Nutztiere in Ruanda 

Trainings für Landwirt*innen

In vielen Regionen Ruandas sind die Menschen auf ihre Nutztiere angewiesen, es fehlt ihnen aber das Wissen um die Bedürfnisse der Tiere. © Welttierschutzgesellschaft e.V.

Im ostafrikanischen Ruanda sind Landwirtschaft und Viehzucht die Schlüsselsektoren: Sie bieten Beschäftigung für über 80 % der Menschen und decken 90 % des Nahrungsmittelbedarfs des Landes. Doch vielen der so essenziell bedeutenden Tieren fehlt es an grundlegender Versorgung: Mangelhafte Fütterungs- und Haltungsbedingungen sowie Krankheiten, die unbehandelt bleiben und sich unter den Tieren ausbreiten, sind Ursache für immenses Tierleid. Vielerorts liegt dies an der unzureichenden tiermedizinischen Versorgung sowie dem fehlenden Bewusstsein der Halter*innen für die Bedürfnisse ihrer Tiere, aber auch an der großen Armut unter den Menschen, denen die Mittel für die tiergerechte Versorgung fehlen.  

Gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung und der lokalen Organisation Ruanda Animal Welfare Organization (RAWO) sensibilisieren wir im Rahmen des Programms „Tierwohl in der EntwicklungszusammenarbeitLandwirt*innen hinsichtlich der Bedürfnisse und des Wohlergehens ihrer Tiere und schaffen so eine langfristige Verbesserung des Tierwohls. Unser Ziel ist es, das Wohl der Tiere langfristig zu stärken, indem die Halter*innen den Zusammenhang zwischen verbesserter Tiergesundheit und höherer Produktivität verinnerlichen. 

Ruanda

Ruanda ist Heimat von 14 Millionen Menschen – es gilt als das am dichtesten bevölkerte Land Afrikas (Vgl. auf gleicher Landgröße in Mecklenburg-Vorpommern leben 1,6 Mio. Menschen). Gleichzeitig zählt Ruanda zu den ärmsten Ländern der Welt – fast die Hälfte der Menschen leben in extremer Armut, mehr als jeder Dritte ist unterernährt. Ruanda ist als „Land der tausend Hügel“ bekannt und weist durch satte Böden und gute klimatische Verhältnisse optimale Bedingungen für den Anbau von Nahrungsmitteln auf – mehr als 75% der Menschen sind in der Landwirtschaft tätig. Für den Großteil besteht der Hauptgrund für die Landwirtschaft in der Selbstversorgung, denn für mehr reiche es nicht. Fast drei Viertel sichern dabei ihr Überleben unmittelbar nur noch durch den Einsatz von Tieren. 

Im Einsatz für die Tiere

  • Projektlaufzeit: seit 2021
  • Projektpartner: Ruanda Animal Welfare Organization (RAWO)
  • Aktivitäten: Trainingsfür Tierhalter*innen
  • Ziel: Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit stärken

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Weitere Informationen

Einer der Gründe, warum gerade in Ruanda so viele Menschen die Haltung von Rindern betreiben, ist das Programm „Eine Kuh pro Familie“ oder „Girinka“ in Kinyarwanda der Landessprache von Ruanda. Unter diesem Titel baute die ruandische Regierung ein Programm auf – mit dem Ziel, den Hunger und die Armut im Land durch die Schenkung von Kühen nachhaltig zu verringern. Seit dem Jahr 2006 werden dafür 3.000 trächtige Kühe pro Monat an besonders von Armut betroffene Familien des Landes verschenkt. 

Der Plan: Die Kuh wird in der Obhut der neuen Halter*innen ein Kalb gebären. Die Familie wird dann beide Tiere so lange umsorgen und bereits durch die Milch begünstigt, bis das gesunde Kalb von der Mutter getrennt und weiterverschenkt werden kann. Die Kuh wird dann erneut befruchtet. Ab dem zweiten Kalb dürfen die Familien selbst über den Verbleib entscheiden und sich – so die Ideal-Vorstellung – langfristig mit der Rinderhaltung und Milchproduktion sogar ein Einkommen generieren.  

Ähnliche Projekte gibt es auch seitens Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit. Ziel jener Aktivitäten ist es, dass die Menschen mit Hilfe der Tiere als Nahrungsmittellieferanten oder Transportmittel ein Einkommen generieren können. Doch die Realität sieht anders aus, wenn das Tierwohl nicht gedacht wird: Beschenkt mit einem Lebewesen, auf das sie alle Hoffnung setzen, ist ihnen nicht nachhaltig geholfen. 

So stellt sich ein nicht enden wollender Kreislauf dar, dem stetig die Hauptdarsteller – die eingesetzten Tiere – zum Opfer fallen. Wenngleich die Problematik bekannt ist, laufen Programme dieser Art weiter und werden von anderen Ländern und Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit kopiert, um der vielerorts zunehmenden Armut und drohenden Hungerkrise zu begegnen.  

© Wiebke Plasse – WTG e.V.

Das offensichtliche Problem: Tierwohl wird nicht mitgedacht – und das gilt nicht nur für das Programm Girinka in Ruanda. Es sind auch Ziegen, Hühner, Schweine und Schafe, deren Einsatz beispielsweise durch die Vergabe von Kleinkrediten in den Ländern gefördert und beworben wird, um Menschen einen Weg aus der Armut und Hunger zu bieten; ohne Tierwohl-Maßnahmen. 

FÖrdermitglied werden

5 Euro
im Monat

sichern 25 Tieren die wichtige Tetanusimpfung.

45 Euro

versorgen die Tiere einer Farm mit zusätzlichem Futter und grundlegenden Medikamenten wie beispielweise Anti-Parasitika ein Jahr lang.

Das Programm “Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit”

Gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung setzen wir uns dafür ein, dass das Wohl von Nutztieren in Projekten (auch deutscher) Humanhilfeorganisationen stärkere Beachtung findet. Denn in vielen solcher Projekte der Entwicklungszusammenarbeit werden Nutztiere gezielt eingesetzt, um Menschen einen Ausweg aus der Armut zu bieten. Das Wohl der Tiere findet dabei bisher aber kaum Beachtung, wenngleich es für Mensch und Tier gleichermaßen grundlegend ist. 

In Ruanda gehen wir mit gutem Beispiel voran und schulen Farmer*innen zusammen mit unseren Partnern der Organisation Ruanda Animal Welfare Organization (RAWO) zum tiergerechten Umgang mit Rindern und anderen Nutztieren. Unser Ziel ist es, das Wohl der Tiere langfristig zu stärken, in dem die Halter*innen den Zusammenhang zwischen verbesserter Tiergesundheit und höherer Produktivität verinnerlichen. 

Mehr Infos: https://welttierschutz.org/programm-tierwohl-in-der-entwicklungszusammenarbeit/

Mit Tierschutztrainings zu mehr Tierwohl

Mit Tierschutztrainings für lokale Tierhalter*innen gehen wir das Problem an. Als Grundlage für die Workshops wurde zunächst umfangreiches Trainingsmaterial entwickelt, das an das Vorwissen der Farmer*innen anknüpft und auf die lokalen Besonderheiten und Tierschutzprobleme zugeschnitten ist. Im Rahmen der Trainings erhalten die Tierhalter*innen wertvolles Wissen und praktische Kenntnisse, wie sie sich selbst um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Tiere kümmern können, zum Beispiel was sie bei der Vergabe von Medikamenten oder der täglichen Ernährung ihrer Tiere beachten müssen, damit diese gesund und leistungsfähig bleiben. Es wird erreicht, dass Tiere und ihre Halter*innen nachhaltig zusammenleben und auch langfristig voneinander profitieren können. 

An der Seite von Dr. Jean Claude Masengesho, dem Leiter unserer Partnerorganisation Rwanda Animal Welfare Organization (RAWO), waren wir 2022 am Fuße einer der acht Virunga-Vulkane nahe der Grenze zum Kongo im Einsatz. Über hügelige Straßen ging es zum Teil mit dem Auto, später kilometerweit nur noch zu Fuß bergauf: Ziel dieser Etappe ist es, Tierhalter*innen direkt in ihren Dörfern zu besuchen – eine der Routine-Aufgaben von Jean-Claude. Wir gehen dafür von Haustür zu Haustür – immer mit denselben Fragen an die Tierhalter*innen. Mehr dazu lesen Sie im umfangreichen Reisebericht aus Ruanda: https://welttierschutz.org/reisebericht-uganda-ruanda/

Viele Halter*innen lernen durch unsere Trainings zum ersten Mal die Bedürfnisse ihrer Tiere kennen © Ruanda Animal Welfare Organization

Im Rahmen des Pilotprojektes in 15 Regionen des Distrikts Musanze konnten von 2021 bis 2023 in 40 Trainings bereits mehr als 1.700 Tierhalter*innen zu Tierschutzthemen geschult werden.

Um die gewonnenen Erkenntnisse aus dem Erfolgsprojekt auch anderen Organisationen zur Verfügung zu stellen, erläuterten unsere Partner der RAWO im Anschluss an das Pilotprojekt das Vorgehen und ihre Erfahrungen im Rahmen einer Online-Seminarreihe, die die Welttierschutzstiftung mit unserer Unterstützung anbietet. Die Reihe „How to Animal Welfare“ (Deutsch: “So geht Tierschutz”) erreichte bereits über 200 lokale und internationale Mitarbeitende von Nichtregierungsorganisationen. 

Das Projekt wurde von einem intensiven Monitoring, also der systematischen Beobachtung durch Datenerhebungen, begleitet. Dies dient dazu, Erkenntnisse frühzeitig zu nutzen und die Workshops, wenn nötig, anpassen zu können. Nach den Trainings wurden 36 zufällig ausgewählte Teilnehmer*innen zweimal befragt. Die Farmer*innen sollten ihre Eindrücke und Erfahrungen teilen, inwiefern sie die während der Schulung erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten in ihrer täglichen Praxis als Tierhalter*innen nun anwenden. Die darauffolgende Auswertung zeigte, dass sich durch die Trainings nicht nur die tägliche Pflege, sondern auch die Mensch-Tier-Beziehung verbessert hatte, die Landwirt*innen das Wohlergehen ihrer Tiere besser im Blick hatten und das Tierwohl als einen wichtigen Faktor für die Tiergesundheit und die Tierproduktion erachteten.  

Auch das persönliche Feedback der Farmer*innen lässt Hoffnung für die Tiere und Menschen in Ruanda schöpfen. Einer der geschulten Farmer*innen berichtet: 

„Dank der Schulung weiß ich jetzt, wie ich mich besser um die Gesundheit meiner Tiere kümmern kann. Ich nutze die lokalen tiermedizinischen Dienste, wenn meine Tiere gesundheitliche Probleme durch Wurmbefall oder verunreinigte Nahrung haben. Wenn ich meinen Tieren Medikamente gebe, dann nur mit einem Rezept des Tierarztes. Außerdem achte ich darauf, sie alle zwei Monate gegen Parasiten zu behandeln. Dieses Wissen hat einen großen Unterschied darin gemacht, wie gut es den Tieren auf meiner Farm geht.“ 

Wir wollen im nächsten Schritt den Austausch und die Zusammenarbeit mit der Regierung Ruandas verstärken: Unsere Partnerorganisation RAWO organisiert dafür Treffen mit Vertreter*innen des Landwirtschaftsministeriums (MINAGRI), des „Rwanda Agriculture and Animal Resources Development Board“ (RAB) sowie Projektmanager*innen von NGOs, die in ihren Projekten mit Tieren arbeiten. Der Austausch soll unter anderem helfen, die Anwendung der Leitlinien für Tierwohl in entsprechenden Projekten auf allen Ebenen – in der Regierung, bei NGOs und an Universitäten – voranzutreiben. Zudem fördern wir einen Workshop mit den verschiedenen Stakeholdern zu diesem Thema. 

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, das Wohl von Tier und Mensch ist unmittelbar miteinander verknüpft. Bitte unterstützen Sie Tierschutzarbeit wie in Ruanda und ermöglichen Sie eine Zukunft, in der Tierwohl als Teil der Lösung anerkannt wird! 

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E-Mail: wpl@welttierschutz.org

Welttierschutzgesellschaft e.V.
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