Tiere am Filmset. Wie tierschutzgerecht können Filme mit vierbeinigen Hauptdarstellern sein?

Tierische Hauptdarsteller

„In diesem Film kamen keine Tiere zu schaden“ – Sie kennen den Claim. Doch wie tierschutzgerecht können Filme mit tierischen Hauptdarstellern sein? Wir von der Welttierschutzgesellschaft erläutern das Für und Wider.

Einige offensichtlich inakzeptable Szenen kennen Sie vielleicht aus dem deutschen Fernsehen – unter anderem durch die Reality-Show „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus!“. Regelmäßig müssen die Dschungel-Bewohner Insekten oder Kleintiere essen – dabei sind die Tiere meist quicklebendig. Gegen die Produzenten der Serie wurden in den vergangenen Jahren zwar häufiger Vorwürfe wegen Tierquälerei erhoben, an dem Sachverhalt verändert hat sich bis heute nichts.

Auch die ehemalige ZDF-Produktion „Unser Charly“ wurde vielfach mit heftigen Vorwürfen der Tierquälerei konfrontiert. Für die Serie wurde über einen Zeitraum von 15 Jahren mit insgesamt 15 verschiedenen Schimpansen gedreht – was zunächst nachvollziehbar und nicht kritikwürdig ist. Die Vorwürfe, dass die Tiere beim Training allerdings mit harten Schlägen auf den Kopf malträtiert worden sind, jedoch schon. Zudem wurden die ausgewachsenen Tiere ersetzt und in die Einzelhaltung ins Amarillo Wildlife Refuge in Texas gebracht – ein Zentrum, dem 2008 zuletzt die Lizenz entzogen wurde, nachdem es illegalen Handel mit Affen betrieben hatte. Die Produzenten von „Unser Charly“ wehrten sich ungewöhnlich zurückhaltend gegen die Vorwürfe und stellten die Serie am Höhepunkt des Protestes (2010) ohne öffentliche Stellungnahme ein.

Was durch diese Vorfälle aufkommt, sind ein fader Beigeschmack und drängende Fragen: Was bedeutet ein Filmdreh für ein Tier eigentlich? Und was ist erlaubt? Wir geben Ihnen einen Überblick über die gesetzliche Lage und erklären, welche Maßnahmen es zum Schutz der tierischen Darsteller in Deutschland gibt.

Tiere am Filmset – Das sagt das Gesetz

Das Tierschutzgesetz regelt in Deutschland den Umgang mit Tieren auch zu Unterhaltungszwecken und so findet sich unter Paragraph 3 Abschnitt 1 die Forderung, dass es verboten ist, „einem Tier außer in Notfällen Leistungen abzuverlangen, denen es wegen seines Zustandes offensichtlich nicht gewachsen ist oder die offensichtlich seine Kräfte übersteigen.“ Punkt 6 konkretisiert dies noch: „Es ist verboten, ein Tier zu einer Filmaufnahme, Schaustellung, Werbung oder ähnlichen Veranstaltung heranzuziehen, sofern damit Schmerzen, Leiden oder Schäden für das Tier verbunden sind.“ In Folge ist in Deutschland ausnahmslos jeder Dreh mit Tieren genehmigungspflichtig. Diese Erlaubnis kann nur durch das zuständige Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt ausgestellt werden.
Zusätzlich kann jedes Bundesland individuell regeln, ob darüber hinaus Kontrollen beim Dreh vor Ort verpflichtend sind. Die jeweilige Veterinäraufsichtsbehörde des Bundeslandes legt dann fest, wer am Set anwesend sein muss, sobald ein Tier vor die Kamera tritt.

So kann ein Filmdreh unter Einsatz von realen Tieren schnell problematisch für das Wohlbefinden des Tieres sein. Denn was genau „Schmerz, Leid oder Schäden für das Tier“ bedeuten, ist nicht eindeutig definiert. Und auch ob ein Tier eine Leistung unfreiwillig erbringt oder unter Zwang ausführt, wird unterschiedlich bewertet.

In Amerika übernimmt das Programm „No Animals Were Harmed“ die Verantwortung

In Amerika gründete die amerikanische Tierschutzorganisation „American Humane Association“ (AHA) bereits in den Vierzigerjahren das Programm „no animals were harmed“. Dies zertifiziert Filme, in denen Tiere während des Drehs nicht zu unfreiwilligen Handlungen gezwungen wurden. Auch die Anwendung von Gewalt und der Missbrauch des Tieres sollen durch die Zertifizierung ausgeschlossen werden. Die Überwachung und Kontrolle der für die Zertifizierung notwendigen Standards erfolgt durch einen Mitarbeiter der Organisation, der während des Drehs am Set anwesend ist. Und tatsächlich geht der Plan der Organisation, für mehr Tierschutz beim Filmdreh zu sorgen, auf: Immer mehr Produzenten schlossen sich der vertraglich vereinbarten Selbstkontrolle an. Die Schauspielergewerkschaft sowie der Dachverband der US-Filmproduktionen autorisierten die AHA sogar vertraglich dazu, ihre Filmproduktionen zu überwachen. Das Programm und mehr Tierschutz in Filmen wurde in Amerika zum Selbstläufer

Alternativen zum Dreh mit Tieren

Im Film „Planet der Affen: Prevolution“ wurde komplett auf den Einsatz von echten Tieren verzichtet. Auch die britische Komödie „Lachsfischen im Jemen“ kommt völlig ohne tierische Darsteller aus und setzt stattdessen auf modernste Technik und Fisch-Attrappen. Mit Hilfe von Computeranimationen, die den echten Tieren zum Verwechseln ähnlich sehen, bleibt den Tieren der Dreh erspart und dem Besucher das gute Gewissen beim Zuschauen garantiert. Das sind wahrlich gute Vorbilder und hoffentlich Trendsetter für den zukünftigen Filmmarkt.

Hier haben wir von der Welttierschutzgesellschaft Hoffnung: Die Fülle an modernster Computertechnik, Animationen und Bildbearbeitungsprogrammen stellt eine gute Alternative zum Einsatz realer Vierbeiner dar. Es gibt keinen Grund mehr, mit echten Tieren filmen zu müssen. Sollte dennoch ein Tier – egal welcher Größe oder Art – in Filmen zum Einsatz kommen, sollten Produktionsfirmen bereits bei der Auswahl der Tiertrainer große Sorgfalt walten lassen und sich zum Beispiel vorab auch einen Eindruck verschaffen, wie die Tiere untergebracht sind und gehalten werden. Beim Dreh muss dann zumindest ein unabhängiger Sachverständiger vor Ort sein und das Vorgehen fachlich und kritisch überprüfen. Nur dann kann überhaupt sichergestellt werden, dass das Tier kein Leid, keine Schmerzen und keine unfreiwilligen Handlungen zur Unterhaltung der Menschen über sich ergehen lassen muss.

Von Filmschaffenden, aber auch von Tiertrainern, erwarten wir außerdem mehr Verantwortungsbewusstsein hinsichtlich so genannter Qualzucht-Rassen, zu denen beispielsweise die in vielen Filmen vertrenen Möpse zählen. Wer diese Rassen für einen Filmdreh einplant oder anbietet, sollte sich bewusst sein, dass sich dadurch die Nachfrage nach den Tieren vervielfachen kann – und damit auch das Tierleid der betroffenen Rassen. (Lesen Sie dazu auch unseren Blogbeitrag zum Thema „Hollywood-Effekt“.)

Unser Tipp: Halten Sie die Augen offen und äußern Sie Ihren Wunsch!
Zahlreiche Produzenten haben sich bereits dazu entschlossen, auf Tiere in ihren Filmen zu verzichten und dadurch viel Lob aus der Gesellschaft bekommen. Sorgen Sie dafür, dass ihnen viele folgen: Versenden Sie Ihren Appell an Produktionsfirmen und machen Sie auf Ihre Wünsche aufmerksam. Sollten Sie von einem Film oder einer Serie hören, in denen Tiere zum Einsatz kommen, schreiben Sie dem Sender, der Produktionsfirma oder aber dem Veterinäramt im Drehort und teilen Sie Ihre Meinung offenkundig mit. Danke.

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++ Der Welttierschutzgesellschaft e.V. weist darauf hin, dass dieser Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert und erstellt wurde. Die Inhalte und Links werden allerdings nicht stetig aktualisiert und beziehen sich grundsätzlich immer auf den Stand der Recherche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn Sie Anregungen oder Bemerkungen zum Artikel haben, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt via info@welttierschutz.org Kontakt auf. ++

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