Hungriger Hund

Nur das Beste für Bello & Co

Achten Sie beim nächsten Besuch im Supermarkt mal drauf: 200 Gramm Dosenfutter für Hund und Katze kosten genauso viel, oftmals sogar deutlich mehr als dieselbe Menge Wurst für den Menschen. Wie kann es sein, dass Tierfutter teurer ist als Wurst- und Fleischsorten für den menschlichen Konsum? Und warum macht der Verbraucher das mit?

Für durchschnittlich weniger als drei Euro pro Kilo lassen sich die Bundesbürger ihr Fleisch schmecken; 60 Kilogramm je Kopf und Jahr sind Dimensionen, die nur die Massentierhaltung hervorbringen kann. Bemühungen um höheren Tier­schutz honoriert der Verbraucher leider nur begrenzt und so klaffen Umfra­ge-Ergeb­nisse und Analysen zum Kauf­verhalten weiterhin meilenweit auseinander. Der Markt­anteil von Biofleisch liegt bei nur 2 Prozent. Daten der Agrarmarkt Informations­gesell­schaft (AMI) und des Marktforschungsinstituts GfK belegen, dass der Deutsche am liebsten beim Discounter kauft: Die Hälfte des Geflügel­fleischs und insgesamt 44 Prozent der Wurst geht bei Aldi, Lidl und Co über die Ladentheke.

Tierschutz nur für das eigene Tier

Verglichen dazu kann das Futter von Bello und Mauzi den Deutschen scheinbar nicht teuer genug sein. Jährlich fließen drei Milliarden Euro in den Tierfutterhandel. Feuchtfuttergerichte für den Hund wie „feines Kalbsherz mit Bandnudeln, Tomate-Basilikum und Olivenöl“ oder „Rind mit Kartoffeln und Schwarzkümmelöl“ kosten in der 500 Gramm-Dose durchschnittlich fünf Euro. Es gibt für jedes Tier das individuell passende Futter: für junge, erwachsene, alte, sterilisierte Tiere, für den Kater mit empfindlichem Magen oder den Hund mit Zahnproblemen. Immer öfter produzieren Hersteller aber auch Futter der besonderen Art für den Markt: für ein besonders glänzendes Fell, einen geruchfreien Hunde-Pups oder von freilaufenden afrikanischen Straußen. Alles voll im Trend – und entsprechend teuer.

Hundefutter aus der Dose

Hundefutter aus der Dose
hund hundefutter flocken
hund hundefutter flocken

Gourmet-Speisen für ein längeres Hundeleben?

Der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer kann sich den preislichen Unterschied wissenschaftlich nicht erklären: „Eigentlich sind die Rohstoffe naturgemäß für Tiernahrung günstiger, weil man Nebenprodukte verwendet.“ Es handelt sich dabei um Produkte von Tieren, die zwar alle einer amtlichen Fleischuntersuchung unterzogen und als tauglich gestempelt wurden, die wir Menschen aber nicht essen wollen. Dazu zählen unter anderem Euter, Lunge, Nieren, Kutteln oder Herz. Fast alle Tierfuttermittel enthalten diese sogenannten ‚minderwertigen Schlachtabfälle‘. „Sie können ohne weiteres in Hundefutter verwendet werden. Organe wie Herz, Pansen, Lunge, Niere und Leber sind sogar hochwertige Futtermittel für Tiere“, sagt auch Dr. Julia Fritz, Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik.
Sie berichtet weiter, dass Hunde durch gute Ernährung heute viel gesünder sind und länger leben als früher – vor allem, weil man über ihre Bedürfnisse viel besser Bescheid weiß. Auf der anderen Seite füttere man heutzutage irrtümlicherweise zu viel Fleisch. Das benötigte Eiweiß für Haar, Muskeln und Organe bekäme das Tier auch über pflanzliche Arten. Auch außergewöhnliche Zusätze, die auf der Verpackung nach einem Feinschmecker-Menü für das Tier klingeln, seien in Wahrheit nicht immer förderlich. Oregano beispielsweise ist ein Heilkraut, das nur zum Heilen verwendet werden sollte.

„Ein Hund ist kein kleiner Mensch – und entsprechend sollte er auch nicht ernährt werden.“

Die Stiftung Warentest hat sich in Anbetracht der Bedürfnisse von Hunden 30 Feuchtfutter vorgenommen. Ihr Ergebnis bestätigt den Verdacht: Hinter den ansprechenden Etiketten steckt meist vor allem gute Werbung. Fast jedes zweite Futter scheitert am richtigen Nährstoffmix, gleich 14 schneiden als mangelhaft ab. Die acht zufriedenstellenden Futtersorten zählen mit unter 1 Euro pro Dose zu den günstigsten – vom Drogeriemarkt, üblichen Handelsketten und Discountern.
Trotz der Fakten (minderwertige und unnötige Zutaten), haben die am meisten kulinarisch klingenden Futtersorten häufig den höchsten Preis. Regina Aschmann von der Verbraucherzentrale Bremen rät deshalb allen Besitzern zum genauen Hinschauen. Sie hält die Argumentation der Händler – von der guten Qualität, die es wert ist – für eine Lüge: „Wenn man sich die Zutatenliste von Tierfutter einmal ganz genau anschaut, dann wundert man sich doch über den geringen wertgebenden Anteil“. Die Stiftung Warentest unterstreicht ihren Verdacht, dass einige Hersteller mit Lachs, Rentier oder Kaninchen werben, der Anteil an diesen im Endeffekt aber unter fünf Prozent liegt. Verbraucher sollten wissen, dass die die Inhaltsstoffe immer in der Reihenfolge auf der Dose angegeben werden, wie sie mengenmäßig enthalten sind. Die vergleichsweise teuren Zutaten finden sich demnach meist am Ende der Liste.

Für den Eigenbedarf gilt: Preis im Vordergrund, Qualität im Hintergrund. Für das eigene Tier gilt das Gegenteil.

Im Vordergrund jeder Kaufentscheidung stehen natürlich die Sorge um das Wohl der eigenen Haustiere und der gute Wille. Was Bello und Co brauchen, ist allerdings simpler als jedes Gourmet-Dosenfutter: Hunde benötigen Mineralstoffe, Vitamine, Fettsäuren und Eiweiß. Ob diese vom Schlachtvieh oder aus pflanzlichen Alternativen stammen, ist nebensächlich. Bei hausgemachtem Futter wird ein Verhältnis von Fleisch/Gemüse und Kohlenhydraten von 50/20/30 empfohlen. Einig sind sich die Experten, dass jenes „Billiggeflügel“, von dem der durchschnittliche Bundesbürger rund 20 Kilogramm im Jahr verzehrt, für das liebe Tier sicher eine sehr ungesunde Alternative wäre.

Quellen:

>> Hundefutter teurer als Hühnchen (Verbraucherzentrale Bremen)
>> Tierfutter oft teurer als Wurst (hna)
>> Die Ernährung unserer Tiere (dr-Ziegler.eu)
>> Tierfutter – Gesund oder einfach nur BIG BUSINESS (Netzfrauen)
>> Tierfutter teurer als Lebensmittel (YouTube)
>> Essen, Kleidung, Autos oder Freizeit – wer gibt wofür sein Geld aus? (merkur.de)
>> Was ist drin im Hundefutter? Was darf ins Hundefutter? (Lumpi4.de)
>> Hund und Hundefutter (test.de)
>> Wurst und Fleisch (test.de)

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