gelten:
Ein gesundes Pferd sollte nicht mehr als 10 Prozent des eigenen Körpergewichtes tragen.
- Transport
Ob zur Tierklinik, zum Turnier oder in den Urlaub – Nicht selten werden Pferde in Transportanhängern und -boxen über die Autobahn oder über weite Strecken sogar im Flugzeug transportiert. Da es für den Transport von Pferden nicht viele Dokumentationsvorgaben gibt, kann die genaue Zahl der jährlich transportierten Pferde nur anhand der Sportpferde vermutet werden:
Weltweit treten rund 80.000 Sportpferde auf etwa 4.000 internationalen Veranstaltungen in 134 Ländern für die FEI (Fédération Equestre Internationale) an. Sie alle müssen dafür oft über weite Strecken transportiert werden.
Doch jeder Transport bedeutet puren Stress für die Tiere: Die ungewohnte Umgebung, der wenige Platz und der wackelnde Untergrund beunruhigen die Tiere, wodurch die Gefahr der Entwicklung von Magengeschwüren erhöht wird. Zudem kann es beim Be- und Entladen zu Verletzungen kommen.
- Umgang mit alten Pferden
Je nach Rasse, Haltung und Leistung, die Pferde während ihres Lebens erbringen müssen, gelten sie im Alter von rund 15 bis 25 Jahren als alt und werden weniger oder gar nicht mehr geritten. Ohne „Nutzen“ haben Pferde aber oft nicht die Möglichkeit, ihre „Rente“ zu erleben, sondern werden geschlachtet oder zu geringen Preisen verkauft.
- Zucht
Das Wohlergehen von Pferden in der Zucht wird durch unterschiedliche Aspekte oft stark eingeschränkt: Hengste werden oftmals allein gehalten und Mutterstute und Fohlen in der traditionellen Praktik bereits deutlich früher voneinander getrennt, als es in der Natur üblich wäre. Eine abrupte Trennung im Zeitraum von drei bis sechs Monaten nach der Geburt des Fohlens fördert jedoch die Entwicklung von Verhaltensstörungen, wie Selbstverstümmelung und krankhaftem Hin- und Herlaufen.
Folgen der Klimakrise für die Pferde
Die Klimakrise hat auch für Tiere wie Pferde schwere Folgen wie verminderte Futterqualität, zunehmende Krankheitsübertragungen und Überhitzung. Grundsätzlich muss der Umgang mit Pferden an die Veränderungen und oft auch zunehmenden Extremwetterereignisse angepasst werden.
- Ernteausfälle
Durch die Klimakrise fallen Ernten immer häufiger schlecht aus und Heu minderer Qualität wird verfüttert – mit gefährlichen Folgen: Schimmelndes und staubiges Heu, Insekten und Milben können zu Hautproblemen und Atemwegserkrankungen führen – laut einer Erhebung von Laboklin aus dem Jahr 2009 würden rund 30% der im Stall gehaltenen Pferde unter Atemwegserkrankungen leiden.
- Hitze
Auch Pferde können überhitzen, weshalb Anstrengung bei starker Hitze vermieden werden sollte. Zudem muss beim Transport von Pferden dringend auf genügend Luftzirkulation geachtet und ausreichend Wasser zur Verfügung gestellt werden, um die Tiere vor dem Überhitzen zu schützen.
- Krankheiten
Durch die Klimakrise werden Pferde durch andere Krankheiten bedroht als bisher. Durch die anhaltende Hitze und die milden Winter breiten sich Tropenkrankheiten und deren Überträger bis nach Mitteleuropa aus. Aktuell bereitet beispielsweise das West-Nil-Virus Pferdehalter*innen in Deutschland Sorgen: Es wird von Stechmücken übertragen und kann zu schweren, teils lebenslangen neurologischen Ausfallerscheinungen führen.
Außerdem sorgt die Luftverschmutzung (insb. bei Waldbränden, aber auch im Alltag) dafür, dass Feinstaub in die Lunge und den gesamten Blutkreislauf des Pferdes gelangen.
- Erhöhte Stallbrandgefahr
Bei Reitställen handelt es sich häufig um alte Gebäude, in denen Stromleitungen, brennbares Material wie Heu und lebende Tiere auf engem Raum beieinanderliegen. Kommt es in einem Stall zu einem Brand, entsteht für die Tiere eine oft ausweglose Notlage: Sie sind durch Metallgitter eingesperrt und können dem Brand nicht entfliehen. Reitanlagen liegen zudem oft in gering besiedelten Gebieten, in denen Brände erst spät bemerkt werden und die Zufahrtswege der Feuerwehr unwegsam sind. Wurden zudem weder Rauchmelder zur frühzeitigen Erkennung installiert, noch ein Löschwasserreservoir angelegt, erliegen die Tiere häufig dem Feuer. Die durch die Klimakrise verstärkten Dürreperioden verstärken die Gefahr der Stallbrände zusätzlich.
Wie schützt die Welttierschutzgesellschaft Pferde?
Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Worldwide Veterinary Service (WVS) sind wir in Südindien für zahlreiche streunende Pferde im Einsatz. Zumeist als Reitpferde leisten diese einen schweren Dienst. Nachts und in ihren raren Pausen streunen die Pferde stark verwahrlost auf Futtersuche durch die Straßen, dabei geraten die Tiere immer wieder in Verkehrsunfälle oder erleiden in Folge des Verzehrs minderwertiger Nahrungsabfälle schmerzhafte Koliken.
Unsere Maßnahmen zum Schutz der Tiere:
- Mobile tiermedizinische Versorgung: Einmal im Monat organisiert unser lokales Team bestehend Tierärzt*innen und Tierarzthelfer*innen eine dreitägige mobile Pferdeklinik, in deren Rahmen Tiere mit Halter*innen aber auch Streuner umfassend behandelt werden.
- Zudem steht unser Team jederzeit in Notfällen bereit, beispielsweise, wenn sich ein Pferd durch Krankheit oder Verletzung in einer akut lebensgefährlichen Situation befindet.
- Außerdem fördern wir die Verbreitung von Tierschutzwissen unter tiermedizinischen Studierenden, Halter*innen und Kindern, um nachhaltig positive Veränderungen für die Tiere zu erwirken.
Über den Einsatz in Südindien hinaus sind wir gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung im Rahmen des Programmes VETS UNITED (TIERÄRZTE WELTWEIT) im Einsatz, um die Aus- und Weiterbildung angehender und praktizierender tiermedizinischer Fachkräfte in Bezug auf Tierwohl zu verbessern. In zahlreichen der aktuell sieben Projektländer kommt dieses Wissen unmittelbar auch den Pferden zu Gute.
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, so groß das Herz für die anmutigen Vierbeiner, so klein sind leider oftmals die Maßnahmen zu ihrem Schutz. Bitte unterstützen Sie unsere Tierschutzarbeit weltweit, damit wir den Pferden eine bessere Zukunft bereiten können!
Spenden Sie für die treuen Helfer!
Nur mit Ihrer Hilfe können wir für die Esel und Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen weltweit lebensrettende Hilfe leisten.
Lesen Sie aktuelle Neuigkeiten aus unseren Projekten für Esel, Rinder & Co.
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Viola von Keller
Projektmanagerin
Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
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