Minischwein als Haustier halten?

Ein Beitrag von Maike Hausmann, Bundesfreiwilligendienstleistende bei der Welttierschutzgesellschaft

Schätzungen zufolge werden heute mehrere tausend Minischweine, auch Teacup Schweine genannt, in Deutschland als Haustiere gehalten – laut einem Bericht von „Planet Wissen“ häufig in kleinen Stadtwohnungen, die den intelligenten und anspruchsvollen Tieren kein tiergerechtes Leben ermöglichen. Denn Minischweine sind natürlicherweise keine Kuscheltiere. Auch die unkritische Darstellung der Minischweine in Haustierhaltung, wie sie in den sozialen Netzwerken geschieht, befördert den Trend noch – und hat traurige Folgen für das Wohl der Tiere.

Darf ich Minischweine überhaupt halten?

Rechtlich gesehen ist die Haltung von Minischweinen legal. Es ist aber wichtig zu wissen, dass sie laut Gesetz als Nutztiere gelten und deshalb beim Veterinäramt gemeldet werden müssen. Je nach Haltungsform existieren unterschiedliche, grundsätzlich aber fast alle Auflagen, die auch für die Massentierhaltung von Schweinen gelten. So muss das Tier auch bei der Tierseuchenkasse innerhalb von 14 Tagen nach Anschaffung gemeldet werden. Die Tierseuchenkasse regelt, dass für bestimmte Tiere eine Entschädigung geleistet wird, wenn diese aufgrund von Seuchen sterben oder auf behördliche Anordnung getötet werden müssen. Schweinehalter*innen ohne Anmeldung haften persönlich mit dem Vermögen – eine versäumte Meldung kann also tausende Euro Strafe mit sich ziehen. Zudem muss das Schwein auch bei der zentralen Datenbank für Schweine gemeldet werden und, wenn als Haustier gehalten, entweder durch die private Haftpflichtversicherung des Besitzers oder durch eine spezielle Schweine-Haftpflichtversicherung versichert sein.

Wie leben Minischweine?

Das wichtigste zuerst: Minischweine sind Rottentiere und Sozialkontakte zu anderen Schweinen sind für ein glückliches Schweineleben unbedingt notwendig. Das bedeutet: Die Einzelhaltung von Minischweinen ist nicht tiergerecht. Außerdem erstreben Minischweine ihr Leben lang einen hohen Rang in ihrem sozialen Umfeld. Menschen oder andere Tiere können dieses Umfeld zwar positiv erweitern, das Leben unter Artgenossen jedoch nicht ersetzen. Einzeln gehaltene Schweine werden nicht selten verhaltenssauffällig und können zu einer Herausforderung für den Halter werden. Denn fühlt sich das Tier ausgegrenzt, wird es scheu oder aggressiv. Das kann zur Folge haben, dass die Schweine sowohl Kinder als auch Gäste nicht als ranghöheren Sozialpartner akzeptieren – und dies in schweren Attacken äußern, in denen sie versuchen die „Eindringlinge“ zu vertreiben. Daher muss das Zusammenleben von Kindern und Schweinen mit Vorsicht gehandhabt werden.

Auch wenn der Name andeutet, dass es sich hier um ein kleines, leichtes Tier handelt, können Minischweine bis zu 100 Kilogramm schwer werden, sind aber dennoch sehr lebendig und verspielt. Minischweine bewegen sich gerne und viel und für ihre Gesundheit ist es wichtig, dass sie sich zu jeder Jahreszeit genügend im Freien aufhalten können – am wohlsten fühlen sich die Tiere wohl eingedreckt in Schlamm und bei Temperaturen um die 15 Grad. Eine reine Wohnungshaltung kann zu starken Gesundheitsproblemen wie in der konventionellen Schweinemast führen.

© Marco-Verch / flickr

… in privater Haltung:

Eine Umfrage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wies 2017 durch Kontrollen in Privathaltungen von Tieren der Familie Echte Schweine/Minischweine zu 73% „unzureichende Haltungssysteme für die gehaltene Tierart“ nach. Zudem bemängelte das BLE, dass in jeder zweiten Haltung das „Sozialverhalten der Tierart nicht berücksichtigt“ werde. Als Konsequenz hätten die Tiere oft Verhaltensstörungen aufgewiesen.

Fazit: Kann ich Minischweinen ein tiergerechtes Leben bieten?

Zwar dürfen Minischweine in Deutschland legal gehalten werden, die natürlichen Bedürfnisse der Tiere sind aber anspruchsvoll und werden nur selten berücksichtigt. Deshalb wünschen wir uns für die Minischweine einzig Halter*innen, die sich ihrer hohen Verantwortung bewusstwerden.

#StopptTierleid: Keine Likes für Leid

Auch die Verbreitung von Videos und Fotos, die Minischweine in Haustierhaltung zeigen, ist abzulehnen! Unter dem Hashtag #teacuppig findet man zahlreiche Beispiele, in denen den Schweinen beispielsweise Kostüme angezogen werden, die Tiere gebadet oder auf Fotos vermenschlicht inszeniert werden. Das ist eindeutiges Tierleid.

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,

… deshalb sollten auch Sie als Nutzer*innen der sozialen Netzwerke sich nicht vom „Minischwein-Hype“ anstecken lassen und auch nicht die Reichweite dieser Posts weiter vergrößern. Wir bitten, weder mit positiven noch negativen Emojis oder Kommentaren zu reagieren. Vielmehr sollten Sie die Posts unmittelbar an die Moderator*innen-Teams des jeweiligen Netzwerkes mit dem Hinweis melden, dass es sich hierbei um eine Darstellung von Tierleid handelt.

Wie Sie dabei in sozialen Netzwerken vorgehen sollten, zeigt unser Leitfaden, den wir im Rahmen der Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ erarbeitet haben. Unsere Forderung an die Betreiber*innen der Netzwerke, derartigen Tierleid-Inhalten Einhalt in sozialen Netzwerken zu bieten, können Sie hier mit Ihrer Petitions-Unterschrift stärken:

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Leidende Qualzuchten, gequälte Wildtiere in vermeidbarem menschlichem Kontakt und grausame Gewalt gegenüber Tieren: Wir wollen die unkritische Darstellung von Tierleid in sozialen Netzwerken beenden. Unterstützen Sie die Petition mit Ihrer Unterschrift und geben Sie der Forderung Kraft!

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++ Der Welttierschutzgesellschaft e.V. weist darauf hin, dass dieser Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert und erstellt wurde. Die Inhalte und Links werden allerdings nicht stetig aktualisiert und beziehen sich grundsätzlich immer auf den Stand der Recherche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn Sie Anregungen oder Bemerkungen zum Artikel haben, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt via info@welttierschutz.org Kontakt auf. ++

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