Denn Tierwohl ist Teil der Lösung

Tierwohl in die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung!

Im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung beschlossen und darin 17 konkrete Nachhaltigkeitsziele formuliert (auch bekannt als SDGs, was für „Sustainable Development Goals“ steht). Diese sollen bis zum Jahr 2030 in allen Mitgliedsstaaten erreicht worden sein. Einmal jährlich diskutieren die von den Staaten abgesandten Minister*innen im Rahmen des UN-Nachhaltigkeitsforums (kurz HLPF für „High Level Political Forum“) die Umsetzung.

Obwohl Tiere, ihre Gesundheit und ihr Schutz, eng mit dem Erreichen zahlreicher Ziele verbunden sind, fanden diese Themen bisher aber kaum Berücksichtigung. Wir setzen uns dafür ein, dass sich das ändert und Tierwohl als wichtige Komponente nachhaltiger Entwicklung erkannt wird.

1. Armut in jeder Form und überall beenden
2. Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern
3. Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
4. Inklusive, gerechte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten des lebenslangen Lernens für alle fördern
5. Geschlechtergerechtigkeit und Selbstbestimmung für alle Frauen und Mädchen erreichen
6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten
7. Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und zeitgemäßer Energie für alle sichern
8. Dauerhaftes, inklusives und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern
9. Eine belastbare Infrastruktur aufbauen, inklusive und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen
10. Ungleichheit innerhalb von und zwischen Staaten verringern
11. Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig machen
12. Für nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sorgen
13. Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen
14. Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen
15. Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodenverschlechterung stoppen und umkehren und den Biodiversitätsverlust stoppen
16. Friedliche und inklusive Gesellschaften im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und effektive, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen
17. Umsetzungsmittel stärken und die globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung wiederbeleben

Hintergrund: Die Agenda 2030

Das Kernstück der Agenda bildet ein Katalog mit 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (engl.: Sustainable Development Goals, SDGs). Diese 17 Nachhaltigkeitsziele berücksichtigen erstmals drei Dimensionen der Nachhaltigkeit – Soziales, Umwelt, Wirtschaft – gleichermaßen. Ihnen sind fünf Kernbotschaften als handlungsleitende Prinzipien vorangestellt: Mensch, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft. Die 2030-Agenda gilt für alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen. Entwicklungsländer, Schwellenländer und Industriestaaten: Alle müssen ihren Beitrag leisten. Sie sind deshalb dazu aufgefordert, über ihre Anstrengungen und Fortschritte zu berichten – nicht nur national, sondern auch einmal im Jahr bei einem politischen Forum der Vereinten Nationen (engl.: High Level Political Forum on Sustainable Development, HLPF). Das Thema Tierwohl findet in den Nachhaltigkeitszielen bisher keine Berücksichtigung, obwohl es eine Voraussetzung für erfolgreiche Entwicklungspolitik ist.

Ein Blick auf drei ausgewählte Nachhaltigkeitsziele macht deutlich: Tierwohl ist entscheidend

Bei der Bekämpfung von Armut (Nachhaltigkeitsziel #1) handelt es sich um die „größte globale Herausforderung“, die für eine nachhaltige Entwicklung unerlässlich ist, so die Formulierung der Minister*innen, in ihrem im Vorfeld des Forums 2021 bekanntgegebenen Erklärungsentwurf. Mit Blick auf zahlreiche Schwellen- und Entwicklungsländern zeigt sich der Zusammenhang zwischen Armutsbekämpfung, Hunger (Nachhaltigkeitsziel #2) und Bildung (Nachhaltigkeitsziel #4) sowie die zentrale Rolle der Tiere:  Rund zwei Drittel der von Armut betroffenen Menschen weltweit leben in ländlichen Gebieten, in denen Landwirtschaft als wichtigste Einnahmequelle dient – viele der Kleinbäuer*innen versorgen sich mit Hilfe ihrer Tiere.

Projekte der Entwicklungszusammenarbeit, auch aus Deutschland heraus, setzen weltweit deshalb Tiere wie Rinder, Hühner, Schafe und Ziegen ein, um Armut und Hunger zu bekämpfen. Doch sowohl den begünstigten Halter*innen als auch lokalen Tierärzt*innen fehlt oftmals grundlegendes Wissen (Nachhaltigkeitsziel #4) zum Thema Tierhaltung und -wohl, das sie für den richtigen Umgang mit und die Versorgung von den Tieren befähigen würde.

So werden die Tiere oft weder angemessen gehalten und ernährt, noch ausreichend tiermedizinisch versorgt. Viele Tiere sind unterernährt, dehydriert und krank. Zudem kommen häufig auch Nutztierrassen zum Einsatz, die nicht an die regionalen klimatischen Bedingungen angepasst sind. Sie leiden extrem unter der Hitze und sind sehr anfällig für lokale Krankheitserreger.

Die Gesundheit und die tiergerechte Haltung der eingesetzten Tiere als auch die Bildung der Halter*innen und Tierärzt*innen zum Thema Tierschutz sind aber unmittelbar mit dem Erfolg der Projekte verknüpft:

Kranke oder geschwächte Tiere können nicht wie vorgesehen eingesetzt werden, wodurch nicht zuletzt auch wirtschaftliche Verluste für die Menschen drohen. Auch können viele Krankheiten der Tiere auf Menschen übertragen werden (Zoonosen) und die Gesundheit der Menschen vor Ort gefährden. Tollwut, Tuberkulose, Salmonelleninfektionen und Hepatitis sind nur einige von zahlreichen Beispielen.

Um Lösungsansätze für eine globale Gesundheit zu schaffen, ist es notwendig, die Zusammenhänge zwischen der Gesundheit von Menschen, Tieren und Natur (One-Health-Konzept) zu betrachten und diese als gleichrangig zu behandeln. Wir als Welttierschutzgesellschaft setzen unseren Fokus auf die Stärkung der Gesundheit der Tiere, verstehen diese entsprechend aber in Wechselwirkung mit der Gesundheit von Menschen und der Umwelt.

Der Kerngedanke von „One Health“ (deutsch: Eine Gesundheit) ist, dass Menschen und andere Tiere den gleichen Planeten und die gleichen ökologischen Räume teilen und somit den gleichen ökologischen Herausforderungen und Problemen ausgesetzt sind. Während der One-Health-Ansatz bisher vor allem den Menschen in den Mittelpunkt stellte und die Gesundheit von Tieren nur in jenem Maße zählte, wie sie die Gesundheit des Menschen beeinflusst, werden in neueren Definitionen Menschen, Tiere und Ökosysteme als gleichrangige Akteure behandelt. Tiere werden dabei als Lebewesen mit einem eigenen Selbstwert erachtet. Im Gegensatz zu den früheren Auslegungen des Konzepts, die hauptsächlich darauf abzielten, die Übertragung von Infektionskrankheiten von Tier auf Mensch (sogenannte Zoonosen) zu verhindern, wird die Gesundheit von Tieren also gefördert, um diese als solche zu schützen.

Entsprechend lautet auch die Definition von One Health der vier hochrangigen UN-Organisationen – Weltgesundheitsorganisation (WHO), Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH, vormals OIE) sowie die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) und das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) aus dem Jahre 2021. One Health wird als „integrierter, vereinigender Ansatz“ verstanden, der die Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen nachhaltig verbessern und in die Balance bringen soll.

Mit dem Fokus auf dem Wohl der Tiere weltweit stellen wir als Welttierschutzgesellschaft die Gesundheit der Tiere in den Mittelpunkt unseres Handelns und betrachten diese nach dem One-Health-Ansatz in Abhängigkeit und Wechselwirkung mit der Gesundheit von Menschen und der Umwelt. Der Nutzen für den Menschen ist dabei ausdrücklich erwünscht und auch angestrebt.

Tierwohl ist wesentlich für die Gesundheit der Tiere

Dabei gilt für uns außerdem, dass Tiergesundheit nicht zwangsläufig das Gleiche wie Tierwohl bedeutet.
Tiere müssen nicht nur körperlich-medizinisch versorgt sein, sondern auch ihr arttypisches Verhalten ausleben können, eine artgerechte Ernährung sowie Schutz erhalten und keine Ängste erleben müssen. Es macht einen Unterschied, ob ein Tier bloß frei von Krankheiten ist oder ob insgesamt durch bessere Haltungsbedingungen für sein körperliches und psychisches Wohlsein gesorgt wird. Denn auch psychologische und verhaltensbiologische Faktoren beeinflussen das Wohlbefinden der Tiere.

Wir von der Welttierschutzgesellschaft setzen uns dafür ein, dass Tiergesundheit im Rahmen von „One Health“ umfassend gedacht wird.

Im Rahmen der Tierschutzarbeit der Welttierschutzgesellschaft heißt das: Ohne Tierwohl ist „One Health“ nicht denkbar. Ohne die gesamtgesundheitliche Herangehensweise, in der Tiere als fühlende Lebewesen erachtet werden, verliert das Konzept von One Health seine Sinnhaftigkeit.

Die international anerkannten „Fünf Freiheiten“ lassen Parameter ableiten, um das Wohlbefinden von Tieren zu beurteilen. Diese sind: Freiheit von Hunger, Durst und Fehlernährung, Freiheit von Unbehagen, Freiheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit, Freiheit von Angst und Leiden, Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens.

1. Freiheit von Hunger, Durst und Fehlernährung

Es wird sichergestellt, dass eingesetzte Tiere permanenten Zugang zu frischem Wasser und ausreichend tiergerechtem Futter erhalten. Die Gewährleistung des Tierwohls spiegelt sich wider in einem gesunden Körpergewicht, Körperfettanteil und Hydratationsstatus der Tiere. Bei der Auswahl der Nutztierrassen wird darauf geachtet, dass diese in der Region, in welcher sie eingesetzt werden, tiergerecht ernährt werden können.

2. Freiheit von Unbehagen

Eingesetzte Tiere werden geeignet untergebracht und verfügen über Ruhebereiche bzw. adäquate Liegeflächen und Unterstände, die Schutz vor der Witterung bieten. Wo es keine geeignete Unterbringung für die Tiere gibt, werden diese im Vorfeld geschaffen. Bei der Auswahl der Nutztierrassen wird zudem darauf geachtet, dass die Tiere an die lokalen klimatischen Bedingungen angepasst sind. Eine ungeeignete Unterbringung kann Krankheiten, Verletzungen und Stress zur Folge haben.

3. Freiheit von Schmerz, Verletzung und Krankheit

Durch Impfungen, Entwurmungen und die Einhaltung von Hygienestandards werden Krankheiten vorgebeugt. Verletzungen und Krankheiten werden fachgerecht tiermedizinisch versorgt. Den Tieren werden keine unnötigen Schmerzen zugefügt bzw. diese in Kauf genommen. Eine regelmäßige Kontrolle des Gesundheitszustandes wird durchgeführt und protokolliert. Eine gut organisierte Auswertung dieser Daten ist notwendig, um zukünftige, prophylaktische Maßnahmen planen zu können. Viele Krankheiten der Tiere können auch auf Menschen übertragen werden und die Gesundheit der Menschen vor Ort gefährden. Tuberkulose, Salmonelleninfektionen und Hepatitis sind nur einige von zahlreichen Beispielen.

4. Freiheit von Angst und Leiden

Entscheidend in der Vermeidung von unnötigem Leid ist eine gesunde Mensch-Tier-Beziehung. Durch ein gutes Management werden Angst und Stress vermieden. Menschen erhalten daher eine fundierte Ausbildung im Umgang mit den Tieren. Der tiergerechte Umgang wird regelmäßig überprüft, protokolliert und ausgewertet.

5. Freiheit zum Ausleben normalen Verhaltens

Tiere können sich tiergerecht verhalten, zum Beispiel durch ein ausreichendes Platzangebot und eine geeignete Sozialstruktur der gehaltenen Gruppen. Sie können sich ausreichend bewegen sowie das Bedürfnis, einem Reiz auszuweichen, ausleben. Wie bei den vorangegangenen Freiheiten ist auch hier die Sachkenntnis der Tierhalter im fachgerechten Umgang mit den Tieren entscheidend und wird regelmäßig überprüft, protokolliert und ausgewertet.

Die Welttierschutzgesellschaft setzt sich für die Beachtung der international anerkannten Fünf Freiheiten beim Umgang mit Tieren ein. Überall dort, wo Tiere eingesetzt werden, muss auch eine tiergerechte Versorgung gewährleistet sein.

Wir von der Welttierschutzgesellschaft fordern deshalb:

Überall dort, wo Tiere zur Ernährungssicherung eingesetzt werden, muss eine tiergerechte Versorgung gewährleistet sein. Beim Umgang mit Tieren sollten mindestens die international anerkannten „Fünf Freiheiten“ der Tiere zum Einsatz kommen. Die Förderung des Tierwohls hat einen doppelten Effekt: Zum einen verbessern Maßnahmen zur Stärkung des Tierwohls die Leben von Millionen Tieren, zum anderen sind die Menschen besser vor Armut und Hunger, aber auch vor Zoonosen geschützt. Diese Denkweise wünschen wir uns auch von Seiten der Vereinten Nationen und machen uns dafür auf unterschiedliche Weise stark

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, bitte helfen Sie mit, dass Tiere in ihrer Bedeutung der Ernährungssicherung erkannt und ihr Wohl berücksichtigt wird! Unterzeichnen Sie unsere Petition zur Kampagne #TiereMitdenken und teilen Sie diese mit so vielen Menschen wie möglich!

#TIereMitdenken

Jetzt Petition unterschreiben!

Dem Wohl der Tiere als fühlende Wesen muss in den Maßnahmen zur Ernährungssicherung die grundlegende Bedeutung beigemessen werden. 

Unser Einsatz für mehr Tierwohl in der Agenda 2030

Im Sommer 2017 richteten wir eine Petition an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und forderten dazu auf, den Tierwohlgedanken in die Agenda 2030 und somit in die Nachhaltigkeitsziele zu bringen. Die Forderung, die  innerhalb von nur drei Wochen von 40.000 Menschen unterstützt wurde, wurde dem Ministerium überreicht, das in einem Antwortschreiben darauf hinwies, sich für eine nachhaltige und umweltschonende Tierhaltung auf kleinbäuerlichen Betrieben in Entwicklungsländern einsetzen zu wollen.  Eingang in die Diskussionen der Vereinten Nationen fand das Thema Tierwohl aber in Folge trotzdem nicht.

Gemeinsam mit anderen internationalen Tier- und Artenschutzorganisationen engagieren wir uns seit 2018 im so genannten „Animal Issues Thematic Cluster“ (AITC, deutsch: Schwerpunktgruppe Tiere) für die Verankerung des Tierwohles in den Nachhaltigkeitszielen. Unser gemeinsames Ziel ist die Aufnahme der Pflege, des Schutzes und der Erhaltung von Tieren in der Agenda 2030.  

Als Schwerpunktgruppe für Tiere bilden wir als AITC eine Teilgruppe der übergeordneten „NGO Major Group“. Diese wurde wiederum von den Vereinten Nationen im Rahmen der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung angestoßen, um eine möglichst breite Öffentlichkeit bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele einzubeziehen. Sie bringt Bürger*innen und Vertreter*innen unterschiedlicher Vereine und Organisationen – darunter Abgesandte des AITC – zusammen.

Im AITC erarbeitete Positionspapiere und Vorschläge, Hintergründe sowie Fallstudien zu einzelnen Nachhaltigkeitszielen und ihrem Zusammenhang zum Tierwohl, werden dann sowohl an die NGO Major Group berichtet als auch im Rahmen von Veranstaltungen und beim jährlich stattfindenden UN-Nachhaltigkeitsforum unter den Vertreter*innen der teilnehmenden Länder bekannt gemacht.

Anlässlich des UN-Nachhaltigkeitsforums im Jahr 2019 wurde von Seiten des AITC die Broschüre „Animal Protection and Sustainable Development: An indivisible relationship” (zu Deutsch: Tierschutz und nachhaltige Entwicklung: eine untrennbare Beziehung) erarbeitet und die vielfältige Beziehung zwischen Tierschutz und nachhaltiger Entwicklung beleuchtet. Unser Beitrag zu dieser Publikation war eine Fallstudie zum Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT, einem Gemeinschaftsprojekt der Welttierschutzgesellschaft und Welttierschutzstiftung. Das Programm reiht sich in das Nachhaltigkeitsziel #4 – Hochwertige Bildung – ein, das auf dem Forum im Jahr 2019 im Fokus der Beratungen stand. In der Fallstudie verdeutlichten wir, dass eine nachhaltige Verbesserung der Bildungsangebote für angehendes und praktizierendes tierärztliches Personal die Lebensbedingungen für Tiere und Menschen deutlich steigert.

Gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung setzen wir uns außerdem seit 2019 im Rahmen des Programms Tierwohl in der Entwicklungszusammenarbeit dafür ein, dass Akteur*innen der Entwicklungszusammenarbeit in ihren Projekten das Tierwohl berücksichtigen. Wir sind dafür mit Vertreter*innen der Organisationen und der Politik in einem konstruktiven Austausch, leisten Wissenstransfer und bauen ein Netzwerk auf.  Langfristiges Ziel des Programms  ist ein Informationsportal, die Entwicklung von Tierwohl-Leitlinien für Akteur*innen der Entwicklungszusammenarbeit und gemeinsame Pilotprojekte für deren konkrete Anwendung.

Als Kern des AITC gilt das „Manifest der Tiere“ –  ein umfangreiches Positionspapier, das die Rolle der Tiere in den Nachhaltigkeitszielen und ihre Bedeutung im One-Health-Ansatz verdeutlicht. Im Zuge des zurückliegenden, durch die Corona-Pandemie geprägten Jahres verfasst, wurde auch hier der Bezug zu Zoonosen und ihrer Verhinderung hergestellt: „Das Manifest der Tiere – COVID-X verhindern“ wurde von mehr als 170 Nichtregierungsorganisationen mitentwickelt und unterzeichnet, darunter auch der Welttierschutzgesellschaft. In sechs Kapiteln wird darin ein wirklicher Wechsel im Denken und Handeln gefordert, der unter anderem durch Richtlinien und Maßnahmen zur Transformation landwirtschaftlicher Systeme, einem Ende der unnötigen Ausbeutung von Wildtieren und einem Fokus auf das Wohlergehen von Tieren in menschlichen Gemeinschaften eingeleitet werden muss.

Im Vorfeld des jährlich stattfindenden UN-Nachhaltigkeitsforum veröffentlicht die NGO Major Group stets ein Positionspapier zu den einzelnen, im Rahmen des anstehenden Forums zu behandelnden Zielen und formuliert Bedenken sowie Chancen – auch unter Berücksichtigung der Inhalte von Themengruppen wie dem AITC. Im Rahmen unserer Engagements konnte 2021 dabei die Relevanz der Tiere im Hinblick auf das Erreichen der jeweiligen Ziele stärker in den Fokus gerückt werden.

So wird beispielsweise bezüglich des Erreichens des Nachhaltigkeitszieles #1 – Armut in all ihren Formen und überall beenden – betont, dass die vorherrschende, intensive Form der Landwirtschaft transformiert werden muss, weil sie Kleinbäuerinnen und -bauern verdrängt, Gemeinschaften destabilisiert, Ökosysteme verschmutzt und durch hohe Besatzdichten von Tieren dazu beiträgt, das Risiko von Antibiotikaresistenzen und Zoonosen erhöht. Ebenso wird angeführt, dass die Behandlung von Tieren einen unbestreitbaren Einfluss auf die globale Fähigkeit hat, Nachhaltigkeitszieles # 3 – Gesundheit und Wohlergehen – zu erreichen.

Im Vorfeld des jährlichen UN-Nachhaltigkeitsforums formulieren auch die zuständigen Minister*innen der Länder gemeinsam einen Erklärungsentwurf hinsichtlich der zu erreichenden Ziele. 2021 steht im Fokus der Erklärung, die am 16. Juli verabschiedet wird, eine „nachhaltige und widerstandsfähige Erholung von der COVID-19-Pandemie, die die wirtschaftliche, soziale und ökologische Dimension der nachhaltigen Entwicklung fördert“.
Hier konnte ein wichtiger Meilenstein erreicht werden: Während Tiere im ersten Entwurf der Ministererklärung erneut unberücksichtigt blieben, werden sie jetzt explizit als einer der drei wichtigen Kreise des One-Health-Konzeptes erwähnt – auch dieser Erfolg ist dem Engagement des AITC und der NGO Major Group zuzuschreiben, die sich mit Nachdruck für die Berücksichtigung des Tierwohls eingesetzt haben.

2021: Bericht Deutschland zum UN-Nachhaltigkeitsforum

Auch Deutschland, das bei dem Forum einen Bericht zum nationalen Fortschritt bei der Erreichung der 17 Nachhaltigkeitsziele vorstellt, definiert die Tiergesundheit als Thema von wachsender globaler Bedeutung.

Den Bericht finden Sie hier: https://sustainabledevelopment.un.org/content/documents/279522021_VNR_Report_Germany.pdf

Im Rahmen der African Animal Welfare Conference 2019 in Äthiopien entstand unter der Federführung sieben afrikanischer Länder eine Resolution zum Zusammenhang zwischen Tierschutz, Umwelt und nachhaltiger Entwicklung. In der Erklärung – (The Animal Welfare – Environment – Sustainable Development Nexus, zu Deutsch: Zusammenhang von Tierwohl – Umwelt – Nachhaltiger Entwicklung) fordern Ghana, Äthiopien, Burkina Faso, Senegal, Demokratische Republik Kongo, Südsudan und Pakistan den Exekutivdirektor des UN-Umweltprogramms (UNEP) auf, in enger Zusammenarbeit mit Organisationen auf (unter anderem mit der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO, der Weltgesundheitsorganisation WHO, der Weltorganisation für Tiergesundheit WHOA, ehemals OIE), einen Bericht über den Zusammenhang zwischen Tierschutz, Umwelt und nachhaltiger Entwicklung zu erstellen.

Mehrere Bündnispartner aus der Schwerpunktgruppe Tiere (Animal Issue Thematic Cluster, kurz: AITC), darunter auch unser Partner Africa Network for Animal Welfare (ANAW), bemühten sich im Anschluss, die Resolution global bekannt zu machen. Im März 2022 führte dies zu maßgeblichem Erfolg: Im Rahmen der 5. Umweltversammlung der Vereinten Nationen (kurz UNEA) wurde die Resolution mit Unterstützung aller Mitgliedstaaten angenommen. Es handelt sich damit um die erste gemeinsame Erklärung der Vereinten Nationen, die mit ausdrücklichem Bezug den Tierschutz einbringt.

Dies ist ein großer Meilenstein, auf den nun Taten folgen müssen. Die Arbeit der weltweiten Koalition von Tierschutzorganisationen wie der Schwerpunktgruppe Tiere (AITC) zeigt sich einmal mehr als bedeutsam.

Oftmals werden Nutztiere als Teil der Maßnahmen zur Ernährungssicherung der Menschen eingesetzt. Doch ihrem Wohl wird dabei bisher kaum Beachtung geschenkt, obwohl beide – Menschen wie Tiere – gleichermaßen leiden. Angesichts der zunehmend extremen Bedingungen (Unterernährung, Dehydrierung, Krankheiten) in Folge der Nahrungsmittelkrise müssen die Tiere jetzt Leistungen erbringen, zu denen sie unter den gegebenen Umständen kaum in der Lage sind. Das ist nicht hinnehmbar!

Mit unserer Kampagne „Tiere mitdenken“ wollen wir bewirken, dass Tiere und ihr Wohl in den Maßnahmen zur Ernährungssicherung des Bundesentwicklungsministeriums Berücksichtigung finden, die jetzt im Zuge des Bündnisses für globale Ernährungssicherheit gestaltet werden. Im Rahmen einer Petition wenden wir uns mit einem Eil-Appell an die Ministerin Svenja Schulze.

Krisen könnten Maßnahmen und gemeinsames Handeln beschleunigen

Nachdem die Stärkung des Tierwohls jahrelang sowohl bei den Vereinten Nationen als auch in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit nahezu keine Rolle spielte, hat das Thema zuletzt einen Aufschwung erfahren. insbesondere in Reaktion auf die Coronakrise und mit dem Ziel, das Risiko von Pandemien in Zukunft zu verringern, sind die Vorteile des One-Health-Ansatzes auf die politische Agenda gerückt. 
Dies ist eine erfreuliche Entwicklung aus Sicht der Tiere. Bedauerlich ist allerdings, dass für diese Einsicht erst die dramatischen Konsequenzen der Corona-Pandemie – ausgelöst durch die Übertragung eines tierischen Virus auf den Menschen – notwendig waren. 

Denn unabhängig von Krisen sollten uns klar sein, dass wir unseren Umgang mit Tieren dringlich ändern müssen. Wir wünschen uns, dass das gewachsene Bewusstsein um die Bedeutung der Gesundheit von Tieren nachhaltige Wirkung zeigen wird. Es bedarf grundlegender Verbesserungen im Leben von Milliarden Nutztieren weltweit, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern, und nachhaltige Lösungen für ein gesundes Zusammenleben von Mensch und Tier. Dazu muss Tierwohl in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung fest verankert werden.

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, bitte helfen Sie mit, dass Tiere in ihrer Bedeutung der Ernährungssicherung erkannt und ihr Wohl berücksichtigt wird! Jede Spende hilft, den wertvollen Einsatz zur Stärkung des Tierwohles im Rahmen unserer Projekt- und Kampagnenarbeit zu leisten. Herzlichen Dank.

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