|

Nachhaltiger Tierschutz in Odisha: An Herausforderungen wachsen

Der Verlust von Arbeitsplätzen, gestiegene Lebenshaltungskosten und die Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus: Infolge existenzieller Nöte durch die Pandemie, entflohen in den vergangenen Monaten unzählige Menschen den Großstädten und kehrten in ihre Heimatdörfer im indischen Bundesstaat Odisha zurück. Hier versuchen sie nun mit der Landwirtschaft und Haltung von Tieren ihr Überleben zu sichern – doch das birgt auch Tierschutzprobleme.

Einst hatte Amit Mandal sein Dorf verlassen, um in der Stadt als LKW-Fahrer für seine Familie ein Einkommen zu erwirtschaften. Doch dann verlor er inmitten der Coronakrise seine Anstellung – und somit die ganze Familie ihre Lebensgrundlage. Eine neue Perspektive musste her.

© Action for the Protection of Wild Animals

„Aufgrund des Einkommensverlustes konnte ich von heute auf morgen meine Familie nicht mehr ernähren. Also beschloss ich, in mein Heimatdorf zurückzukehren, um eine alternative Einkommensquelle zu erschließen. Ich hatte die Hoffnung, Vieh zu halten, um meinen Lebensunterhalt zu sichern“,

erklärt Mandal. Er hält heute 120 Hühner, 15 Enten, drei Kühe und ein Kalb.

Wie er sahen sehr viele Menschen die Landwirtschaft und Tierhaltung als letzte Möglichkeit. Doch in den Dörfern zeigt sich in Folge leider nun auch wachsendes Tierleid:

 „Viele der Neulandwirt*innen wissen nur wenig über die tiergerechte Haltung und Versorgung ihrer neu angeschafften Rinder, Schafe, Hühner und Ziegen“, berichtet Bijaya Kumar Kabi, Leiter unserer Partnerorganisation Action for the Protection of Wild Animals (APOWA). Außerdem könnten viele der von Armut betroffenen Menschen für ihre Tiere kein geeignetes Futter bereitstellen oder sich gar die tiermedizinische Versorgung leisten.

Hinzu kommt, dass der Bundesstaat Odisha als „Hotspot der Klimakrise“ gilt und insbesondere die dörflichen Regionen immer schwerer von Wetterextremen wie Dürren, Wirbelstürmen und Fluten heimgesucht werden. Die Menschen – selbst bereits in größter Not – sind weder auf diese Naturgewalten vorbereitet, noch könnten sie im Katastrophenfall den Schutz ihrer Tiere sicherstellen. 

„Hilfe zur Selbsthilfe“: Unser Projekt in Odisha

Wir sind bereits seit mehr als vier Jahren in Odishas Dörfern aktiv, um Landwirt*innen dabei zu unterstützen, das Wohl ihrer Tiere aus eigener Kraft heraus zu verbessern und sich zudem auf die zunehmenden Wetterextreme vorbereiten zu können. Dafür haben wir regelmäßige mobile Kliniken etabliert, in deren Rahmen das tiermedizinische Team unserer Partner die Tiere in den Dörfern versorgt sowie den Tierhalter*innen Basiswissen rund um die Haltung und Gesundheit ihrer Tiere vermittelt. Daneben haben wir ein Netzwerk gut ausgebildeter Tierschutzgruppen aufgebaut und ausgebildet, welche heute in der Lage sind, durch Erste-Hilfe-Maßnahmen das Wohl von Tieren selbstständig zu verbessern. Dafür sind sie mit Erste-Hilfe-Koffern ausgestattet und stehen in stetigem Kontakt zu den Tierärzt*innen. Während auf diese Weise die Grundversorgung der Tiere sichergestellt werden kann, rückt unser Team zusätzlich bei Notfällen aus, um kranken oder verunfallten Tieren professionelle Hilfe zu leisten.

© Jasvinder Sehgal

Weitere Unterstützung unsererseits und eine Ausweitung des Projektes wurde jetzt – angesichts der Vielzahl neuer Tierhalter*innen und ihrer Tiere – unbedingt notwendig.

Dank unserer treuen Unterstützerinnen und Unterstützer konnten wir damit bereits beginnen:

    • Zum einen haben wir 30 neue Dörfer in das Projekt einbezogen und wollen dort zusätzliche Tierschutzgruppen gründen, durch die der nachhaltige Ansatz sichergestellt wird. Insgesamt sechs neue Gruppen, deren Mitglieder in den Dörfern dann auch in unserer Abwesenheit das Tierwohl im Blick behalten, befinden sich bereits in der Gründung.
    • Zum zweiten bringen wir den Tierhalter*innen – erfahrenen sowie neuen – den Anbau und die Ernte von Nutzpflanzen nahe, damit sie selbst zur Sicherstellung der Versorgung ihrer Tiere beitragen können. Insgesamt 47 Landwirt*innen konnten in den letzten Wochen seit Lockerung des Lockdowns geschult werden, viele weitere sollen folgen.

Davon profitieren auch Mandal und seine Tiere: „Für mich sind besonders die Hinweise zur Haltung meiner Tiere hilfreich – wie die Ställe sauber und hygienisch sind und wie ich meinen Tieren gutes Futter bieten kann“, so Mandal. Weitere Tierhalter*innen und ihre Tiere, die wie Mandal in ihrer Not durch unseren Einsatz lebensentscheidende Hilfe erhielten, sehen Sie im Video:

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Fortan zudem noch schnellere Hilfe vom Notfall-Team

Eines der Dörfer, in denen wir durch den Ausbau des Projektes nun auch aktiv sind, wurde erst kürzlich von sehr starken Regenfällen in Teilen überschwemmt. Das neue, entsprechend für den Einsatz bei Naturkatastrophen ausgebildete Team unserer Partner rückte unmittelbar aus und versorgte die betroffenen Tiere mit Futter, sauberem Wasser sowie stärkenden Mineralien. Ihren Halter*innen wurde wertvolle Hilfestellung geboten – und Anleitung für die Vorsorge auf kommende Wetterxtreme geboten.

Diese Lehre soll fortan auch fester Bestandteil der Ausbildung innerhalb der Tierschutzgruppen werden: Damit in Zukunft kein Tier den Naturgewalten zum Opfer fallen muss.

© Action for the Protection of Wild Animals

Mit dem Ausbau des Projektes und dem schnellen Einsatz des Notfalls-Teams wollen wir die Herausforderungen meistern und den Krisen und Katastrophen begegnen, die Odisha zunehmend heimsuchen.

Jenen Tierfreundinnen und Tierfreunden, die uns dies ermöglichen, sind wir von Herzen dankbar – auch im Namen von Tierhaltern wie Amrit Mandal und seiner Familie. Danke, dass Sie Tierleben retten!

Schenken Sie den Tieren in Indien Hoffnung!

Schon mit 5 Euro im Monat stellen Sie laufend dringend benötigte Medikamente für 15 notleidende Tiere bereit.

Jetzt helfen