Abgeschlossen: Soforthilfe für gestrandete Esel in Tansania
Im Oktober 2021 wurde dem Esel-Schlachthaus in Shinyanga zum wiederholten Mal die Betriebslizenz entzogen und somit alle Aktivitäten untersagt – ein bedeutender Etappensieg im Kampf gegen den Eselhauthandel! Doch zunächst resultierte aus diesem Entschluss noch mehr Tierleid: Hunderte Esel, die sich bereits auf dem Transportweg zum Schlachthaus befanden, strandeten im ganzen Land und mussten unversorgt in sengender Hitze ausharren – besonders fatal angesichts der verheerenden Dürre. Der Wasser- und Futtermangel wurde lebensbedrohlich. Gemeinsam mit der Tanzania Animal Welfare Society (TAWESO) leisteten wir umgehend Hilfe in größter Not.
Es war ein uns leider wohlbekanntes Bild: Bereits im November 2020 strandeten rund 2.000 Esel, die ursprünglich für den Weiterverkauf an das Schlachthaus in Shinyanga bestimmt waren, in der Region. Dem Schlachthaus war auf staatliche Anordnung hin der Betreib untersagt worden, doch die Händler*innen wurden darüber nicht rechtzeitig informiert. Eine Versorgung der Tiere konnte kaum eine*r von ihnen sicherstellen.
Nach der erneuten Schließung im Oktober 2021 sichteten unsere Partner nun wieder an diversen, teils bis zu 600 Kilometer vom Schlachthaus entfernten Standorten, mehr als 1.000 weitestgehend unversorgte Esel. Sie alle waren augenscheinlich bereits geschwächt und harrten unter sengender Sonne der anhaltenden Trockenzeit ohne ausreichend Wasser und Futter aus. Neben der fehlenden Grundversorgung liefen die sich selbst überlassenen Tiere Gefahr, durch Angriffe von Raubtieren wie beispielsweise Hyänen oder durch Unfälle im Straßenverkehr getötet oder verletzt zu werden. Zudem befanden sich etwa 240 weitere Tiere in unmittelbarer Nähe zum Schlachthaus.
Nur schnelle Hilfe konnte ihre Leben retten
Aufgrund der enormen Anzahl der notleidenden Esel insbesondere in dieser schweren Dürrezeit nahmen wir uns unmittelbar den Tieren an und kümmerten uns dabei zunächst um die besonders schwachen Esel, deren Zustand bereits lebensbedrohlich war.
Insgesamt boten wir mehr als 700 Tieren die dringend benötigte Grundversorgung in Form von Futter, Wasser und stärkenden Mineralien – allein Futter in der Menge von 10.000 Kilogramm wurde binnen weniger Wochen bereitgestellt.
Daneben stellten wir auch eine tiermedizinische Versorgung der Tiere sicher: Nahezu 200 Tiere erhielten dringend notwendige tiermedizinische Behandlungen – vor allem von Verletzungen, die sie sich vermutlich durch den Transport auf überbeladenen Transportern zugezogen hatten. Zudem wurden präventive Behandlungen wie Wurmkuren und Behandlungen gegen parasitäre Infektionskrankheiten für insgesamt 357 Esel geleistet.
Vermittlung in fürsorgliche Hände
Bereits im Rahmen unserer Nothilfe für gestrandete Esel im November 2020 gelang mit Hilfe der von unseren Partnern gegründeten Eselhalter*innen-Vereinigung die Vermittlung zahlreicher Tiere in zuverlässige Hände, wo sie ein tiergerechtes und wohlverdientes Zuhause fanden. So auch in diesem Einsatz: Esel, die geschwächt, aber ansonsten in einer guten gesundheitlichen Verfassung waren, wurden mit stärkendem Futter versorgt und den Händler*innen ab- und an erfahrene Eselhalter*innen weiterverkauft. 225 Esel konnten auf diese Weise in verantwortungsvolle und fürsorgliche Hände – und weg von ihrem traurigen Schicksal der Schlachtung – gebracht werden. Bei den neuen Halter*innen handelt es zum Teil auch um Menschen, die in der Vergangenheit ihre Tiere durch Diebstahl verloren hatten oder aber durch finanzielle Nöte gezwungen waren, ihre Tiere zu verkaufen.
Sie werden auch weiter unterstützt, damit sie die Futterversorgung in Zeiten der anhaltenden Dürre sicherstellen können. Zudem verpflichten sich die Menschen, ihre Tiere nicht weiterzuverkaufen, sondern ihnen – durch Schulung unseres Teams wissend um tiergerechte Haltung und Versorgung – ein liebevolles Zuhause zu bieten.
Darüber hinaus kauften wir den Händler*innen alte, kranke und somit arbeitsunfähige Tiere ab, um diese in fürsorgliche Hände zu vermitteln. Diese Esel werden keinen Arbeitseinsatz mehr leisten müssen, sondern können in sicherer Obhut ihren Lebensabend genießen.
Um noch mehr Eseln aus ihrer Not zu helfen und sie zu einem neuen Zuhause zu vermitteln, wurden die Händler*innen zudem ermutigt, eigenständig Esel zu geringen Kosten an die ortsständische Bevölkerung zu verkaufen. Dabei bezogen wir die lokalen Autoritäten ein, die uns dabei unterstützten, ihre Gemeindemitglieder für den Kauf gestrandeter Esel zu begeistern.
Zudem leiteten wir die Menschen hinsichtlich der entsprechenden Pflege und Versorgung ihrer Tiere an und werden uns zukünftig im Rahmen von vor-Ort-Besuchen versichern, dass es den Tieren gut geht.
Unser Einsatz in Tansania schuf langfristige Lösungen für Tier und Mensch
Dass der Betrieb des Schlachthauses ausgesetzt ist und somit die Schlachtung von Eseln derzeit untersagt ist, bedeutet nicht, dass es den Betreiber*innen verboten ist, die noch vorliegenden großen Mengen an Eselprodukten wie Häute, Fleisch und Öl, die bereits produziert wurden, einzulagern – und sie eventuell zu einem späteren Zeitpunkt zu veräußern.
Um einem möglichen illegalen Handel und schlimmstenfalls auch fortschreitenden, dann illegalen Schlachtungen vorzubeugen, war es wichtig, die Menge der Produkte zu dokumentieren, um so etwaige Abweichungen von den für den Handel deklarierten zu erfassen. Ein Team, bestehend aus Mitarbeitenden unserer Partner, Tierschutzinspektor*innen, Fleischinspektor*innen, Tierwissenschaftler*innen und Polizeibeamt*innen, hatte dafür die vom Ministerium notwendige Autorisierung erhalten, um sich Zugang zum Schlachthofgelände zu verschaffen. Im Rahmen der einmonatigen Inventur wurden alle Bestände im Schlachthaus dokumentiert und in einem Bericht erfasst, der dem Ministerium dann als Grundlage für die Vergabe von Exportgenehmigungen und zur Überwachung der Handelsaktivitäten der Schlachthausbetreiber*innen dienen konnte.
Wie geht es weiter in Shinyanga?
Auslöser für den erneuten Entzug der Betriebslizenz waren Ergebnisse einer von der Regierung beauftragten Arbeitsgruppe, die unhaltbare Verstöße hinsichtlich des Tierschutzes sowie der Hygiene dokumentierten. Auch die Berichte unseres Partners, dessen Mitarbeitende im Rahmen unseres laufenden Projekts landesweit Märkte wie auch Schlachthäuser, und darunter auch das Eselschlachthaus in Shinyanga, besuchen – belegten immer wieder, dass der Umgang mit den Eseln auch nach der Wiedereröffnung gegen die geltenden Tierschutzgesetze verstieß.
Wir sind sehr erleichtert, dass die erneute Schließung längerfristiger anhalten dürfte: Denn die Wiedererteilung der Betriebslizenz ist dieses Mal an sehr strenge Auflagen wie beispielsweise die Einhaltung von Tierschutzstandards und eine streng festgelegte Populationsgröße von Eseln in Tansania gebunden. So wies das Landwirtschaftsministerium Mitte Januar 2022 darauf hin, dass die Zahl der Esel im Land auf mindestens 10 Millionen angestiegen sein müsse, bevor die Schlachtungen wiederaufgenommen werden dürfen. Aussagen der Regierung zufolge zählt Tansania 600.000 Tiere – es dürfte bei der geringen Fortpflanzungsrate der Tiere und zusätzlichen Herausforderungen wie wiederkehrenden Dürre also viele Jahre dauern, bis dieser Zeitpunkt erreicht ist.
Da sich dieser Richtwert von politischer Seite aber auch wieder ändern kann, beobachten wir gemeinsam mit unseren Partnern die Entwicklungen weiter intensiv und halten uns bereit, unsere laufenden Einsätze im Land jederzeit erneut um dringend notwendige Soforthilfen ausweiten zu können.
Doch nur dank des WTG-Nothilfefonds ist es uns möglich, diese schnelle Hilfe leisten zu können. Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, Ihre Unterstützung dessen ist unabdingbar: Bitte machen Sie Einsätze wie diesen möglich – mit Ihrer Spende!
Der WTG-Nothilfefonds: Schutz für die Helfer
Futter und Wasser, Fürsorge und eine tiermedizinische Versorgung – bereits mit einer Spende von 70 Euro für den WTG-Nothilfefonds stellen Sie eine Erste-Hilfe-Box zur Erstversorgung der Tiere sicher.
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