Abgeschlossen: WTG-Nothilfefonds für die Braunbären in Rumänien
Um die hohen laufenden Kosten zu decken, sind viele Wildtierschutzzentren neben Spendengeldern auch auf Einnahmen aus Eintrittsgeldern und Tierschutzbildungsprogrammen angewiesen. Doch aufgrund der Coronakrise wurde der Besucherbetrieb zeitweise komplett eingestellt. So geriet auch das Bärenschutzzentrum unserer rumänischen Partnerorganisation Asociatia Milioane de Prieteni (AMP) in existenzielle Schwierigkeiten. Dank des WTG-Nothilfefonds konnten wir unseren Partner in dieser schwierigen Zeit unterstützen.
Der WTG-Nothilfefonds
Um Tieren und unseren Partnern vor Ort in diesen unsicheren Zeiten zur Seite zu stehen, haben wir den WTG-Nothilfefonds ins Leben gerufen. Dieser soll an die Situation angepasste, individuelle Zusatzhilfe zum Schutz der Tiere in unseren Einsatzländern ermöglichen. »Bitte spenden Sie!
Hintergrund: Bärenschutz in Rumänien
Im Schutzzentrum unserer Partnerorganisation Asociatia Milioane de Prieteni (AMP) finden Bären aus illegaler oder schlechter Haltung ebenso wie aus der Natur entnommene „Problembären“ ein sicheres Zuhause.
Zum ProjektAls langjähriger Partner unterstützen wir Europas größtes Bärenschutzzentrum seit vielen Jahren – mittlerweile vor allem durch die Finanzierung von vier Bärenpfleger*innen sowie durch die Übernahme eines Teils der Futterkosten für die Bären. Neben Hilfe von anderen internationalen Partnern werden weitere große Teile der Kosten auch eigenständig vom Schutzzentrum durch die Eintrittsgelder von Besucher*innen gedeckt, von denen es normalerweise jeden Monat bis zu 3.000 anzieht, die auf ihrem Rundgang durch das Zentrum und mit ausreichend Abstand, den Bären beim Spielen, Baden und Entspannen zuschauen können. Dabei lernen die Besucher*innen viel Wissenswertes über die Arbeit vor Ort und die Problematik des Mensch-Bär-Konfliktes im Land. Mit Seminaren und Workshops für Kinder und Jugendliche wird zudem insbesondere die junge rumänische Bevölkerung angesprochen und für die Bedürfnisse sowie einen verständnisvolleren Umgang mit den Braunbären in Rumänien sensibilisiert.
Doch infolge der Corona-Pandemie mussten die Tore des Zentrums im vergangenen Jahr für mehrere Monate geschlossen bleiben. Zehntausende Eintrittsgelder blieben aus.
Unser Ziel: Den Betrieb des Schutzzentrums während der Pandemie aufrechterhalten
So durften zu Beginn von Mitte März bis Ende Mai 2020 weder Gäste das Zentrum besuchen, noch konnten Lehrangebote vor Ort veranstaltet werden. Und auch in den folgenden Sommermonaten, als das Schutzzentrum unter strengen Hygienemaßnahmen wieder für Besucher*innen öffnen durfte, lagen die Zahlen der Gäste weit unter dem üblichen Durchschnitt. Internationale Besucher*innen blieben aufgrund der Pandemie und den damit verbundenen Reisebeschränkungen gänzlich aus.
Zusätzlich zum Wegfall der Eintrittsgelder nahmen außerdem die Spendeneinnahmen rapide ab und freiwillige Mitarbeiter*innen, die das Team unter normalen Umständen tatkräftig unterstützten, fielen aus. All dies stellte unsere Partner vor immense Herausforderungen, denn die laufenden Kosten für die Futter- und tiermedizinische Versorgung blieben gleich.
Mit Hilfe des WTG-Nothilfefonds konnten wir unserem Partner in dieser schweren Zeit zur Seite stehen und einen großen Teil der laufenden Betriebs- und Futterkosten für die Bären sowie die Gehälter weiterer Pfleger*innen übernehmen.
Bärenrettungen in Krisenzeiten
So dramatisch die Lage auch war, so sehr schenkten Schicksale wie die der Bärenjungen Kenya und Bamse Hoffnung – und belegen, wie wichtig der uneingeschränkte Betrieb des Schutzzentrums ist. Denn auch während der Pandemie und der Schließung des Schutzzentrums für die Öffentlichkeit blieb die Rettung und Aufnahme von Bären in Not nicht aus. Beide Jungtiere waren in dramatischem Zustand als sie im Schutzzentrum eintrafen:
Die heute rund ein Jahr alte Bärin Bamse wurde am 23. Mai 2020 um 3 Uhr morgens in die Obhut des Schutzzentrums übergeben. Gemeinsam mit ihrer Mutter und zwei weiteren Geschwistern, hatte sie in einem Hinterhof nach Nahrung gesucht. Als die dort lebenden Menschen die Tiere entdeckten, ergriffen zwei der Jungtiere sowie die Mutter die Flucht. Das dritte Jungtier– allein zurückgeblieben und vor Angst wie paralysiert – hätte allein keine Überlebenschance gehabt, doch glücklicherweise gelang es, sie einzufangen, so dass sie ins Schutzzentrum gebracht werden konnte. Dort angekommen, war sie zuerst so verschreckt und desorientiert, dass sie jegliche Nahrungsaufnahme verweigerte, obwohl sie sichtlich schwach und dehydriert war und daher die Nährstoffe dringend benötigte. Doch dank der Geduld und liebevollen Fürsorge der Pfleger*innen konnte sie ihre Angst schnell überwinden und nahm die ihr angebotene Milchflasche an. Von nun an ging es bergauf und heute ist Bamse eine gesunde, starke und verspielte junge Bärin, die glücklich durch das Schutzzentrum wandert und gern auf Bäume klettert. Sie ist ein großartiges Beispiel dafür, weshalb die Arbeit des Schutzzentrums auch während Krisen wie dieser weitergehen muss.
Auch Kenyas dramatisches Schicksal bekam dank der aufopfernden Arbeit im Schutzzentrum eine gute Wendung:
Verletzt und am Rande ihrer Kräfte war das zum Zeitpunkt der Rettung etwa vier Monate alte und kaum fünf Kilogramm leichte Bärenweibchen in der Nacht vom 7. auf den 8. Juni 2020 ins Schutzzentrum gebracht worden. Vermutlich war sie von einer Klippe herab in einen Fluss gestürzt und dort zwischen Felsspalten hängengeblieben. Unsere Partner vermuten, dass sie in dieser Lage mehrere Stunden – vielleicht sogar Tage – ausharren musste, bevor Wanderer durch ihr Wimmern auf sie aufmerksam wurden und die zuständigen Behörden informierten. Die ersten Tage nach ihrer Ankunft waren kritisch und das Team tat alles, um ihr Überleben zu sichern: Kenya war dehydriert, von Fliegenlarven übersäht und wies einen sichtlich schmerzhaften Bluterguss an der rechten Schulter auf. Auch das Laufen fiel ihr schwer. Nach der ersten, ausgiebigen tiermedizinischen Versorgung – sie erhielt Vitamine, Entzündungshemmer und Antibiotikum – und viel kräfteförderndem Schlaf, kehrte zunächst ihr Appetit und dann auch der Lebenswille zurück.
Heute ist auch Kenya trotz ihrer schweren Leidensgeschichte eine glückliche und gesunde Bärin, die ihr Leben innerhalb des Schutzzentrums sorgenfrei genießen kann.
Normalität in weiter Ferne
Dank des WTG-Nothilfefonds konnten die ersten kräftezehrenden Monate der Pandemie bereits erfolgreich überstanden werden. Doch eine Rückkehr zum normalen Betrieb ist noch nicht möglich: Zwar entspannt sich die Pandemielage in Rumänien aktuell zusehend (Stand: Mai 2021) und das Schutzzentrum kann für eine bestimmte Zahl an Besucher*innen öffnen, allerdings sind internationale Gäste noch kaum zu verzeichnen. So bleiben weiterhin wichtige Einnahmequellen aus.
Selbstverständlich sind wir deshalb auch nach Abschluss dieser Nothilfe an der Seite unseres langjährigen Partners. Im Rahmen des laufenden Projekts haben wir das Budget erhöht, um den engagierten Mitarbeiter*innen und den Tieren in diesen unsicheren Zeiten ein Mindestmaß an Sicherheit zu geben und einer Notlage wie im vergangenen Jahr vorzubeugen.
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, wir danken all jenen, die diese Hilfe in der Not mit Ihrer Spende für den WTG-Nothilfefonds ermöglicht haben. Für jede Hilfe in zukünftigen Notsituationen wie dieser sind wir dankbar.
Der WTG-Nothilfefonds: Schutz für Wildtiere
Weltweit sind Wildtiere bedroht. Mit Ihrer Spende helfen Sie, den Schutz der Tiere sicherzustellen – auch in Krisenzeiten.
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