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TIERÄRZTE WELTWEIT: Digitales Lernen eröffnet neue Möglichkeiten

Digitales Lernen statt Präsenzunterricht: Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich der Alltag der Aus- und Fortbildung weltweit maßgeblich verändert – so auch in den sieben afrikanischen Projektländern des Programms TIERÄRZTE WELTWEIT*. Obwohl die Umstellung auf digitale Lehrmethoden auch Herausforderungen und Probleme mit sich führt, so stellt die Digitalisierung in unseren Projektländern für viele Teilnehmer*innen eine neue Möglichkeit dar, sich mit Menschen international auszutauschen oder sich ihre Zeit zum Lernen frei einteilen zu können. Kein Wunder also, dass das Feedback der inzwischen mehr als 1.000 Teilnehmer*innen unsere digitalen Lernangebote überwiegend positiv ausfällt. Ein Blick hinter die Kulissen:

Ein Beitrag von Patricia Hoppe, Praktikantin bei der Welttierschutzgesellschaft.

Hintergrund: TIERÄRZTE WELTWEIT

Gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung und lokalen Partnern engagieren wir uns im Rahmen des Programms TIERÄRZTE WELTWEIT (englisch: VETS UNITED) für mehr Tierschutz in tierbezogenen Berufen in Ländern des Globalen Südens. Dafür setzen wir bei zahlreichen Berufsgruppen an, um durch Aus- und Fortbildungskurse sowohl theoretisch als auch praktisch Tierschutzthemen zu lehren und so das Tierwohl durch eine optimierte tiermedizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern.

Zum Programm

Corona zwingt weltweit zur Digitalisierung

Ob Gruppendiskussionen im Klassenzimmer, schriftliche Tests oder praktische Lehreinheiten bei den mobilen Kliniken unserer lokalen Projektteams: Auch in den Aus- und Fortbildungskursen, die das Programm TIERÄRZTE WELTWEIT unterstützt, konnte 2020 kaum noch auf diese herkömmlichen Unterrichtsmethoden zurückgegriffen werden. In Folge der Corona-Krise mussten Universitäten und Colleges weltweit ihren Präsenzunterricht zwischenzeitlich vollständig einstellen, um Studierende wie Lehrende vor einer möglichen Ansteckung mit dem Sars-CoV-2-Virus zu schützen.

Während in Kenia und Simbabwe die Universitäten noch immer bzw. wieder geschlossen sind, wurden zum Beispiel in Uganda einige der Einschränkungen gelockert. Dort können Abschlussklassen, darunter auch die Studierenden in den tiergesundheitlichen Fächern an der Makerere Universität, wieder im Präsenzunterricht lernen. Im Rahmen des Fortbildungsprojektes für Tierärzte*innen und tierärztliche Helfer*innen können zudem seit kurzem wieder praktische Übungen stattfinden – natürlich unter strengen Abstandsregeln, unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen und nur in kleinen Gruppen.

Alle Projektländer haben jedoch gemeinsam, dass Unterricht weiterhin auf digitalem Wege stattfindet – sei es als Ergänzung oder als kompletter Ersatz des Präsenzunterrichts.

Wie die Umstellung auf digitale Lehrmethoden gelang

Damit die Aus- und Weiterbildung der dringend benötigten Tierärzte*innen und Paravets in unseren afrikanischen Projektländern nicht zum Stillstand kam, musste nach Pandemie-Beginn schnell eine Umstellung auf digitale Lehrmittel erfolgen. Über bestehende Nachrichtengruppen und Kontaktlisten konnten im März 2020 die Studenten*innen erreicht und dazu ermutigt werden, am Online-Lernprogramm teilzunehmen. Das Digitale Lernen startete dann in den meisten Projektländern Mitte April. Trotz regelmäßig auftretenden Schwierigkeiten wie einer vielerorts schlechten Internetverbindung, ist die Begeisterung, mit der die Studierenden in Afrika die Möglichkeiten des Digitalen Lernens nutzen, riesig. Denn es ist die einzige Chance, Tierschutzbildung auch in Anbetracht der aktuell geltenden Einschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus weiter voranzutreiben und zu lehren.

Dass selbst in technisch entwickelteren Ländern wie auch in Deutschland Schwierigkeiten mit der Umstellung auf digitale Unterrichts- und Arbeitsmethoden auftreten, macht umso deutlicher, wie beeindruckend es ist, dass sich unsere Projektteams in Ländern wie Malawi und Gambia in kürzester Zeit an die aktuelle Situation angepasst haben. Bei der Umstellung auf digitale Lehrinhalte wurden die Studierenden und Trainer*innen sowohl von den Projektmanagern*innen vor Ort, als auch von unserem Team in Berlin unterstützt. Dabei wurde unter anderem auf das bereits vorliegende Online-Schulungsmaterial von TIERÄRZTE WELTWEIT zurückgegriffen, sowie weiteres Lehrmaterial aus anderen Quellen zusammengestellt. Jede Woche wird den Studenten*innen und Tierärzten*innen Material zu einem neuen Thema geschickt, welches aus Texten, Artikeln, Videos, Beispielen und Testfragen besteht. Die große Mehrheit der Studenten*innen nutzt zur Bearbeitung der Materialien und zum Lernen ein Smartphone, einige Wenige haben auch Zugang zu einem Laptop oder Computer. Das Feedback von Lehrenden wie Studierenden zu der neuen Lehrmethode fiel weitestgehend positiv aus: Viele sind froh, dass sie trotz Corona weiter studieren können und sich ihnen durch die digitalen Medien neue Möglichkeiten erschließen, wie zum Beispiel sich auch mit Tierärzten*innen oder Trainern*innen aus anderen Ländern austauschen zu können. Unsere Projektmanagerin Madeline Nyamwanza in Malawi trifft es auf den Punkt:

„Der größte Vorteil des digitalen Lehrmaterials ist, dass den Studierenden die Möglichkeit gegeben wird, weiter zu lernen – auch wenn sie nicht physisch am Unterrichtsort sind. Sie sind weiter produktiv und können trotz der vielen Unsicherheiten und Einschränkungen durch die Covid-19-Pandemie die Zeit nutzen.“

Herausforderungen des digitalen Lernens in Schwellen- und Entwicklungsländern

Obgleich die Begeisterung und das Interesse an der neuen Lehrmethode hoch sind, stellt das digitale Lernen viele junge Studenten*innen vor einige und insbesondere finanzielle Schwierigkeiten. Es muss nicht nur der Zugang zu einem Smartphone, Laptop, Computer oder anderem technischen Medium gewährleistet, sondern auch Strom, ein Internetzugang oder mobile Daten vorhanden sein. Auch wenn aus einer Umfrage von TIERÄRZTE WELTWEIT unter 224 Studierenden aus den sieben Projektländern hervorgeht, dass nur 16% der Studenten*innen ihren Internetzugang bzw. mobilen Daten als schlecht oder sehr schlecht bewerten, so gab die Hälfte aller Teilnehmenden an, Leute zu kennen, die aus finanziellen oder strukturellen Problemen heraus nicht an Online-Kursen teilnehmen konnten. Im Versuch, dem entgegenzuwirken, und somit möglichst vielen Studierenden eine regelmäßige Teilnahme am Digitalen Lernen zu ermöglichen, haben wir in Zusammenarbeit mit der Welttierschutzstiftung in Malawi, Simbabwe, Liberia und Uganda zusätzliche Kontingente für mobile Daten zur Verfügung gestellt.

Dafür wurden Gelder bereitgestellt, die unter normalen Umständen für Projektaktivitäten wie mobile Kliniken – die aufgrund der Einschränkungen derzeit nicht stattfinden können –  aufgewendet werden. Neben dieser größten Hürde, den Studierenden die Teilnahme am Online-Lernprogramm zu ermöglichen, gibt es eine weitere Schwierigkeit aufgrund der Coronakrise: Das praktische Lernen am Tier, was für angehende Tierärzte*innen und Paravets enorm wichtig ist, um erste Erfahrungen zu sammeln, ihre Fähigkeiten zu trainieren und Selbstbewusstsein aufzubauen, ist nur schwer zu ersetzen. Bild- und Videomaterial kann zwar eine große Hilfe beim Lernen sein, doch reicht leider nicht aus, um die Studenten*innen allumfassend vorzubereiten. Deshalb besteht trotz der erfolgreichen Umsetzung des digitalen Lernens bei allen Beteiligten die große Hoffnung, 2021 wieder umfassende Praxiseinheiten durchführen zu können.

animal welfare workshop for studentes of Makerere University
animal welfare workshop for studentes of Makerere University

Digitales Lernen bringt auch Vorteile mit sich

„Durch das Training habe ich mehr Interesse und Zeit für das Lesen und Lernen vieler neuer Materialien durch Links, Videos und Bilder sowie für die aktive Teilnahme entwickelt“, schreibt ein*e Student*in am Ende unserer Umfrage und zeigt damit die positiven Aspekte digitalen Lernens auf. Durch die von Corona angetriebene Digitalisierung in unseren afrikanischen Projektländern wird der Schritt, gedrucktes Lehrmaterial wie Bücher überhaupt erst zu beschaffen, übersprungen. Das kann nicht nur Kosten einsparen, sondern ist auch nachhaltiger. Für unsere Studierenden bedeutet dieser Schritt vor allem mehr Freiheit, da sie sich ihre Zeit zum Lernen nun frei einteilen und von überall lernen können. Schüchterne Studenten*innen kommen online mitunter mehr aus sich heraus. Aus der Umfrage des Programms ist außerdem zu erkennen, dass die Mehrheit der Teilnehmer*innen sehr aufgeschlossen ist gegenüber den neuen digitalen Lehrmethoden und diese gern auch zukünftig in Kombination mit praktischen Anteilen nutzen möchte. Auch der Kreis der Interessenten und Kursteilnehmer kann durch das Verlagern ins Internet erweitert werden, wie es etwa in Kenia und Ruanda bereits der Fall war. Dort konnten Studierende, Tierärzte*innen und Lehrkräfte für bestimmte Kurse hinzugeschaltet werden, die ursprünglich nicht für die Teilnahme an diesen Kursen eingeplant waren. Durch digitale Medien eröffnet sich den Studenten*innen sowie den Lehrern*innen und Tierärzten*innen somit die Möglichkeit, sich auch auf internationaler Ebene, also zwischen den verschiedenen Projekten, auszutauschen und Fachgespräche mit Tierärzten*innen aus anderen Ländern zu führen. Wie gut das Digitale Lernen bei unseren Studenten*innen und Projektmanagern*innen ankam, zeigen auch die folgenden Rückmeldungen:

„Besonders hilfreich ist, dass die Studierenden durch die digitalen Lernmethoden rund um die Uhr die Möglichkeit haben, Fragen zu stellen und Erfahrungen zu teilen. Manchen Studierenden fällt es online auch leichter, sich proaktiv einzubringen als im Präsenzunterricht.“

»Kebba Daffeh, Projektmanager Gambia und Westafrika-Repräsentant von TIERÄRZTE WELTWEIT

 

 

„Das ist wirklich großartig um Leute zusammenzubringen und zu unterrichten. Macht damit weiter, es ist gut für unsere Zukunft.“

»Student/in

 

 „Durch den digitalen Unterricht bleiben die Studierenden aktiv und nehmen an Tierschutz-Lektionen teil, auch wenn sie nicht vor Ort sind. Die Inhalte können in einer eigens eingerichteten Whats-App-Gruppe schnell geteilt und auch diskutiert werden. Zudem kann, je nach Belieben, zu verschiedenen Zeiten gelernt werden.“

»Paul Ssuna, Projektmanager Uganda

 

 

„Bitte setzen Sie die Unterstützung fort und helfen Sie bei der Verbesserung oder Bereitstellung von mehr Videos oder Möglichkeiten, um lebendigere und konkretere Lernressourcen bereitzustellen.“

»Student/in

 

„Ich habe gelernt, wie man mit Schmerzen und Wunden bei Tieren richtig umgeht. Das Lernen über die Fünf Freiheiten hat mein Selbstvertrauen gestärkt, Menschen in meiner Gemeinde anzusprechen, die ihre Haustiere und ihr Vieh schlecht behandeln.“

»Student/in

Trotz der Fortschritte bleibt noch viel zu tun

Digitales Lernen ohne Strom, eine funktionierende Internetversorgung und technische Geräte ist nicht möglich. Vielen unserer Studierenden fehlt es jedoch weiterhin an den finanziellen Mitteln. Zudem ist die digitale Unterrichtsmethode in den Projektländern – wie in vielen anderen Staaten der Welt – noch nicht weit entwickelt, weshalb es zusätzlicher Unterstützung bedarf. Damit die Vorteile des digitalen Lernens auch in Zukunft, in Kombination mit praktischen Lerneinheiten, weiter genutzt und ausgebaut werden können, sind unsere Projektpartner vor Ort daher weiterhin auf Ihre und unsere Hilfe angewiesen.

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, wir haben in den vergangenen Monaten unser Mögliches getan, um die Tierschutzbildung in Ländern wie Uganda, Liberia und Kenia weiter voranzutreiben. Denn trotz oder gerade angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie darf der Tierschutz weltweit nicht ins Wanken geraten.

Mehr Informationen über die einzelnen Projekte finden Sie hier:  »https://welttierschutz.org/tieraerzte-weltweit/

* TIERÄRZTE WELTWEIT ist ein Gemeinschaftsprogramm der Welttierschutzgesellschaft und der Welttierschutzstiftung mit Projekten in Gambia, Uganda, Liberia, Malawi, Kenia, Simbabwe und Ruanda.

 

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