Was glauben Sie, kommt dabei heraus, wenn in einer Challenge (englisch für Herausforderung) die Aufforderung „Das schaffst Du nie!“ auf dutzende Helium-Luftballons und einen Hund trifft? Richtig: Eindeutiges Tierleid. So geschehen ist es vergangene Woche im Jugend-Programm des Bayerischen Rundfunks „PULS“, wo ein Hund wortwörtlich „steigen gelassen“ wurde.
Wie immer verlinken wir den Beitrag nicht, um ihm keine weitere Reichweite zu bieten. Aber so in etwa können Sie sich das vorstellen: An den Dackel Wolfgang, der die Moderatorin für diese Sendung ins Studio begleitet, werden im Zuge der Challenge heliumgefüllte Luftballons gebunden – der Hund zeigt dabei eindeutige Anzeichen von Stress und Angst und entweicht der Halterin. Doch sie und ihr Moderationspartner belustigen sich über die Situation. Sie wollen nicht aufgeben, bis die Aufgabe erfüllt ist: Wolfgang soll, so hätten es die Zuschauer*innen gewollt, fliegen.
Als dann – nach fast 15 Minuten – mehr als ein Dutzend prallgefüllter Helium-Luftballons am Geschirr des Hundes hängen, hebt die Moderatorin das Tier hoch und versucht es schweben zu lassen.
Die Ballons zerren in diesem Moment zwar mit so viel Kraft am Geschirr des Tieres, dass der Vorderkörper abhebt – glücklicherweise nicht aber das ganze Tier. Die Challenge ist somit verloren, aber der Hund stark verängstigt: Denn ein Hund kennt das Konzept des Fliegens nicht und so dürfte auch Dackel Wolfgangs Herz rasen und Angst aufgrund des ungewöhnlichen Drucks auf die Wirbelsäule und die inneren Organe aufgekommen sein. Die Tatsache, Hunde mit Ballons in die Luft steigen zu lassen, ist an sich schon problematisch genug. Insbesondere für den Dackel, der bekanntlich zu Bandscheibenvorfällen neigt, birgt sie aber sogar lebensgefährliche Risiken: So könnte der Druck auch zu schweren inneren und lebensgefährlichen Verletzungen führen.
Diese Aktion ist absolut zu kritisieren:
Hier wird zur Belustigung eindeutiges Tierleid begangen – gänzlich unkritisch im TV und mittlerweile auch in sozialen Netzwerken verbreitet. Das kann Zuschauerinnen und Zuschauer zum Nachahmen anregen – und in noch verheerendere Tierleid-Situationen münden.
Wir haben den Kontakt zur Programmleitung hergestellt, um über diese Problematik zu informieren. In einer sehr ausführlichen Stellungnahme lässt uns der CvD (Chef vom Dienst) wissen, dass man das Wohl des Tieres stets berücksichtigt habe: Man kenne die Angstreaktion des Hundes und habe die klare Regelung gesetzt, dass sein Stresslevel genau beobachtet würde und der Dreh gegebenenfalls hätte unter- oder abgebrochen werden können. Man wolle keinesfalls zu tierschädlichen Verhaltensweisen animieren. Dazu heißt es zudem, dass die Gefahr des Nachmachens von Vornherein als sehr gering eingestuft wurde, da alleine für einen 5kg-Hund wie Wolfgang, Helium im Wert von mehreren hundert Euro nötig wären, was ein niedrigschwelliges Nachmachen so gut wie ausschließen würde.
Zunächst ist die umfassende Beschäftigung mit unserer Kritik sehr lobenswert. Wir widersprechen aber der Einschätzung, dass kein Risiko der Nachahmung besteht, wenn eine Aktion dieser Art absolut unkritisch und auf Kosten des Tieres durchgeführt wird. Denn leider sind wir in den letzten Tagen auf eine Reihe weiterer Videos „fliegender Hunde“ in den sozialen Netzwerken gestoßen. Wer sich hier von wem inspirieren lassen hat, ist spekulativ. Klar ist für uns: Derartige Inhalte sollten gar nicht erst produziert, geschweige denn dargestellt werden.
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde ...
... sollte Ihnen eines dieser Videos begegnen, denken Sie bitte daran: Tierleid ist keine Komik. Niemand sollte sich auf Kosten eines leidenden Tieres belustigen. Und gleichermaßen sollte niemand – TV-Programme wie auch soziale Netzwerke – diesen Situationen eine Plattform bieten. Äußern Sie Ihre Kritik bitte immer deutlich und melden Sie die Inhalte in sozialen Netzwerken an die Moderator*innen-Teams – damit vermeintlich witzige Aktionen wie diese bald weder einen Raum noch Gelächter finden.

#StopptTierleid: Melden Sie Inhalte!
Sie können uns etwaige Tierleid-Beiträge oder Ihre Fragen an stoppttierleid@welttierschutz.org senden. Teilen Sie uns beim Melden von Inhalten bitte (gern mit Screenshots belegt) auch mit, ob Sie den Inhalt bereits an die Netzwerke gemeldet haben und ob es eine Reaktion gab.
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