Pferdefleisch aus Rumänien

Mit dem Beitritt Rumäniens zur EU im Jahr 2007 öffneten sich auch die Grenzen für den Fleischexport. Seitdem sind hunderttausende von Pferden aus Rumänien verschwunden – fast so viele wie in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, als die Kommunisten im Zuge der Mechanisierung der Landwirtschaft mehr als 500.000 Pferde umbrachten. Heute ist Rumänien eines der führenden Exportländer von Pferdefleisch.

Aus einer interaktiven Landkarte der britischen Zeitung „The Guardian“ geht hervor, dass Rumänien im Jahr 2012 nach Belgien und Polen der drittgrößte Exporteur von Pferdefleisch war. Doch Pferdefleisch-Zuchtbetriebe gibt es im Land –  verschiedenen Quellen nach –  nicht.  Woher kommen all diese Pferde, die die europäische Fleischindustrie versorgen?

Recherchen des Senders n-tv zufolge stammt der Großteil der geschlachteten Tiere aus der Karpaten-Region. Häufig handelt es sich um ausgediente, kranke Tiere aus der Landwirtschaft, die von den Bauern für wenig Geld verkauft werden. Ein weiterer Teil der Pferde kommt direkt aus den Bergen, wo sie in freier Wildbahn leben, bis sie von skrupellosen Pferdefleischhändlern eingefangen werden.

Ähnlich fragwürdig wie die Herkunft der Pferde ist auch ihre Schlachtung sowie die spätere Deklaration des Fleisches. Besonders grausam sind die „organisierten“ illegalen Schlachtungen, die von dubiosen Mittelsmännern und Metzgern durchgeführt werden. Diese schlachten Pferde heimlich auf den Feldern und liefern direkt an die Fleischlieferanten. Vereinzelt wurden geheime Transporte aufgedeckt, bei denen bis zu 60 Tonnen Pferdefleisch als falsch deklariertes „Rinder-Hackfleisch“ weiterverkauft werden sollte – die Dunkelziffer ist vermutlich um ein Vielfaches größer.

VORSICHT, GIFTIG!

Diese Praxis ist nicht nur für die Pferde schrecklich, sie gefährdet auch die Gesundheit der Menschen, die das illegale Pferdefleisch essen. Anders als Pferde, die offiziell für den Verzehr gedacht sind, werden illegal geschlachtete Tiere oft bis zu ihrem Tod mit Medikamenten behandelt, insbesondere mit Antibiotika. „Die meisten Tiere werden letztendlich verzehrt, obwohl ihr Fleisch mit giftigen Substanzen verseucht ist“, sagt Dr. Bogdan Novenschi, Präsident der Schirmherrschaft Privater Tierärzte in Rumänien. „Wird ein Pferd mit Antibiotika behandelt, bedeutet dies, dass sein Fleisch mindestens ein halbes Jahr lang giftig ist.“

An dieser Situation wird sich vermutlich auch nichts ändern. Zwar hat das Amt für die Verbesserung und Reproduktion von Zootechniken (OARZ) im Jahr 2005 ein Gesetz erlassen, das verhindern soll, dass mit Medikamenten verseuchtes Fleisch auf den Markt kommt. Unter anderem sieht dieses Gesetz vor, dass jedem Tier ein Mikrochip implantiert wird und sein Gesundheitszustand durch regelmäßige tierärztliche Untersuchungen dokumentiert wird. Doch das können sich viele Bauern nicht leisten.

KEINE KONTROLLE

Ist ein Pferd krank, versorgen die Apotheken die Bauern mit Antibiotika, die diese den Tieren selbst injizieren. Normalerweise kann man solche Antibiotika nur gegen ärztliche Verschreibung erhalten, doch die Realität sieht anders aus: „Die größten Apotheken-Ketten im Land gehören den Personen, die diese kontrollieren sollten. Ohne überwacht zu werden, versorgen sie die Bauern mit starken Antibiotika. Rezepte von Ärzten verlangen sie dafür nicht“, erklärt Dr. Novenschi.

Nicht zuletzt vernachlässigt auch die Europäische Union ihre Verantwortung. Solange sie auf Rumänien als einen der größten Exporteure von Pferdefleisch zurückgreift, wird nicht nur die Zahl der rumänischen Pferde stetig sinken, es wird auch weiterhin vergiftetes Pferdefleisch EU-weit auf den Tellern der Konsumenten landen.


Quellen und weiterführende Links:
>> „The second horse massacre“
>> Welche Rolle spiel Rumänien? (n-tv)
>> Interaktive Landkarte (The Guardian)
>> Illegales Pferdefleisch im Handel (Tagesschau.de)
Bilder: http://casajurnalistului.ro/the-second-equine-genocide/

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