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Mit Armut wächst auch Tierleid

In diesem Jahr werden 71 Millionen Menschen mehr als 2019 in extremer Armut – also von weniger als zwei US-Dollar am Tag –  leben. Diese erschreckende Zahl wurde im Rahmen des Hohen Politischen Forums für nachhaltige Entwicklung (HLPF) der Vereinten Nationen öffentlich, das in dieser Woche getagt hat. Obwohl bekannt ist, dass unter den besonders armen Menschen mehr als die Hälfte nur dank ihrer Tiere ihren Lebensunterhalt bestreiten kann und die  Förderung des Tierwohls unbedingt notwendig ist, spielte das Thema erneut keine Rolle. Das ist absolut unverständlich!

Denn in unseren Projekten sehen wir die Auswirkungen der wachsenden Armut auf das Wohlergehen der Tiere tagtäglich –und wir erleben, wie unsere Einsätze zur Stärkung des Tierwohls Hilfe für Menschen und Tiere schaffen:

In Tansania brachen durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie Teile der Wirtschaft zusammen. Auch viele Eselhalter*innen, die ihre Tiere z.B. zum Transport ihrer Waren zu den Märkten nutzten, verloren so ihr Einkommen. Eine Versorgung ihrer Tiere war vielen dadurch kaum mehr möglich, so dass ihren Eseln das Schicksal drohte, sich selbst überlassen zu werden. Unser Einsatz im Nordwesten des Landes wird voraussichtlich 3.000 betroffenen Tieren das Überleben sichern. Solche Tierschutzeinsätze helfen den Menschen zudem dabei, dass sie das Wohl ihrer Tiere auch in größter Not berücksichtigen und die Arbeitskraft der Tiere erhalten können.

©TAPO

Ein weiteres Beispiel ist der indische Bundestaat Odisha, wo kleinbäuerliche Tierhaltung einem Großteil der ländlichen Bevölkerung ein Einkommen sichert. Der Lockdown hat insbesondere in den Dörfern die Landwirtschaft in Mitleidenschaft gezogen. Wir sehen dort einen deutlichen Anstieg notleidender Tiere, denen es an Futter und medizinischer Versorgung fehlt. Das Überleben der Tiere zu sichern und damit auch ihre Besitzer*innen vor der mit dem Verlust ihrer Tiere verbundenen Armut zu bewahren, ist Ziel unseres Notfalleinsatzes.

© APOWA

In den Städten des Bundesstaates ist es wiederum vor allem der ausbleibende Tourismus, der für wachsende Armut und Tierleid sorgt: Mehr als 2.000 Pferde und Kamele, die eigentlich im Tourismus eingesetzt werden, können nicht mehr tiergerecht versorgt werden – sie leiden unter extremem Futter- und Wassermangel.

Zusätzlich zu unseren Tierschutzprojekten in mehr als 25 der zum Teil ärmsten Länder weltweit engagieren wir uns gemeinsam mit anderen Nichtregierungsorganisationen im Rahmen einer Schwerpunktgruppe für Tierschutzthemen und erarbeiten Positionspapiere und Vorschläge für die Vereinten Nationen. Das Ziel ist, Tierschutz in die Globale Agenda 2030 der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung zu integrieren. Gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung setzen wir uns außerdem dafür ein, dass Akteure der Entwicklungszusammenarbeit in ihren Projekten das Tierwohl von Nutztieren in kleinbäuerlichen Strukturen stärker beachten.

Der Zusammenhang von Tierwohl und Armut vor allem in Schwellen- und Entwicklungsländern ist ohne Zweifel belegt. Eine Förderung des Tierwohls hätte somit einen doppelten Effekt: Zum einen würden Maßnahmen zur Stärkung des Tierwohls die Leben von Millionen Tieren verbessern, zum anderen wären die Halterinnen und Halter in Folge besser vor der Armut geschützt.

Dafür erfordert es dringend internationale Zusammenarbeit, wobei den Vereinten Nationen und insbesondere den UN-Nachhaltigkeitszielen eine wichtige Rolle spielen sollten. Als Welttierschutzgesellschaft fordern wir, dass der Ausbau des öffentlichen Veterinärwesens, die Förderung bei der Ausbildung tiermedizinischen Personals und eine bessere Wissensvermittlung für Tierhalter*innen endlich auf die Agenda gesetzt werden. Das Tierwohl darf nicht länger unberücksichtigt bleiben, wenn die Nachhaltigkeitsziele diskutiert wird. Bei der Bewältigung der Corona-Folgen gilt das heute mehr denn je!

Der WTG-Nothilfefonds: Schutz für die Helfer

Futter und Wasser, Fürsorge und eine tiermedizinische Versorgung – bereits mit einer Spende von 70 Euro für den WTG-Nothilfefonds stellen Sie eine Erste-Hilfe-Box zur Erstversorgung der Tiere sicher.

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