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Gambia stärkt den Tierschutz – trotz Krise

Es sind diese großartigen Neuigkeiten, die Kraft schenken: Das gambische Parlament hat den Tierschutz in seine Verfassung aufgenommen. Zum ersten Mal in der Geschichte wird nun auf politischer Ebene der Schutz von Tieren gestärkt – und das gerade jetzt, in dieser beispiellos herausfordernden Zeit der Coronakrise. Mit dem Projektmanager Kebba Daffeh, der das Programm TIERÄRZTE WELTWEIT* in Gambia leitet, feiern diesen Erfolg die engagierten Tierschutzbotschafter der „Animal Welfare Advocates“. 

Ein Beitrag von Okke Reuer, Bundesfreiwilligendienstleistender bei der Welttierschutzgesellschaft.

Hintergrund: TIERÄRZTE WELTWEIT

Gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung und lokalen Partnern engagieren wir uns im Rahmen des Programms TIERÄRZTE WELTWEIT (englisch: VETS UNITED) für mehr Tierschutz in tierbezogenen Berufen in Ländern des Globalen Südens. Dafür setzen wir bei zahlreichen Berufsgruppen an, um durch Aus- und Fortbildungskurse sowohl theoretisch als auch praktisch Tierschutzthemen zu lehren und so das Tierwohl durch eine optimierte tiermedizinische Versorgung nachhaltig zu verbessern.

Zum Programm

Die neue Verfassung nennt dabei in Kapitel XIV, Absatz 254 (4b) explizit den Schutz von Tieren vor Missbrauch und schlechter Behandlung und schafft so eine wichtige Grundlage für eine erfolgreiche und vor allem nachhaltige Tierschutzarbeit im Land.

„Der 1. April war ein historischer Tag für den Tierschutz in Gambia. Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Landes wurden Prinzipien des Tierwohls in der Verfassung des Staates verankert. […] Diese bahnbrechende Errungenschaft macht Gambia zu einem glänzenden Beispiel für den Tierschutz in Westafrika“,

so Kebba Daffeh. Der Erfolg – so ist sich der lokale Projektmanager sicher – ist auch dem Programm TIERÄRZTE WELTWEIT (*einem Gemeinschaftsprojekt mit der Welttierschutzstiftung) zu verdanken:

„Wir haben hier eine Menge sehr engagierter Absolvent*innen des Tierschutzkurses, die in das ganze Land gezogen sind und sich unter meiner Koordination dafür eingesetzt haben, dass das Tierwohl in die neue Verfassung aufgenommen wird.

 

Dieses Engagement nimmt aber weder angesichts des großen Erfolges auf politischer Ebene noch in Folge der Restriktionen durch die Coronakrise ab – ganz im Gegenteil:

Denn obwohl auch in Gambia wie in den anderen Einsatzländern des Programms TIERÄRZTE WELTWEIT Schulen und Universitäten angesichts der Coronakrise derzeit geschlossen sind, geht das Lehren und Lernen weiter: virtuell und mit großem Engagement der Studierenden.

Damit alle Studierenden an den Online-Vorlesungen über das Universitätsportal teilnehmen können, unterstützt sogar die Universität bedürftige Studierende bei der Finanzierung eines Internetzugangs. Projektmanager Kebba Daffeh ist begeistert von der beeindruckenden Beteiligung und dem großen Interesse der Studierenden. Welche Aufwände für den Tierarzt damit verbunden sind, hört man in seinen Worten hingegen kaum heraus. Aber tatsächlich betreut Daffeh aktuell nahezu 500 angehende Tierärzt*innen – rund um die Uhr ist er über Whatsapp und Facebook, E-Mail und Telefon ansprechbar, um den Wissensdurst der Studierenden zu stillen und optimale Lernziele zu erzielen.

Kebba Daffeh dazu:

Das Ziel ist, dass alle verstehen, worum es hier geht: um das Lernen voneinander. Die Studierenden sollen ermutigt werden, sich zu beteiligen. Daher schätzen wir die Beiträge von jeder und jedem.”

Hintergrund: Studierende werden zu Botschaftern für den Tierschutz

Inspiriert vom Tierschutzkurs des Programms TIERÄRZTE WELTWEIT gründeten Studierende und Alumni in Gambia 2015 den gemeinnützigen Verein Animal Welfare Advocate Association (AWAA). Sie haben sich zum Ziel gesetzt, das Leid der Haus- und Nutztiere in den ländlichen Regionen Gambias zu bekämpfen, indem sie ihr Wissen an Tierhalter*innen weitergeben und so versuchen, in Gambia den Tierschutz zu stärken. Dafür unternehmen die derzeit rund 300 aktiven Mitglieder im Normalfall zum Beispiel eintägige Ausflüge und dreimal jährlich auch mehrtägige Touren, um die Menschen auf dem Land für den Tierschutz zu sensibilisieren. Außerdem haben sie in den letzten fünf Jahren dazu beigetragen, dass der Tierschutz zu einem wichtigen Thema der nationalen Politik wurde. Der Verein wächst stetig und erreicht immer mehr Menschen mit seinen Kampagnen – derzeit angesichts der Coronakrise vor allem digital.

Ein Teil der „Animal Welfare Advocates“ im August 2019 während ihrer landesweiten Tierschutztour.

Wie Kebba Daffeh ist sich auch der Vorsitzende der Kommission, die für die Revision der Verfassung zuständig ist, sicher, dass der Einfluss der jungen Generationen immens war. So hätten sich bei den Beratungen in allen Regionen Gambias stets auch junge Menschen für die Aufnahme des Tierwohls engagiert.

Diese Errungenschaft ist also auch das Ergebnis der Bildung und Stärkung der jungen Generationen. Danke, TIERÄRZTE WELTWEIT, für euren Einsatz in Gambia“,

ergänzt Daffeh.

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, schöpfen Sie aus dieser Nachricht Kraft – und lassen Sie uns diesen Erfolg mit einem eindrücklichen Gedicht gemeinsam feiern. Diel Zeilen wurde uns von Maria Makeba, eine der jüngsten Mitglieder der Animal Welfare Advocates, gesandt:

The Unheard Voice (Original auf Englisch)

For my cry is unseen I have no visible tears,

So I sigh;

It is my heart that is embedded in a river of tears.

For I am an animal

Whose inability of speech is confused of its ability to feel.

Why am I abused if I am a sentient being like mankind?

For every single touch I also receive a stimuli.

 

For I am a donkey

Whose name is used by mankind to express

Never getting tired or being a fool.

My inability of speech made them lay

A heavy weight on my back from place to place

While they do me lot of wicked pains

Just for me not to cause delay

With their heavy weight.

 

Most times, I am beaten,

Sometimes, I am caught,

And other times, I get spiced.

 

Sometimes I feel that man is ungrateful,

Because having been forced to involve in their farm works,

I am still tortured and misused as though I am a machine.

 

Then I became a dog,

Thinking I’ll have a better life

Until when I received many stones from mankind for no reason.

I lost both eyes.

 

So finally, I became an earthworm,

Thinking to have had the perfect animal life

Not until salt was sprinkled on me by mankind

Just to enjoy how I flicker my innocent body in pain

And gradually shrink.

This leaves me with a question:

If we animals are a curse to nature.

Die überhörte Stimme

Mein Schrei wird überhört, ich habe ich keine sichtbaren Tränen,

Also seufze ich;

Es ist mein Herz, das in einem Fluss voller Tränen liegt.

Denn ich bin ein Tier,

Dessen Fähigkeit zu sprechen mit der zu fühlen verwechselt wird.

Warum werde ich missbraucht, wenn ich ein fühlendes Wesen wie der Mensch bin?

Jede einzelne Berührung spüre ich.

Ich bin ein Esel,

Dessen Name von Menschen dazu benutzt wird mir mitzuteilen,

Dass ich nie müde werden soll oder dass ich ein Trottel sei.

Wegen meiner Unfähigkeit zu sprechen

Haben sie mich schwer beladen, um mich von Ort zu Ort zu treiben.

Dabei lassen sie mich grausam leiden,

Nur damit ich mich beeile

Mit ihrer schweren Last.

Meistens werde ich geschlagen,

Manchmal werde ich gefangen,

Ein andermal werde ich gewürzt.

Manchmal habe ich das Gefühl, die Menschen sind undankbar,

Denn obwohl ich zur Landarbeit gezwungen werde,

Werde ich gefoltert und missbraucht, als wäre ich eine Maschine.

Dann werde ich ein Hund,

Mit der Hoffnung, ein besseres Leben zu führen,

Bis ich grundlos von den Menschen mit Steinen beworfen werde.

Während ich erzähle, verliere ich beide Augen.

Schließlich werde ich ein Regenwurm,

Hoffnungsvoll, nun das perfekte Tierleben zu führen

Bis die Menschen Salz über mich streuen,

Nur um zu genießen, wie sich mein unschuldiger Körper vor Schmerzen windet,

Und langsam schwindet.

So stellt sich mir die Frage,

Ob wir Tiere ein Fluch sind?

Berührende Zeilen, wie wir finden, die die Motivation und das große Tierschutzbewusstsein der Studierenden ausdrücken. Lassen Sie uns auf diesem Erfolgspfad voranschreiten und den Tierschutzgedanken in Gambia nachhaltig stärken.

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