Tiere retten, während Menschen leiden – darf man das?
Überall leiden und sterben Menschen infolge von Armut, Krieg und Verfolgung. Gleichzeitig engagieren sich zahlreiche Menschen für Tiere in Not. Dürfen wir das in einer Welt wie dieser überhaupt?
„Wie könnt Ihr das tun?“, „Ihr habt kein Gewissen!“ – Gegenwind wie dieser erreichte uns in diesem Jahr vermehrt. Die Frage, ob wir Tieren helfen dürfen, wenn Menschen leiden, polarisiert. Es ist eine Frage der Ethik und die Antwort eine Rechtfertigung für oder gegen den Tierschutz. Jeder Mensch wird sie für sich anders beantworten.
Für uns als Welttierschutzgesellschaft ist es keine Frage von Prioritäten. Es geht beim Engagement darum, sich für die Schwachen und für jene einzusetzen, die sich nicht selbst helfen können. Ganz gleich, ob Tier oder Mensch.
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Tierschutz fängt beim Menschen an
Grundsätzlich schließt das Wohl von Tier und Mensch einander nicht aus und sollte nicht getrennt voneinander betrachtet werden. In vielen Fällen resultiert das eine aus dem anderen. Indem wir Tieren helfen, ist auch Menschen geholfen.
Am Beispiel unserer Projekte lässt sich aufzeigen, weshalb wir tun, was wir tun.
Menschen helfen – Tiere schützen
Unsere Vision ist eine Welt, in der Tiere von den Menschen wahrgenommen sowie respektvoll und artgerecht behandelt werden. Die Tierschutzprojekte der Welttierschutzgesellschaft sind besonders in Schwellen- und Entwicklungsländern angesiedelt, wo Tiere bis heute eine wichtige Rolle für das Überleben der Menschen spielen.
Mit dem Programm »TIERÄRZTE WELTWEIT gehen wir seit 2015 in Gambia, Malawi, Sri Lanka und Tansania in den Einsatz, um tiermedizinisches Personal auszubilden. Tiere verrichten hier wichtige Arbeiten und sind unersetzlich im Alltag der unter Armut leidenden Menschen. Aufgrund der fehlenden Mittel und meist unzureichenden tiermedizinischen Versorgung müssen die Tiere besonders schwer leiden. Wir arbeiten daran, dass das Leid der Tiere dank fachgerechter Versorgung verringert und gleichzeitig den jungen Menschen im Land eine berufliche Perspektive geboten wird.
Auch unsere »Tollwut-Kampagne in Malawi untermauert, dass Tierschutz und Menschenwohl Hand in Hand gehen können: In dem afrikanischen Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, leiden die Menschen unter Hunger und Armut, viele haben keinen Zugang zu Bildung. Das Tollwutvirus tötet weltweit und besonders in Ländern wie Malawi jährlich noch mehrere tausend Menschen. Millionen Hunde werden allein aus Angst vor dem Virus getötet. Mit einer gezielten Impfaktion in Malawi, die auf drei Jahre angesetzt ist, dämmen wir das tödliche Virus in der Region ein. Darüber hinaus sind wir mit mobilen Kliniken unterwegs und schaffen durch Aufklärung und Bildung die Grundlage für ein besseres Miteinander von Tier und Mensch. So wird eine gemeinsame, angstfreie Zukunft gesichert.
Eine besondere »Nothilfe-Situation bot sich Anfang des Jahres in Tansania. Hier fielen Wilderer nachts in die Dörfer der Massai, um die meist freilebenden Tiere zu stehlen oder sie noch an Ort und Stelle zu erlegen. Ihre Haut oder das Fleisch gelangte dann u. a. nach China, wo die Nachfrage nach Eselprodukten steigt. Gemeinsam mit unserem Partner vor Ort reagierten wir auf die für Tier und Mensch grausame Situation und errichteten in erster Instanz Gehege, in die Esel nachts gebracht werden können. Zusätzlich gab es eine Reihe Sicherheitsmaßnahmen, die sich als erfolgreich erwiesen: Seitdem gab es nicht einen weiteren Fall von Wilderei in den Dörfern. Die Menschen, deren Tiere essentiell zum Überleben beitragen, begegneten uns mit großer Dankbarkeit für diese Tierschutzmaßnahmen.
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Ein bewusstes Leben kann Tiere, Menschen und die Umwelt schützen.
Es geht demnach nicht um die Frage, für was man sich engagieren darf, sondern darum, dass man sich überhaupt stark macht. Jeder kann sich für Tiere UND Menschen einsetzen. „Alle wollen die Welt verändern, aber keiner sich selbst.“ Nach dem Zitat von Leo Tolstoi beginnt Engagement für eine bessere Welt bereits im Kopf jedes Einzelnen: Vielen Millionen Tieren und Menschen würde es besser gehen, wenn man sie wahrnehmen würde. Unser eigenes Verhalten und unser Konsum wirken sich unmittelbar auf das Leben anderer aus. Jeden Tag.
Zum Beispiel wird durch die Nutztierhaltung ein Drittel der weltweiten Getreideernte verbraucht. Würden wir weniger Fleisch essen, würden nicht nur weniger Tiere für unseren Genuss leiden. Es wäre auch weniger Ernte für Tierfutter nötig und so blieben theoretisch mehr Nahrungsmittel für hungernde Menschen auf der Welt. Das ist nur ein weiteres Beispiel von vielen, bei dem Tier- und Menschenwohl zusammenhängen.
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Wichtig ist das Tun an sich
Bei der Debatte um das „richtige“ Engagement sollte jeder auf sein eigenes Gefühl vertrauen und sich für Projekte einsetzen, die er unterstützen kann – ob finanziell, durch eigenes Aktivwerden oder ein insgesamt bewussteres Leben. Welche Ziele dabei auch immer verfolgt werden: Wichtig ist das Tun an sich, damit jeden Tag sowohl weniger Menschen als auch weniger Tiere unnötig leiden müssen.
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