WTG | Welttierschutzgesellschaft e.V.

Tierschutz fängt beim Menschen an

Pressemitteilung: #StopptTierleid: Unkritische Darstellung von Qualzucht muss stoppen!

Berlin, 14.06.2023

Erhebungen der Welttierschutzgesellschaft zeigen: Qualzuchten werden in sozialen Netzwerken oftmals verherrlicht und verharmlost / Umgang mit Qualzucht-Inhalten auf Seiten der Nutzer*innen muss sich ändern

Die Zucht von Tieren, deren Nachkommen erwartbar von Leiden, Schmerzen und Schäden betroffen sind, wird als Qualzucht bezeichnet und ist gemäß §11b des Tierschutzgesetzes in Deutschland verboten. Doch die Nachfrage nach diesen Tieren – vor allem Hunden und Katzen – ist weiterhin groß. Die Bundesregierung will im Zuge der aktuellen Novellierung des Tierschutzgesetzes jetzt den Rechtsrahmen nachbessern, um dem Einhalt zu gebieten. Dringend berücksichtigt werden müssen dabei laut Welttierschutzgesellschaft (WTG e.V.) die sozialen Netzwerke, welche in Folge der oft unkritischen Darstellung von Qualzuchten einen erheblichen Anteil an der Beliebtheit der Tiere haben.

Eine aktuelle Auswertung von 200 Qualzucht-Beiträgen in den Netzwerken Instagram und Facebook zeigte: Das Leid der dargestellten Tiere der Rasse Mops oder aus der Gruppe der Nacktkatzen blieb nahezu immer unerwähnt. Nur drei der 200 Beiträge dieser Tiere wiesen auf die Qualzucht-Problematik – etwa Atemprobleme durch Kurzköpfigkeit des Mopses oder Verhaltensstörungen und eine erhöhte Krankheitsanfälligkeit von Nacktkatzen – hin. „Wir dokumentieren diese unkritische Darstellung von Tieren, die als Qualzuchten zu bewerten sind, tagtäglich. Das vorherrschende Tierleid wird in den Beiträgen maßlos verharmlost und es ist zu befürchten, dass dadurch die ohnehin hohe Nachfrage nach Qualzuchten weiter steigt und die Zucht befördert wird“, sagt Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation der Welttierschutzgesellschaft. Die nahezu durchweg positiven Kommentare unter entsprechenden Beiträgen sind ein weiterer Beleg für dieses Risiko.

Die Welttierschutzgesellschaft fordert im Rahmen der Kampagne „Stoppt Tierleid in sozialen Netzwerken“ deshalb ein entschiedenes Handeln von Seiten der Netzwerke, aber auch der Politik: Tierleid, das nach dem Tierschutzgesetz verboten ist, darf nicht unkritisch in sozialen Netzwerken dargestellt werden. Der Verein appelliert auch an Halter*innen von Qualzuchten, sich mit der Thematik kritisch auseinanderzusetzen. „Zu einem verantwortungsbewussten Umgang im Sinne des Tierschutzes zählt, dass alle Inhalte mit Qualzuchten einen kritischen Hinweis enthalten sollten, der über mögliche Krankheiten, Qualen, Schmerzen oder Leiden des Tieres und die Problematik dieser Zucht informiert. Nur so kann ein Beitrag geleistet werden, dass Qualzuchten keine weitere Nachfrage erfahren“, erklärt Plasse.

Umfrage zeigt: Auch der Umgang mit Tierleid-Inhalten wie Qualzuchten von Seiten der Nutzer*innen muss sich ändern!

Nach Empfehlung der Welttierschutzgesellschaft sollten Nutzer*innen, die Inhalte mit Qualzuchten oder Tieren einer Rasse mit Defektmerkmalen sehen, diese ignorieren, um ihnen keine zusätzliche Reichweite zu verschaffen. Um herauszufinden, wie ausgeprägt das Bewusstsein dafür ist, hat der Verein im Mai 2023 zudem eine Online-Umfrage durchgeführt, in der fünf fiktive Beiträge (s.u.) bewertet und die entsprechende Reaktion darauf angegeben werden sollten. Neben dem Bild eines gesunden Hundes wurden in vier dieser Posts die dargestellten Defektmerkmale von Hunden und Katzen verherrlichend kommentiert. Die Auswertung der rund 350 Antworten zeigt, dass die Teilnehmenden auf die verherrlichenden Qualzucht-Posts überwiegend eine öffentliche Reaktion wählen würden – im Wissen um den Tierleid-Aspekt zumeist in Form eines „Dislike“ („Gefällt mir nicht“).


Diagramm: Ergebnisse der Qualzucht-Umfrage der WTG Ergebnsisse der Qualzucht-Umfrage der WTG

„Selbst mit einer Negativreaktion verschaffen Nutzer*innen den Beiträgen eine größere Reichweite“, berichtet Plasse. Die einzig richtige Reaktion sei „Keine Likes für Tierleid“, also das Ignorieren und konsequente Melden an die Moderator*innen-Teams der Netzwerke, die angehalten sein sollten, Tierleid-Inhalte wie Qualzucht-Posts zu löschen.

Hintergrund: Informationsangebot der Welttierschutzgesellschaft zum Thema Qualzucht:

Für Gespräche und weitere Informationen zum Thema Qualzucht & Social Media stehen Ihnen die Expert*innen der Welttierschutzgesellschaft gerne zur Verfügung.

Ihr Ansprechpartner ist Christoph May

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
E-Mail: cm@welttierschutz.org

Welttierschutzgesellschaft e.V.
Reinhardtstr. 10
10117 Berlin


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Über die Welttierschutzgesellschaft

Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier. Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org
Welttierschutzgesellschaft e.V.