Unsichere Zukunft für die Esel in Kenia

Die Situation in Kenia ist nach wie vor dramatisch: Während den Esel-Schlachthausbetreibern ein Aufschub gewährt wurde, hüllt sich das Landwirtschaftsministerium in Schweigen. Doch dringend muss es bis zum 31. Juli aktiv werden – denn sonst könnte das einst ausgesprochene Verbot gänzlich widerrufen werden. Ein Update aus unsicheren Gefügen.

Hintergrund: Eselhauthandel Ostafrika

Esel sind weltweit zu einem raren Gut geworden. Einer Population von etwa 50 Millionen steht eine Nachfrage von bis zu fünf Millionen Eselshäuten für die Ejiao-Produktion gegenüber. Welche Folgen der florierende Eselhauthandel insbesondere für die Tiere und Menschen in Ostafrika hat, lesen Sie in diesem Hintergrundbericht.

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An jedem Tag, der vergeht, wächst die Angst und Unsicherheit der Eselhalter*innen in Kenia. Denn nachdem ihr lauter Protest gegen den Betrieb der vier Esel-Schlachthäuser im Land im Februar endlich erhört wurde und der Kabinettssekretär vom Landwirtschaftsministerium, Peter Munya, ein Verbot ausrief, ist mittlerweile unklar, ob es dazu wirklich kommen wird.

Was genau bisher geschah:

Wir berichteten in der Vergangenheit bereits ausführlich (hier im Überblick https://welttierschutz.org/esel) über die Problematik hinter den vier Esel-Schlachthäusern in Kenia. Um der wachsenden Nachfrage nach Eselshaut für die traditionelle chinesische Medizin nachzukommen, haben die Betriebe im Akkord Esel geschlachtet und ihre Häute in den Export nach China gebracht. Die große Schlachtmenge von nahezu 800 Tieren pro Tag hatte schnell einen immens negativen Einfluss auf die Eselpopulation. Mit zunehmend sinkender Anzahl von Tieren, die auf legalem Wege für die Schlachtung erworben werden konnten, wuchs der Wert jedes einzelnen Tieres. Um trotzdem der hohen Nachfrage gerecht zu werden, entstand ein illegales Geschäft: Seit 2016 überschlagen sich die Meldungen, dass Esel aus abgelegenen Dörfern in Kenia aber auch in Nachbarstaaten wie Tansania und Äthiopien gestohlen werden. Dort stehen die Tiere den vor allem von Armut geplagten Menschen als treue Helfer zur Seite.

Nicht zuletzt unsere sozio-ökonomische Studie, haben wir die fatalen die Auswirkungen des Handels auf die Leben der Eselhalter*innen untersucht. Dass der Handel mit Eselshaut für die Tiere mit immensem Leid einhergeht, belegte auch unsere Dokumentation in den Schlachtbetrieben.

Nachdem sich über Monate ein immer größerer Protest in der Bevölkerung entwickelte, meldete sich dann im Februar 2020 endlich der Kabinettssekretär des Landwirtschaftsministeriums, Peter Munya, erst seit Januar 2020 im Amt, zu Wort: Mit sofortiger Wirkung entzog er den vier Betrieben die einst erteilte Schlacht- und Exportgenehmigung von und für Esel (https://twitter.com/citizentvkenya/status/1276589361711271936). Im April setzte er dies durch die Veröffentlichung in der nationalen Gazette Kenias durch.

Doch während Eselhalter*innen und Tierschützer*innen wie Sie und wir diese symbolträchtige Entscheidung zunächst zum Anlass nahmen, endlich aufzuatmen, ging stellvertretend einer der Betreiber bereits in Widerspruch. Er zog vor Gericht und erwirkte erfolgreich einen „stay order“ (zu Deutsch: eine einstweilige Verfügung) für den Fortbestand . Dadurch haben diese eine zeitlich begrenzte Genehmigung, die ihnen den Betrieb der Schlachthäuser gestattet. Theoretisch könnten sie bis zur Frist der Verfügung – dem 31. Juli – ungehindert agieren.

Doch praktisch hat das Landwirtschaftsministerium, dem auch die Veterinärdienste unterstellt sind, mit seiner Entscheidung im Mai die zuvor dort eingesetzten Fleischinspektoren aus den Betrieben entzogen. Und in Kenia gilt: Ohne Anwesenheit einer staatlichen Aufsichtsperson darf nicht geschlachtet werden.

Was jetzt zu erwarten ist:

Peter Munya sprach zuletzt am 26. Juni öffentlichkeitswirksam vor Eselhalter*innen, dass er sicherstellen werde, dass die Esel-Schlachthäuser so lange geschlossen blieben, bis sich die Anzahl der Esel in Kenia wieder verdoppelt habe (https://twitter.com/DrDennoKarim/status/1276505980113731586/photo/1 und https://www.bana.co.ke/2020/06/donkey-slaughter-ban-continues-until.html?m=1). Doch es gilt jetzt, dass er auf das Anliegen vom Obersten Gericht in Kenia reagiert. Er muss sich bis zum Ende der Frist der einstweiligen Verfügung – dem 31. Juli – zum Widerspruch des Esel-Schlachthausbetreibers äußern.

Tut er dies nicht, ist zu erwarten, dass der Betreiber vor Gericht zieht, um die nächsten Schritte einzuleiten. Mögliche Handlungen des Gerichts könnten sein…

  • eine Verlängerung der einstweiligen Verfügung, die den Esel-Schlachthäusern bis zu einer neuen Frist den Betrieb erlaubt,
  • eine gerichtliche Anhörung aller Verantwortlichen (von Seiten der Schlachthäuser und des Landwirtschaftsministeriums) oder
  • der ausdrückliche Widerruf des vom Landwirtschaftsministerium ausgesprochenen Verbotes, also faktisch eine offiziell wieder geltende Erlaubnis zum Schlachten und Exportieren von Eseln für die vier Esel-Schlachthäuser.

Der Betreiber eines der Esel-Schlachthäuser scheint derweil die Vorbereitungen zu treffen, um alsbald ungehindert die Schlachtungen wiederaufnehmen zu können: So kaufte er in den vergangenen Wochen laufend Esel an. Aktuell befinden sich auf dem Außengelände des Schlachthauses nahezu 300 Tiere, deren Zukunft ungewiss ist.

Was wir tun:

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, seien Sie versichert, dass sich auch für uns die Tage bis zur finalen Entscheidung endlos lang anfühlen. Doch zum aktuellen Zeitpunkt kann nur die ausstehende (Nicht-) Reaktion des Landwirtschaftsministeriums über den weiteren Verlauf und die Zukunft hunderter Eselleben entscheiden.

Wir tun, was trotz internationaler Einschränkungen angesichts der Coronakrise möglich ist, um unsere Arbeit zum Schutz der Esel in Ostafrika fortzuführen – unabhängig von der ausstehenden Entscheidung, wird unser Einsatz weitergehen.

Wir halten Sie auf dem Laufenden.

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