#StopptTierleid: Unkritische Darstellung von Qualzucht stoppen!
Qualzuchten leiden unter schweren körperlichen Problemen und Einschränkungen im Sozialverhalten, nur weil Menschen es so wollen: Diese Zucht, deren Nachkommen erwartbar von Leiden, Schmerzen und Schäden betroffen sind, ist laut § 11b des Deutschen Tierschutzgesetzes (TierSchG) verboten. Doch die Nachfrage nach diesen Tieren ist weiter ungebrochen groß. Einen maßgeblichen Grund dafür sehen wir auch in der uneingeschränkten Darstellung von (potentiellen) Qualzuchten in sozialen Netzwerken.
Der Einfluss von sozialen Medien auf die Meinungsbildung, das Interesse und (Kauf)-Verhalten der Nutzer*innen ist umfangreich belegt. Dabei spielen insbesondere Personen mit zahlreichen Follower*innen wie auch Influencer*innen und Petfluencer*innen eine bedeutende Rolle. Die große Reichweite dieser Profile könnte eine Chance für den Tierschutz sein – doch sie birgt auch Gefahren: Wird etwa Tierleid wie Qualzucht unkritisch dargestellt, kann die breite Öffentlichkeit Interesse an den Tieren gewinnen und die Nachfrage nach Qualzuchten fördern.
Eine ausführliche Ausarbeitung zur anzunehmenden Nachfrage-Steigerung durch die Darstellung in sozialen Netzwerken lesen Sie hier: https://welttierschutz.org/risiken-der-unkritischen-darstellung-von-tierleid-in-social-media/.
Erhebungen der Welttierschutzgesellschaft zeigen: Das Leid von Qualzuchten wird verherrlicht!
Im Rahmen einer Stichprobe werteten wir im Mai 2023 auf Facebook und Instagram bis zu 100 der aktuell beliebtesten Beiträge unter den Hashtags Mops und Nacktkatze aus – zwei Rassen mit Defektmerkmalen. Dabei blickten wir sowohl auf die Social-Media-Profile bekannter Influencer*innen und Petfluencer*innen und werbetreibender Unternehmen sowie auf öffentliche Profile nicht-kommerzieller Tierhalter*innen. Das Ergebnis:
- Von den untersuchten 200 Inhalten wurde nur in drei Fällen die Qualzucht-Problematik thematisiert. Die 197 weiteren Beiträge ließen die potentiellen gesundheitlichen Einschränkungen der Tiere wie z.B. eine schlechtere Atmung durch Kurzköpfigkeit beim Mops oder die vielen Probleme in Folge der Haarlosigkeit bei Nacktkatzen hingegen gänzlich unkommentiert oder stellten sie zum Teil gar belustigend dar. Auch die Reaktionen in Form von Kommentaren unter den genannten Beiträgen blieben bis auf sehr wenige Ausnahmen vollständig unkritisch und gar positiv.
Unserer Ansicht nach ist diese unkritische Darstellung von (potentiellen) Qualzuchten eine Verharmlosung und Verschleierung des vorherrschenden Tierleids. Durch sie könnte die ohnehin hohe Nachfrage nach Qualzuchten weiter steigen und die Zucht befördert werden.
Im Sinne des Tierschutzes muss bei der Darstellung gelten: Qualzucht konkret benennen!
Eine (potentielle) Qualzucht sollte nie unkritisch dargestellt werden!
Das muss sowohl gelten, wenn das Tier sichtbare Defektmerkmale trägt als auch, wenn es zu einer Rasse mit Defektmerkmalen und somit potentiell (also auch nicht sichtbar) die genetische Veranlagung für Defektmerkmale tragen könnte.
Wir appellieren im Rahmen unserer Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ an alle Halter*innen von Tieren, die eine (potentielle) Qualzucht sind, sich mit der Thematik auch in ihren Beiträgen in sozialen Netzwerken kritisch auseinanderzusetzen. Dazu zählt, dass die Inhalte mit den entsprechenden Tieren einen kritischen Hinweis enthalten sollten, der über die (potentiellen) Krankheiten, Qualen, Schmerzen oder Leiden des Tieres und die Problematik der Zucht von Rassen mit Defektmerkmalen informiert. Nur so kann ein Beitrag geleistet werden, dass Qualzuchten zukünftig verhindert werden.
Für Menschen, die die Beiträge sehen, gilt: Keine Likes für Tierleid
Jede öffentliche Reaktion verschafft einem Inhalt in sozialen Netzwerken weitere Reichweite. Nutzerinnen und Nutzer der Netzwerke, die also Inhalte mit (potentiellen) Qualzuchten sehen, die unkritisch dargestellt sind, sollten diese Beiträge nicht liken oder kommentieren.
Melden Sie stattdessen den Beitrag konsequent den Moderator*innen-Teams.
Bei Unsicherheit, ob es sich beim dargestellten Tier um eine Qualzucht handeln könnte, sollte unserer Ansicht nach im Zweifel für das Tier entschieden werden. Hier finden Sie weitere Erläuterungen: https://welttierschutz.org/qualzucht/.
Sowohl bei Heim- als auch bei Nutztieren gibt es bestimmte Merkmale, so genannte Defektmerkmale, die selbst, oder in ihrer Folge Qualen, Leiden oder Schmerzen für die Tiere bedeuten können. Die verbundenen Einschränkungen können bei den betroffenen Tieren stark variieren – von Gelenkbeschwerden, Atemnot, und Herzproblemen bis hin zu einem begrenztem Ausdrucks- und Kommunikationsverhalten. Dabei leiden die betroffenen Tiere in vielen Fällen nicht nur unter einer, sondern einer Vielzahl an Einschränkungen.
Bisher fehlt es an einer rechtlich bindenden Konkretisierung von Qualzucht, weshalb die Konkretisierung Auslegungssache ist. Die Welttierschutzgesellschaft stützt ihr Verständnis von Qualzucht und dessen Auslegung im Alltag auf mehrere wissenschaftliche Quellen. Für einige Rassen liegen in Deutschland beispielsweise Gutachten oder Merkblätter etwa des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vor. Außerdem liegt im Rahmen des Projektes „Qualzucht-Evidenz Netzwerk (QUEN)“, in dem auch wir von der Welttierschutzgesellschaft uns engagieren, eine stetig erweiterte Datenbank vor, die umfassende wissenschaftliche Informationen bezüglich zuchtbedingter Defekte bereitstellt. Die Datenbank – strukturiert nach Rassen und bestimmten Defekten für Tiere in Menschenhand – soll Veterinärbehörden, Verwaltungen und Gerichten als Vollzugshilfe dienen und somit deren Arbeit im Sinne des Tierschutzes erleichtern.
Wir fordern: Die unkritische Darstellung von Tierleid wie Qualzucht muss verboten werden!
Aktuell kommt Nutzerinnen und Nutzer von sozialen Netzwerken die bedeutendste Rolle zu: Sie müssen Tierleid-Inhalten durch Meldungen und Ignorieren begegnen, um ihnen so keine weitere Reichweite zu verschaffen. Doch es kann nicht nur in ihrer Verantwortung bleiben:
- Der unkritischen Darstellung von Tierleid wie z.B. Qualzuchten in sozialen Netzwerken muss konsequent von Seiten der Netzwerke und Gesetzgebung Einhalt geboten werden!
Als Welttierschutzgesellschaft fordern wir deshalb die Betreiber*innen der sozialen Netzwerke auf, ihre Gemeinschaftsstandards umfassend um Tierleid-Inhalte wie Qualzuchten zu erweitern und sicherzustellen, dass eine unkritische Darstellung von Tierleid unterbunden wird. Handeln sie weiterhin nicht, sollten sie auf gesetzlicher Ebene dazu verpflichtet werden.
Das fordern wir im Rahmen der Kampagne „Stoppt Tierleid in sozialen Netzwerken“ mit der Novellierung des §131 Strafgesetzbuch, der genau diese Rechtsprechung für die verherrlichende oder verharmlosende Darstellung grausamer Gewalttätigkeiten gegenüber Menschen und menschenähnlichen Wesen bereits umfasst. Mit der Aufnahme „oder Tiere“ würde Deutschland seinem Versprechen für den Schutz von Tieren gerechter und könnte sich global als Vorreiter positionieren.
Bitte unterzeichnen Sie unsere Petition und stärken Sie so unseren dringlichen Appell mit Ihrer Stimme.
Während die Gesetzgebung in Deutschland aber noch die Auslegung des sogenannten Qualzucht-Paragraphen diskutiert und das Ausstellungsverbot von Qualzuchten oft nur unzureichend Anwendung findet, sind andere Länder weiter. In Österreich ist mit der Novelle des Tierschutzgesetzes 2022 über das bereits geltende Ausstellungsverbot bereits ein Werbeverbot erlassen worden, das – so die Diskussionen – auch den Bereich der sozialen Netzwerke einschließen soll. Und auch die Niederlande erarbeitet aktuell ein Gesetz, welches neben einem Haltungsverbot auch ein Weitergabe- bzw. Beschaffungsverbot von Qualzuchten erlassen werden. Darüber hinaus soll auch das Verbot von der Darstellung der Rassen mit Defektmerkmalen in sozialen Netzwerken und auf Werbeplakaten folgen.
Jetzt Petition unterschreiben!
Stärken Sie unsere Forderungen an die sozialen Netzwerke und die Bundesregierung: Für ein Stopp von Tierleid-Inhalten!
Deutschland hinkt im internationalen Vergleich hinterher
Während die Gesetzgebung in Deutschland aber noch die Auslegung des sogenannten Qualzucht-Paragraphen diskutiert und das Ausstellungsverbot von Qualzuchten oft nur unzureichend Anwendung findet, sind andere Länder weiter. In Österreich ist mit der Novelle des Tierschutzgesetzes 2022 über das bereits geltende Ausstellungsverbot bereits ein Werbeverbot erlassen worden, das – so die Diskussionen – auch den Bereich der sozialen Netzwerke einschließen soll. Und auch die Niederlande erarbeitet aktuell ein Gesetz, welches neben einem Haltungsverbot auch ein Weitergabe- bzw. Beschaffungsverbot von Qualzuchten erlassen werden. Darüber hinaus soll auch das Verbot von der Darstellung der Rassen mit Defektmerkmalen in sozialen Netzwerken und auf Werbeplakaten folgen.
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde …
Informationsarbeit unter Nutzer*innen auf der einen, Appelle und Forderungen an die Netzwerke und Politiker*innen auf der anderen Seite: Die Kampagnenarbeit mit dem Ziel, der unkritischen Darstellung von Tierleid wie Qualzucht Einhalt zu gebieten, braucht einen langen Atem. Bitte unterstützen Sie uns dabei – jede Spende hilft!
Jetzt Petition unterschreiben!
Stärken Sie unsere Forderungen an die sozialen Netzwerke und die Bundesregierung: Für ein Stopp von Tierleid-Inhalten!
#StopptTierleid: Neuigkeiten rund um die Kampagne
Bitte stärken Sie die Kampagne
Nur mit Ihrer Unterstützung können wir mit voller Kraft unserer Forderung Ausdruck verleihen.
Sie haben Fragen? Nehmen Sie gern Kontakt auf:
Ihre Ansprechpartnerin ist Wiebke Plasse
Leiterin Kommunikation und Fundraising
Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
E-Mail: wpl@welttierschutz.org
Welttierschutzgesellschaft e.V.
Reinhardtstr. 10
10117 Berlin