Circa 18.000 Braunbären leben Schätzungen zufolge in Europa, davon etwa 6.000 in Rumänien. Doch der Umgang mit den Tieren ist problematisch und Mensch-Bär-Konflikte nehmen zu. Nun soll eine im April erlassene Verordnung, die den Abschuss von insgesamt 220 sogenannten „Problembären“ erlaubt, die Lösung bringen – doch die Folgen für den Tierschutz sind fatal, wie das Schicksal der Bärenwaisen Hope und Victoria zeigt.

Hintergrund: Bärenschutz in Rumänien
Im Schutzzentrum unserer Partnerorganisation Asociatia Milioane de Prieteni (AMP) finden Bären aus illegaler oder schlechter Haltung ebenso wie aus der Natur entnommene „Problembären“ ein sicheres Zuhause.
Zum ProjektVerordnung Nr. 723: Kein Bär wird geschont
Der Konflikt über den Umgang mit wildlebenden Braunbären im Land schwelt seit Jahren. Zuletzt hat sich die Stimmung leider deutlich zu Ungunsten der Bären entwickelt. Das spiegelt sich auch in einer neuen Bären-Verordnung wider, die das rumänische Umweltministerium im April verabschiedet hat. Verordnung Nr. 723 legt die jährliche Höchstzahl von Bären fest, die zur Vermeidung von Schäden an Menschen, Nutztieren und Kulturpflanzen geschossen oder eingefangen werden dürfen. Für das Jahr 2022 wurde die Anzahl der Bären, die abgeschossen werden dürfen, auf 220 erhöht – das ist eine Steigerung um 50% im Vergleich zu 2019.
Weitere Details der neuen Bärenverordnung Nr. 723 in Rumänien:
- Von den 220 Bären können 140 pauschal zum Abschuss freigegeben werden. Die regionalen Jagdvereinigungen im Land haben weitgehend freie Hand, welche Tiere geschossen werden.
- Weitere 80 Bären dürfen der neuen Verordnung nach auf Antrag lokaler Behörden – erneut unter Einbeziehung der Jagdvereinigungen – getötet werden. Von diesen Bären muss laut Verordnung allerdings eine „unmittelbare Gefahr“ ausgehen. Dem wenig aufwendigen Antrag beim Umweltministerium sollen dafür lediglich entsprechende Belege beigefügt werden.
- Die Verordnung lässt zudem die Möglichkeit offen, dass zusätzlich zu den insgesamt 220 genehmigten Bärenabschüssen weitere Tiere getötet werden dürfen – „sofern es keine annehmbare Alternative gibt“, wie es in der Verkündung des Umweltministeriums heißt. Damit lässt die Verordnung eine Hintertür für weitere Abschüsse offen, die die ohnehin schon stark angewachsene Zahl der erlaubten Abschüsse noch deutlich erhöhen könnte.
- Besonders grausam: Die Verordnung erlaubt es, sämtliche Bären zu töten, die in Konflikt mit Menschen geraten – unabhängig davon, ob es sich beispielsweise um Jungtiere oder trächtige Weibchen handelt. Das ist als klarer Verstoß gegen ethische Mindestmaßstäbe bei der Jagd auf Tiere zu werten.
Bereits in den ersten knapp zwei Monaten, seitdem die neue Verordnung gilt, wurde die Tötung von zwei Bären in Rumänien aufgrund einer „unmittelbaren Gefahr“ genehmigt. Weitere 29 Bären wurden durch die Jagdvereinigungen getötet.
Eine von ihnen war die Mutter der Bärenjungen Hope und Victoria
Die beiden etwa ein Jahr alten Bärengeschwister Hope und Victoria haben am eigenen Leibe zu spüren bekommen, was die Abschusserlaubnis von Braunbären bedeutet:
Gemeinsam mit ihrer Mutter waren die beiden Jungtiere auf der Suche nach Nahrung an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in Haushalte eines Dorfes eingedrungen. Das Muttertier wurde folglich als „Problembär“ deklariert – und zum Abschuss freigegeben.
Zeug*innen des Abschusses berichteten, dass die Bärin sich noch minutenlang schwer verletzt neben ihren Jungen quälte, bevor sie verstarb. Die beiden Jungtiere wurden in den Wald gejagt, wo ihre Überlebensaussichten ohne die schützende Mutter minimal waren. Zu jung, um sich selbst zu versorgen, wären die kleinen Waisen dem Tode geweiht.

Braunbären im Porträt
Bis zu 2,5 Jahre bleiben Bärenjunge beim Muttertier. Erst dann sind sie komplett selbstständig und für ihr Leben als Einzelgänger bereit.
Lesen Sie hier mehr Wissenswertes über um Braunbären: https://welttierschutz.org/tiere/braunbaer/
Dass Hope und Victoria aufgelesen und in das Schutzzentrum unserer Partner verbracht wurden, war ihr Glück im Unglück. Seit mehreren Wochen befinden sich die beiden nun in der Obhut unserer Partner im Schutzzentrum in Zarnesti, wo sie sich gemeinsam mit weiteren Bärenjungen ein Gehege teilen.

Helfen Sie Hope und Victoria
Schon mit 10 Euro im Monat finanzieren Sie zwei Wochen lang nahrhaftes Futter für die Bärenwaisen.
Jetzt spendenUm den Jungtieren Hope und Victoria möglichst viel Ruhe und den notwendigen Abstand zu den Besucher*innen zu ermöglichen, sind sie in einem der Gehege tief im Wald gelegen untergebracht. Während Braunbären als ausgewachsene Tiere Einzelgänger sind, ist für sie in der Kindheitsphase die Interaktion mit Artgenossen ausgesprochen wichtig. Gemeinsam mit den anderen Bären haben die Geschwister entsprechend ihrer natürlichen Instinkte hier die Möglichkeit, den ihrem Gehege angeschlossenen Wald zu entdecken, auf Bäume zu klettern und im Wasser herumzutollen – und ein unbeschwertes Bärenleben zu führen.
Sehen Sie die Bärenkinder im Video beim Plantschen im Bären-Pool:
Wie geht es jetzt weiter?
Hope und Victoria haben im Schutzzentrum die verdiente zweite Chance gefunden – und unser Einsatz in Rumänien ist jetzt wichtiger denn je. Gemeinsam im Verbund mit weiteren lokalen und internationalen Bärenschützer*innen sowie unseren Partnern stehen wir fest an der Seite der Tiere: So werden wir die Auswirkungen und Umsetzung der neuen Verordnung genau im Blick behalten und darauf hinarbeiten, dass die Bären in den politischen Prozessen wieder eine stärkere Stimme erhalten: Damit zukünftig derartige Verordnungen, die so wichtige Tierschutzaspekte verletzen, keinen Erfolg mehr finden.
Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, bitte ermöglichen Sie unsere Arbeit zum Schutz der Braunbären in Rumänien – damit wir für Bären wie Hope und Victoria da sein können!
Helfen Sie Hope und Victoria
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Jetzt spendenNeuigkeiten aus unseren Bärenprojekten:
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