Qualzucht: Der Trend zu kranken Katzen

Kranke Katzen: Über das Leid von Rassen mit Defektmerkmalen

Ob bei Instagram, Facebook oder Twitter: Millionenfach werden Videos und Bilder von Petfluencern wie „Grumpy Cat“ und „Lil Bub“ geliked, kommentiert und begeistert geteilt – doch was die Tiere gemeinsam haben, sind zuchtbedingte Defekte wie Kurzköpfigkeit und Kleinwüchsigkeit, die immenses Leid für die betroffenen Tiere bedeuten. Die Folgen können gesundheitliche Probleme sein, aber auch das artgerechte Verhalten stören, beispielsweise durch Einschränkungen im Ausdruck und Kommunikationsverhalten.

Beide Katzen sind also extreme Beispiele für Rassen mit Defektmerkmalen, Grumpy Cat und Lil Bub sind Qualzuchten. Statt mit Jubel sollte der Trend zu Katzenrassen mit Defektmerkmalen kritisch betrachtet werden.

 

 
 
 
 
 
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Grumpy Cat: 

 

„Grumpy Cat“ (zu Deutsch: Die grimmige Katze) gilt als bestbezahlte Katze der Welt. 2013 wurde sie für ihren mürrischen Gesichtsausdruck berühmt – ein Resultat ihres verformten Kiefers. Mit 2,6 Millionen Follower*innen auf Instagram, 8,1 Millionen Gefällt-mir-Angaben auf Facebook, 1,5 Millionen Follower*innen auf Twitter und 283 Tausend Abonnenten auf YouTube gehört diese Katze zu den berühmtesten Haustieren weltweit. Sie hat einen eigenen Manager. Seit 2013 ist ihr Gesichtsausdruck sogar als Trademark angemeldet und lizensiert. Als ein amerikanischer Kaffeehersteller mit ihrem Namen sein Produkt bewarb, musste er umgerechnet 700.000 Euro Schadensersatz an „Grumpy Cat“ zahlen. „Grumpy Cat“ ist in Filmen erschienen, über sie wurden mehrere Bücher verfasst, sie ist auf Kalendern abgebildet und über ihre Website werden Merchandising-Produkte von T-Shirts zu Plüschtieren zu Tassen verkauft. Während der Bundestagswahl 2013 verwendete die Piratenpartei „Grumpy Cat“ als Motiv für verschiedene Wahlplakate und 2015 bekam die Katze ihre eigene Figur im Madame Tussauds in San Francisco. Laut Schätzungen einer britischen Tageszeitung brachte „Grumpy Cat“ ihren Besitzern rund 100 Millionen Euro ein. Im Mai 2019 verstarb „Grumpy Cat“ im Alter von nur 7 Jahren an einer Harnwegsinfektion.

 

 
 
 
 
 
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Lil Bub: 
 

Auch „Lil Bubs“ Bekanntheit gründete sich maßgeblich auf ihrem auffälligen Äußeren – als Resultate diverser genetischer Mutationen. Sie wog nicht einmal zwei Kilogramm, wies eine zahnlose kurze Schnauze, eine heraushängende Zunge und eine Zehe mehr an jeder Pfote auf. Auf Instagram folgen ihr 2.4 Millionen Menschen, auf ihrer Facebook-Seite hat sie 1,9 Millionen Gefällt-mir-Angaben. Ihr YouTube-Kanal ist außerdem von 400.000 Personen abonniert – und bringen der*dem Besitzer*in Schätzungen zufolge mehr als 30.000 US-Dollar im Jahr ein. Neben regelmäßigen bezahlten Partnerschaften mit großen Unternehmen, beispielsweise für tiermedizinische Nahrungsergänzungsmittel, werden über die eigene Website verschiedenste Merchandise-Artikel verkauft. In Partnerschaft mit der American Society for the Prevention of Cruelty to Animals (ASPCA) setzte sich „Lil Bubs“ Halter speziell für Haustiere mit besonderen Bedürfnissen ein und sammelte über die Jahre 700.000 Dollar (umgerechnet 615.000 Euro) an Spenden.

Im Dezember 2019 verstarb „Lil Bub“ im Alter von nur acht Jahren in Folge ihrer angeborenen Osteopetrose, der Marmorknochenkrankheit. Zuvor beliefen sich „Lil Bubs“ Tierarztkosten auf rund 13.500 Euro pro Jahr.

„Grumpy Cat“ und „Lil Bub“ sind keine Einzelfälle von äußerst beliebten Qualzuchten

Der Trend, Katzen mit stark ausgeprägten Defektmerkmalen niedlich zu finden und die Leidfaktoren nicht kritisch zu hinterfragen, unterstreichen die    erfolgreichsten „Petfluencer“ auf Instagram, also die besonders beliebten Profile, in denen Haustiere die Hauptrolle spielen. Unter den Top 10 sind eine Perserkatze mit ausgeprägter Brachyzephalie und sechs kleinwüchsige Katzen. Auch einer Umfrage der Social-Media-Analyse-Plattform Pulsar zufolge teile sich der Erfolg der Profile zwischen

    • schönen Tieren,
    • besonders aussehenden Tieren (z.B. durch auffällige Fell- oder Augenfarben) und
    • Tieren mit krankhaften Veränderungen, wie beispielsweise Kurzköpfigkeit (Brachyzephalie) oder Kleinwüchsigkeit auf.

Die unkritische Darstellung von Qualzuchten ist problematisch!

 

Dass Kinofilme die Nachfrage nach bestimmten Haustierrassen ankurbeln und Filme wie Serien den Kauf einer bestimmten Tierrasse bis zu zehn Jahre lang beeinflussen können, ist bekannt. Mittlerweile haben aber auch die sozialen Medien großen Einfluss auf das Kaufverhalten von zukünftigen Tierhalter*innen:

Wir sind davon überzeugt, dass Trends, die sich beispielsweise in der Öffentlichkeit und sozialen Netzwerken formen, bei der Kaufentscheidung weiter bei vielen Menschen im Vordergrund stehen. Warum Tiere mit ausgeprägten Defektmerkmalen online so beliebt sind, und als Resultat unter anderem bei der Zucht stark nachgefragt werden, lässt sich zudem auf das sogenannte Kindchen-Schema zurückführen. Ein proportional großes Gesicht mit übertriebenen Augen, tollpatschigen Tendenzen und eine hilfesuchende Art rufen bei uns Menschen fürsorgliche Gefühle aus: Man möchte helfen und etwas Gutes tun. Zum anderen sind kranke Tiere in den Augen vieler etwas Besonderes:

„Leidende und kranke Tiere werden verherrlicht“, so Achim Gruber, Tierpathologe aus Berlin.


Weltweit warnen Tierärzt*innen und Tierschützer*innen zunehmend, dass die vermeintlich „niedlichen“ Bilder von Tieren mit Defektmerkmalen zu einer Verherrlichung der Qualen, Leiden und Schmerzen der Tiere führen. Denn die Popularität der Tiere führt zu der gezielten Nachfrage nach Tieren mit „Abnormalitäten“ und regt die Zucht dieser an.

Doch bei welchen Rassen kommen zuchtbedingte Defektmerkmale häufig vor und wie ernst sind die Folgen von Defektmerkmalen? Im Folgenden ein Überblick:

 

Die Rasse British Kurzhaar zählt zu den beliebtesten Katzenrassen in Deutschland. Was jedoch viele nicht wissen, ist, dass sich hinter ihrem teddyähnlichen Aussehen Leid verbergen kann:

Denn um den Bestand der Rasse Britisch Kurzhaar zu vergrößern, wurden in der Vergangenheit gezielt Perserkatzen und somit unterschiedliche Defektmerkmale eingekreuzt. Unter den British Kurzhaar sind entsprechend vermehrt Anlageträger von verschiedenen Defektmerkmalen bzw. genetisch bedingten Krankheiten, in deren Folge Einzeltiere Qualzuchten sein können:

  • Generell ist die Brachyzephalie (=Kurzköpfigkeit) durch verkürzte Nasen und/oder abgerundeten Hirnschädel gekennzeichnet. Charakteristisch für brachyzephale Katzen ist ein verformter Gesichtsschädel, insbesondere durch eine starke Verkürzung der Nase. Betroffene Katzen zeigen zudem einen deutlich ausgebildeten „Stop“ (Absatz zwischen Stirn und Nase), einen abgeflachten Gesichtsschädel, einen erweiterten Jochbogen sowie große, frontal ausgerichtete Augen. Im Extremfall liegt der obere Rand des Nasenspiegels deutlich höher als das Niveau des unteren Augenlids. Die Verlegung der Atemwege führt zu erschwerter Atmung bis hin zu Atemnot, was sich bei Katzen durch eine Maulatmung darstellt. Durch eine gestörte Thermoregulation überhitzen die Tiere zudem schnell. Die gesamte Belastbarkeit betroffener Katzen wird in Mitleidenschaft gezogen. In der Folge erfahren die Tiere Verunsicherung, das Spiel- und Sozialverhalten wird beeinträchtigt und damit ein artspezifisches Verhalten eingeschränkt.
  • QUEN-Merkblatt Katzen: https://qualzucht-datenbank.eu/2021/09/30/merkblatt-katze-brachycephalie/.
  • Hypertrophe Kardiomyopathie (HCM): Hierbei handelt es sich um eine Herzerkrankung, bei der sich der Herzmuskel verdickt und somit das Herz in seiner Funktion eingeschränkt ist. Man unterscheidet zwischen einer primären HCM, die auf einem Gendefekt basiert, und einer sekundären HCM, die aufgrund anderer systemischer Erkrankungen der Katzen vorliegen kann. Beides kann bei der British Kurzhaar eine Rolle spielen. Entwickelt sich die HCM, hat sie unbehandelt einen progressiven Verlauf bis hin zum Tod durch Kammerflimmern und Herzrhythmusstörungen (plötzlicher Herztod), Herzversagen mit Entwicklung von Flüssigkeitsansammlungen in der Lunge und/oder der Pleura oder durch Thrombenbildung. Bis zu einem Alter von ca. 5 Jahren kann die Veranlagung zu dieser Krankheit durch klinische Untersuchungen nicht ausgeschlossen werden.
  • Polyzystische Nierenerkrankung (PKD): Hierbei handelt es sich um eine genetisch bedingte Zystenbildung in Leber, Bauchspeicheldrüse und vor allem den Nieren, die unbehandelt zum Tod führen kann. Eine Diagnose kann frühestens in einem Alter von acht Monaten durch einen Ultraschall gestellt werden. Eine Therapie, die die Krankheitsursache behandelt, ist derzeit nicht verfügbar. Symptomatische Therapien können, wenn frühzeitig eingesetzt, lebensverlängernd wirken.

Die Katzenrasse Scottish Fold hat eine genetische Mutation, die die Entwicklung des Knorpels beeinflusst. Das zeigt sich am Offensichtlichsten in der Faltung des Ohrknorpels, sodass sich die Ohren nach vorne beugen und ihre physiologische Aufrechtstellung verlieren. Das verleiht der Rasse ihr charakteristisches Aussehen. Der genetische Defekt, der die Anomalie des Ohrknorpels verursacht, ruft allerdings auch schwere Fehlbildungen des Knorpelgewebes an den Knochen hervor. Die Folge bei allen Katzen mit gefalteten Ohren sind eine fehlerhafte Knochenentwicklung und schwere Knochen- und Knorpelanomalien. Daraus entwickelt sich eine schwere und schmerzhafte Arthritis bei den Katzen.

Dies kann zur Folge haben, dass die Knochen am Schwanz, Vorder- sowie Hinterfußwurzelknochen und Knien verschmelzen. Klinisch äußert sich dies in Bewegungsunlust, Haltungs- und Gangstörungen, Lahmheit, Schwierigkeiten beim Springen und kurzen, missgebildeten Gliedmaßen sowie einem verdickten, unbeweglichen Schwanz. Im schlimmsten Fall sind die betroffenen Katzen nicht mehr in der Lage, zu gehen. Ebenso ist die Funktionalität der Ohren eingeschränkt (u. a. Verluste des Hörvermögens, Probleme bei der sozialen Kommunikation durch Ohrenstellung).

Aus tierärztlicher Sicht sind Katzen mit den beschriebenen Defekten/ Syndromen in Deutschland gemäß §11b TierSchG als Qualzucht einzuordnen, siehe QUEN-Merkblatt: https://qualzucht-datenbank.eu/2021/08/21/merkblatt-katze-ohren/

Nacktkatzen sind besonders bei Allergiker*innen beliebt, weil bei einigen Rassen das Haarkleid teilweise bzw. komplett fehlt oder stark verändert ist – damit gehen für die Katzen jedoch erhebliche Einschränkungen und Leiden einher:

Denn das Haarkleid dient Katzen zur Thermoregulation, dem Schutz der Haut und verteilt Duftstoffe, so dass es selbst sowie seine „Stellung“ Teil des arteigenen Ausdrucks- und Kommunikationsverhaltens ist. Die Vibrissen (Tasthaare) leiten zudem Berührungsreize im Nahbereich von 20cm an das Hirn weiter und dienen damit der Orientierung und auch dem Eigenschutz. Schon das teilweise Fehlen der Vibrissen ist dabei als Defektmerkmal zu werten, da damit die teilweise oder sogar vollständige Funktionslosigkeit einiger Sinne einhergeht:

  • Durch eine Einschränkung bzw. das Fehlen des Haarkleids und/oder der Vibrissen ist das artgerechte Verhalten gestört (Beute- und Sozialverhalten). Haarlose Katzen weisen oft auch Hautverdickungen (durch Wachstumsstörungen oder Fehlbildungen der Hautfollikel), Pilzbefall in ausgeprägteren Hautfalten und eitrige Entzündungen auf. Ist dies der Fall, ist ein häufigeres Baden der Tiere erforderlich, was ebenfalls negative Folgen für das Wohlbefinden und die Hautkonstitution haben kann.

Siehe auch QUEN-Merkblatt: https://qualzucht-datenbank.eu/2021/08/21/merkblatt-katze-haarkleid/.

Charakteristisch für diese an Beliebtheit zunehmenden drei Rassen sind die verkürzten Gliedmaßen bei normal entwickelten Rumpf und Kopf; dabei sind die Beine bis zu 50 Prozent kürzer als bei gesunden Katzen. Diese Wachstumsstörung beruht auf Chondrodysplasie, einer genetischen Erberkrankung. Sie kann zu Knochen-, Gelenk- und Knorpelfehlbildungen führen, die mit schmerzhaften Bewegungseinschränkungen verbunden sind. Betroffene Katzen leiden vermehrt unter Bandscheibenvorfällen, Atemstörungen, Schwergeburten oder Veränderungen der Zwischenwirbelscheiben.

Eine ausführliche Darstellung dieser zwei Rassen lesen Sie hier: https://welttierschutz.org/savannah-und-bengal-katzen-als-haustier/.


Schwer kurzköpfige Tiere – wie auch „Grumpy Cat“ – sind dabei im Internet besonders beliebt. Auch der Perserkater Wilfred (@Wilfredwarrior) hat mit seinen stark hervorstehenden Zähnen über eine Millionen Follower. Das Profil von Lucky, einer weiteren auf Instagram bekannten Perserkatze mit stark hervorstehenden Zähnen (@Luckysuperstarcat), hat nach dem ersten Foto von ihrem „verstellten“ Gesichts direkt 60.000 neue Follower gewonnen. Die Besitzerin erhielt nach eigenen Aussagen sogar Anfragen, ob sie die röchelnden Atemgeräusche ihrer Katze aufnehmen und an Fans verkaufen könnte.

Dabei ist dies einer von vielen Faktoren, die das Leid der Tiere ausmachen. Denn aufgrund der Verengung der oberen Atemwege und der Tränennasenkanäle haben diese Tiere oft schwerwiegende Atemprobleme sowie permanenten Augenausfluss bis hin zu Bindehautentzündungen. Auch Zahnfehlstellungen, wie beispielsweise die Verkürzung des Oberkiefers, was den Tieren die Nahrungsaufnahme erschwert, sind traurige Realität. Auch die Polyzystische Nierenerkrankung (PKD), eine erbliche Erkrankung der Nieren, ist besonders bei Perserkatzen und Exotic Shorthair-Katzen häufig. Dabei bilden sich Zysten (Flüssigkeitstaschen) in der Niere, welche im Krankheitsverlauf zunehmend beschädigt werden – bis die Katze Symptome einer chronischen Nierenschwäche aufzeigt und schließlich an Nierenversagen stirbt. Forscher schätzen, dass weltweit 38 Prozent aller Perserkatzen von PKD betroffen sind. Darüber hinaus neigen Rassen mit extremer Kurzköpfigkeit auch zu Schwergeburten und einer dadurch gesteigerten Totgeburtenrate. Nicht selten ist ein Kaiserschnitt notwendig, um die Kätzchen sicher auf die Welt zu bringen.

Grumpy Cat und Lil Bub sind aber auch zwei Beispiele dafür, dass die Kurzköpfigkeit selten der einzige Leidfaktor der Tiere ist. Wie bei den beiden geht diese Krankheit oft mit einer Kleinwüchsigkeit einher. Diese Form des Gendefektes, die sowohl bei „Lil Bub“ als auch „Grumpy Cat“ in schweren Ausprägungen auftrat, wird in den Netzwerken als besonders niedliche Eigenschaft wahrgenommen – und resultiert mittlerweile in gezielte Zuchten

© Tasy Hong / Wikimedia

„Niedliches“ Aussehen, bedrohliche Folgen

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die genannten Rassen mit Defektmerkmalen selten nur eine gesundheitliche Belastung aufweisen. Die ausgeführten Erbkrankheiten bedeuten für die betroffenen Katzen in der Folge nicht nur eine Vielzahl von unterschiedlichsten Einschränkungen, sondern oft auch ein Leben geprägt von Qualen und Schmerz – Leidens-Momente, die in den kurzen Videos und statischen Fotos auf den Profilen bekannter Petfluencer kaum eine Berücksichtigung finden.

Doch bei Instagram, Facebook oder Twitter: Millionenfach werden in sozialen Netzwerken Videos und Bilder von kranken Katzen geliked, kommentiert und begeistert geteilt – das ist fatal, weil die fehlende Nennung der Defektmerkmale ausbleibt und so das immense Leid der Tiere verharmlost wird. Statt mit Jubel und Berühmtheit in den sozialen Netzwerken sollte die Thematik konsequent kritisch dargestellt werden. Zu beachten ist dabei auch, dass selbst Katzen einer Rasse mit Defektmerkmalen ohne „sichtbare“ Ausprägungen der Defektmerkmale die genetische Veranlagung für potentielles Leid und Schmerz in sich tragen und in die nächste Generation weitergeben können.

Als Welttierschutzgesellschaft lehnen wir die unkritische Darstellung dieser Tiere deshalb konsequent ab!

#StopptTierleid: Keine Likes für Leid

Wir appellieren im Rahmen unserer Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ an alle Halter*innen von Tieren, die eine Qualzucht sind oder einer Rasse mit Defektmerkmalen angehören, sich mit der Thematik in ihren Beiträgen kritisch auseinanderzusetzen. Dazu zählt, dass alle Inhalte mit den entsprechenden Tieren einen kritischen Hinweis enthalten sollten, der über die (potentiellen) Krankheiten, Qualen, Schmerzen oder Leiden des Tieres und die Problematik der Zucht von Rassen mit Defektmerkmalen informiert. Nur so kann ein Beitrag geleistet werden, damit Qualzucht zukünftig verhindert wird.

Nutzerinnen und Nutzer der Netzwerke, die Inhalte mit potentiellen Qualzuchten oder Tieren einer Rasse mit Defektmerkmalen sehen, sollten diese Beiträge nicht liken oder kommentieren.

Jede öffentliche Reaktion verschafft dem Inhalt weitere Reichweite. Melden Sie stattdessen den Beitrag konsequent den Moderator*innen-Teams.

Bei Unsicherheit, ob es sich beim dargestellten Tier um eine Qualzucht handelt, sollte unserer Ansicht nach im Zweifel für das Tier entschieden werden: Zeigt das Tier sichtbare Defektmerkmale wie im Folgenden erläutert oder zählt es zu einer Rasse mit Defektmerkmalen und könnte potentiell (auch nicht sichtbar) die genetische Veranlagung für Defektmerkmale tragen, ist die einzig richtige Reaktion dieselbe: #KeineLikesFürTierleid – und konsequent melden.

#StopptTierleid

Jetzt Petition unterschreiben!

Stärken Sie unsere Forderungen an die sozialen Netzwerke und die Bundesregierung: Für ein Stopp von Tierleid-Inhalten!


Die WTG fordert: Das Wohl der Tiere in den Mittelpunkt

Unsere Forderungen richten sich an:

… die Gesetzgebung:

Solange es an einer rechtlich bindenden Konkretisierung von Qualzucht fehlt, wird sich an den oft tierquälerischen Zuständen nichts ändern. Eine Neuregelung, die im Zweifel für das Tier entscheidet, muss helfen, dass durch Qualzucht bewusst erzeugtes Leid verhindert wird. Die Gesetzgebung ist entsprechend angehalten, die Wissenschaft dabei zu fördern, eine Defektmerkmal-orientierte Definition von Qualzucht zu erarbeiten, aus der dann Zuchtverbote oder Anpassungen der Zuchtstandards im Sinne des Tierwohls resultieren.

In Bezug auf bestimmte Rassen mit Defektmerkmalen müssen wir schon jetzt davon ausgehen, dass die Einzeltiere Qualzuchten sein können. Insbesondere Tiere, bei denen entsprechende Defekte sichtbar ausgeprägt sind oder genetisch nachgewiesen werden können, sollten deshalb unmittelbar und konsequent von der Zucht, Werbung und unkritischen Darstellung etwa in sozialen Netzwerken ausgeschlossen werden.

… die Zuchtverbände und Züchter*innen:

Züchter*innen sollten die gezielte Entstehung und Vermehrung von Qualzuchten verhindern. Dies betrifft auch die derzeit gerne propagierten Rückzuchten oder gezielte Mischzuchten einiger Rassen, da auch hier nicht sichergestellt werden kann, dass die Zwischengenerationen frei von Leiden sein werden. (Siehe auch: Gutachten zur Frage, ob Verstöße gegen das Qualzuchtverbot nach § 11b Abs. 1 TierSchG tatbestandlich ausgeschlossen oder gerechtfertigt sein können, wenn bezweckt ist, als Endresultat – d. h. nach mehreren Zuchtgenerationen – schmerz-, leidens- und schadensfrei lebensfähige Nachkommen zu erzielen: https://qualzucht-datenbank.eu/wp-content/uploads/2021/10/Ergaenzungsgutachten-Cirsovius-30.09.2021.pdf). Grundsätzlich gilt es, nur mit gesunden Tieren und keinen Individuen einer Rasse mit Defektmerkmalen zu züchten, deren Zuchtstandards Leiden und Schmerzen zur Folge haben können.

… (potentielle) Tierhalter*innen und Verbraucher*innen:

Wir wünschen uns: Rücken Sie das Wohl des Tieres in den Mittelpunkt Ihrer Entscheidung bei der Wahl für eine bestimmte Rasse oder ein bestimmtes Tier. Die Tierzucht ist stark von der Kund*innennachfrage beeinflusst und kann daher auch dadurch geleitet werden, dass fortan gezielt Gesundheit über Aussehen und/oder Leistung gestellt wird!

Im Hinblick auf Qualzucht von Nutztieren sollte es des Weiteren allen Verbraucher*innen bewusst sein, dass durch das eigene Kaufverhalten unter Umständen Tierleid billigend in Kauf genommen und die Qualzucht in der Nutztierhaltung gar unterstützt wird. Verbraucher*innen sollten daher unbedingt auch eigenständig recherchieren und sich informieren.

… von sozialen Netzwerken und seinen Nutzer*innen:

Zahlreiche Werbetreibende und relevante Nutzer*innen-Profile in sozialen Netzwerken setzen Qualzuchten als Werbegesichter auf Plakaten oder Anzeigen ein. Besonders häufig werden die vermeintlich niedlichen Tiere auch von Tierhalter*innen dargestellt, um Reichweite zu gewinnen –  dabei beliebt sind brachyzephale oder zwergwüchsige Tiere, die etwa durch die großen „Kulleraugen“ oder die platten Nasen das Kindchenschema verkörpern. Durch diese unkritische Darstellung von Qualzuchten wird unserer Ansicht nach das mit der Qualzucht verbundene Tierleid verharmlost und der gefährliche Trend maßgeblich befördert. Wir fordern deshalb auch die sozialen Netzwerke auf, konsequenter gegen die unkritische Darstellung von Tierleid wie (potentiellen) Qualzuchten vorzugehen. Unsere Forderung an die Betreiber*innen der Netzwerke können Sie hier mit Ihrer Petitions-Unterschrift stärken: https://welttierschutz.org/tierleid-stoppen/.

Konkrete Forderungen an Halter*innen von Tieren, die (potentielle) Qualzuchten sind, lesen Sie auch hier: https://welttierschutz.org/unkritische-darstellung-von-qualzucht/.

Und auch von Seiten der Nutzer*innen sozialer Netzwerke muss der Umgang mit und die Reaktion auf Qualzuchten überdacht werden. Inhalte, die (potentielle) Qualzucht unkritisch darstellen, sollten ignoriert und konsequent den Moderator*innen-Teams gemeldet werden. Wie Sie dabei in sozialen Netzwerken vorgehen sollten, zeigt unser Leitfaden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Grumpy_Cat#cite_note-10

https://www.bloomberg.com/news/articles/2013-03-18/bayer-apple-spanx-grumpy-cat-intellectual-property

https://www.welt.de/vermischtes/article193686809/Grumpy-Cat-ist-tot-Trauer-um-die-beruehmteste-Katze-der-Welt.html

https://medium.com/socialbook/top-10-cat-influencers-on-instagram-f1aa120be10a

https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0106565

https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6680495/

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1046/j.1473-2165.2002.00038.x

https://www.abc.net.au/news/2018-12-09/behind-the-fluffy-surface-of-insta-pet-fam-lies-a-darker-reality/10581276

https://www.katzengenetik.com/plattnasen-perser-mit-brachyzephalie/

https://www.uni-giessen.de/fbz/fb10/institute_klinikum/klinikum/kleintierklinik/Chirurgie/neurologie/Forschung/brachycephalie/index_html

https://www.das-tierlexikon.de/perserkatze/#11_Die_Zucht_wurde_zur_Qualzucht

https://www.tierarzt-leipzig.de/infothek/12-infothek/34-polyzystische-nierenerkrankung-der-katze.html

https://tierklinik-ahlen.de/2018/10/15/pkd-bei-katzen/

https://www.centerforanimalgenetics.com/de/leistungen/gentests-fuer-katzen/erbkrankheiten-beim-katze/polyzystische-nierenerkrankung-pkd-kat/

https://www.tieraerztekammer-berlin.de/qualzucht.html

https://www.bmel.de/DE/themen/tiere/tierschutz/gutachten-paragraf11b.html

https://einfachtierisch.de/katzen/katzen-gesundheit/munchkin-katze-gesundheit-und-krankheiten-der-rasse-109446

https://www.smart-animals.de/munchkin-katze

https://www.britannica.com/story/dwarfism-in-cats-its-only-cute-til-someone-gets-hurt

++ Der Welttierschutzgesellschaft e.V. weist darauf hin, dass dieser Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert und erstellt wurde. Die Inhalte und Links werden allerdings nicht stetig aktualisiert und beziehen sich grundsätzlich immer auf den Stand der Recherche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn Sie Anregungen oder Bemerkungen zum Artikel haben, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt via info@welttierschutz.org Kontakt auf. ++

Ihre Ansprechpartnerin ist Wiebke Plasse

Leiterin Kommunikation und Fundraising

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