Wildtiertourismus – So bitte nicht!

Von Faultier-Selfies über Elefantenreiten bis zum vermeintlich liebevollen Füttern und Streicheln von Tigerjungen: Touristische Aktivitäten, die mit Wildtieren zu tun haben, können auch eine Gefahr für den Tierschutz darstellen. Wir geben Hinweise, was es im Sinne der Tiere unbedingt zu vermeiden gilt, und zeigen Möglichkeiten auf, die es für tiergerechten Wildtier-Tourismus gibt.

Es mag aufregend erscheinen, Wildtiere von nahem zu sehen oder sogar anzufassen, es kann aber letztendlich den Tieren massiv schaden. Denn die Realität, die viele Tourist*innen nicht sehen sollen, ist, dass sich hinter diesen Tierbegegnungen häufig eine ganze Reihe verschiedener Tierleid-Faktoren verbergen.

Das Problem vieler Angebote im Wildtier-Tourismus beginnt bereits bei der Beschaffung der Tiere. Oftmals werden die Tiere – beispielsweise Primaten – bereits als Babys gefangen und ihren Müttern entrissen, die von Wilderern dabei in der Regel getötet werden. Es wird davon ausgegangen, dass ein Großteil der verwaisten Jungtiere bei der Aktion oder kurz danach stirbt.

© Magda Ehlers

Jeder Mensch-Wildtier-Kontakt kann neben einer gegenseitigen Krankheitsübertragung zudem das natürliche Verhalten der Tiere verändern, sie stressen oder durch geringere Scheu anfälliger für Wilderei machen und früher oder später zu Tierleid führen. Ausnahmen für einen engen Kontakt zu Wildtieren bilden nur dringende Notwendigkeiten, z.B. das Auflesen verletzter Wildtiere und darauffolgende fachlich fundierte Hilfsmaßnahmen. Dazu zählt auch die tiermedizinische Versorgung, wie sie auch in vielen Wildtierschutzzentren geleistet wird. Aber auch hier wird noch darauf geachtet, den Kontakt zum Menschen so gering wie möglich zu halten.

Die folgenden Angebote von Wildtier-Kontakt sind zwar leider nicht die einzigen Angebote dieser Art, aber besonders weit verbreitet. Anhand der konkreten Fragen, die wir zu den jeweiligen Themen formuliert haben, lassen sich die problematischen Aspekte verdeutlichen. Daher lehnen wir als Welttierschutzgesellschaft diesen Wildtierkontakt und die entsprechenden Angebote entschieden ab.

Otter in einem japanischen Café © Kaoru Hayashi (CC BY-SA 2.0)

… sollte ich mir bewusstmachen, dass mit großer Sicherheit mindestens eine der folgenden Fragen zu Ungunsten des Tierwohls beantwortet werden muss:

  • Lebt das Tier– möglicherweise nur für diesen Zweck – dauerhaft in Menschenhand?
  • Handelt es sich bei dem Tier um einen Wildfang oder um eine auf den Menschen fehlgeprägte Handaufzucht?
  • Ist die Distanz zum Tier groß genug, dass es sich frei bewegen und sich der Situation entziehen kann?

… sollte ich mir bewusstmachen, dass mit großer Sicherheit mindestens eine der folgenden Fragen zu Ungunsten des Tierwohls beantwortet werden muss:

  • Lebt das Tier– möglicherweise nur für diesen Zweck – dauerhaft in Menschenhand?
  • Handelt es sich bei dem Tier um einen Wildfang oder um eine auf den Menschen fehlgeprägte Handaufzucht?
  • Ist die Distanz zum Tier groß genug, dass es sich frei bewegen und sich der Situation entziehen kann?
© Adam Oswell / We Animals Media

… sollte ich mir bewusstmachen, dass mit großer Sicherheit mindestens eine der folgenden Fragen zu Ungunsten des Tierwohls beantwortet werden muss:

  • Wie wird das Wildtier dazu gebracht, einen derart engen und langwierigen Kontakt zu ständig wechselnden Menschen zu akzeptieren?
  • Wie tier- und artgerecht können sich die Tiere ausleben?
  • Wie werden die Tiere außerhalb der Einsatzzeiten gehalten?
  • Welchen fachlichen Hintergrund haben die Betreuer*innen des Programms?
  • Wird über die Tiere fachlich informiert?

… sollte ich mir bewusstmachen, dass mit großer Sicherheit mindestens eine der folgenden Fragen zu Ungunsten des Tierwohls beantwortet werden muss:

  • Werden die Tiere vorwiegend aus Unterhaltungsgründen vorgeführt?
  • Werden die Tiere als Wildtiere entfremdet, zum Beispiel durch Tricks, die sie in nicht-tiergerechten Bewegungen oder unnatürlichem Verhalten zeigen, oder durch Verkleidungen?
  • Ist die Institution, die das touristische Angebot ausrichtet, wissenschaftlich geführt?
  • Wird darauf geachtet, dass Zuschauer*innen aus der Distanz einzelne Aspekte der Tierhaltung beobachten dürfen und so darüber informiert werden – z.B. hinsichtlich der Fütterung (inkl. Verhaltensregeln für die Besucher*innen)?
  1. Streicheln oder füttern Sie kein Wildtier.
  2. Machen Sie keine Fotos, bei denen Tiere als Requisiten verwendet werden oder aus unmittelbarer Nähe.
  3. Nehmen Sie nicht an Touren teil, die Ihnen Tierbegegnungen garantieren. (Ausnahme: wissenschaftlich geführte Artenschutzprojekte mit nachvollziehbaren positiven Effekten für die Tierart)
  4. Kaufen Sie keine Tiere, auch nicht aus Mitleid, um sie zum Beispiel später freizulassen.
  5. Da auf Reisen die lokalen Bedingungen der Wildtiere, zum Beispiel ihr Schutzstatus, nicht immer bekannt sind, sollten Sie den Verzehr von aus Wildtieren hergestellten Speisen ablehnen.
  6. Kaufen Sie keine Souvenirs oder Kuriositäten, die aus Wildtierprodukten hergestellt wurden (z. B. Elfenbein, Schildkrötenpanzer, Korallen, Reptilienhäute).
  7. Buchen Sie nur bei Reiseunternehmen oder -veranstalter*innen, die einen Beitrag zu seriösen lokalen Naturschutzprojekten leisten.

Unwissenheit der Wildtier-Tourist*innen in Bezug auf diese beispielhaft genannten, leider sehr beliebten Angebote mit Tieren birgt viele Gefahren. Denn jeder vermeidbare, unnatürliche Kontakt zu Wildtieren kann den Tieren in höchstem Maße schaden. Das beschränkt sich aber nicht nur auf die Wildtiere, die für diesen Zweck in Menschenhand gehalten werden, sondern schließt auch das Beobachten freilebender Wildtiere ein.

  • auch das reine Beobachten freilebender Tiere, auf Safaris oder anderen Touren, nicht immer gleich tierfreundlich ist. Gefährlich dabei ist, dass die Wildtiere sich an die Anwesenheit der Menschen gewöhnen und so ihre Scheu verlieren können. Das kann sowohl die Menschen als auch die Tiere in Gefahr bringen. Ein weiteres Problem ist, dass dauerhafte Störungen und unzureichende Rückzugsmöglichkeiten enormen Stress für Tiere bedeuten.
  • Vorsicht gilt auch in Bezug auf das Posten von Bildern der Tiere auf Safaris: Durch die Orts- und Zeitangaben, die aus den Aufnahmen auslesbar sind, kann auch Wilderern Aufschluss über die Lokalisierung etwa seltener Tierarten gegeben werden.
© Gerbert Voortman

Ein bisher wenig betrachteter, für das Tierwohl aber gefährlicher Faktor ist auch die unkritische Darstellung von Wildtierfotos in den sozialen Netzwerken. Posten Tourist*innen Beiträge wie Selfies mit Wildtieren, zum Beispiel Faultieren oder Tigern, kann dies unmittelbar die Nachfrage nach solchen Angeboten steigern. Wer also Bilder und Videos von einem engen Kontakt zwischen Mensch und Wildtier sieht, sollte keine Reaktion – zum Beispiel durch Kommentare oder Emojis – zeigen, sondern den Inhalt konsequent an die Moderator*innen-Teams der Netzwerke melden. Zudem kann es Gedankenanstoß sein, die Ersteller*innen per Privatnachricht darauf hinzuweisen, welches weitere Tierleid die unkritische Darstellung zur Folge haben könnte.

© Alex Proimos (CC BY 2.0)

Wer tierfreundliche Angebote – zum Beispiel von Wildtierschutzzentren – erkennen will, kann sich anhand der folgenden Merkliste orientieren:

  1. Höchstes Gebot sollte es sein, Wildtiere als natürlich wildlebende Tiere wahrzunehmen. Dazu gehört auch, dass diese Informationen bereits im Angebot deutlich hervorgehoben werden
  2. Freilebende Tiere in der Natur sowie Wildtiere in zum Beispiel Schutzzentren sollten immer nur aus der Ferne beobachtet und fotografiert werden. Ein direkter Kontakt, insbesondere Anfassen, Füttern und Streicheln, darf nicht erlaubt sein.
  3. Touren durch Einrichtungen wie Schutzzentren sollten nur in kleinen Gruppen angeboten und stets von Mitarbeitenden geführt werden.
  4. Es sollte das Gebot gelten, sich stets ruhig zu verhalten und nicht aktiv den Kontakt zu den Tieren zu suchen.
  5. Bei Touren innerhalb des Habitats freilebender Tiere sollte unbedingt darauf geachtet werden, keinen Müll zu hinterlassen.

Wir raten dazu, sich immer genau über sein Reiseziel und die dortige Natur und Tierwelt im Vorhinein zu informieren, und so sicher und verantwortungsbewusst zu reisen. Sobald Zweifel hinsichtlich angebotener Aktivitäten aufkommen: unbedingt bei der / bei dem Veranstalter*in nachfragen und, wenn dadurch nicht ausreichend sichergestellt werden kann, dass es sich um ein tierfreundliches Angebot handelt, das Angebot ablehnen.

Wenn Sie Missstände beobachten, sprechen Sie mit den Anbieter*innen und Mitreisenden bitte auch direkt darüber und machen Sie Ihren Unmut bekannt. Auch ein Hinweis an lokale Tierschutzvereine kann helfen, denn diese kennen die örtlichen Gegebenheiten und können sich gegenüber Behörden und sonstigen Stellen für das Wohl der Tiere auch dann noch einsetzen, wenn die Reisenden das Land schon längst wieder verlassen haben.

Denn: Tierschutz fängt beim Menschen an.

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Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
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