Silvester: Wie schütze ich ängstliche Tiere?
Laut einer Umfrage der Verbraucherzentrale Brandenburg spricht sich eine Mehrheit der Menschen in Deutschland dafür aus, privates Feuerwerk an Silvester zu unterbinden. Viele Menschen bewegt dabei auch die Sorge um die Tiere, die unter Böller-Lärm und grellen Lichtsignalen besonders zu leiden haben.
Lesen Sie im Tierschutzblog, wie wir uns im Bündnis auf politischer Ebene für ein böllerfreies Silvester einsetzen und wie Sie der Angst bei Haustieren vorbeugen und im Stressmoment richtig reagieren können. (Mit Checkliste zum Download für Hundehalter*innen)
Als Welttierschutzgesellschaft sind wir – neben 29 weiteren Organisationen – Mitglied im Bündnis #böllerciao, das sich für ein böllerfreies Silvester einsetzt. Und das vor dem Hintergrund zahlreicher Tierschutzprobleme: Silvesterfeuerwerk verursacht bei Haustieren, Wildtieren und Nutztieren enormen Stress, da ihr empfindliches Gehör die lauten Geräusche und hellen Blitze als traumatisch erlebt. Besonders gefährlich ist es für Fluchttiere wie Kühe, Pferde und Hühner, die durch Panik Verletzungen erleiden oder entkommen und dabei Unfälle verursachen können. Zudem führen Feuerwerke immer wieder zu Stallbränden und stellen damit eine zusätzliche Gefahr für die Tiere statt.
Veranstaltungshinweis:
Ein Thementag im Kulturforum in Berlin, veranstaltet von der Deutschen Umwelthilfe als Initiatorin des Bündnisses #böllerciao widmet sich am 30. November 2024 ab 14 Uhr mit einem umfassenden Programm dem gemeinsamen Anliegen „böllerfreies Silvester“. Als Mitglied im Bündnis laden wir Sie herzlich dazu ein, dieser interessanten Veranstaltung beizuwohnen. Es erwarten Sie zahlreiche Vorträge, u.a. auch zu den Folgen des Feuerwerks für die Tiere und der Notwendigkeit eines gesetzlichen Böllerverbots, sowie Führungen durch die Sonderausstellung „Durchgeknallt und abgebrannt“, die an diesem besonderen Tag kostenfrei ist. Für den bildstarken Höhepunkt des Thementages – und den anschaulichen Beweis, dass es tolle Alternativen zu Feuerwerk gibt – sorgt am Abend eine Drohnenshow bei warmen Getränken vor dem Kulturforum.
Mit einem Offenen Brief (s.u.) erneuern wir im Bündnis #böllerciao in diesem Jahr die Forderung an Bundesinnenministerin Faeser. Ob die Politik dieses Verbot endlich umsetzen wird, erscheint trotz der breiten gesellschaftlichen Unterstützung für dieses Anliegen ungewiss. Daher sollten Tierhalter*innen vom schlechtesten Fall für die Tiere – dem fortgesetzten, nahezu uneingeschränkten Silvester-Feuerwerk – ausgehen und rechtzeitig Vorkehrungen treffen.
Mit der richtigen Vorbereitung können Tierhalter*innen ihre Hunde, Katzen, Kleintiere sowie die Wildtiere im Umkreis aber vor Angst, Stress und lebensgefährlichen Folgen bewahren:
Tipps zum Schutz von Hunden, Katzen, Vögeln und Kleintieren rund um Silvester
- Kaufen und zünden Sie selbst keine Böller, Raketen, etc.
- Fügen Sie dem Halsband Ihres Tieres für den Notfall einen Adressanhänger mit Telefonnummer an.
- Je nach Wohngebiet beginnt die Knallerei früher und kann sich noch bis Tage nach dem Jahreswechsel ziehen. Für Hundehalter*innen gilt deshalb, dass die Tiere bereits in den Tagen rund um Silvester immer an der Leine und nur in ihnen bekannten Gebieten ausgeführt werden sollten.
- Auch Freigängerkatzen sollten rechtzeitig (1-2 Tage vor und 1-2 Tage nach Silvester) im Haus belassen werden. Richten Sie Ihrem Tier zu Hause eine Ruhezone oder Rückzugsmöglichkeiten in möglichst abgedunkelten, ruhig gelegenen Zimmern ein. Das Tier sollte diese Räume selbstverständlich bereits kennen und sich dort wohlfühlen.
- Am Silvesterabend lassen Sie am besten die Musik oder den Fernseher im Zimmer leise laufen, um für eine gewohnte und beruhigende Geräuschkulisse zu sorgen.
- Schließen Sie die Rollläden und Vorhänge, um die grellen Lichteffekte zu vermeiden.
- Halten Sie die Fenster geschlossen.
- Sobald die ersten Feuerwerkskörper in die Luft gehen, lassen Sie Ihr Tier nicht mehr allein und nehmen Sie es auf keinen Fall mehr mit nach draußen.
- Für Kleintier- und Vogelbesitzer*innen: Decken Sie den Käfig ab und stellen Sie ihn in einem möglichst ruhigen Zimmer auf, weit weg vom Fenster.
Offener Brief für ein böllerfreies Silvester
Ein breites gesellschaftliches Bündnis aus 30 Organisationen, darunter auch wir als Welttierschutzgesellschaft, fordert Bundesinnenministerin Nancy Faeser in einem offenen Brief dazu auf, die Erste Verordnung zum Sprengstoffgesetz (1. SprengV § 22 Abs. 1 Satz 1 & § 23 Abs. 2 Satz 2) zu überarbeiten und den privaten Kauf und Gebrauch von Pyrotechnik zu Silvester dauerhaft zu beenden.
Spenden statt Böllern
Ganz besonders in Zeiten wie diesen – wo vielerorts echte Raketen und Bombenhagel akut Leben bedrohen – sollten auch Empathie und Mitgefühl dazu beitragen, private Feuerwerke im Sinne des Tier- und Umweltschutzes zu unterlassen. Wir hoffen auf Ihr Zutun und versichern: Indem Sie „spenden statt zu böllern“, können wir wichtige Tierhilfe leisten – gerade dort, wo die Tiere uns gerade am dringendsten brauchen:
5 Euro
im Monat
sichern fünf Rindern die Versorgung im Katastrophenfall.
120 Euro
ermöglichen die Bereitstellung von Sachspenden wie Transportboxen sowie die tiermedizinische Akutversorgung.
Tipps für Hundehalter*innen zum Herunterladen:
Ob erfahrene oder ganz neue Hundehalter*innen – die Silvesternacht kann jedes Jahr aufs Neue zu einer Herausforderung für Hund und Halter*innen werden. Unsere Merkliste hilft, sich bestmöglich vorzubereiten:
Laden Sie die Grafik bitte gern herunter, vervielfachen Sie diese und teilen Sie sie wo immer möglich: Unter Hundehalter*innen in Ihrem Bekanntenkreis, am schwarzen Brett im Supermarkt oder digital als Beitrag in einem sozialen Netzwerk.
Was kann ich tun, um mein verängstigtes Tier zu beruhigen?
Es mag simpel klingen, ist aber einer der wichtigsten Faktoren: Ihr Verhalten überträgt sich häufig auf das Tier, weshalb auch Tierhalter*innen selbst Sicherheit signalisieren sollten. Gut gemeinte Beruhigungsversuche können helfen, aber auch das genaue Gegenteil verursachen und das Tier in zusätzlichen Stress versetzen.
Deshalb ist Vorbereitung das A und O für ein stressfreies Silvester mit Haustier: Tierhalter*innen sollten unbedingt schon in den Wochen vor Silvester testen, wie das Tier auf möglicherweise notwendige Beruhigungsversuche reagiert. Dazu misst man in einem Stressmoment seinen Puls, bei einem Hund am besten am Oberschenkel. Zeitgleich versucht man zum Beispiel durch Streicheln das Tier zu beruhigen. Wenn dies für das Tier entspannend wirkt, wird der Puls fünf Minuten später deutlich niedriger liegen. Ein solches Eingreifen kann dann auch in der Silvesternacht helfen. Steigt der Puls des Tieres bei dem Test aber, sind Beruhigungsversuche eher kontraproduktiv und sollten vermieden werden.
Sind Rescue-Tropfen und Beruhigungsmittel bei Tieren sinnvoll?
Rescue-Tropfen oder andere Mittel zur Beruhigung können sinnvoll sein, wenngleich bisher tiermedizinisch keine eindeutigen Wirkungsmechanismen belegt worden sind. Die gesteigerte Aufmerksamkeit, die die Halter*innen dem Tier mit dem Verabreichen der Tropfen entgegenbringen, kann jedoch bereits mit einer Wirkung und entsprechenden Reaktion des Tieres verbunden sein.
Anders sieht es bei einer medikamentösen Behandlung aus, die bei besonders gestressten Tieren wie beispielsweise geräuschempfindlichen Hunden durchaus angebracht sein kann. Hier sollte jedoch immer ein*e Tierärzt*in, idealerweise mit Fachgebiet Verhaltensphysiologie, zu Rate gezogen werden. Denn die zur Verfügung stehenden Mittel müssen nicht nur unbedingt an den Zustand des Tieres angepasst sein, sie sind auch sehr unterschiedlich und teils herausfordernd in der Anwendung. So gibt es Mittel, die kurzfristig zu verabreichen sind, deren Gabe jedoch so schwierig ist, dass die erhofften Erfolge durch Fehler bei der Anwendung oftmals ausbleiben. Andere Mittel, wie Antidepressiva für besonders schwere Fälle, sollten dagegen über jeweils einen Monat ein- und wieder ausgeschlichen werden. Hier sollte die genaue Anwendung engmaschig vom Tierarzt begleitet werden. Daher empfiehlt es sich, sich schon früh genug, mindestens aber einen Monat vorher, tierärztlich beraten zu lassen.
Wie schütze ich Wildtiere und die Umwelt rund um Silvester?
- Kaufen und zünden Sie selbst keine Böller, Raketen, etc.
- An Silvester wird traditionell durch Bleigießen in die Zukunft geschaut? Dann lassen Sie aber auf keinen Fall das verunreinigte Wasser unbeaufsichtigt stehen. Dies ist hochgiftig für Tiere. Auch die Entsorgung ist wichtig, denn die Bleireste schaden auch der Umwelt.
- Klären Sie Nachbar*innen auf, informieren Sie sie über die Ruhezonen Ihrer Tiere sowie die Ängste der und Gefahren für Wildtiere.
- Halten Sie sich selbst in der Silvesternacht sowohl von Wäldern und Wiesen als auch von Ställen, Tierheimen und Tierparks fern.
Bitte schützen Sie die Tiere – vor, während und nach den Silvester-Feierlichkeiten. Mit unseren Tipps hoffen wir, Ihnen eine gute Hilfestellung geleistet zu haben und wünschen Ihnen und Ihren Tieren einen guten Rutsch in ein schönes neues Jahr.
++ Der Welttierschutzgesellschaft e.V. weist darauf hin, dass dieser Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert und erstellt wurde. Die Inhalte und Links werden allerdings nicht stetig aktualisiert und beziehen sich grundsätzlich immer auf den Stand der Recherche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn Sie Anregungen oder Bemerkungen zum Artikel haben, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt via info@welttierschutz.org Kontakt auf. ++
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