Tiermärkte in Osteuropa – Wenn Pferde zur Schlachtware werden

Anfang März findet der größte Pferdemarkt Europas im südpolnischen Skaryszew statt. Doch wer hier an eine Veranstaltung mit schicker Pferdeschau und dem neusten Schnick-Schnack für Pferdeliebhaber denkt, irrt sich. Wie viele Tiermärkte in Polen und Rumänien gilt auch dieser, seit 1433 bestehende Markt, als einer der größten Umschlagorte für ausgediente Nutztiere.

Pferde stehen hoch im Kurs

Einmal jährlich im Februar kommen bis zu 10.000 Pferdehändler nach Skaryszew, um mit Tieren aus Osteuropa sowie Holland und Deutschland zu handeln. Die Händler pferchen die Pferde in alte Anhänger und transportieren diese über hunderte Kilometer ans Ziel. Für die „Ware“ Pferd ist der Markt nur ein kurzer Zwischenstopp auf einer langen Fahrt in den Tod, denn sie sind vorrangig für die Schlachthöfe Italiens, Frankreichs, Belgiens und der Niederlande bestimmt.

Skaryszew ist kein Einzelfall

Polen und Rumänien sind Magneten für Tierhandel dieser Art. Im polnischen Bodzentyn findet seit über 400 Jahren zweimal wöchentlich ein „traditioneller“ Tiermarkt statt. Hier werden hunderte Rinder sowie an die tausend Pferde gehandelt. In Rumänien gibt es ca. 233 solcher wöchentlich stattfindenden Märkte, auf denen neben den Dingen des alltäglichen Lebens, auch Tiere wie Kälber und Wasserbüffel, aber vor allem Pferde verkauft werden.

Alte Tradition trifft auf skrupellose Geschäftemacher

Die Zustände auf den Märkten sind oft erschreckend. Die Tiere stehen dicht gedrängt in Eiseskälte und Matsch, häufig ohne jegliche Wasser- und Futterversorgung, was zu extremen Stress führt. Die Mehrzahl ist bereits durch den Transport und das Be- und Entladen schwer gekennzeichnet. Wunden bleiben meist unversorgt oder werden behelfsmäßig rein optisch z.B. mit silberfarbenem Autolack kaschiert, um keinen Preisverlust zu erleiden. Um die malträtierten, erschöpften Tiere voranzutreiben, kommen neben Holz- und Eisenstangen sogar Elektrotreiber an empfindlichsten Körperstellen zum Einsatz.

Fehlende Kontrollinstanzen auf den Tiermärkten

Zwar gibt es in Polen und Rumänien Gesetze und Verordnungen zum Schutz der Tiere, diese werden jedoch noch unzureichend umgesetzt. So findet auf dem Markt im rumänischen Agnita mittels EU-Richtlinien inzwischen eine Zauntrennung statt: auf der einen Seite findet man Händler mit gechipten Tieren und offiziellem Tierpass, auf der anderen Kleinbauern deren Tiere keinen Gesundheits- oder Herkunftsnachweis haben. Möglichkeiten, die Richtlinien zu umgehen und an Pässe zu kommen, gibt es nach wie vor. Brüssel ist weit weg.

Die Verlierer sind letztendlich die Tiere. So kostet auf Märkten beispielsweise ein Kilo lebend Jungpferdefleisch 1,90 €, verkauft in Italien an der Fleischtheke für 12 €. Es ist hauptsächlich privaten Initiativen sowie verschiedenen Tierschutzorganisationen zu verdanken, dass die katastrophalen Umstände unter denen diese Tiere gehandelt werden, an die Öffentlichkeit gelangen.

So können Sie sich für die Tiere stark machen:

– Die Nachfrage bestimmt den Preis: Verzichten Sie auf Billigfleisch und kaufen Sie tierische Erzeugnisse bei regionalen Bauernbetrieben mit einsehbarer Tierhaltung, die sie im Idealfall vorher selbst besucht haben.
– Verbreiten Sie diesen Artikel in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis.

++ Der Welttierschutzgesellschaft e.V. weist darauf hin, dass dieser Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert und erstellt wurde. Die Inhalte und Links werden allerdings nicht stetig aktualisiert und beziehen sich grundsätzlich immer auf den Stand der Recherche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn Sie Anregungen oder Bemerkungen zum Artikel haben, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt via info@welttierschutz.org Kontakt auf. ++