© Julie Lavergne (Flickr | CC BY 2.0)

Die rumänischen Braunbären bleiben geschützt

Die Nachricht, Rumänien könne die Bärenjagd in naher Zukunft wieder per Gesetz erlauben, sorgte im vergangenen Jahr bei vielen Tierfreund*innen für große Aufregung. Auch wir verfolgten die Situation in Rumänien mit unseren dortigen Partnern von Asociația Milioane de Prieteni (AMP) sehr genau. Gemeinsam konnten wir Anfang des Jahres aufatmen: Die Bärenjagd bleibt (bis auf weiteres) verboten!

Hintergrund: Bärenschutz in Rumänien

Im Schutzzentrum unserer Partnerorganisation Asociatia Milioane de Prieteni (AMP) finden Bären aus illegaler oder schlechter Haltung ebenso wie aus der Natur entnommene „Problembären“ ein sicheres Zuhause.

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Entsprechende Passagen, die ein Gesetzesentwurf zur Änderung des Jagdgesetzes zunächst beinhaltete, fanden sich im letztlich verabschiedeten Gesetzestext nicht mehr wieder. Es kam zu dieser Kehrtwende, nachdem der gesellschaftliche Druck gewachsen war und sich die EU-Kommission zu dem Vorhaben kritisch geäußert hatte. Der Entwurf verstieß nämlich nach ihrer Ansicht gegen die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Diese dient wiederum der Umsetzung der Berner Konvention, welche den Braunbären einen strengen Schutzstatus garantieren soll.      

EU-Kommission droht Rumänien mit Verfahren

Aus Sicht der Politiker, die den Gesetzesentwurf einbrachten, gibt es zu viele Braunbären in Rumänien. Sie suchten jedoch nicht nach tiergerechten Lösungen, die eine Koexistenz der rumänischen Bevölkerung mit der größten Braunbärenpopulation innerhalb der Europäischen Union ermöglicht, sondern setzten zur Verhinderung der Konflikte vor allem darauf, die Bären zu bejagen. Davon hätten natürlich auch bestimmte Reiseanbieter profitiert, die wieder Trophäenjagden auf Braunbären anbieten könnten, was bei einem hohen vierstelligen Wert pro Trophäe ein durchaus lukratives Geschäft ist und die Lobbyanstrengungen gegen die Braunbären erklärt.

Die Gier nach Jagdtrophäen wird für Rumäniens Braunbären immer wieder zur Gefahr. © Neil Turner (Flickr | CC BY-SA 2.0)

Tatsächlich wurde im September 2019 ein Gesetzentwurf vom Senat verabschiedet, der die Bejagung der Bären wieder ermöglicht hätte. Dann jedoch – bevor das Unterhaus darüber abgestimmt hatte – schaltete sich die EU-Kommission ein, die auf den Entwurf aufmerksam geworden war. Diese stellte klar, dass ein solches Gesetz gegen die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie verstoßen würde. Denn im Anhang IV dieser EU-weit gültigen Richtlinie wird der Braunbär (ursus arctos) als zu schützende Art gelistet, deren Tötung untersagt ist. Rumänien drohte ein EU-Vertragsverletzungsverfahren.

Während der politische und gesellschaftliche Druck somit zunahm, wurden die Passagen zur Bärenjagd aus dem Gesetzesentwurf gestrichen. Die im Dezember 2019 vom Unterhaus beschlossenen und am 9. Januar 2020 verkündeten Gesetzesänderungen rührten den Schutzstatus der Braunbären nicht mehr an. Aus unserer Erfahrung der letzten Jahre ist aber leider nicht auszuschließen, dass rumänische Politiker*innen in den nächsten Jahren wieder versuchen werden, die Grenzen der Berner Konvention auszureizen.

Das neue Gesetz ist ein erster Schritt in Richtung eines besseren Mensch-Bären-Verhältnisses. Dies liegt unter anderem an der überarbeiteten Kompensation von Schäden, die beim Aufeinandertreffen von Bären und Menschen entstehen. Während Anträge auf Schadensersatz, beispielsweise nach Autounfällen oder direkten Konfrontationen mit Bären, bislang sehr lang dauerten und häufig an Formalitäten scheiterten, steht für Geschädigte nun prompte und umfangreiche Hilfe in Aussicht.

Maßnahmen zur Vermeidung von Konflikten

Allerdings werden so die Gründe der Mensch-Bär-Konflikte kaum gemindert. Daniela Schrudde, Leiterin für Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft, erklärt dazu: „Durch Straßenbau und illegale Rodungen, sogar in Nationalparks, werden die rumänischen Braunbären mehr und mehr in ihrem natürlichen Umfeld gestört. Das führt dazu, dass sie ihre Habitate verlassen und in Siedlungsbereiche vordringen, die durch mangelhaftes Abfallmanagement und Fütterung durch Touristen für die Bären erst recht attraktiv sind.“

Die Rodung ihrer Lebensräume provizierte Konflikte der Braunbären mit den Menschen. © Tim Ellis (Flickr | CC BY-NC 2.0)

Um den Mensch-Bär-Konflikten vorzubeugen, müsse stattdessen erst einmal geklärt werden, wie viele Bären in Rumänien überhaupt leben. Ohne eine genaue Zählung sei es kaum möglich, die Sinnhaftigkeit verschiedener Maßnahmen einzuschätzen. Das Problem sei, dass die bisherigen Schätzungen der Populationsgröße zum größten Teil von Jagdverbänden stammen und es gebe belegte Fälle, bei denen ein einzelnes Tier mehrfach in die Zählung einging, so Schrudde. Außerdem sind Maßnahmen notwendig, die die Bären vom menschlichen Siedlungsbereich fernhalten. Beispielsweise kann, wie bereits im 2018 verabschiedeten Nationalen Aktionsplan zum Schutz und Erhalt des Braunbären vorgesehen ist, das Pflanzen von Beerenbüschen am Waldrand den Bären die Nahrungssuche erleichtern, sodass sie nicht mehr den Druck verspüren, in Siedlungen vorzudringen.

Begegnungen mit wilden Bären, wie hier an einer Bergstraße in Siebenbürgen, sind in Rumänien keine Seltenheit. © Daniel Engelvin (Flickr | CC BY-NC-ND 2.0)

Im rumänischen Siebenbürgen betreibt unsere Partnerorganisation Asociația Milioane de Prieteni (AMP) das größte Bärenschutzzentrum Europas. Die Welttierschutzgesellschaft unterstützt die Partner seit vielen Jahren dabei, dass die dort lebenden Bären, die durch Abschuss der Mutter verwaist, zur Belustigung in Käfige gesperrt oder durch rücksichtslose Behandlung verletzt wurden, ein würdiges Leben führen können.

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