Otter als Haustier halten: Bitte nicht!

Ein Beitrag von Dominik Dammer, Bundesfreiwilligendienstleistende bei der Welttierschutzgesellschaft

Seit Jahren erfahren Otter vor allem in asiatischen Ländern wie Vietnam oder Japan eine zunehmende Nachfrage zur Haltung als Haustier. Doch das ist nicht nur in den meisten Fällen illegal, sondern höchstgefährlich für die anspruchsvollen Tiere. Otter sind Wildtiere und keinesfalls Kuschel- oder Haustiere. Mittlerweile hat die seit der Jahrtausendwende stark zugenommene Nachfrage zur Folge, dass sich die Population einiger Otterarten um bis zu 30 Prozent verringert hat. Auch die unkritische Darstellung der Otter in menschlicher Obhut, wie sie in den sozialen Netzwerken geschieht, ist Teil des Problems, denn sie befördert den Trend noch.

Darf ich Otter überhaupt halten?

Alle 13 Arten sind durch das Washingtoner Artenschutzabkommen CITES geschützt, das weltweit den Handel der Tiere regelt. Die meisten Otterarten stehen unter strengsten Schutzmaßnahmen und unterliegen kompletten Handels- und Nutzungsverboten. Einige wenige Arten sind zwar im Artenschutzabkommen gelistet, gelten aber nur als gefährdete (nicht als streng gefährdete) Arten und dürfen so unter bestimmten Regularien gehandelt werden.

In Europa unterliegen Otter zusätzlich der Berner Konvention und in Deutschland dem Bundesnaturschutzgesetz. Beide verbieten hierzulande jeglichen Fang wilder Otter und bestrafen diesen schwer.

Wer einen Otter halten will, muss sowohl alle nötigen Handels- und Haltungspapiere, sowie eine korrekte Unterbringung und Fachwissen nachweisen.

Wie leben Otter?

Otter leben in freier Wildbahn ausschließlich in Gebieten mit Gewässern und brauchen immer Zugang zu Wasser. Außerdem zählen Otter zu sogenannten Leitarten für Gewässer, was bedeutet, dass die Natur besonders intakt sein muss, damit Otter sich dort ansiedeln. Otter sind sehr intelligent und anspruchsvoll, weshalb sie besonders viel Platz und Beschäftigungsmöglichkeiten brauchen, welche sie in der Natur ausgiebig finden: In freier Wildbahn reichen ihre Reviere von 25-45 Quadratkilometer Fläche. Zudem leben die Tiere meist in Gruppen von bis zu 15 Tieren und pflegen intensive soziale Kontakte. Viele Otterarten führen ihr Leben lang eine monogame Beziehung mit einem festen Partner.

Otter als Haustiere: Otter sind anspruchsvolle Tiere

… in privater Haltung:

In der Privathaltung ist eine Fläche von mindestens 20m² nötig, wovon die Hälfte als Wasserfläche vorgeschrieben ist. Ebenso spielt die Wasserqualität eine erhebliche Rolle und muss konstant hoch sein. Eine tiergerechte Ernährung von Ottern sicherzustellen, ist sehr aufwendig: So fressen die oft nachtaktiven Tiere vor allem Fische, Frösche, Krabben und Krebse. Otter haben zudem sehr scharfe Zähne und Krallen, die ihnen beim Fang des Futters helfen, beim Kontakt mit dem Menschen aber leicht zu Verletzungen führen können. In der Privathaltung kommt es deshalb oft vor, dass die Zähne und Krallen der Tiere entfernt werden, was das Tier stark beeinträchtigt.

Der Zwergotter ist die wohl beliebteste Rasse bei Privathalter*innen, da er relativ klein ist und mit seinen Händen frisst. Zwergotter machen 98 Prozent des Haustierhandels weltweit aus, sind aber in Europa nicht heimisch. Die Art kommt nur in Süd- und Südostasien vor und ist dort an die klimatischen Bedingungen und die Nahrung angepasst. Indonesien und Thailand sind die Hauptexporteure, die meist nach Japan und Vietnam verschicken. Offizielle Zahlen belaufen sich auf knapp 1000 Otter, die pro Jahr allein über Onlineshopping-Portale angeboten werden.

Wie auch im illegalen Welpenhandel hierzulande, werden dabei insbesondere junge Otter angepriesen. Es ist leider nicht bekannt, wie hoch die tatsächlichen Verkaufszahlen sind, und wie viele Otter darüber hinaus illegal gehandelt und gehalten werden.

Illegaler Otterhandel: Schwerpunkt Japan

In Japan boomt der illegale Otterhandel. Das liegt unter anderem daran, dass dort mittlerweile über ein Dutzend „Ottercafés“ ihren Gästen für eine bestimmte Zeit das Füttern von oder sogar Kuscheln mit Ottern ermöglichen. Davon werden Fotos gemacht und über die sozialen Medien verbreitet – und so der Trend weiter gefördert. In diesen Cafés werden viele Otter aber unter schlimmen Bedingungen gehalten und mangelhaft versorgt.

Um den Trend einzudämmen, beschlossen Vertreter der CITES-Staaten – unter ihnen auch Japan – am 26. August 2019, den Zwergotter von Anhang II in Anhang I des Abkommens zu verschieben. Somit gilt für die Otterart, die am meisten gehandelt und vermutlich auch in den Ottercafés am häufigsten zur Schau gestellt wird, fortan ein internationales Verbot für den kommerziellen Handel. Außerdem hat das japanische Umweltministerium angekündigt, für den nationalen Handel eine Registrierungspflicht einzuführen.

In der Vergangenheit wurde die Strafverfolgung teils dadurch erschwert, dass die Tiere, sobald sie in Japan angekommen waren, häufig als „im Inland gezüchtet“ gekennzeichnet wurden – auch wenn sie aus Südostasien geschmuggelt worden waren.[1] So konnte der Herkunftsnachweis eines Otters in vielen Fällen verfälscht werden. Die jetzt bestehende Kombination aus internationalem Handelsverbot und nationaler Registrierungspflicht könnte sich endlich als wirksam gegen solche Praktiken erweisen. Die neuen Regeln müssen allerdings streng überprüft werden, denn die enormen Verkaufspreise in Japan von bis zu 10.000 Euro pro Otter machen das Geschäft mit den Tieren für den illegalen Handel attraktiv.

[1] https://www.japantimes.co.jp/news/2019/11/05/national/japan-ban-trade-endangered-otters, https://www.nytimes.com/2019/04/22/science/asia-otters-pets-japan.html 

Mit einem Projekt zum Schutz der Wildtiere in Vietnam erleben wir von der Welttierschutzgesellschaft den Otterhandel aus erster Hand. Dabei fällt auf, dass sich die Otterfunde unserer Partnerorganisation Save Vietnam`s Wildlife seit Monaten stark häufen und auch die Anzahl der Fundtiere rapide ansteigt. Während es vor ein paar Jahren lediglich einzelne Tiere waren, beschlagnahmen unsere Partner nun regelmäßig ganze Gruppen mit über 15 Tieren.

Fazit: Kann ich Ottern ein tiergerechtes Leben bieten?

Nein, Otter sind Wildtiere und gehören – nirgendwo auf der Welt – in Menschenhand.
Hierzulande ist es angesichts der vielen Gefahr stattdessen unbedingt notwendig, die heimischen Otterarten stärker zu schützen: Denn, weil Seen, Auen und Moore trockengelegt, Flüsse umgeleitet, begradigt oder gestaut werden, verlieren die Tiere zunehmend ihren Lebensraum. Dadurch werden die Otter gezwungen über viel befahrene Straßen zu laufen – der Großteil der Otter in Deutschland stirbt im Straßenverkehr.

Weltweit haben alle asiatischen Länder außer Indonesien, Myanmar und Kambodscha auf den florierenden Otterhandel reagiert und entsprechende Schutzmaßnahmen eingeleitet. Wir hoffen, dass sich die strengeren Gesetze auch auf die verbleibenden Länder ausbreiten und die Kontrollen verstärkt werden. Gleichzeitig muss zwingend die Nachfrage nach Ottern in der Haustierhaltung sinken.

#StopptTierleid: Keine Likes für Leid

Auch die Verbreitung von Videos und Fotos, die einen engen menschlichen Kontakt mit Ottern zeigen, ist entschieden abzulehnen. Dies steigert die Nachfrage nach der nicht tiergerechten Haltung und befördert den Wildtierhandel. Unter dem Hashtag #ottersofinstagram findet man dennoch zahlreiche Beispiele, in denen Otter außerhalb ihres natürlichen Lebensraumes, nicht artgerecht in engem Kontakt zum Menschen gehalten werden. Auf den Bildern werden Otter gebadet oder gekämmt, verkleidet oder auch an der Leine Gassi geführt. Das ist eindeutiges Tierleid.

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,

… deshalb sollten auch Sie als Nutzer*innen der sozialen Netzwerke sich nicht vom „Otter-Hype“ anstecken lassen und auch nicht die Reichweite dieser Posts weiter vergrößern. Wir bitten, weder mit positiven noch negativen Emojis oder Kommentaren zu reagieren. Vielmehr sollten Sie die Posts unmittelbar an die Moderator*innen-Teams des jeweiligen Netzwerkes mit dem Hinweis melden, dass es sich hierbei um eine Darstellung von Tierleid handelt.

Wie Sie dabei in sozialen Netzwerken vorgehen sollten, zeigt unser Leitfaden, den wir im Rahmen der Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ erarbeitet haben. Unsere Forderung an die Betreiber*innen der Netzwerke, derartigen Tierleid-Inhalten Einhalt in sozialen Netzwerken zu bieten, können Sie hier mit Ihrer Petitions-Unterschrift stärken:

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Leidende Qualzuchten, gequälte Wildtiere in vermeidbarem menschlichem Kontakt und grausame Gewalt gegenüber Tieren: Wir wollen die unkritische Darstellung von Tierleid in sozialen Netzwerken beenden. Unterstützen Sie die Petition mit Ihrer Unterschrift und geben Sie der Forderung Kraft!

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++ Der Welttierschutzgesellschaft e.V. weist darauf hin, dass dieser Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert und erstellt wurde. Die Inhalte und Links werden allerdings nicht stetig aktualisiert und beziehen sich grundsätzlich immer auf den Stand der Recherche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn Sie Anregungen oder Bemerkungen zum Artikel haben, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt via info@welttierschutz.org Kontakt auf. ++

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