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Qualzucht: Wenn Leid angezüchtet ist

Atemnot, Entzündungen und Gelenkserkrankungen sind nur einige von vielen Krankheitsbildern, unter denen Tiere infolge der extremen Zucht nach bestimmten Zielen leiden. Zwar sind so genannte Qualzuchten laut Tierschutzgesetz verboten. Aufgrund einer unzureichenden Definition wird diese aber weiter intensiv praktiziert und nachgefragt. Ein Grund dafür ist auch die oft unkritische Darstellung und Bewerbung insbesondere von Haustieren wie Hunden und Katzen beispielsweise in sozialen Netzwerken.

Wir geben einen Überblick über die wichtigsten Merkmale zum Erkennen von Qualzuchten und geben Empfehlungen für den richtigen Umgang mit derartigen Tierleid-Darstellungen.

Was ist Qualzucht bzw. was sind Qualzuchten?

Sowohl bei Haus- als auch bei Nutz- und Wildtieren gibt es bestimmte Merkmale, die zu Veränderungen am Körper und im Wesen der Tiere führen. Sie können die Größe und Proportionen, die Haut, das Fell (bzw. Haare oder Gefieder) sowie ästhetische Merkmale betreffen. Auch eine hohe Leistungsstärke kann zum Zuchtziel werden, wie beispielsweise bei Rindern oder Hühnern. Qualzucht ist es immer dann, wenn diese angezüchteten Merkmale oder ihre Folgen Qualen, Leiden oder Schmerzen für die Tiere bedeuten können.

Qualzucht ist...

die Zucht mit Tieren, die krankheits- bzw. schadensverursachende Erbanlage in sich tragen, welche zum Ausbruch einer Krankheit bzw. einer Schädigung führen können. Gesundheitliche Schäden sowie Schmerzen, Fehlbildungen und Leid werden somit in Kauf genommen.

Dabei betrifft Qualzucht nicht nur einzelne Tiere, bei denen Qualzuchtmerkmale vorhanden oder gar besonders ausgeprägt sind, sondern vielmehr die gesamte Rasse, wenn deren Zuchtstandards auf Qualzuchtmerkmale ausgelegt sind oder ihr Auftreten akzeptiert wird (z.B. die Kurzköpfigkeit von Möpsen oder die Kleinwüchsigkeit von so genannten Dackelkatzen). Denn: Nachkommen dieser Zuchten tragen potenziell die entsprechenden genetischen Erbanlagen in sich. Das bedeutet, dass auch Tiere einer Qualzucht-Rasse, die keine „sichtbaren“ Merkmale aufweisen, eine Qualzucht sind, da diese in die nächsten Generationen weitergegeben werden und dann zu Schmerzen, Leiden oder Krankheiten führen können.  

Ein Qualzucht-Individuum ist ein Tier, wenn es …

  • Qualzuchtmerkmale aufweist oder
  • die genetischen Anlagen durch die Elterngenerationen in sich trägt und diese in spätere Generationen weitergeben könnte.

Qualzuchtrassen sind Rassen, deren…

Zuchtstandards auf Qualzuchtmerkmale ausgelegt sind oder bei denen jene Merkmale trotz gesundheitlicher Risiken hingenommen werden.

Ist Qualzucht im D-A-CH-Gebiet (Deutschland, Österreich, Schweiz) verboten?

Ja, in Deutschland sind diese Art von Züchtungen laut des § 11b (so genannter Qualzuchtparagraph) des Deutschen Tierschutzgesetzes (TierSchG) verboten:

Das Deutsche Tierschutzgesetz im Detail:

„(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse oder im Falle der Veränderung Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung

  1. bei der Nachzucht, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder
  2. bei den Nachkommen
  1. a) mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,
  2. b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
  3. c) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.“

Ebenso verbietet Österreich im § 5 Abs. 2 des Tierschutzgesetzes die Zucht sowie den Import, Erwerb, die Weitergabe und die Ausstellung und auch in der Schweiz ist es ausdrücklich nicht erlaubt Tiere zu züchten, wenn bei Elternteilen oder bei den Nachkommen durch das Zuchtziel bedingte oder damit verbundene Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen verursacht werden.

Doch die genaue Definition dessen ist jeweils Auslegungssache – eine Konkretisierung des Begriffes Qualzucht bleibt in den Gesetzen aus. Das hat zur Folge hat, dass die Gerichte im Klagefall ihre eigene Definition anwenden können.

Zwar gibt es für einige Rassen bereits Gutachten wie in Deutschland beispielsweise durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL)3, oder die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V.4, welche im Klagefall herangezogen werden können. Die Bundestierärztekammer hat bereits 2016 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, deren Fokus vor allem auf der Aufklärung über tierschutzrelevante Merkmale bestimmter Heimtierrassen liegt. Im Januar 2019 folgte die Arbeitsgruppe „Qualzucht bei Nutztieren".

Aktuell wird im Rahmen des Projektes „Qualzucht Evidence Network (QUEN)“ zudem eine Datenbank entwickelt, die umfassende wissenschaftliche Informationen bezüglich zuchtbedingter Defekte bereitstellen soll. Denn obwohl rassebedingte Veranlagungen und Erkrankungen seit langem untersucht werden, sind die Erkenntnisse, Informationen und Gutachten hierzu auf unzählige Quellen, Datenbanken und Veröffentlichungen verteilt. Die Datenbank soll einklagbare Grundlagen bezüglich Qualzuchten schaffen – strukturiert nach Rassen und bestimmten Defekten sowohl für Haus- als auch Nutztiere und Veterinärbehörden, Verwaltungen und Gerichten als Vollzugshilfe dienen.

Denn bis dato fehlen in Bezug auf die Strafverfolgung solche konkreten Richtlinien und so kommt es, dass Qualzuchten viel zu selten als strafbar eingestuft und entsprechend kaum geahndet werden.

Anders in den Niederladen, wo es lange Zeit ebenfalls nur ein Qualzuchtverbot ohne klare Vorgaben gab: Hier haben die Behörden 2019 entsprechende Kriterien mit einem Ampelsystem geschaffen, auf deren Grundlage nun nach und nach die Zucht bestimmter Tiere verboten wird. Rot und somit verboten ist laut Verordnung beispielsweise die Zucht von Hunden und Katzen, deren Nasenlänge nicht mindestens ein Drittel der Kopflänge misst. Misst die Nase zwischen einem Sechstel und einem Drittel des Kopfes, so fallen die Tiere in die Kategorie orange – die Zucht mit ihnen wird in naher Zukunft verboten werden. Eine längere Nase wird als grün definiert und unterliegt keiner Zuchtbeschränkung. 

Qualzucht: Warum wir die unkritische Darstellung von Qualzuchten problematisch finden

Wir sind davon überzeugt, dass das anhaltend große Interesse nach Haustieren, die von Qualzuchten betroffen sind, vornehmlich aus Unwissenheit über das Leid der Tiere resultiert. Der Niedlichkeitsfaktor und auch Trends, die sich beispielsweise in der Öffentlichkeit formen, stehen bei der Kaufentscheidung weiter bei vielen Menschen im Vordergrund. Aus diesem Grund sehen wir die unkritische Darstellung von Qualzuchten unter anderem in sozialen Netzwerken als problematisch: Zahlreiche Werbetreibende und relevante Nutzer*innen-Profile in sozialen Netzwerken wie auch Petfluencer halten Qualzuchten. Wenngleich nicht alle Tiere einer Qualzuchtrasse unmittelbar von Schmerz, Leid oder Krankheiten betroffen sind, sollte die Darstellung der Tiere nicht unkritisch geschehen, da dadurch unter Umständen die ohnehin hohe Nachfrage nach Qualzuchttieren weiter steigen und die Zucht befördert werden.

Wir appellieren deshalb im Rahmen unserer Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ auch an Multiplikator*innen wie Petfluencer, sich ihrer Verantwortung für die nachfolgenden Generationen der Tiere bewusst zu werden und sich mit dem Thema Qualzucht kritisch auseinanderzusetzen. Dazu zählt auch, dass Inhalte mit Qualzuchten immer einen kritischen Hinweis enthalten sollten, wie es von einigen Petfluencern bereits in jedem Beitrag oder zentral im Profil eingebunden, umgesetzt wird. Wir wünschen uns aus Tierschutzsicht, dass Informationen zum Tier und der Rasse und seinem potentiellen Leid verbreitet werden und so Verantwortung übernommen wird, dass Qualzucht zukünftig verhindert wird.

Qualzucht: Worunter können Qualzuchten leiden?

Atemnot, Lahmheiten, Entzündungen der Haut oder Bindehaut, Fehlbildungen der Körperform sowie des Gebisses und Schädels: Die Ausprägung der Merkmale kann sehr unterschiedlich sein und schwere Folgen für die Tiere haben. Alle Tiere, die Qualzuchtmerkmale aufweisen, haben gemeinsam, dass ihr Gesundheitszustand häufigere tierärztliche Behandlungen bzw. eine intensivere Pflege durch die Halter*innen erfordert. Oft führen die angezüchteten Defekte und ihre Folgen aber nicht nur zu lebenslangen Schmerzen, Schäden oder Verhaltensstörungen, sondern auch zu einem frühzeitigen Tod.

Im Folgenden listen wir einige der häufigsten Qualzucht-Merkmale, stark betroffene Rassen und die möglichen Folgen für die Tiere auf:

Qualzuchtmerkmale bei Haustieren, die Sie kennen sollten

Als Grundlage für die folgende Merkmalsliste dient das oben genannte Gutachten zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetzes (Verbot von Qualzüchtungen) des BMEL. Es stellt Zuchtziele dar, die mit dem geltenden Tierschutzgesetz nicht vereinbar sind. Das Gutachten soll insbesondere Züchter*innen von Heimtieren helfen, ihrer Verantwortung gerecht zu werden und die Vorschriften des Tierschutzgesetzes, welche die Züchtung betreffen, in vollem Umfang zu beachten. Auch kann es Menschen, die sich ein Heimtier anzuschaffen planen, als Orientierung dienen.

Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie)

Die Züchtung beispielweise von Hunden und Katzen auf die gezielte Verkürzung des Schädels nennt man Brachyzephalie. Viele Tiere sind meist sehr offensichtlich betroffen: Der Schädel ist breit und kurz, die Nase umgangssprachlich „eingedrückt“.

  • Tiere, die von Kurzköpfigkeit betroffen sind, leiden aufgrund der Verengung der oberen Atemwege und der Tränennasenkanäle oft unter schwerwiegenden Atemproblemen sowie permanentem Augenausfluss bis hin zu Bindehautentzündungen.
  • Bei Anstrengung, Stress und warmen Temperaturen besteht ein erhöhtes Risiko auf einen Hitzeschlag, da die Tiere ihre Körpertemperatur durch Hecheln nicht genug regulieren können.

Eine Umfrage unter Hundehalter*innen mit Brachyzephalie ergab, dass über die Hälfte der Atemprobleme beim Schlafen haben, da sie im Liegen keine Luft bekommen und unter Erstickungsanfälle leiden – 24 Prozent der Tiere würden daher im Sitzen Schlaf suchen. 77 Prozent haben Probleme beim Fressen, gut die Hälfte erbrechen sich mehr als einmal am Tag und jeder dritte Hund ist schon einmal aufgrund von Atemnot umgefallen.

  • Auch sind Zahnfehlstellungen als Folge der Verkürzung des Oberkiefers häufig, was den Tieren die Nahrungsaufnahme erschwert.[2]

Darüber hinaus neigen Tiere mit extremer Kurzköpfigkeit auch zu Schwergeburten und einer dadurch gesteigerten Totgeburtenrate. Nicht selten ist ein Kaiserschnitt notwendig, um die Nachkommen sicher auf die Welt zu bringen.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Hunde: Französische Bulldogge, Boxer, Englische Bulldogge, Chihuahua, Mops, Pekinese, Prince Charles Spaniel, Shi Tzu, Toy-Spaniel, Mastiff, Amerikanische Bulldogge
  • Katzen: Perserkatzen, Exotic Shorthair, British Shorthair / British Kurzhaar (BKH)
Kurzschwänzigkeit oder Schwanzlosigkeit (Brachyurie und Anurie)

 

 

 

 

 

 

 

 

Als Brachyurie wird eine angeborene Verkürzung des Schwanzes bei Wirbeltieren bezeichnet. Die betroffenen Tiere weisen eine deutliche Verkürzung der Schwanzwirbelsäule bis hin zum Stummelschwanz und zudem oftmals eine Verkrüppelung des Schwanzes (Korkenzieherschwanz, Knickschwanz) auf.  Bei der angeborenen Schwanzlosigkeit (Anurie) fehlt der Schwanz komplett.

  • Brachyrie und Anurie gehen mit verschiedenen Fehlbildungen der Wirbelsäule einher, durch die die Entwicklung des Rückenmarks gestört ist. Infolge kann es zu neurologischen Störungen der hinteren Körperhälfte, wie dem Verlust von Sensibilität und Lähmungen der Extremitäten sowie zu Harn- und/oder Kotinkontinenz.
  • Katzen dient der Schwanz vor allem zum Ausbalancieren beim Laufen, Sprinten und Klettern, entsprechend können kurzschwänzige bzw. schwanzlose Katzen in ihren artspezifischen Bewegungsabläufen gestört sein.
  • Betroffene Hunde können sich anderen Artgenossen gegenüber nicht durch Bewegungen und Haltungen der Rute bzw. des Schwanzes mitteilen und sind so eines wichtigen Kommunikationsmittels beraubt. Durch die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten können sie ihr Sozialverhalten nicht richtig ausleben.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Hunde: Französische Bulldogge, Englische Bulldogge , Dackel, Bobtail, Cocker Spaniel, Entlebucher Sennenhund, Rottweiler, Mops
  • Katzen: Manx, Cymric, Japanese Bobtail und Kurile Bobtail
Haarlosigkeit

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Haarlosigkeit ist ein vererbtes Merkmal, das von einer genetischen Mutation in der DNA verursacht wird und oftmals mit Zahnanomalien verbunden ist.

  • Haarlose Hunde und Katzen können zudem Sekundärfolgen wie Hautprobleme und Allergien aufweisen.
  • Zudem neigen die Tiere aufgrund des fehlenden natürlichen Schutzes gegen die Sonne vermehrt zu Sonnenbrand und infolge dessen an Hautkrebs.
  • Außerdem besteht eine Neigung zu genetisch bedingter Schwäche des so genannten Aufhängeapparates der Augenlinse, der eine Verlagerung der Augenlinse zur Folge haben kann und zu Seheinschränkungen oder gar Blindheit führen kann.
  • Die Tasthaare betroffener Tiere sind verkürzt, gekräuselt oder fehlen gänzlich, was besonders für Katzen ein Verlust eines wesentlichen Sinnesorganes bedeutet: Sie dienen zur Orientierung, zum Fangen und Abtasten von Beute, dem Untersuchen von Gegenständen und zur Aufnahme sozialer Kontakte. Das Fehlen oder die Verkürzung, Verkräuselung ist als Qualzuchtmerkmal zu werten. Für entsprechende Rassen wird im Gutachten zur Auslegung von § 11b des Tierschutzgesetzes des BMEL ein Zuchtverbot empfohlen.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Hunde: Chinesischer Schopfhund, Mexikanischer Nackthund, Peruanischer Nackthund, American Hairless Terrier
  • Katzen: Sphynx, Devon Rex, Lykoi
Kleinwüchsigkeit

Hunde: Bei der Chondrodysplasie handelt es sich um einen Zwergwuchs mit Verkürzung der langen Röhrenknochen (Gliedmaßen). Grund dafür ist eine Störung des Knochenwachstums. Damit verbunden ist eine starke Disposition oder Fehlbildung der Zwischenwirbelscheiben, was häufig zu einem Bandscheibenvorfall führen kann. Die Folge können Lähmungen, Inkontinenz und/oder starke Schmerzempfindungen sein.


Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Basset Hound, Französische Bulldogge, Pekinese, Scottish Terrier, Sealyham Terrier, Dackel, Welsh Corgis

 

 

Katzen: Bei Feliner Kleinwüchsigkeit gilt es zwischen zwei Formen zu unterscheiden: dem hypophysären (wörtlich: die Hirnanhangdrüse betreffenden) Minderwuchs auf der einen und der Skelettdysplasie (wörtlich: Skelettfehlbildung) auf der anderen Seite. Hauptunterschied der beiden ist die Ausprägung – erstere definiert die proportionale, also gleichmäßig über den gesamten Körper des Tieres ausgeprägte Kleinwüchsigkeit. Die Tiere sind praktisch kleiner als andere Katzen. Die Skelettdysplasie ist hingegen als disproportional zu verstehen, beschränkt den Kleinwuchs also auf einzelne Körperteile der Katze. Die Katze ist also nicht insgesamt kleiner, sondern hat nur verkürzte Gliedmaßen unter einem sonst normal großen Rumpf. Ein Beispiel dafür sind Munchkin-Katzen, sogenannte „Dackelkatzen“, die im Verhältnis zum Rest des Körpers sehr kurze Beine aufweisen. Der disproportionierte Zwergenwuchs ist einer Erbkrankheit geschuldet, die zu einer Verkürzung der Gliedmaßen führt. Besonders von diesem Merkmal betroffene Katzen sind in ihrer Lebensqualität und Lebenserwartung stark eingeschränkt. Schon bei leichten Fällen von Kleinwüchsigkeit neigen die Tiere aufgrund ihrer eingeschränkten Beweglichkeit zu Übergewicht und haben ein erhöhtes Risiko für Arthrose und Arthritis. In schweren Fällen, wie es häufig Dackelkatzen betrifft, kann es sowohl zu Lungen- und Zahnproblemen als auch zu neurologischen Beschwerden bis hin zu diversen Organ- und Hormonstörungen kommen. Die Lebenserwartung von diesen Tieren ist stark eingeschränkt.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Munchkin (auch: Dackelkatze genannt)
Hybriden

Bei Hybriden handelt es sich um die Nachkommen von Eltern zweier Spezies, die nicht der gleichen Art, Unterart, Gattung oder Population angehören.

Hybridhunde sind ein Beispiel: Dabei handelt es sich um Kreuzungen aus Wolf und Hund. Jene der ersten Generation werden als F1-Wolfshybriden bezeichnet. Im diesem Falle handelt es sich also um die erste Generation der Kreuzung zwischen einem Wolf und einem Hund. Bei der zweiten Generation (F2-Wolfshybriden) ist ein Großelternteil ein reinrassiger Wolf gewesen usw. Mit jeder nachfolgenden Generation (F3, F4, usw.) wird der Anteil an Wolfsgenen entsprechend geringer. Erst ab der fünften Generation (F5) werden Wolfshybriden als Hunde eingestuft. Wolfshybriden in den Generationen F1-F4 unterliegen demselben Schutzstatus wie Wölfe und dürfen deshalb in Deutschland nicht gehalten werden.

  • Wolfshybriden der Generationen F5 und nachfolgende entsprechend ihrer Bedürfnisse zu halten, erfordert von den Besitzer*innen umfassende fachliche Kenntnisse sowie einen enormen zeitlichen Aufwand – weshalb davon abzuraten ist. Die Tiere leiden bedingt durch ihr überaus soziales Wesen schnell unter massiver Trennungsangst und sind nicht selten unfähig, alleine zu bleiben. Je wolfsähnlicher ein Hybrid ist, desto stärker sind die Eigenschaften. Wolfshybriden als Haustiere zu halten definieren wir als Qualzucht, da die Privathaltung den Lebensansprüchen der Tiere in der Regel dauerhaft nicht gerecht werden kann und Tierleid zur Folge haben kann.
  • Weitere Details lesen Sie auch hier: https://welttierschutz.org/wolfshybriden-als-haustier-halten-bitte-nicht/.

Ein weiteres Beispiel sind Savannahkatzen – eine Kreuzung domestizierter Hauskatzen mit Servalen, einer wilden afrikanischen Katzenart – und Bengalkatzen, die die Kreuzung von Hauskatze und Leopardkatze sind, die in Süd- und Ostasien heimisch sind. Bei Tieren früher Generationen (F1-F4) handelt es sich um direkte Nachkommen einer Zwangsverpaarung zweier unterschiedlicher Tierarten, die sich in der Körpergröße, dem Gewicht und der Tragzeit deutlich unterscheiden.

  • Die körperlich deutlich unterlegene Hauskatze wird bei der Zwangsverpaarung mit dem Wildkatzenkater erheblichem Stress und Schmerzen ausgesetzt. Doch nicht nur das: Sie kann dabei sogar versterben, da die wilden Männchen sehr groß sind und der immer stattfindende Nackenbiss für die gewöhnliche Hauskatze tödlich sein kann. Die Jungtiere der ersten Generation (F1) können zudem unreif zur Welt kommen und sind im Verhältnis zum Muttertier oft zu groß, so dass Kaiserschnitte, Früh-, Fehl- oder Totgeburten keine Seltenheit sind. Die Entstehung von Savannah- und Bengalkatzen ist daher als Qualzucht anzusehen.
  • Für Bengalkatzen gilt außerdem: Sie sind zwar generell gesund, einige mögliche Erbkrankheiten werden aber immer wieder in Zusammenhang mit der Rasse gebracht. So kann beispielsweise ein Pyruvatkinase-Mangel verursachen, wodurch die normale Funktion der roten Blutkörperchen eingeschränkt ist. Dieser Mangel führt zu einer deutlich reduzierten Lebensdauer der roten Blutkörperchen und damit zu einer Verringerung ihrer Anzahl im Kreislauf (Anämie). Zudem wird vermutet, dass die Progressive Retinaatrophie (PRA) bei Bengalkatzen durch ein rezessives Gen verursacht und autosomal weitervererbt wird – die Krankheit, für die es bisher keine Behandlungsmöglichkeiten gibt – führt zu einer fortschreitenden Erblindung, da die Stäbchen und Zapfen degenerieren. Hinzu kommt eine erhöhte Prävalenz für das Flat-Chested-Kitten-Syndrom, die Neigung zu Hüftdysplasien sowie die erblich bedingte Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM). Aus Tierschutzsicht sehen wir die erhöhte Veranlagung für Erbkrankheiten aber auch die anspruchsvolle Haltung der Hybridtiere sowie die riskante und zwanghafte Paarung der Tiere als Problem und stufen deshalb die Rassen als Qualzucht ein.
  • Weitere Details lesen Sie auch hier: https://welttierschutz.org/savannah-und-bengal-katzen-als-haustier/.

Welche Rassen sind als Nachfahren von Hybriden bekannt?

  • Hunde: Russischer Wolfshund, Russischer Windhund, Tschechoslowakischer Wolfhund Saarlooswolfhund, Kunming Wolfhund
  • Katzen: Savannahkatzen, Bengalkatzen

weitere Qualzuchtmerkmale – vornehmlich bei Hunden:

Fehlbildung des Hüftgelenks (Hüftgelenksdysplasie)

Bei der Hüftgelenksdysplasie handelt es sich um eine erblich bedingte Fehlbildung, die insbesondere  bei der Züchtung für einen kräftigen Körper mit nach hinten abfallender Rückenlinie in Kauf genommen wird. Unvollständige Ausrenkungen des Hüftgelenks und defekte Hüftgelenkpfannen sind die Folge. Es kann zu schmerzhaften Entzündungen und Arthrosen kommen und bereitet den Tieren zunehmende Probleme in der Bewegung, hat mangelnde Stabilität und Lahmheiten zur Folge.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Schäferhund, Berner Sennenhund, Golden Retriever, Rottweiler
Fehlstellung des Augenlids (Ektropium - Hängelid/ Entropium -Roll-Lid)
© audrey_sel via flickr (https://www.flickr.com/photos/forbiddendoughnut/4853771640)

Hierbei handelt sich um eine Fehlstellung des Augenlids, bei der sich der Lidrand nach außen dreht (Ektropium) bzw. nach innen einrollt (Entropium).
Beim Hängelid (Ektropium) liegt der Lidrand des unteren Augenlids dem Auge nicht glatt an, sondern gibt den Blick auf die weiter innen liegende Bindehaut frei, die infolgedessen ungeschützt vor Umwelteinflüssen ist. Staub und Fremdkörper können leicht eindringen und mit ihnen zahlreiche Erreger. Als Folge entwickelt sich eine Bindehaut-Entzündung (Konjunktivitis) und/oder stetiger Augenausfluss.

Beim Roll-Lid (Entropium) schleifen die Wimpern durch die Einrollung des Augenlids auf dem Auge und reizen die Binde- und Hornhaut. Für den Hund ist das sehr unangenehm und kann von Augenrötung über Bindehaut- und Hornhaut-Entzündung bis hin zum Hornhaut-Geschwür führen. Außerdem sind Hunde mit diesen Merkmalen oftmals extrem überempfindlich gegenüber Licht. Betroffene Hunde blinzeln vermehrt und reiben sich die Augen an ihren Pfoten oder an Gegenständen, was wiederum das Risiko einer Entzündung des Auges erhöht.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Hängelid: Mastino Napoletano, Deutsche Dogge, Mastiff, Bassets, Spaniels und Neufundländer, sowie brachyzephale Rassen wie Boxer oder Mops.
  • Roll-Lid: Rottweiler, Golden Retriever,Chow Chow, Shar Pei
Gestörte Pigmentierung der Haare (Blue-dog-Syndrom, auch Colour Dilution Alopecia)

Beim Blue-dog Syndrom  handelt es sich um einen Gendefekt, der zur Gruppe der Pigment-Mangel-Syndrome gehört. Bei betroffenen Tieren ist die Pigmentierung der Haare gestört, wodurch sich die Fellfarbe verändert. Auch die einzelnen Haare sind schwächer und brechen somit schneller ab, was zu Fellverlust und kahlen Stellen führen kann. Auch Entzündungen der Haut und Schuppenbildung können auftreten. Grundsätzlich können fehlende oder fehlerhafte Pigmente weitere gesundheitliche Folgen habe: Blindheit, Taubheit, Schäden im inneren des Körpers sowie ein besonders empfindlicher Magen-Darm-Trakt und ein schwaches Immunsystem sind als Beispiele zu nennen.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Australian Shepherd, Pitbull, Cardigan Welsh Corgi, Border Collie, Chihuahua, Collie, Pomeranian, Dogge, Greyhound, Irish Setter, Pudel, Dackel, Yorkshire Terrier
Hauteinstülpungen am Rücken (Dermoidzysten)

Bei Dermoidzysten handelt es sich um Hauteinstülpungen am Rücken, die bis in den Wirbelkanal hineinreichen können und wahrscheinlich an das Gen „Ridge“ (Haarstrich mit gegenläufigem Wuchs) gekoppelt sind. Diese Zysten können zur Lähmung der Hinterläufe und zu Schmerzen führen sowie im Fall von Infektionen zu entzündlichen Veränderungen (z.B. der Hirnhäute =Meningitis) oder des Rückenmarks = Myelitis).

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Rhodesian Ridgeback, Thai Ridgeback
Merle-Faktor
© MissTessmacher via flickr (https://www.flickr.com/photos/bassclarinetist/3894800059/in/album-72157626769956113/)

Beim Merle-Faktor handelt es sich um eine (genetisch bedingte) Farbvariation des Fells, die durch eine fehlerhafte Verteilung des Pigments Eumelanin aufgrund einer Genmutation des SILV hervorgerufen wird. Die Grundfarbe des Felles ist stellenweise aufgehellt ist, sodass unregelmäßige, zerrissen wirkende Flecken auf einem aufgehellten Grund zu sehen sind. Auch die Augen können unterschiedliche oder gemischte Farben haben. Diese Ausprägungen werden bei einem autosomal intermediären Erbgang an die Nachkommen vererbt. Entsprechend ist die Nachzucht von Tieren, die Träger des Merle-Faktors sind, als äußerst schwierig zu beurteilen, da dieser nur mit einem Wildtypen (Nicht-Merle) verpaart werden darf. Die Verpaarung zweier Merle-Faktor-Träger führt mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Nachkommenschaft, in denen schwer geschädigte Welpen auftreten und fällt somit unter § 11b des TierSchG.

Das Merle-Gen führt bei homozygoten Trägern zu Fehlbildungen des Innenohrs mit Taubheit und damit verbundenen Gleichgewichtsstörungen. Darüber hinaus können bei betroffenen Tieren Fehlbildungen der Augen auftreten oder sie weisen Entwicklungsstörungen im Vergleich zu ihren Wurfgeschwistern auf. Häufig zeigt sich bei ihnen auch eine verminderte Lebensfreude und viele homozygote Träger sterben noch vor Erreichen der Geschlechtsreife. Da der Merle-Faktor nur das Eumelanin und das Phäomelanin nicht betrifft, ist eine Beurteilung, ob es sich um einen Merle-Faktor-Träger handelt, aufgrund des phänotypischen Erscheinungsbildes äußerst schwierig. So können hell-pigmentierte z. B. rötlich-gefärbte Tiere ebenso Merle-Faktor-Träger sein (sog. Cryptic Merle), auch wenn sie selbst keine Scheckung des Fells aufweisen. Alle Zuchttiere müssen folglich bei einer verantwortungsvollen Zucht eine genetische Untersuchung durchlaufen, um eine Verpaarung von zwei Merle-Faktor-Trägern miteinander auszuschließen.

Unserer Ansicht nach ist ein Tier eine Qualzucht, wenn es a) Qualzucht-Merkmale aufweist oder b) die genetischen Merkmale durch die Elterntiere in sich trägt und diese in spätere Generationen weitergeben könnte.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Australian Shepherd, Beauceron Sheepdog, Border Collie, Cardigan Welsh Corgie, Chihuahua, Cocker Spaniel, Collie, Dackel, Great Dane Dogge, Norwegian Hound, Pit Bull, Pyrenean Shepherd, Shetland Sheepdog
Teacup
Hinter der Bezeichnung Teacup-Hund verbergen sich bewusste Kleinzüchtungen bekannter Zwerghunderassen. Für die Teacup-Züchtungen werden die kleinsten und schwächsten Tiere eines Wurfes ausgewählt und gezielt miteinander verpaart. Die aus dieser Paarung resultierenden Nachkommen sind in Folge besonders klein und wiegen weniger als ihre „Original“-Vorfahren. Natürlicherweise können besonders winzige Exemplare bei allen kleinen Hunderassen vorkommen, jedoch werden diese Tiere von seriösen Züchter*innen nicht zur Weiterzucht zugelassen, da das Risiko genetisch-bedingter Einschränkungen und Krankheiten zu hoch ist. Schon bei der Geburt kann es für das Muttertier zu Schwierigkeiten kommen, denn die Köpfe der ungeborenen Welpen sind häufig so dick, dass sie nicht durch den Geburtskanal passen und ein Kaiserschnitt notwendig wird. Da nicht alle Organe so wie z.B. das Gehirn sich ohne weiteres „kleinzüchten“ lassen, leiden viele Teacup-Hunde an einem sogenannten Wasserkopf, bei dem die Flüssigkeitsräume des Gehirns krankhaft erweitert sind und auf den Schädelknochen drücken – oft nicht behandelbar, führt diese genetisch-bedingte Erkrankung zum frühzeitigen Tod. Aufgrund des für den Kopf zu großen Gehirns kann es auch vorkommen, dass die sogenannte Fontanelle (eine natürliche Knochenlücke am Schädel, welche normalerweise eigenständig nach der Geburt zuwächst) sich bei diesen Hunden nicht ganz schließt. Infolge ist das Gehirn an dieser Stelle nur durch Haut und Fell geschützt und schon ein kleiner Schlag auf den Kopf kann den Hund das Leben kosten. Die großen Augen in dem kleinen Gesicht sind oft ungenügend geschützt, was zu Hornhautverletzungen und  Augeninfektionen führen kann.
  • Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?
Hunde: Chihuahua, Zwergpinscher, Yorkshire Terrier, Toy-Pudel
Übermäßige Hautfaltenbildung
Übermäßige Hautfaltenbildung kann teilweise oder überall (generalisiert) in Erscheinung treten. Die betroffenen Tiere weisen eine Disposition zu Hauterkrankungen wie Mucinosen (teigige Konsistenz der Haut) und entzündlichen Veränderungen der Haut auf, infolge derer es zu sekundären Hautveränderungen wie Haarausfall, Pusteln, Hautrötung und Verhornung der Haut kommen kann, die mit starkem Juckreiz und oftmals einem unangenehmen Geruch verbunden sind. Bei welche Rassen kommt dies gehäuft vor?
  • Generalisiert: Shar-Pei, Basset und Bluthund.
  • Teilweise: Pekinese und Toy Spaniel.

weitere Qualzuchtmerkmale – vornehmlich bei Katzen:

Missgebildete Wirbelsäule

Der durch die missgebildete Wirbelsäule hervorgerufene Gang gilt als Zuchtziel. Das Ausmaß des Defektes, dessen Auswirkungen vor allem die Hinterhand betrifft, geht oft nicht nur mit deutlichen Störungen der Bewegungsabläufe, sondern auch mit neurologischen Ausfallerscheinungen der inneren Organe wie des Enddarms einher. Für die Manx-Katze wurde in Deutschland bereits ein Zuchtverbot ausgesprochen, doch auch andere Katzenarten wie Cymric, die Japanese Bobtail und die Kurilen Bobtail sind von derartigen Einschränkungen betroffen.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Manx, Cymric, Japanese Bobtail, Kurile Bobtail
Faltohr

Gefaltete Ohrmuscheln sind das äußerliche Zeichen dafür, dass die betroffene Katze Träger eines Gens sind, das für die Ausprägung der  unheilbaren Krankheit Osteochondrodysplasie (OCD) verantwortlich ist. Gefaltete Ohrmuscheln entzünden sich oft, zudem können nicht nur den Knorpel der Ohrmuscheln, sondern auch alle anderen Knorpel und Gelenke im Körper betroffen sein. Nach Angaben der Bundestierärztekammer müsse viele Faltohrenkatzen frühzeitig wegen einer mit dieser Ohrmissbildung verbundenen Skelettmissbildung eingeschläfert werden.

Bei welchen Rassen kommt dies gehäuft vor?

  • Scottish Fold
Polyzystische Nierenerkrankung (PKD)

Eine weitere autosomal-dominant vererbte Krankheit ist die Polyzystische Nierenerkrankung (PKD). Sie führt zur Bildung von Zysten in Leber, Bauchspeicheldrüse und den Nieren, deren Funktionsfähigkeit davon stark beeinträchtigt wird und zum Nierenversagen führen kann. Da es sich um einen autosomal-dominanten Erbgang handelt, wäre eine Zucht mit Trägerkatzen verwerflich.

Bei beispielsweise welchen Rassen liegt eine Disposition vor?

  • Britisch Kurzhaar, Britisch Langhaar , Chartreux, Exotic Shorthair, Heilige Birma, Perser, Ragdoll, Russisch Blau, Scottish Fold Longhair, Scottish Fold Shorthair, Selkirk Rex Longhair, Selkirk Rex Shorthair, Türkisch Angora, Norwegische Waldkatze, Maine Coon, Siam und Amerikanisch Kurzhaar.
Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM)

Einige Katzenrassen zeigen vermehrt eine erblich bedingte, hypertrophe Kardiomyopathie (HCM). Diese führt zu einer Verdickung des Herzmuskels. Dadurch kann sich das Herz nicht mehr ausreichend mit Blut füllen und in den Körperblutkreislauf pumpen. Es staut sich in den Lungenblutkreislauf zurück. Katzen, die davon betroffen sind, leiden in der Regel an Leistungsverlusten, da das Herz durch die Verdickung steif ist. Begleiterscheinungen sind unter anderem auch Herzgeräusche, Herzrhythmusstörungen und Ohnmachtsanfälle. Im Spätstadium können aber auch schwerwiegende Lungenödeme oder Thoraxergüsse, welche mit akuter Atemnot einhergehen, auftreten. Sofern die Katze im Spätstadium optimal therapiert wird, liegt ihre Lebenserwartung dennoch nicht höher als 12 weitere Monate. Durch den verlangsamten Blutfluss kommt es immer wieder zu Komplikationen wie z. B. Aortenthrombosen. Die betroffenen Katzen zeigen dabei unter anderem plötzlich auftretende und akute Lähmungserscheinungen in den hinteren Extremitäten.

Bei beispielsweise welchen Rassen liegt eine Disposition vor?

  • Maine Coon, Perser, Norwegische Waldkatzen, Ragdoll, Rex, Spynx, Bengalen, Amerikanische und Britisch Kurzhaar.

Weitere Informationen finden Sie auch hier: https://welttierschutz.org/qualzucht-der-trend-zu-kranken-katzen/. 

Qualzuchtmerkmale bei Kleintieren, die Sie kennen sollten

bei Kaninchen

Auch Kleintiere betrifft die Qualzucht. So entspricht Kaninchenrassen aus der Gruppe der Widderkaninchen – auch als „Schlappohr-Kaninchen“ bekannt – dem Rassestandard, je stärker die Ohren hängen. Dadurch steigt die Gefahr von Ohrenzündungen, Taubheit sowie Einschränkungen des Sichtfeldes, welches starke Auswirkungen auf das Verhalten haben kann. Große Kaninchenrassen wie Deutsche Riesen tendieren hingegen aufgrund des hohen Gewichtes zu Sohlengeschwüren, Kreislaufstörungen und durch die starke Gelenkbelastung zu Arthrose.

Langhaarrassen, wie beispielsweise Angorakaninchen, neigen zu verschiedenen Magen-Darm-Krankheiten, Hitzestau und sind durch die Menge ihres Fells in ihren Bewegungen stark eingeschränkt.

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bei Vögeln
  • Kanarienvögel werden mit extra langem Hals und federlosen oder aber besonders stark befederten Körperteilen gezüchtet – Flugunfähigkeit, Sichtbehinderungen und Gleichgewichtsstörungen sind die Folge.
  • Kropftauben leiden aufgrund ihres groß gezüchteten Kropfes unter Kropfentzündungen und potentiell sogar dem Reißen des Kropfes.
bei Exoten und Reptilien
  • Bei Reptilien werden die Schuppenfarbe und das Muster sowie die Größe des Tieres durch die Zucht oft stark verändert. Defektzüchtungen, beispielsweise mit dem Ziel nach schuppenlosen Tieren, nehmen zu. Dabei wird außer Acht gelassen, dass die Schuppen den Tieren nicht nur zur Tarnung, sondern auch zur Thermoregulation, zum mechanischen Schutz und bei Schlangen zur Fortbewegung dienen. Veränderungen können zu Krankheiten, Verletzungen und auch zu Verhaltensstörungen führen.
bei Fischen
  • Fische können aufgrund von Veränderungen der Flossen, des Skeletts und manchmal sogar der inneren Organe nicht mehr richtig schwimmen. So wurde dem Berliner Guppy ein lebenslanges, ungebremstes Flossenwachstum angezüchtet. Die Folge ist, dass sich die Tiere im ausgewachsenen Zustand nur noch durchs Wasser „schlängeln“ können.
  • Beim Goldfisch-Löwenköpfchen liegen starke Wucherungen der Oberhaut im Kopfbereich vor, die unter anderem das Sichtfeld der Tiere stark einschränken können und zudem verletzungsanfällig sind. In den Nischen und Höhlungen, die oftmals mit Schleim gefüllt sind, siedeln sich zudem häufig Ektoparasiten an.

Qualzuchtmerkmale bei Nutztieren, die Sie kennen sollten

Bei Nutztieren wird die Qualzucht insbesondere mit dem Ziel der Leistungssteigerung betrieben.

bei Rindern

Die Zucht auf einseitige Höchstleistung ist bei Milchrindern und Fleischrindern stark ausgeprägt und nimmt Qualzucht in Kauf. Die Tiere können von leistungsbedingten Gesundheitsstörungen und Verhaltenseinschränkungen betroffen sein.

  • Die Zucht auf Höchstleistungen bei Milchkühen – die Tiere produzieren heute mit 40 bis 50 Litern täglich mehr als doppelt so viel Milch wie noch vor 50 Jahren – ist mit drastischen Konsequenzen für die Gesundheit der Tiere verbunden: Die für die Produktion derartiger Milchmengen benötigte Energie übertrifft bei weiten das, was der tierische Organismus allein mit einer artgerechten natürlichen Fütterung zu leisten fähig wäre. Daher werden die Tiere mit speziellen, Kraftfutterzusätzen gefüttert, durch die sie etwa 50.000 Kalorien am Tag zu sich nehmen. Die nicht tiergerechte Fütterung und die extremen Dauerbelastung können zu Euterentzündungen, Gebärmutterentzündungen, Fruchtbarkeitsstörungen und Stoffwechselstörungen führen. Folgen dieser Erkrankungen können starke Schmerzen, Fressunlust, starker Gewichtsverlust, Verdauungsstörungen sowie ausgeprägte Trägheit und Muskelschäden sein und können, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt werden, zum Tod führen.  Eine sichtbare Folge der Zucht auf Hochleistung ist auch die enorme Größe des Euters. Die Größe und das Gewicht des Euters schränken die Tiere in ihren Bewegungen ein und stellen eine häufige Ursache von Euter- und Klauenerkrankungen dar. Viele Tiere werden im Alter von nur fünf Jahren geschlachtet – das ist ein Viertel ihrer natürlichen Lebenserwartung.
  • Fleischrinder neigen aufgrund der Zucht auf großen Fleischansatz und dem damit verbundenen hohen Gewicht häufig zu Klauengeschwüren. Tierschutzprobleme gibt es insbesondere bei der Rasse Weißblaue Belgier: Bei diesen Tieren wird gezielt auf einen Gendefekt selektiert, durch den die natürliche Begrenzung des Muskelaufbaus ausgeschaltet wird. Aufgrund des bereits bei den Kälbern extremen Körpergewichts müssen diese oft per Kaiserschnitt geholt werden.
bei Hühnern
  • Auch Hühner ereilen besonders schmerzhafte Zuchtdefekte: Durch die erhöhte Legeleistung der Legehennen bzw. die gezwungene Gewichtszunahme bei Masthühnern werden Knochen und Organe geschädigt – so leiden 70 Prozent aller Masthühner unter Skelettschäden, Knochendeformationen und Herzerkrankungen.

bei Schweinen
  • Bei Schweinen führt die schnelle Gewichtszunahme, 100 Kilogramm in sechs Monaten, zu Entzündungen der Knochen und Gelenke sowie zu Kreislaufbeschwerden und Stoffwechselstörungen.

Viele Tiere leiden unter zuchtbedingten Krankheiten aufgrund der Umgestaltung ihrer Körperteile. Die betroffenen Tiere leben nicht nur mit Schmerz und Einschränkungen, sondern weisen häufig auch Erkrankungen auf, die frühzeitig zum Tod führen können.

Die WTG fordert: Das Wohl der Tiere muss in den Vordergrund

Unsere Forderungen richten sich an:

... die Gesetzgebung:

Solange es keinen konkreten Qualzuchtparagraphen gibt, der gesetzlich wesentlich klarer als bisher vorgibt, was als Qualzucht gilt, wird sich an den oft tierquälerischen Zuständen nichts ändern. Eine Neuregelung, die im Zweifel für das Tier entscheidet, muss helfen, durch Qualzucht bewusst erzeugtes Leid zu verhindern. Für bestimmte Rassen, deren Vertreter krankheits- bzw. schadensverursachende Erbanlage aufweisen können, sollten gesetzliche Zuchtverbote ausgesprochen werden. Die Strafverfolgung von Qualzucht muss außerdem nicht nur klarer, sondern auch strenger angesetzt werden.

... die Zuchtverbände und Züchter*innen:

Züchter*innen müssen sich damit auseinandersetzen, dass eine leidfreie Zucht nur mit gesunden Tieren möglich ist, die keine bekannte genetische Beeinträchtigung in sich tragen. Dies schließt die derzeit gerne propagierten Rückzuchten oder gezielte Mischzuchten von Qualzuchtrassen als Lösung aus, da nicht sichergestellt werden kann, dass die Zwischengenerationen frei von Leiden sein werden. (Siehe auch: Gutachten zur Frage, ob Verstöße gegen das Qualzuchtverbot nach § 11b Abs. 1 TierSchG tatbestandlich ausgeschlossen oder gerechtfertigt sein können, wenn bezweckt ist, als Endresultat – d. h. nach mehreren Zuchtgenerationen – schmerz-, leidens- und schadensfrei lebensfähige Nachkommen zu erzielen: https://qualzucht-datenbank.eu/wp-content/uploads/2021/10/Ergaenzungsgutachten-Cirsovius-30.09.2021.pdf)

Im Bereich der Nutztierzüchtung handelt es sich bei der oftmals mit viel Tierleid verbundenen und sehr oft lebensverkürzenden Zucht auf Höchstleistungen um Qualzuchten. Auch hier sind Rückzuchten aus den oben genannten Gründen weder praktikabel noch mit dem Tierschutzgedanken vereinbar. Die derzeit einzige aus Tierschutzsicht vertretbare Lösung ist im Nutztierbereich die Rückbesinnung auf Zweinutzungsrassen – beispielsweise Rinder, die sowohl Milch geben als auch Fleisch ansetzen. So kann höchstleistungsbedingtem Tierleid vorgebeugt werden.

… (potentielle) Tierhalter*innen und Verbraucher*innen: 

Wir wünschen uns: Rücken Sie das Wohl des Tieres in den Insbesondere die Haustierzucht ist stark von der Kundennachfrage beeinflusst. Die Zucht von gesunden Tieren kann daher geleitet werden, indem zukünftige Tierhalter*innen gezielt Gesundheit über Aussehen stellen und dies den Züchter*innen so mitteilen. Dabei gilt es auch, vorübergehende Trends als solche zu erkennen. Ebenso empfehlen wir grundsätzlich, Adoptionen von Tieren im Tierheim dem Kauf von Zuchttieren zu bevorzugen.  

Im Hinblick auf Qualzucht von Nutztieren sollte es des Weiteren allen Verbraucher*innen klar sein, dass durch das eigene Kaufverhalten unter Umständen Tierleid billigend in Kauf genommen und die Qualzucht in der Nutztierhaltung gar unterstützt wird. Verbraucher*innen sollten daher unbedingt auch eigenständig recherchieren und sich über Herkunft und Haltungsbedingungen informieren.

... Multiplikatoren (z.B. Medien und Werbemacher sowie Petfluencer in sozialen Netzwerken) und seine Nutzer*innen:

Zahlreiche Werbetreibende und relevante Nutzer*innen-Profile in sozialen Netzwerken nutzen Qualzuchten als Werbegesichter auf Plakaten oder Anzeigen. Besonders häufig werden vermeintlich niedliche Tiere dargestellt, um die Emotionen potenzieller Käufer*innen anzusprechen oder Reichweite zu gewinnen –  dabei beliebt sind brachyzephale Rassen wie beispielsweise der Mops, der durch die großen „Kulleraugen“ und die platte Nase das Kindchenschema verkörpert.

Durch diese unkritische Darstellung überzüchteter Tiere kann Tierleid normalisiert und der gefährliche Trend der Qualzucht maßgeblich befördert werden. Wir appellieren deshalb an alle Multiplikatoren, sich ihrer Verantwortung für die Tiere bewusst zu werden und sich mit dem Leid kritisch auseinanderzusetzen.

Im Rahmen unserer Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ fordern wir, dass die Betreiber der sozialen Netzwerke Tierleid-Inhalten keine Plattform mehr bieten – dazu zählt auch die verherrlichende oder unkritische Darstellung von Qualzuchten. Es muss konsequent geprüft werden, ob das dargestellte Tierleid dokumentarischen oder informativen Zwecken im Sinne der Aufklärung über Missstände (so von Organisationen und Medien genutzt) dient. Tut es dies nicht, müssen die Inhalte unwiderruflich gelöscht werden.

Unsere Forderung an die Betreiber*innen der Netzwerke, derartigen Tierleid-Inhalten Einhalt in sozialen Netzwerken zu bieten, können Sie hier mit Ihrer Petitions-Unterschrift stärken:

Jetzt Petition unterschreiben!

Leidende Qualzuchten, gequälte Wildtiere in vermeidbarem menschlichem Kontakt und grausame Gewalt gegenüber Tieren: Wir wollen die unkritische Darstellung von Tierleid in sozialen Netzwerken beenden. Unterstützen Sie die Petition mit Ihrer Unterschrift und geben Sie der Forderung Kraft!

Jetzt unterschreiben!

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,

... auch von Seiten der Nutzer*innen bzw. Rezipient*innen von Werbung und Medien muss der Umgang mit und die Reaktion auf Qualzuchten überdacht werden. Es sollte nicht in Form von gewünschter Reaktionen (z.B. dem Liken, Teilen und positiven Kommentieren) gefördert, sondern vielmehr kritisch den Ersteller*innen bzw. der Plattform gegenüber kommuniziert werden.

Wie Sie dabei in sozialen Netzwerken vorgehen sollten, zeigt unser Leitfaden.

Quellen

++ Der Welttierschutzgesellschaft e.V. weist darauf hin, dass dieser Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert und erstellt wurde. Die Inhalte und Links werden allerdings nicht stetig aktualisiert und beziehen sich grundsätzlich immer auf den Stand der Recherche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn Sie Anregungen oder Bemerkungen zum Artikel haben, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt via info@welttierschutz.org Kontakt auf. ++

Stoppen Sie das Tierleid!

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