Immer weiter, immer schwerer: Die Last der Esel in Ostafrika nimmt stetig zu. Wie wir den Tieren im Rahmen unserer Projekte und Programme helfen, zeigt der zurückliegende Einsatz einer mobilen Klinik in Uganda beispielhaft. Begleiten Sie die Erlebnisse anhand mitreißender Eindrücke hautnah mit!
Den ganzen Reisebericht unserer Leiterin Kommunikation zum Leben und Leiden der Tiere Ostafrikas lesen Sie hier:
Auf dem Rücken der Esel: Wo die Last besonders schwer wiegt

Hier in atemberaubender Kulisse und endloser Weite sollen sich heute nach und nach immer mehr Esel einfinden, denen wir im Rahmen einer mobilen Klinik Versorgung bieten können. Mit Hilfe der lokalen Regierung und Team-Mitgliedern unserer Partnerorganisation wird Wochen zuvor auf Tage wie diesen hingearbeitet – per „Word of Mouth“, also nur durch das Weitersagen von Mensch zu Mensch, wollen wir Esel-Halter*innen von einer tiermedizinischen Versorgung überzeugen. Viele müssen dafür lange Strecken auf sich nehmen – und doch: Es sind letztlich etwa 60 Menschen mit ihren 100 Eseln diesem Angebot gefolgt. Für viele der Tiere ist die Entscheidung ihrer Halter*innen lebensrettend:

Dieses Eselfohlen beispielsweise: Es ist unterernährt, von Parasiten übersäht. Mit Seilen um den zarten Körper stellt sein Halter sicher, dass es bei ihm bleibt – denn er braucht das Muttertier für die Lasten, die er tagein tagaus vom Feld ins Dorf bringt. Gemeinsam gehen die drei mehrmals am Tag den kilometerweiten Weg vom Dorf auf die höheren Ebenen des Berges, zehn Monate im Jahr, ganz gleich der Wetterbedingungen. Es ginge um die Ernährung seiner Familie.
Andere Esel werden mit Baumaterialien wie Steinen bepackt; zu schwer – denn weil der Weg lang und beschwerlich ist, müsse er sich lohnen. Ich beobachte immer wieder, wie die Menschen mit harten Stöckern mutwillig auf die Esel schlagen, die sich unter den schweren Lasten auf ihren Rücken kaum noch auf den Beinen halten können.

Ich erfahre zudem, dass Esel hier zunehmend auch gemietet werden, wenn sich jemand keinen eigenen leisten kann. Zwei Euro koste eine Strecke umgerechnet, sie sei sechs mal pro Tag buchbar. Zwölf Mal – rauf und runter – müssen die Esel also die schweren Lasten tagtäglich tragen. Ruhepausen zum Grasen und Trinken hätten sie nur während der Beladung und über Nacht.

Den Eseln ist die harte Arbeit schmerzlich anzusehen: Sie weisen Wunden auf. Zahlreiche solcher Verletzungen sind augenscheinlich unbehandelt geblieben.

Besonders sticht für mich dieser Esel hervor. Sein Körper ist von Wunden gezeichnet, er steht nur teilnahmslos da – grast nicht einmal. Als ich auf ihn zugehe, will er zunächst noch davonlaufen; doch er humpelt zu stark, sackt immer wieder ein. Dann fügt er sich seinem Schmerz und lässt sich auf den Boden fallen.

Wir nehmen ihm uns sofort an. Während die Tierärzt*innen unermüdlich behandeln, sitze ich bei ihm, halte den Kopf, streichle sanft über seine Stirn und spreche mit leiser Stimme: "Alles wird gut." Aber wird es das? Es ist, als spüre er zum ersten Mal Fürsorge und Zärtlichkeit. Was hat er für einen Leidensweg ertragen müssen, um jetzt hier wohl zum ersten Mal in seinem Leben eine tiermedizinische Versorgung zu erhalten?
Zunächst werden seine Wunden versorgt, die Hufe gereinigt, wobei klar wird: Der Esel hat in beiden Vorderhufen schwere Entzündungen. Jeder Gang bedeutete eine Höllenqual.

Rund um uns hat sich binnen der Behandlung eine Traube an Menschen gebildet. Es sind insbesondere Kinder, die gebannt bei jedem Schritt zuschauen – leise murmelnd kommentieren sie alle Handgriffe. Als die tiermedizinische Versorgung abgeschlossen ist und wir den geschwächten Esel wieder auf die Beine bringen wollen, setzt sich einer der Jungen noch neben mich. Vorsichtig schmiegt er sich gar an mich, streckt seine Hand zum Esel und streichelt dann sanft über die Stirn des Esels.
„So?“ fragt er vorsichtig und schaut mich dabei schüchtern an.
Ich habe Tränen in den Augen, zeigt mir dieser Moment doch, dass wir nicht nur durch tiermedizinische Versorgung Tierleben retten, sondern auch als Vorbilder für einen besseren Umgang mit den Tieren etwas bewegen.

Im Laufe des Tages werden die fast 100 Esel allumfassend versorgt: Sie erhalten ganz genau, was sie brauchen: Impfungen, Anti-Parasitika, Hufpflege – und sensible, eindringliche Gespräche mit den Halter*innen, damit es so weit wie jetzt nie wieder kommen muss. Mit lauter und deutlicher Stimme sagt David Balondemu dabei immer wieder:
-
„Esel sind unsere Freunde und Helfer.
Wir schlagen unsere Freunde nicht.
Wir überladen sie auch nicht mehr.
Wir sind hier, um euch zu sagen:
Esel sind fühlende Wesen, die Eurer Fürsorge bedürfen.“
Die Halter*innen hören interessiert zu. Sie überzeugt auch die Sorge: Denn nur ein gesundes Tier kann ihnen bei der Bewältigung des Alltages helfen – sie wissen, wie wichtig die Tiere für sie sind. Deshalb stoßen wir auch auf offene Ohren, wie sie ihre Tiere besser behandeln können, wie viel Beladung zu viel ist und wie oft sie ihnen zwingend Ruhepausen ermöglichen müssen.
Begleiten Sie weitere Aktivitäten des Tages in der Bilderstrecke:
Als wir uns dann kurz vor Einbruch der Dunkelheit auf den Rückweg machen, sind wir müde, aber schwer beeindruckt. Mir wird klar:
Mensch und Esel kamen als Fremde, doch sie gingen als Freunde – wir konnten den Bund dieser wichtigen Mensch-Tier-Beziehung knüpfen.
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, bitte helfen Sie uns dabei, mit Projekten und Programmen wie diesem nachhaltige Tierschutzarbeit zu leisten: Spenden Sie!
Jetzt den Eseln eine Zukunft schenken!
Schon mit 5 Euro im Monat stellen Sie sicher, dass laufend zehn Esel medikamentös behandelt werden können.
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