Mit Information und Impfung Leben retten
Mehrere hundert tödliche Tollwut-Infektionen jährlich entfallen auf das ostafrikanische Land Malawi – darunter vor allem auf Kinder, die einen nahen Kontakt zu den Streunerhunden pflegen. Gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Lilongwe Society for the Protection of Animals (LSPCA) sind wir bereits seit 2015 vor Ort, um das tödliche Virus rund um die Hauptstadt Lilongwe einzudämmen. Seit 2020 leisten wir ein umfangreiches Pilotprojekt mit großem Ziel und – der Corona-Pandemie zum Trotz – maßgeblichen Erfolgen!
Ein Beitrag von Paula Peckmann, Praktikantin bei der Welttierschtzgesellschaft
Hintergrund: Anti-Tollwut-Teams in Lilongwe
Um die Tollwut in Malawi nachhaltig einzudämmen, ist es dringend notwendig, durch Impfungen Neuansteckungen zu verhindern sowie die Bevölkerung in den Kampf gegen das Virus stärker zu involvieren. Mit Anti-Tollwut-Gruppen, Impfteams und einem Melde- und Erfassungssystem für Beiß- und Tollwut(verdachts)-Fälle, wollen wir zum Erreichen des von der Weltorganisation für Tiergesundheit erklärten Ziels „Rabies Free 2030“ beitragen – einer Welt, in der nach 2030 kein Mensch mehr an Tollwut stirbt.
Zum ProjektTollwut gilt als eine der tödlichsten Zoonosen, also eine von Tieren auf den Menschen (oder umgekehrt) übertragbare Erkrankung. Bis heute tötet das Virus weltweit fast 60.000 Menschen im Jahr – darunter vor allem Kinder, die in 99 Prozent der Fälle durch Hundebisse infiziert werden. Alles Wissenswerte über das lebensbedrohliche Virus – und wie wir von der Welttierschutzgesellschaft zu dessen Eindämmung beitragen – erfahren Sie hier: »https://welttierschutz.org/themen/tollwut/
Es gilt, möglichst viele Menschen zu erreichen
Für die erfolgreiche Eindämmung der Tollwut spielt die lokale Bevölkerung eine grundlegende Rolle. Im Rahmen des Projektes versuchen wir daher möglichst viele Bewohner*innen von Lilongwe aber auch die Menschen landesweit zu erreichen. Dazu nutzen wir im Bereich der Informationsarbeit vielfältige Medien, den öffentlichen Raum und den direkten Kontakt zu den Menschen.
Allein im ersten Jahr des Pilotprojektes – von Dezember 2019 bis November 2020 – wurden unter anderem:
- 9.000 Flugblätter verteilt,
- 18 Wandbilder an hochfrequentierten Standorten im Stadtgebiet von Lilongwe erstellt,
- landesweit zur Hauptsendezeit 16 Radiobeiträge ausgestrahlt,
und 6 Berichte in lokalen und nationalen Medien organisiert sowie umfangreich die sozialen Netzwerke genutzt.
Dank unserer umfassenden Informationsarbeit erfuhr auch Beatrice Liwewe, deren kleiner Sohn im Februar 2020 von einem Hund gebissen wurde, von unserer Arbeit. Die Informationen auf den Wandbildern waren ihre Rettung in der Not:
„Als mein Sohn Blessing Beya vor einigen Monaten von einem Hundewelpen gebissen wurde, war ich sehr besorgt. Ich hörte, dass der Hund zuvor schon andere Menschen gebissen hatte und zudem nicht geimpft war – ich wusste, dass er deshalb das tödliche Tollwutvirus übertragen könnte. Ich hatte große Angst, dass mein Sohn sterben könnte.
Glücklicherweise wusste ich, was zu tun war, denn ich hatte die Informationen auf den Wandbildern gelesen. Ich folgte den darauf beschriebenen Anweisungen und wusch die Wunde 15 Minuten mit Wasser und Seife aus. Anschließen ging ich mit meinem Sohn ins Krankenhaus“, so die Mutter des kleinen Jungen.
Zudem meldete Beatrice Liwewe den Vorfall über eine der beiden von unseren Teams betreuten Telefon-Hotlinesaufhin unsere Partner ausrückten, um den Hund zu lokalisieren und notwendige Maßnahmen einzuleiten. Das Tier, das in der Zwischenzeit verstorben war, wurde geborgen und anschließend im Labor auf das Tollwutvirus getestet. Das Ergebnis war positiv, doch Beatrices Sohn zum Glück nicht infiziert! Dass seine Mutter so schnell handeln konnte und genau wusste, was zu tun war, hat ihm vermutlich das Leben gerettet.
Bisher wurden 18 Wandbilder im gesamten Stadtgebiet erstellt, in den kommenden Monaten sollen zehn weitere hinzukommen und noch mehr Menschen lebensrettendes Wissen vermitteln.
„Die Wandbilder sind unglaublich hilfreich. Zuvor hätte ich nicht gewusst, was das richtige Verhalten nach einen Hundebiss ist. Ohne dieses Wissen wäre es schlecht für uns ausgegangen“, meint Beatrice Liwewe.
Weiter sagt Liwewe:
„Ich möchte jede Person, die Hunde hat, dazu ermutigen, diese gegen Tollwut impfen zu lassen, um der Krankheit vorzubeugen. Ungeimpfte Hunde sind eine große Gefahr und die Menschen müssen Verantwortung für ihre Haustiere übernehmen,“
Um das zu erreichen und möglichst viele Tierhalter*innen daür zu sensibilisieren, ihre Tiere impfen zu lassen, sind 180 freiwillige Helfer*innen aus den Gemeinden in sogenannten Anti-Tollwut-Teams täglich im Einsatz. In zehn Stadtbezirken, in denen das Tollwutrisiko aufgrund einer hohen Dichte an Hunden und Menschen besonders hoch ist, suchen sie den direkten Kontakt zu den Menschen. In Eins-zu-Eins-Gesprächen informieren die Teams rund um die Tollwutthematik, nehmen Meldungen zu Beiß- oder Tollwutverdachtsfällen aus der Bevölkerung entgegen, organisieren die Strukturierung der Impf-Standorte und informieren über dann anstehende Impftermine, zu denen Halter*innen Tiere bringen können.
Die Impfungen selbst werden von den Rabies Projekt Officers, den Projektleiter*innen unserer Partnerorganisation, täglich zwischen 8 und 16 Uhr durchgeführt.
Um die Rotation zwischen den einzelnen Impfstandorten zu erleichtern, haben wir die Anschaffung von Lastenfahrrädern finanziert, die den Projektleiter*innen zu Verfügung gestellt, um kostensparend und umweltfreundlich alle nötigen Materialien zwischen den Impfstandorten zu transportieren.
Auch als die Corona-Pandemie anpgepasste Maßnahmen erforderte, standen wir unserem Partner zur Seite
Kurz nach dem Start des Projektes im Frühjahr 2020 breitete sich das Coronavirus auch in Malawi aus. Das Risiko einer Infektion erschwerte unsere Tierschutzarbeit, die wesentlich vom Kontakt mit der Bevölkerung und der Mobilität zwischen den Hotspots geprägt ist. Zudem erschwerte sich auch die Beschaffung des Impfstoffs deutlich, da dieser nicht in Malawi selbst produziert wird. Infolge mussten zwischen April und Juli 2020 Impftermine ausgesetzt werden und auch die Informationsarbeit in der Bevölkerung stark eingeschränkt werden. Wir unterstützen unsere Partner in dieser Zeit im Rahmen einer zusätzlichen Hilfe aber finanziell bei der Anschaffung von Desinfektionsmitteln und Masken, um den Mitarbeiter*innen eine sichere Arbeitsumgebung zu gewährleisten. Außerdem wurden Kosten für die Internetnutzung übernommen, sodass es einigen Mitarbeiter*innen ermöglicht wurde, von Zuhause zu arbeiten und dort die wichtige Dokumentation der Beiß- oder Tollwutverdachtsfälle sicherzustellen.
Diesem unermüdlichen Einsatz zum Dank, wurden – trotz der ungeplanten Impfpause – binnen eines Jahres 20.504 Hunde und 2.058 Katzen gegen das tödliche Virus geimpft. Ein großartiger Erfolg!
Derzeit sind die Teams in der Lage unter Einhaltung der notwendigen Hygienemaßnahmen sowohl die Informationsarbeit als auch die Impfungen auszuführen, doch auch in Malawi baut sich derzeit eine neue Welle an Infektionen auf.
Um die Tollwut nachhaltig einzudämmen, müssen unsere Maßnahmen aber laufend sichergestellt werden – auch in den anhaltenden Krisenzeiten. Gemeinsam, liebe Tierfreund*innen und Tierfreunde, können wir Tier- und Menschenleben retten. Ist es Ihnen möglich, das Projekt mit einer Spende zu unterstützen?
Der WTG-Nothilfefonds: Schutz für Streuner
Mit 70 Euro ermöglichen Sie die tiermedizinische Erstversorgung eines Hundes.
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