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Syrien – Geschichte des Krieges

Seit mehr als sieben Jahren herrscht in Syrien (amtlich: Arabische Republik Syrien) Krieg und eine ausweglose Situation für die Menschen – und auch die Tiere vor Ort.

Mit Beginn des Jahres 2011 richteten sich in Syrien wie auch in anderen Staaten des Nahen Ostens sowie Nordafrikas zahlreiche Proteste, Aufstände und Rebellionen gegen die vorherrschenden autoritären Strukturen und gingen unter dem Namen „Arabischer Frühling“ in die Geschichte ein. Die Syrer forderten die Achtung der Menschenwürde, Freiheiten, Rechtsstaatlichkeit sowie soziale und wirtschaftliche Perspektiven. Als eine Gruppe Schüler verhaftet wurde, weil sie regimekritische Sprüche an ihre Schule schrieben und anschließend wochenlang festgehalten und gefoltert wurden, kippte die Stimmung. Nun gingen immer mehr Menschen gegen den Machthaber Baschar al-Assad auf die Straße.

Zunächst kam er den Forderungen der Demonstranten mit Reformen ein Stück weit entgegen. Doch als dies nicht die gewünschte Beruhigung brachte, reagierte er mit Gewalt: Noch im selben Jahr gab es unzählige Tote und Tausende Verhaftungen. Der Glaube der Demonstranten an eine friedliche Lösung erlosch und sie begannen sich zu bewaffneten. Unterstützung erhielten sie durch ehemalige Soldaten aus Assads Armee, die nicht länger auf die eigene Bevölkerung schießen wollten. Dies führte zu Kämpfen im ganzen Land, in die sich vermehrt auch radikale Gruppen mischten, schließlich auch der Islamische Staat (IS), der aus dem Irak kommend mit grausamsten Mitteln einen eigenen Staat – ein sogenanntes Kalifat – errichten wollte. Innerhalb kürzester Zeit entstand ein brutaler Bürgerkrieg, der zur Lebensgefahr für die Bewohner des Landes wurde und die Syrer mittlerweile zur größten Flüchtlingsgruppe weltweit macht.

“Die größte humanitäre Katastrophe und Flüchtlingskrise unserer Zeit”

(Filippo Grandi, UN-Hochkommissar für Flüchtlinge)

Lediglich die sogenannte Deeskalationszone, die auf der Astana-Konferenz im Mai 2017 beschlossenen wurde, sorgte zeitweise für eine Waffenruhe und einhergehend einen Stillstand der Kampfhandlungen. Bereits im Herbst 2017 wurde jedoch mit den Kämpfen fortgefahren.[1]

Dass dieses mit 22 Millionen Einwohnern (Stand 2011) vergleichsweise kleine Land sich bereits so lange ohne absehbare Lösung im Kriegszustand befindet, liegt auch in internationalen Konflikten begründet. Assad wird in seinem Krieg gegen das eigene Volk durch den Iran unterstützt, dem jahrelangen Verbündeten, der wirtschaftliche und strategische Interessen verfolgt und in einem Regimewechsel die eigenen Interessen gefährdet sieht. Im Gegenzug unterstützen die Golfstaaten, allen voran Saudi-Arabien, die Gegner Assads mit Geld und Waffen.

Während die USA wie auch Europa an einer neuen pro-westlichen Regierung interessiert sind, stehen China und Russland hinter Assad. Beide Länder haben schon mehrfach geplante Maßnahmen des UN-Sicherheitsrates gegen das Regime verhindert. Russland versteht sich als wichtiger Verbündeter Assads, versorgt ihn seit Beginn des Krieges mit Waffen und greift seit September 2015 auch direkt militärisch ein. Gemeinsam mit den Regionalmächten Iran und Türkei sowie in Absprache mit den USA versucht Russland eine Konfliktberuhigung herbeizuführen.
Die Türkei kämpft zudem seit Beginn des Jahres 2018 gegen die kurdischen Volksvereidigungseinheiten (YPG) rund um Afrin und die türkischen Grenzgebiete im Nordosten Syriens. Dafür arbeiten sie mit Russland und dem Iran zusammen. Die YPG wiederum ist einer der wichtigsten Partner der USA im Hinblick auf die Bekämpfung der Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS).

Das Regime Assad hat unterdessen weite Teile Syriens wieder unter seine Kontrolle gebracht, mittlerweile auch Damaskus[2]. Idlib ist eine der letzten Rebellenenklaven und steht unter ständigem Beschuss der Regierung. Viele vertriebene Familien und Rebellenkämpfer sind nach Idlib geflohen, sodass derzeit fast doppelt so viele Menschen in der Stadt wohnen, als vor dem Krieg. Die verschiedenen bewaffneten Gruppen bekämpfen sich zudem gegenseitig und mit jeder weiteren zugezogenen Fraktion nimmt die Spannung zu.[3]

Auch viele der verbliebenen Anwohner sind überzeugt, dass es nur noch ein paar Wochen dauert, bis die Regierung ganz Syrien eingenommen hat und alles so wie früher werde. Der Wiederaufbau der eroberten Städte hat bereits begonnen.[4]

Der Krieg ist zu einem Stellvertreterkrieg der Großmächte des Nahen Ostens geworden, bei dem sowohl wirtschaftliche, politische als auch konfessionelle Interessen eine wichtige Rolle spielen – und der sich mittlerweile auf die Weltbühne verlagert hat. Zusätzlich bekämpft eine internationale Militärkoalition unter Führung der Vereinigten Staaten den IS sowie die Türkei die in Syrien ansässigen kurdischen Einheiten. Mindestens 14 Staaten sind in Syrien militärisch präsent. Schätzungen zufolge befinden sich mehr als die Hälfte aller Syrer auf der Flucht. 87 Prozent (ca. 4,7 Millionen) der syrischen Flüchtlinge sind in die fünf benachbarten Staaten Türkei, Libanon, Jordanien, Irak und Ägypten geflohen.[5]