Kampagne: #TiereMitdenken!

Mit unserer Kampagne „Tiere Mitdenken“ wollen wir bewirken, dass Tiere und ihr Wohl in den Maßnahmen zur Ernährungssicherung Berücksichtigung finden!

Als Folge von Klimakrise, Corona-Pandemie und Krieg gegen die Ukraine leiden immer mehr Menschen unter Hunger. Nach Angaben von Welthungerhilfe und dem UN-Ernährungsprogramm sind 193 Millionen Menschen akut betroffen, weit mehr als 800 Millionen Menschen weltweit sind davon bedroht – das sind mehr als 10 Prozent der Weltbevölkerung. In Reaktion wurde jetzt unter der Führung Deutschlands und mit Beteiligung der Weltbank das „Bündnis für globale Ernährungssicherheit“ gegründet, in dessen Rahmen eine koordinierte und wirksame Antwort der westlichen Industrienationen (G7) auf die dramatisch verschärfte globale Hungerkrise gefunden werden soll. Das Bündnis und Deutschlands Präsidentschaft der G7 ist jetzt DIE Chance, Tiere endlich mitzudenken: Denn ihrem Wohl wird in der Ernährungssicherung bisher kaum Beachtung geschenkt, obwohl beide – Menschen wie Tiere – gleichermaßen leiden.

 

 

Ziel des neuen Bündnisses zur globalen Ernährungssicherheit des Bundesentwicklungsministeriums im Zusammenschluss mit Regierungen und Vertreterinnen und Vertretern aus Organisationen und Zivilgesellschaft ist es, „die diplomatische Arbeit für Getreideausfuhren aus der Ukraine zu unterstützen, humanitäre Hilfe zu stärken und einen langfristigen Ansatz zur Überwindung der Krise zu entwickeln. Es geht um einen abgestimmten, wirksamen Einsatz und eine nachhaltige Ausrichtung der Hilfen“, so eine Pressemitteilung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung am 24. Juni 2022, und dabei ginge es nicht mehr nur darum, sich auf kurzfristige Maßnahmen zu konzentrieren, sondern auch mittel- und langfristige Maßnahmen zu gestalten. So wollen die G7 auch die Selbstversorgung und die Unabhängigkeit der Entwicklungsländer vom Weltmarkt fördern, wie sie zuletzt auch im Rahmen des G7-Gipfels in Elmau bekanntgaben.

Und auch Landwirtschaftsminister Cem Özdemir will Kleinbäuerinnen und Kleinbauern bei der Bewältigung der Krise helfen.

All das sind wichtige und richtige Vorhaben, doch fest steht auch: Nachhaltige Selbstversorgung geht oftmals unmittelbar mit dem Einsatz von Tieren einher. Es muss deshalb gelten, dem Wohl der Tiere grundlegend Rechnung zu tragen.

Denn insbesondere Nutztiere, die als Teil der Maßnahmen zur Ernährungssicherung der Menschen eingesetzt werden, müssen trotz der zunehmend extremen Bedingungen (Unterernährung, Dehydrierung, Krankheiten) Leistungen erbringen, zu denen sie unter den gegebenen Umständen kaum in der Lage sind. Das ist nicht hinnehmbar!

Dringlichkeit globaler Ernährungssicherheit wird einmal mehr deutlich

Mit Beginn des Krieges gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 ist die ohnehin fragile Weltlage weiter ins Wanken geraten. Nicht nur die globale Sicherheit, sondern auch die Ernährungssicherheit sind in Gefahr – unter anderem in Teilen Afrikas und dem Nahen Osten drohen Nahrungsmittelkrisen und schwere Hungersnöte, urteilt die UN-Ernährungsorganisation FAO.
Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) berichtet schon jetzt von weltweit 345 Millionen Menschen, die unter akutem Hunger leiden oder davon bedroht sind – 200 Millionen mehr als noch vor zwei Jahren.

Die Situation ist bedrückend.

Hintergrund: Die Ukraine gilt als Kornkammer Europas. Viele Länder sind auf die normalerweise günstigen Importe von Weizen und Mais zur Herstellung von Nahrungsmitteln wie Brot, aber auch Tierfuttermitteln angewiesen, die jedoch derzeit von Russland blockiert werden. Auch Russland selbst ist entscheidender Exporteur von Rohstoffen wie Weizen und Öl, die aber in Folge der Sanktionen stark eingeschränkt sind. Indiens Weizen-Exportstopp verschärft die Lage zusätzlich.

Der Getreidepreis auf dem Weltmarkt ist bereits im März 2022 laut Index der UN-Ernährungsorganisation FAO um rund 17 Prozent im Vergleich zum Februar 2022 gestiegen. Noch größer war die Verteuerung bei Mais sowie bei für die Nahrungsmittelproduktion und den -transport essentiellen Ressourcen wie Düngemittel und Benzin.

Das ist auch eine unmittelbare Gefahr für den Tierschutz

Laut Weltbank leben 80 Prozent der von Armut betroffenen Menschen weltweit in ländlichen Gebieten, in denen Landwirtschaft als wichtigste Einnahmequelle dient. Viele der jetzt so stark von Armut und Hunger betroffenen Kleinbäuer*innen versorgen sich nur mit der Hilfe ihrer Tiere. Laut der Ernährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind Nutztiere für mehr als die Hälfte der von extremer Armut betroffenen Menschen im Globalen Süden essentiell. Für die leidgeplagten Menschen ist in ihrer großen, existenziellen Not die Umsetzung einer tiergerechten Versorgung und die Sicherstellung von Tierwohl ohnehin schwer zu leisten.  

Neben den dargelegten Folgen des Krieges bedingen zudem weitere Krisen und Ereignisse die Lebenssituation der Menschen – und stellen somit zusätzliche Gefahren auch für die Tiere dar:

  • So sind bereits seit 2020 infolge der Corona-Pandemie – der größten globalen Gesundheitskrise seit Jahrzehnten – zahlreiche Länder weltweit zunehmend mit den Auswirkungen von Rezession, der Unterbrechung von Lieferketten sowie Preisschocks bei Rohstoffen und Nahrungsmitteln konfrontiert. Einigerorts kommen Einbrüche im Tourismus sowie im internationalen Handel mit Gütern und Dienstleistungen hinzu. Sich verschärfende Armut und Hunger sind die unmittelbaren Folgen. Aus Erfahrung unserer Einsatzgebiete in Schwellen- und Entwicklungsländern wissen wir von der Welttierschutzgesellschaft:
  • Dort, wo Menschen kaum genug für sich selbst haben, spüren auch die Tiere die extremen Lebensbedingungen. Zudem sind Millionen Menschen weltweit zunehmend von Extremwetter-Ereignisse wie Dürren und Starkregen als Folgen der Klimakrise betroffen, darunter zahlreiche Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, die mit der Hilfe ihrer Tiere – Esel und Rinder, Schafe, Ziegen und Hühner – Landwirtschaft zur Selbstversorgung betreiben. Werden ihre Ernten zerstört, bleibt den Menschen nur der Ankauf von Nahrungs- und Futtermitteln, um sich selbst und die Tiere zu versorgen. Doch viele Menschen können sich dies nicht oder nur in geringem Maße leisten. Zusätzliche Preissteigerungen stellen dabei eine weitere akute und lebensbedrohliche Gefahr dar. 

Die Versorgung der Tiere steht muss sichergestellt werden

Wir als Welttierschutzgesellschaft arbeiten in einer Vielzahl weltweiter Projekte in Schwellen- und Entwicklungsländern für die Verbesserung des Tierwohls – und erleben tagtäglich die sich verschärfende Situation. 

Im Rahmen einer Umfrage haben wir unsere Partnerorganisationen im Mai 2022 gefragt, wie sich die internationalen Krisen auf die Situation der Menschen und Tiere sowie ganz konkret auf die Tierschutzarbeit bereits jetzt vor Ort auswirken. Anhand der Rückmeldungen - sei es aus Malawi, Südafrika oder Indien - wird übereinstimmend deutlich, wie sich Krieg, Pandemie und Klimakrise unmittelbar niederschlagen:

Hier geht es zu den Ergebnissen der Umfrage (bitte ausklappen)

„Außer einiger Grundnahrungsmittel, die von Kleinbauern angebaut werden, importiert Malawi alles. In den letzten Monaten hat der Kraftstoffpreis für Benzin um 48 % und bei Diesel um 56 % zugenommen. Ein Anstieg der Kraftstoffpreise bedeutet einen Preisanstieg für jedes Produkt in Malawi, da es importiert und durch das Land transportiert werden muss“,

erläutern unsere Partner der Lilongwe Society for the Protection of Animals (LSPCA) in Malawi. Das betrifft auch den tiermedizinischen Bedarf an Medikamenten und sonstigem Equipment.

Ähnliche Berichte erhalten wir von unserem Partner in Kenia:

„Die Kosten für Futtermittel und Tierarzneimittel sind in Kenia gestiegen, und zwar aufgrund der höheren Transport- und Produktionskosten im Zusammenhang mit den gestiegenen Energiekosten. Und auch wegen des Mangels an Futtermittelrohstoffen, von denen viele aus der Ukraine kommen.“

Darüber hinaus erreichen uns aus Uganda, wo Düngemittelimporte aus Russland und der Ukraine in der Landwirtschaft in großen Mengen zum Einsatz kommen, besorgniserregende Prognosen: Steigende Kosten oder nahezu ausgefallene Lieferungen bereiten, insbesondere in Verbindung mit der anhaltenden Dürre, große Sorgen:

„Die steigenden Düngemittelkosten in Uganda werden voraussichtlich schwerwiegende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Preise von Nahrungsmitteln haben. In Verbindung mit den erwarteten unterdurchschnittlichen Regenfällen wird sich dies dann wahrscheinlich auf die Getreideproduktion und die Verfügbarkeit von Grundnahrungsmitteln auf den Märkten auswirken und letztendlich zu einem Anstieg der Getreidepreise führen, wie wir ihn jetzt bereits erleben.“

Und auch im äußersten Süden des afrikanischen Kontinents, wo wir gemeinsam mit der Cape of Good Hope SPCA  in den Townships Kapstadts Tierhalter*innen dabei unterstützen, die Versorgung ihrer Tiere zu optimieren, führen die aktuellen globalen Ereignisse zu  akuten Belastungen – und haben mitunter weitreichende strukturelle Folgen.

„Sowohl globale als auch lokale Ereignisse haben Auswirkungen auf die normalen Menschen in Südafrika, wobei die ohnehin schon angeschlagenen, gefährdeten und am stärksten marginalisierten Gemeinschaften noch stärker betroffen sind. Menschen, die früher zur Mittelschicht gehörten, rutschen nun schneller unterhalb die Armutsgrenze, da das monatlich verfügbare Einkommen schrumpft.“

Auch in anderen Teilen der Welt steigt die Sorge unserer Partner, beispielsweise im ostindischen Odisha:

„Die Treibstoffpreise in Indien sind gestiegen, was sich direkt auf unsere Tierschutzarbeit auswirkt. Auch die Kosten für Tierarzneimittel sind seit dem letzten Monat gestiegen, ebenso wie andere Kosten, beispielsweise für Lebensmittel.“

Tierwohl als Teil der Lösung!

Es muss gelten, auch dem Wohl der Tiere als fühlende Wesen die grundlegende Bedeutung beizumessen.

Wir fordern:

Tiere müssen in der Planung der Maßnahmen zur Ernährungssicherung mitgedacht werden. Es soll sichergestellt werden, dass Tiere überall dort, wo sie zum Zweck der Ernährungssicherung eingesetzt werden, …

  • als fühlende Wesen wahrgenommen und respektvoll behandelt werden.
  • entsprechend ihrer Bedürfnisse gehalten und gefüttert werden.
  • den Zugang einer regelmäßigen tiermedizinischen Versorgung erfahren und Vorsorge erhalten, um Krankheiten und deren Verbreitung vorzubeugen.

Zudem müssen …

  • Tierhalter*innen in der Tierhaltung geschult werden sowie
  • aufgrund der klimatischen Veränderungen Systeme zum nachhaltigen Ressourcenmanagement wie Futterproduktion und -lagerung sowie Wasserversorgung gefördert werden.

Alle Maßnahmen müssen durch Kontrollen zur Bewertung des Tierwohls überprüft und bei Notwendigkeit korrigiert werden.

Anleitung, wie das funktionieren kann, liefern die „Leitlinien für Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit“ (englisch „Guidelines for Animal Welfare in Development Cooperation“), die von der Welttierschutzstiftung im Rahmen unseres gemeinsamen Programmes ausgearbeitet wurden.

Mit einer Petition richten wir diese Forderungen an die Entwicklungsministerin Schulze und Landwirtschaftsminister Özdemir

Bitte unterzeichnen Sie die Petition

Jetzt Petition unterzeichnen!

Fordern Sie mit uns Bundesentwicklungsministerin Schulze und -landwirtschaftsminister Özdemir auf: "Denken Sie Tierwohl in den Maßnahmen zur Ernährungssicherung mit – denn Tiere sind Teil der Lösung!"

Jetzt unterschreiben!

Bitte helfen Sie mit, dass Tiere in ihrer Bedeutung der Ernährungssicherung erkannt und ihr Wohl berücksichtigt wird! Unterzeichnen Sie unsere Petition und teilen Sie diese mit so vielen Menschen wie möglich!

Auch hilft uns jede Spende, den wertvollen Einsatz zur Stärkung des Tierwohles im Rahmen unserer Projekt- und Kampagnenarbeit zu leisten. 

Herzlichen Dank.

Jede Spende zählt!

Tiere retten Leben. Stellen Sie mit uns sicher, dass wir auch für sie nachhaltige Hilfe leisten können.

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