|

Erster Workshop ein voller Erfolg

Der Einsatz von Nutztieren ist fester Bestandteil zahlreicher Projekte der Entwicklungszusammenarbeit. Er ist zumeist in die Förderung von Kleinbäuerinnen und -bauern eingebettet, die durch ihre Tiere Einkommen erwirtschaften und so auf ihrem Weg aus der Armut unterstützt werden. Die Erkenntnis allerdings, dass dies nur unter Berücksichtigung des Tierwohls gelingen kann, spiegelt sich in den meisten Projekten noch nicht wider. Konkrete Vorgaben für die Haltung der Tiere fehlen überwiegend, wie die Erhebung „Nutztiere in landwirtschaftlichen Entwicklungsprojekten deutscher NGOs“ – durchgeführt von unserem Partner Welttierschutzstiftung – ergab.

Hintergrund: Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit

Gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung setzen wir uns dafür ein, dass das Wohl von Nutztieren in Projekten deutscher Humanhilfeorganisationen stärkere Beachtung findet. Denn in vielen solcher Projekte der Entwicklungszusammenarbeit werden Nutztiere gezielt eingesetzt, um Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern einen Ausweg aus der Armut zu bieten. Das Wohl der Tiere findet dabei bisher aber kaum Beachtung, wenngleich es für Mensch und Tier gleichermaßen grundlegend ist.

Mehr erfahren

Insgesamt 19 Nichtregierungsorganisationen beteiligten sich an dieser Untersuchung zum Auftakt des Programms „Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit“. Ein Teil dieser Akteur*innen aus der Praxis traf sich nun zu einem ersten gemeinsamen Austausch zu diesem Thema – angesichts der Corona-Pandemie virtuell.

Die teilnehmenden NGOs zeigten großes Interesse an Wegen zur Förderung des Tierwohls in ihren Projekten. Im Fokus des Workshops standen daher mögliche Hürden bei der Verankerung des Tierwohls in Projekten der Entwicklungszusammenarbeit, wie diese künftig überwunden werden können und inwiefern unser Partner dabei Unterstützung leisten kann.

Ins Thema führen: Vorträge von Wissenschaft und Organisationen

Im ersten Teil der Veranstaltung stellten Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis den Kontext der Thematik dar. Prof. Dr. Saskia Arndt von der Universität Utrecht erläuterte verschiedene Sichtweisen auf das Tierwohl und betonte, dass auch der kulturelle Kontext dabei stets zu berücksichtigen ist.  Andere Aspekte seien hingegen grundlegend: zum Beispiel, dass Tiere als empfindungsfähig erachtet werden und das menschliche Handeln für ihr Wohlergehen von zentraler Bedeutung ist.

Bei der Vorstellung der Ergebnisse der WTS-Erhebung betonte Karin Siegmund, Vorständin der Welttierschutzstiftung, die Tragweite des festgestellten Problems: Nur eine Organisation macht den vor Ort geförderten Projektpartner*innen konkrete Vorgaben zum Nutztiereinsatz. Wie es auch anders geht, zeigte Dr. Annette Massmann von der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung anhand ihrer Projektarbeit in Uganda auf. Ihre Stiftung fördert die Entwicklung von Dörfern im ländlichen Raum, weshalb für sie auch kleinbäuerliche Landwirtschaft und die Vergabe von Nutztieren relevant sind. Dr. Massmann berichtete über erste Schulungen, wie Landwirt*innen z.B. durch entsprechende Fütterung, Stallbau und Krankheitserkennung das Tierwohl steigern können. Dabei standen der GLS Zukunftsstiftung Entwicklung die lokalen Partner dess Programms TIERÄRZTE WELTWEIT von Welttierschutzgesellschaft und Welttierschutzstiftung unterstützend zur Seite. Dieses Praxisbeispiel lieferte einen Hinweis, dass Verbesserungen des Tierwohls von den Landwirt*innen positiv angenommen werden, da mit gesunden Tieren in der Regel auch höhere Einnahmen verbunden sind.

Positive Erfahrung: Schulung von Landwirt*innen für die GLS Zukunftsstiftung Entiwcklung mit Unterstützung des Programms TIERÄRZTE WELTWEIT. © BAM Animal Clinics

Einen weiteren Blickwinkel auf die Thematik zeigte Dr. Paul Ssuna von der Makerere Universität in Ugandas Hauptstadt Kampala, indem er einen wichtigen Ansatzpunkt zur Verbesserung des Tierwohls in der Entwicklungszusammenarbeit darstellte: die universitäre Ausbildung tiermedizinischen Fachpersonals, wie sie das Programm TIERÄRZTE WELTWEIT in Uganda zu Tierschutzfragen ermöglicht. Dr. Ssuna, lokaler Projektmanager des Programms, betonte, dass das tiermedizinische Fachpersonal bei Verbesserungen in Tierwohlfragen eine entscheidende Rolle spielt und in landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte mit Nutztieren unbedingt einzubinden ist.

Interview mit Dr. Paul Ssuna im Rahmen des Workshops. © Welttierschutzstiftung

Der Tierarzt berichtete zudem von einem neuen Werkzeug zur Bewertung von Tierwohl, das sich konkret an den Bedingungen in Subsahara-Afrika orientiert und dabei sowohl den Zustand der Tiere als auch die Rolle der Landwirt*innen (z.B. welches Futter bereitgestellt wird) mit einbezieht. Dieses neue Werkzeug für die Praxis wird von Dr. Sssuna derzeit im Rahmen eines Forschungsprojekts ausgearbeitet und stieß auf großes Interesse der Teilnehmer*innen.

Was hemmt die Umsetzung? In Workshops Lösungen finden

Die darauffolgenden Workshops boten nun den Teilnehmer*innen der Organisationen die Gelegenheit zum intensiven Erfahrungsaustausch zu Fragen des Tierwohls in ihren Projekten der Entwicklungszusammenarbeit. Dabei bestätigte sich die Erkenntnis der Erhebung, dass Tierwohl bisher oft noch keine Priorität innerhalb der Projekte hat, wenngleich die Bedeutung wohl klar ist. Eine verstärkte Sensibilisierung für dieses Thema wurde daher als wichtig eingestuft. Die Diskussion legte offen, dass sich viele Akteure der Entwicklungszusammenarbeit klare und praktikable Kriterien wünschten, um das Tierwohl in ihren Projekten bewerten und gegebenenfalls verbessern zu können.

Darüber zeigte sich, dass die Tierwohlsituation in den Projekten vor Ort und damit auch der konkrete Handlungsbedarf bisher wenig bekannt sind. Die Teilnehmer*innen lobten daher unsere gemeinsame Initiative mit der Welttierschutzstiftung und zeigten sich sehr interessiert an einem weiteren Austausch untereinander und an konkreter fachlicher Unterstützung.

Die nächsten Schritte folgen umgehend: Entsprechend der langfristigen Ziele des Programms sind der Aufbau eines Informationsportals, die Entwicklung von Tierwohl-Leitlinien für Akteur*innen der Entwicklungszusammenarbeit und Pilotprojekte für deren konkrete Anwendung geplant.

*Das Programm „Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit“ wird in Zusammenarbeit mit der Welttierschutzstiftung durchgeführt.

Für mehr Tierwohl weltweit

Mit 55 Euro stellen Sie sicher, dass 200 Tiere gegen Parasiten behandelt werden können.

Jetzt spenden

#TiereMitdenken: Neuigkeiten zum Thema

UN-Nachhaltigkeitsziele ohne Tierschutz erfolglos!

Bei den Vereinten Nationen wird der Status der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationalen diskutiert. Aller Voraussicht nach wird… Weiterlesen »

Afrika-Strategie des BMZ: Die Lücke klafft noch immer!

Die Bedeutung von Tierwohl wird in der neu vorgestellten Afrika-Strategie des Bundesentwicklungsministeriums erneut nicht gewürdigt. Weiterlesen »

Reportage aus Ostafrika: Kein Leben ohne Tiere

Das Leid von Mensch und Tier gleichermaßen, das ich im Rahmen meiner Reise in den ostafrikanischen Ländern Uganda… Weiterlesen »

Africa Animal Welfare Conference 2022

Zusammen mit der Welttierschutzstiftung setzen wir in diesem Jahr einen maßgeblichen Programmpunkt auf der 6. Africa Animal Welfare… Weiterlesen »

Treue Gefährten in Ostafrika

In weiten Teilen Ostafrikas bilden Tiere die Basis für das Überleben der Menschen. Sie sind wahrlich Retter in… Weiterlesen »

Leitlinien für Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit

Mit praktischen Handlungsempfehlungen ebnen wir den Weg für mehr Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit. Weiterlesen »

#TiereMitdenken: Das war der globale Klimastreik am 23. September 2022

Angesichts der Klimakrise wächst auch das Leid der Tiere: Ihr Wohlergehen muss unbedingt sichergestellt werden! Weiterlesen »

Klimakrise – Bitte helfen Sie auch den Tieren!

Zwei Gezeiten, ein Schicksal: Während in Südasien immense Fluten wüten, schürt die gnadenlose Dürre in Ostafrika weiter bittere… Weiterlesen »

#TiereMitdenken: Jetzt Tierleben retten!

Anhand einiger Beispiele zeigen wir auf, wie nachhaltige Tierschutzmaßnahmen sich auch auf das Leben der Menschen auswirken -… Weiterlesen »

#TiereMitdenken: Denn Tierwohl ist Teil der Lösung

Anhand einiger Beispiele zeigen wir auf, wie nachhaltige Tierschutzmaßnahmen sich auch auf das Leben der Menschen auswirken -… Weiterlesen »

„One Health“ – auch zum Wohl der Tiere!

Um Lösungsansätze für eine globale Gesundheit zu schaffen, ist es notwendig, die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Menschen,… Weiterlesen »

UN-Nachhaltigkeitsforum: Die Tiere werden endlich wahrgenommen

Endlich spielt das Tierwohl auch beim UN-Nachhaltigkeitsforum in New York eine Rolle. Weiterlesen »

Tierwohl in Afrika: eine Zukunftsfrage

Vor allem unter jungen Menschen wächst das Interesse am Tierwohl in erheblichem Maße, doch... Weiterlesen »

Mit Armut wächst auch Tierleid

Auch in diesem Jahr spielte das Tierwohl bei der Diskussion um die UN-Nachhaltigkeitsziele keine Rolle. Dabei wäre das… Weiterlesen »

Mehr Tierschutz in den Nachhaltigkeitszielen

Um unser Anliegen bei den Vereinten Nationen mit Nachdruck weiterzuverfolgen, haben wir uns mit anderen international tätigen Tier-… Weiterlesen »

Wo bleibt die Tiernothilfe?

Die Bundesregierung hat beschlossen, 115 Millionen US-Dollar zur Absicherung von Klima- und Naturkatastrophen beizusteuern. Tierschutz aber spielt darin… Weiterlesen »

Ohne Tierschutz keine Nachhaltigkeit

Im Rahmen der Agenda 2030 haben sich die Vereinten Nationen im September 2015 auf weltweite Ziele für eine… Weiterlesen »

40.000 Unterschriften für das BMZ

Innerhalb nur weniger Wochen hat die Welttierschutzgesellschaft gemeinsam mit 40.000 Menschen den deutschen Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und… Weiterlesen »