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#StopptTierleid: Wenn verurteilte Tierqual viral geht

Grausame Gewalttätigkeiten gegenüber Tieren werden verherrlichend und verharmlosend Millionen Menschen zur Unterhaltung geboten. Was absurd klingt, ist traurige Realität in sozialen Netzwerken. Im Rahmen unserer Kampagne „Stoppt Tierleid in sozialen Netzwerken“ setzen wir uns für ein Ende der bis dato uneingeschränkten Darstellung von Tierleid auf Social-Media-Plattformen ein. Weil ein Handeln auf Seiten der Netzwerk-Vertreter*innen aber bisher kaum spürbar ist, richten wir unseren Appell auch an die Politik. Aktuelle Beispiele zeigen die dringliche Notwendigkeit für endlich entschiedenes Handeln!

+++ Achtung, die folgenden Darstellungen sind verstörend +++

Twitter im Mai 2023: Zunächst auf twitter und wenig später auch auf Facebook, TikTok und Youtube postete ein bis dahin unauffälliges Profil ein Video, in dem eine junge Katze in einem laufenden Mixer brutal getötet wird. Die nahezu eine Minute lange Tortur ist in Nahaufnahme gefilmt und könnte verstörender nicht sein. Und dennoch konnte sich das Video uneingeschränkt über Stunden, in einigen Netzwerken sogar über Tage, unter Millionen Nutzerinnen und Nutzern verbreiten. Mit jedem Like, jedem Dislike und jeder Sekunde, in der das Video abgespielt wurde, wuchs die Reichweite auf über 10 Millionen!

Mittlerweile ist das Originalvideo zwar gelöscht, zahllose Kopien in Bewegtbild und Bildschirmaufnahmen einzelner Szenen zirkulieren aber weiter. Darunter sind auch erste Nachahmer*innen, die andeutend oder vermeintlich belustigend die Szene nachstellen, um von der großen Aufmerksamkeit Anteil zu gewinnen. Den Großteil der Nutzerinnen und Nutzer machen aber jene aus, die ihren Unmut ausdrücken und in so genannten „Reaction-Videos“ kritisch das Gesehene kommentieren. So nachvollziehbar diese Reaktionen sind, verhilft auch dies leider dem Inhalt zu noch mehr Aufmerksamkeit. Denn jede Erwähnung, jede Kopie und jede Bildschirmaufnahme dieser brutalen Tierquälerei fördert die vom Original-Ersteller wohl erhoffte Reichweite. Unser dringender Appell ist deshalb:

Sollten Sie eines dieser Videos oder auch Fotos in sozialen Netzwerken sehen, melden Sie den Beitrag bitte umgehend an die Moderator*innen-Teams und reagieren Sie keinesfalls anderweitig darauf – auch nicht mit Negativreaktionen. Denn jede Handlung spielt dem Algorithmus in die Hände und fördert die Reichweite.

Eine Anleitung, wie Sie je Netzwerk melden, finden Sie hier: https://welttierschutz.org/stoppt-tierleid/leitfaden-melden/.

Warum sehe ich so viele Inhalte mit Tieren? Nutzerinnen und Nutzer sozialer Netzwerke werden das kennen: Schaut man ein interessantes Video, folgen zahlreiche weitere dieser Art. Dahinter stecken die sogenannten Algorithmen, also Technologien, die auch die sozialen Netzwerke einsetzen und so programmiert sein können, dass sie vornehmlich Inhalte ausspielen, die dem individuellen Interesse entsprechen sollen. Das kann in Bezug auf Tier-Inhalte, unter denen sich immerzu Tierleid befindet, also auch heißen: Ein Tierleid-Inhalt kommt selten allein …

Pohang, Südkorea: Zwischen 2019 und 2022 ist ein Katzenmörder aktiv. Dokumentationen zufolge tötete er in diesem Zeitraum mindestens sieben Tiere, drei weitere trugen massive Misshandlungen davon. Doch damit nicht genug: Er wollte gesehen werden! So stellte er Videos der Taten auf seinen Youtube-Kanal und hing die getöteten Katzen mit der provokanten Botschaft „Don’t take care of the cat“ („Kümmert Euch nicht um diese Katze“) an Wände in der Stadtmitte, von Universitäten und gar vor Grundschulen auf. Nur dank der Hinweise von Kindern, die den Mann dabei wahrnahmen, konnte die südkoreanische Polizei den Mann schließlich ausfindig machen und für die Tierquälerei anklagen. Er bekam eine zweieinhalbjährige Haftstrafe – die höchste Strafe in der Geschichte Südkoreas für Tierquälerei. Mittlerweile befindet sich der verurteile Tierquäler in Haft.

Doch die Videos seiner Gräueltaten bleiben online: Die koreanische Tierschutzorganisation Korea Animal Rights Advocates (KARA), die wie wir Mitglied im Bündnis „Social Media Cruelty Coalition“ ist, arbeitet seit Monaten unermüdlich an diesem Fall. Zwar konnten zwei besonders grausame Videos entfernt werden – der Großteil aber bleibt Petitionen und direkter Kontaktaufnahme zu Netzwerk-Mitarbeitenden zum Trotz online. Verängstigte Katzen in kleinen Käfigen, die später tot aufgefunden wurden: Für jede Nutzerin und jeden Nutzer auf dem Profil wird klar, dass es sich dabei um Tierleid handelt. Doch weil auch Negativreaktionen den Algorithmus befeuern, sammeln sich unter den Videos laufend neue Kommentare und die Zahl der „Views“ – also wie oft die Videos angesehen wurden – nimmt zu.

Besonders absurd: Der Tierquäler – unterdessen seine Haftstrafe für die dargestellte Tierquälerei absitzend – kann mit jedem Klick auf seine grausamen Videos Geld verdienen. Wenn Werbetreibende ihre Anzeigen-Ausspielung dort nicht proaktiv deaktivieren, erhält der Kanal-Inhaber für jede Sekunde, die sich Nutzerinnen und Nutzer die vor oder zwischen die Videos geschaltete Werbung ansehen, eine Provision.

Nicht nur dieser aktuelle, verstörende Fall zeigt: Die Notwendigkeit für entschiedenes Handeln auch in Bezug auf die unkritische Darstellung von Tierleid-Inhalten ist groß!

Berlin, Deutschland: Ein weiterer Fall auch hierzulande. In Berlin aufgenommen, wurde zu Beginn des Jahres 2023 ein Video auf Facebook geladen, auf dem ein schwer misshandelter Hund zu sehen ist. Im Hintergrund erzählt eine männliche Stimme, dass dies das Resultat von Schlägen mit einem Gürtel sei. Es ist unumstritten und gar gestanden, dass es sich hier um strafbare Tierquälerei handelt – und dieser Beitrag unbedingt gelöscht werden sollte. Doch über Wochen geschah von Seiten der Moderator*innen-Teams nichts. Stattdessen ging das Video – zwar vornehmlich mit negativen Reaktionen – uneingeschränkt viral und sorgte unter Tierfreundinnen und Tierfreunden für massiven Ärger und Entsetzen.

Aktuell ermittelt die Berliner Polizei noch gegen den Tierquäler. Weil die sozialen Netzwerke aber aufgrund fehlender Rechtsprechung keinerlei Mithilfe leisten müssen, scheint dies bisher wenig erfolgversprechend. Hund und Halter sind womöglich noch an Ort und Stelle – weitere Tierqual-Taten und das nächste Video: nicht auszuschließen.

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, die erläuterten Fälle sind nur drei von leider zahllosen Belegen für akuten Handlungsbedarf.

Es muss endlich konsequent gegen die unkritische Darstellung von Tierleid von Seiten der sozialen Netzwerke vorgegangen werden. Darüber hinaus müssen die Netzwerke durch entsprechende Gesetzgebung auch dazu verpflichtet werden, bei der Strafverfolgung mit allen vorliegenden Informationen wie IP-Adresse, Klarnamen und möglichen Kontaktdaten aktiv zu helfen.

Unser Vorschlag dafür ist die Novellierung des §131 Strafgesetzbuch, der genau diese Rechtsprechung für die verherrlichende oder verharmlosende Darstellung grausamer Gewalttätigkeiten gegenüber Menschen und menschenähnlichen Wesen bereits umfasst. Mit der Aufnahme „oder Tiere“ würde Deutschland seinem Versprechen für den Schutz von Tieren gerechter und könnte sich global als Vorreiter positionieren.

Wir setzen uns weiter mit aller Stärke und Dringlichkeit dafür ein und sind mit Verbündeten im Bundestag im regen Austausch. Doch wir brauchen auch Sie!

Bitte unterzeichnen Sie unsere Petition und stärken Sie so unseren dringlichen Appell mit Ihrer Stimme.

#StopptTierleid

Jetzt Petition unterschreiben!

Stärken Sie unsere Forderungen an die sozialen Netzwerke und die Bundesregierung: Für ein Stopp von Tierleid-Inhalten!