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Die Krise als Chance

Um die Weiterbildung der Landwirt*innen in den Blue Downs in Kapstadt während der Pandemie nicht zum Stillstand kommen zu lassen, wurde das Konzept grundlegend angepasst: Sowoh der praktische als auch der theoretische Teil der Workshops mit Tierhalter*innen finden nun direkt auf den Farmen statt. Das bringt einige Vorteile mit sich.

Hintergrund: Tierhaltung in Südafrika

In Südafrika, wo Armut und Arbeitslosigkeit weit verbreitet sind, setzen viele Menschen ihre Hoffnung in die landwirtschaftlichen Tierhaltung. Doch mit der steigenden Anzahl an Kleinbauern wächst das Leid der Tiere, denn viele Farmer sind nicht mit den Grundbedürfnissen der Tiere vertraut. Gemeinsam mit der ältesten Tierschutzorganisation Südafrikas, der Cape of Good Hope SPCA, vermitteln wir den Tierhaltern in mehrwöchigen Workshops Wissen über die tiergerechte Haltung, damit Missstände und damit verbundenes Tierleid nachhaltig abgewendet werden können.

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Nachdem Ende März der strenge Lockdown in Südafrika in Kraft trat, mussten der theoretische Teil unserer Tierschutz-Workshops für die rund 100 Farmer*innen in den Blue Downs wochenlang ausgesetzt werden. Über mehrere Monate blieben alle Schulen, an denen wir unter normalen Umständen die Theorie vermitteln, geschlossen und sind auch aktuell nur eingeschränkt für bestimmte Jahrgangsstufen geöffnet. Zudem konnten auch die praktischen Workshops auf den Farmen aufgrund der Ausgangssperren – selbst einige Farmer*innen benötigten eine Sondergenehmigung, um ihre Tiere versorgen zu dürfen – nicht wie gewohnt stattfinden. »Wir ließen die Farmer*innen in den Blue Downs in dieser schwierigen Situation aber nicht allein: Thembi Nomkala, der Bildungsbeauftragte unserer Partnerorganisation, deren Mitarbeiter dank Sondererlaubnis auch während des Lockdowns ihrer so wichtigen Arbeit nachgehen durften, war rund um die Uhr im Einsatz, besuchte die Farmer*innen und half sowohl bei der Beantragung von Genehmigungen als auch bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung des Tierwohls auf den Farmen.

Da zunächst völlig unklar war, wie lange und in welcher Form die Einschränkungen andauern werden, schufen wir schnell neue Möglichkeiten, um die Tierschutzbildung und unmittelbar damit verbundene Verbesserungen des Tierwohls auf den Farmen nicht zum Stillstand kommen zu lassen. Gemeinsam beschlossen wir, die theoretischen Tierschutz-Module begleitend zu den Besuchen auf den Farmen zu vermitteln und so Theorie und Praxis zu vereinen. Diese Art des Trainings ist zwar weitaus aufwendiger, bringt jedoch auch große Vorteile mit sich: So kann im Rahmen der Einzelbesuche jede*r Farmer individuell und unter Berücksichtigung der Gegebenheiten, wie beispielsweise Art und Anzahl der Tiere sowie Stallsituation, betreut werden. Zudem kann das erworbene theoretischen Wissens direkt unter Anleitung unseres Partners angewendet werden. Diese Kombination von Theorie und Praxis erleichtert insbesondere den Farmer*innen fortgeschrittenen Alters, denen das Verständnis der theoretischen Inhalte aufgrund fehlender Schulbildung schwerer fällt, die Inhalte der Tierschutzmodule besser erfassen und in der Praxis auch anwenden zu können. Derzeit betreut Thembi Nomkala insgesamt 20 Farmer*innen, denen er im Rahmen von Einzelbesuchen auf den jeweiligen Farmen insgesamt zehn Tierschutzmodule in Theorie und Praxis vermittelt. In der Regel finden je zwei Farmbesuche pro Tag statt. Für ein Modul, darunter beispielsweise Optimierung der Ställe, Fütterungsroutinen oder Hygiene, wird jede der Farmen zwei Mal besucht. Allen anderen Farmer*innen im Projektgebiet steht Nomkala zudem bei Fragen oder Problemen jederzeit beratend zur Seite.

Die Krise als Chance
© Cape of Good Hope SPCA

Schutz vor Kälte und Unwetter

Doch als wären die Menschen und ihre Tiere noch nicht genug herausgefordert gewesen, verschärften im Juli – einem Wintermonat in Südafrika – Orkanböen, Fluten und Stürme die Situation. Eisige Temperaturen und starke Regenfälle machten es erforderlich, die Nutztiere besonders gut und sicher unterzubringen –  Voraussetzungen, die noch nicht jede Farm erfüllte.

So fand Nomkala auf einer Farm fünf dicht zusammengedrängte Säue und 32 Ferkel vor, die in einem Autowrack Schutz und Wärme suchten. Der Farmer wurde unmittelbar angeleitet, einen geschützten Unterstand zu errichten, sodass die sie von nun an tiergerecht vor jeglichen Witterungsbedingungen geschützt sind. 

Den Nutztieren in Kapstadt geht es besser
Den Nutztieren in Kapstadt geht es besser

Eine andere Farm wurde komplett überflutet und die Schweine standen dort bereits knietief im Wasser. Zusammen mit einer Kollegin evakuierte Nomkala die Schweine und brachte sie vorübergehend auf anderen Farmen in der Umgebung unter. Danach besuchte er während der noch immer wütenden Stürme mehrmals die Gegend, um sicherzustellen, dass nicht noch mehr Tiere in Gefahr waren.

Für die Tiere dieser beiden sowie zahlreicher weiterer Farmen, auf denen neue Ställe und Unterstände gebaut oder die vorhandenen optimiert wurden, konnte Tierleid abgewendet werden und die Voraussetzungen für langfristig mehr Tierwohl geschaffen werden.

Bitte unterstützen Sie unseren Einsatz mit Ihrer Spende und tragen sie so unmittelbar dazu bei, das Wohl der Nutztiere in Südafrika nachhaltig zu verbessern.

Der WTG-Nothilfefonds: Schutz für die Helfer

Futter und Wasser, Fürsorge und eine tiermedizinische Versorgung – bereits mit einer Spende von 70 Euro für den WTG-Nothilfefonds stellen Sie eine Erste-Hilfe-Box zur Erstversorgung der Tiere sicher.

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