KUH+DU

Eine Kampagne für Milchkühe

Jahrelang wurde intensiv in den Medien über die zahlreichen Missstände in der Schweine- und Hühnerhaltung berichtet. Ohne Aufmerksamkeit blieben hingegen die vier Millionen Milchkühe in Deutschland, obwohl Milchprodukte wie Joghurt, Milch, Butter, Quark, Sahne oder Käse im täglichen Leben vieler Menschen eine große Rolle spielen. Mit unserer KUH+DU Kampagne wollen wir das Leben der Milchkühe in Deutschland verbessern. Ziele sind die Einführung einer Haltungsverordnung sowie mehr Transparenz für die Verbraucher.

Hintergründe: Missstände in der Milchkuhhaltung

Obwohl Milchkühe eine natürliche Lebenserwartung von 20 Jahren haben, werden sie in Deutschland im Durchschnitt leistungs- und krankheitsbedingt nach nur fünf Jahre geschlachtet. Für die meisten Milchkühe gehören Krankheiten, Schmerzen, Stress und ein Leben im Stall zum Alltag. Statt tiergerechter Haltung hat die Kostenreduktion in der Milchwirtschaft Vorrang – zulasten der Tiere. Während das Produkt der Kuh, die Milch, unter strengen Vorgaben regelmäßig kontrolliert wird, spielt es eine untergeordnete Rolle, wie es den Milchkühen geht.

Hohe Erkrankungsraten und frühe Schlachtungen aufgrund schlechter Haltungsbedingungen, dem zu hohen Einsatz von nicht tiergerechtem Kraftfutter wie Mais, Soja und Raps und der jahrelangen einseitigen Zucht auf Milchhochleistung sind die Regel.

Züchtung auf Milchhochleistungen

In den letzten knapp 50 Jahren hat sich die Milchleistung pro Kuh mehr als verdoppelt: von 3.500 kg Milch pro Jahr im Jahr 1970 auf 8.250 kg in 2019. Dies wurde erst durch die einseitige Zucht auf Hochleistung und den erhöhten Einsatz von Kraftfutter möglich. Die »Zucht auf Hochleistung steigert das Risiko für Erkrankungen.

Kraftfutter für Wiederkäuer

Damit eine Milchkuh möglichst viel Milch geben kann, braucht sie zusätzliche Energie durch Kraftfutter. Natürliches Futter – etwa von der Weide – reicht für einen ausgeglichenen Energiehaushalt bei hoher Milchleistung nicht aus. Der Magen der Kuh ist jedoch nicht auf die Verdauung des Kraftfutters ausgerichtet. Ist sein Anteil zu hoch, kann das »gesundheitsschädigende Auswirkungen auf die Milchkühe haben.

Erkrankungen führen zu frühzeitigen Schlachtungen

Rund 35% der gesamten Milchkühe scheiden jedes Jahr aus der Milchproduktion aus und werden geschlachtet. Das sind über 1,4 Millionen Kühe pro Jahr. Die häufigsten Ursachen dafür sind Unfruchtbarkeit und Ketose (eine Stoffwechselerkrankung). Ist eine Kuh erst einmal unfruchtbar oder gibt aufgrund anderer Krankheiten weniger Milch, ist sie für den Milchbetrieb nicht mehr rentabel und wird geschlachtet.

Zunahme der ganzjährigen Haltung im Stall

Rinder sind ursprünglich Weidegänger und besitzen ein starkes Bewegungsbedürfnis. Das von der Werbung publizierte Bild der glücklichen Kuh auf der Weide ist jedoch in der Realität eine Seltenheit. Sieht man Rinder auf der Weide grasen, handelt es sich häufig um Jungtiere oder trockenstehende Kühe. Mehr als die Hälfte der Milchkühe darf niemals auf einer »Weide grasen und 27 Prozent leben nach wie vor in Anbindehaltung.

Jede vierte Kuh wird noch im Stall angebunden

Zwar haben die meisten Landwirte mittlerweile Laufställe. Aber mehr als eine Million Milchkühe werden teilweise oder das ganze Jahr noch immer im »Stall angebunden. Ihrem natürlichen Bewegungsdrang und ihrem ausgeprägten Sozialverhalten können sie so nicht nachkommen.

Gängige Praxis: Mutter-Kalb-Trennung am Tag der Geburt

Milchkühe geben nicht einfach so Milch, sondern produzieren diese – wie  alle anderen Säugetiere auch – für ihren Nachwuchs. Ungefähr ab dem zweiten Lebensjahr werden Kühe einmal im Jahr – meistens künstlich – besamt und gebären nach neun Monaten ein Kalb; nur so lässt sich die hohe Milchmenge aufrechterhalten. Kurz nach der Geburt wird das Kalb von der Mutter getrennt und in den ersten Lebenswochen einzeln gehalten. Anschließend geht die Einzel- in eine Gruppenhaltung über – insofern es genügend gleichaltrige Kälber gibt. In der konventionellen Milchkuhhaltung werden die Kälber nach kürzester Zeit mit einem Milchersatz (mit Wasser vermischtes Magermilchpulver) ernährt. Es gibt nur wenige Landwirte, die es anders machen und auf eine »muttergebundene oder ammengebundene Kälberaufzucht setzen.

Hornansätze werden den Kälbern routinemäßig ausgebrannt

Mittlerweile werden jungen Kälbern routinemäßig vor der sechsten Lebenswoche die Hörneransätze herausgebrannt, um spätere Verletzungen in engen Laufställen zu vermeiden. Eine Betäubung für die »Enthornung ist nicht vorgeschrieben, obwohl der Eingriff für das Kalb äußerst schmerzhaft ist. Aber auch hier gibt es Landwirte, die alternative Wege gehen und für die das Horn zur Kuh dazugehört - und von den privaten Anbauverbänden ist Demeter der einzige, bei dem das Enthornen generell verboten ist.

Was Kühe wollen

Kühe sind Herdentiere, die einen Bewegungsradius von zwei bis zwölf Kilometern haben. Laufen, rennen und springen, gegenseitige Fellpflege, intensives Sozialverhalten mit tiefen sozialen Bindungen sowie Rangkämpfe gehören zu ihrem natürlichen Verhalten. Im Stall können sie diese Bedürfnisse aber kaum ausleben. Ebenso fehlen dort natürliche Reize wie Sonne, Wind und Regen, die – ähnlich wie beim Menschen – wichtig für das Wohlbefinden sind. Deshalb fordern wir: Den Bedürfnissen der Kühe muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden. Sie sollten so oft wie möglich Weidegang erhalten, zumindest aber Zugang zu einem großzügigen Laufhof. Erfahren Sie auf einen Blick, »was Kühe wollen.

Kuh wird mit Gras aus der Hand gefüttert

Unsere Forderung an die Politik: eine Haltungsverordnung für Milchkühe

Im Gegensatz zu anderen Nutztieren werden Rinder in der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nicht berücksichtigt. Um diese Lücke zu schließen, entwickelten wir gemeinsam mit unserem »Fachlichen Beirat der KUH+DU Kampagne - bestehend aus Tierärzten, Wissenschaftlern und Landwirten - sowie einer Juristin eine »Haltungsverordnung für Milchkühe und untermauerten unsere Forderung nach tiergerechten Mindeststandards in der Milchkuhhaltung mit einer Petition an Landwirtschaftsminister Christian Schmidt, die von knapp einer Viertelmillion Menschen unterzeichnet und gemeinsam mit der Schauspielerin Susanne Uhlen an die damalige Staatssekretärin Frau Dr. Maria Flachsbarth überreicht wurde. »Zum Nachbericht der Petitionsübergabe

Werden Sie aktiv!

Entscheidend für die Durchsetzung besserer Haltungsbedingungen für Milchkühe ist nicht nur die Politik, sondern auch die, die es am wirkungsvollsten einfordern können: wir Verbraucher! Durch einen bewussteren Milchkonsum und ein neues Verständnis für die Bedürfnisse der Kuh können wir das Leben der Milchkühe und die Milchwirtschaft verändern. Hier bekommen Sie Tipps für einen »kuhfreundlicheren Konsum.

Unsere Maßnahmen für die Verbraucher

Produktverpackungen mit idyllischen Bildern von grasenden Kühen auf der Weide täuschten lange Zeit über das Leid der Milchkühe hinweg. Mithilfe des »Milchratgebers, unseres »Weidechecks, unserer bundesweit ersten »Hofliste zur alternativen Kälberaufzucht sowie unseres »Lernsets für Schulen KUH+DU macht Schule informieren und sensibilisieren wir Verbraucherinnen und Verbraucher über die gegenwärtigen Missstände in der Milchkuhhaltung:

Milchratgeber

Haltungsvorgaben hinter bekannten Milchmarken

Lernset

Spielerisch lernen Schüler die Milchkuh kennen

Hofliste

Höfe mit mutter- und ammengebundener Kälberaufzucht

Schwarwel

Weidecheck

Weideversprechen und Verbrauchertäuschung

Kampagnen-Rückblick: KUH+DU

Mehr als drei Jahre setzten wir uns mit der KUH+DU Kampagne für die Kühe ein: Wir diskutierten mit Landwirten, Verbands- und Molkereivertretern, brachten die Kuh in den Fokus der Politiker und entwickelten einen Verordnungsentwurf für Milchkühe, informierten über Höfe mit einer tiergerechteren Kuh- und Kälberhaltung, sorgten für mehr Transparenz für Verbraucher beim Milchkauf und nahmen regelmäßig an Demonstrationen für eine tiergerechtere Landwirtschaft teil. »Zum Kampagnen-Rückblick

Die vergessenen Milchkühe: Helfen Sie!

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Ihre Ansprechpartnerin für Fragen:

Katharina Felsenstein
Spenderservice

E-Mail: info@welttierschutz.org
oder Tel.: +49(0)30 – 9237226-0

Welttierschutzgesellschaft e.V.
Reinhardtstr. 10
10117 Berlin