Eselhauthandel: Auf Kosten der Tiere
Täglich werden rund 200 Esel über die Grenze Äthiopiens nach Kenia verschafft, um in einem der vier Esel-Schlachthäuser geschlachtet zu werden. Dies bestätigen erste Ergebnisse unseres Projektes in Zusammenarbeit mit dem African Network for Animal Welfare (ANAW) im Rahmen dessen wir den grenzüberschreitenden Eselhandel untersuchen. Nach aktuellen Informationen ist der Betrieb der Schlachthäuser derzeit zwar ausgesetzt, doch die Betreiber wehren sich vehement gegen die Verordnung – ob die Schließungen von Dauer sein werden, ist ungewiss.
Hintergrund: Eselhandel an den Grenzen Kenias
Kenia hat sich in den letzten Jahren zum Zentrum der Eselhautexporte in Ostafrika entwickelt: 2019 wurden hier 380.000 Esel für den Handel nach China geschlachtet, wo die Haut zu »Ejiao, einem vermeintlichen Heilmittel, das in der traditionellen chinesischen Medizin Einsatz findet, weiterverarbeitet wird. Doch längst nicht alle Tiere stammen aus Kenia – auch aus Nachbarstaaten wie Äthiopien und Tansania werden Esel – zum Teil illegal – beschafft. Gemeinsam mit dem African Network for Animal Welfare (ANAW) setzen wir ein Projekt um, das den Eselhandel in den Grenzregionen Kenias mit Äthiopien und Tansania untersucht.
Zum ProjektAlle Hintergründe und eine Zeitleiste der bisherigen Geschehnisse finden Sie unter: https://welttierschutz.org/esel
Betriebsstopp auf Zeit?
Zwei der vier Esel-Schlachthausbetreiber haben vor Gericht Widerspruch gegen den im Februar 2020 vom Landwirtschaftsministerium veranlassten Betriebsstopp eingereicht. Seitdem herrscht eine unsichere Situation: Die Schlachtungen für den Export sind derzeit zwar verboten, eine Entscheidung über den dauerhaften Verbleib der Betriebe steht weiter aus.
Die Situation der Esel, die sich auf den Geländen der Schlachthäuser befinden, ist derweil nur sehr schwer zu bewerten: So wird das Schlachthaus in der Provinz Baringo von zahlreichen Sicherheitskräften bewacht, die unabhängige Kontrollen unmöglich machen. Aktuell befänden sich mehr als 150 Esel auf dem Gelände – man sei jederzeit bereit, die Schlachtung wiederaufzunehmen, ließ ein Mitarbeiter des Betriebes, der ebenso wie auch die anderen Schlachthäuser in chinesischem Besitz ist, gegenüber der chinesischen Tageszeitung China Daily verlauten.
Aus einem weiteren Schlachthaus in Naivasha hingegen ist bekannt geworden, dass die sich noch auf dem Gelände befindlichen Esel unter den extrem schlechten Bedingungen leiden. Da sie letztlich nur für ihre Haut dort gehalten werden, gibt es für den Schlachthausbetreiber keinen Grund, ihr Wohlergehen zu gewährleisten. Berichten zu Folge erhalten die Tiere nur so viel Futter, damit sie am Leben gehalten werden können.
Doch es gibt auch Hoffnung: Die Zahl der Esel-Diebstähle gehen zurück
Trotz all dieser Unsicherheiten gibt es auch Positives zu vermelden: Die geschlossenen Schlachthäuser in Kenia haben dazu geführt, dass die Zahl der Esel-Diebstähle im Land in den vergangenen Monaten deutlich abgenommen hat. Da Esel nach dem Diebstahl aktuell nicht schnell und diskret an eines der Schlachthäuser verkauft werden können, ist vielen das illegale Geschäft offenbar zu heikel geworden.
Weitere erfreuliche Nachrichten gibt es aus einem Schlachthaus im Norden des Landes in Lodwar: Dessen Betreiber nutzte noch im Herbst 2020, als die Verordnung, die den Eselschlachthäusern das Schlachten für Exportzweck bereits rechtskräftig war, eine vermeintliche Gesetzeslücke, um weiterhin Esel zu schlachten. Die Betreiber gaben an, ausschließlich für den lokalen Bedarf an Eselfleisch zu produzieren, der von chinesischen Gastarbeiter*innen in der Region ausgehe. Ein Vorwand, der nicht gerechtfertigt ist, denn ein lokaler Bedarf an Eselfleisch ist kaum vorhanden. Glücklicherweise hat auch dies nun ein Ende: Infolge lokaler Proteste und unter Mitwirkung unserer Partnerorganisation ANAW wurde das Schlachten der Esel im Dezember auch hier vollständig untersagt.
Dennoch: Grund zum Aufatmen gibt es noch lange nicht. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre müssen wir und insbesondere all die Menschen vor Ort – insbesondere die Eselhalter*innen in den Gemeinden – weiter angespannt auf die Entscheidungen der Gerichte warten, die vermutlich in den kommenden Monaten folgen dürfte.
Derweil sammeln wir im Rahmen des Projekts weitere Informationen in den Projektregionen, die – auch für den Fall einer Wiedereröffnung der Schlachthäuser – Basis für weitere Maßnahmen sein werden. Bitte, liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, bleiben Sie fest an der Seite der Tiere. Wir geben unser Bestmögliches, um ihren Schutz sicherzustellen.
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