WTG | Welttierschutzgesellschaft e.V.

Tierschutz fängt beim Menschen an

Pressemitteilung: Globale Hungerkrise – Welttierschutzgesellschaft fordert: Tiere müssen Teil der Lösung sein

Berlin, 12.07.2022

Mit dem Bündnis für globale Ernährungssicherheit wollen die G7-Staaten unter der Führung von Bundesministerin Svenja Schulze mit umfassender Entwicklungszusammenarbeit auf die drohende Hungerkrise in Schwellen- und Entwicklungsländern reagieren. Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) rückt dabei im Rahmen der Kampagne „Tiere mitdenken“ das Tierwohl in den Fokus und appelliert: Tiere müssen in der Planung der Maßnahmen zur Ernährungssicherung mitgedacht werden – denn ohne sie lassen sich weder diese noch zukünftige Krisen überwinden.

„Tiere spielen für viele der mehr als 345 Millionen Menschen, die weltweit akut Hunger leiden, eine enorm wichtige Rolle“, sagt Katharina Kohn, Geschäftsführerin der Welttierschutzgesellschaft (WTG). „80 Prozent der von Armut betroffenen Menschen leben in ländlichen Gebieten, in denen Landwirtschaft die wichtigste Einnahmequelle ist. Damit sich die Menschen lokal selbstversorgen können, sind sie auf ihre als Nutztiere eingesetzten Rinder, Esel, Schafe, Schweine, Ziegen und Hühner angewiesen. In Folge der immensen Belastung durch die derzeitigen Krisen – der Krieg gegen die Ukraine, Wetterextreme durch die Klimakrise und die Auswirkungen der Corona-Pandemie – sind mehr Menschen denn je von akutem Hunger betroffen oder bedroht. Tiere bieten vielerorts die letzte wichtige Stütze.“

Maßnahmen zur mittel- und langfristigen globalen Ernährungssicherung seien jetzt unabdingbar, sie müssten aber zwingend auch das Wohl der Tiere berücksichtigen, so Kohn. „Ohne zusätzliche Unterstützung werden viele Nutztiere nicht überleben.“

Lokale Partnerorganisationen der WTG beispielsweise in Südafrika, Uganda und Indien berichten von steigenden Preisen sowie wachsenden Kosten für Dünge-, Futter- und Tierarzneimittel (s. Stimmen am Ende dieser Meldung). Angesichts ohnehin schon schwieriger Lebensbedingungen stellen diese Entwicklungen eine enorme Herausforderung für die Menschen dar, sich selbst und schon gar ihre Nutztiere überhaupt noch versorgen zu können.

„Die Tiere sichern zwar die Selbstversorgung der Menschen, stehen aber am Ende der Nahrungskette. Die Gefahr ist groß, dass ihr Schicksal in Vergessenheit gerät. Ein Verlust von abertausenden Nutztieren hätte jedoch dramatische Konsequenzen: Es würde enormes Tierleid mit sich bringen und den Menschen eine wichtige Grundlage nehmen, um aus eigenen Mitteln den Weg aus der Armut zu gehen“, berichtet Kohn.

Tiere bei allen Maßnahmen mitdenken

Die internationale Entwicklungszusammenarbeit ist jetzt gefragt, nachhaltige Maßnahmen zur Ernährungssicherung zu leisten. Die Welttierschutzgesellschaft fordert, dass Tieredabei Berücksichtigung finden. Konkret heißt das: Es muss sichergestellt werden, dass Tiere überall dort, wo sie zum Zweck der Ernährungssicherung eingesetzt werden, …

  • als fühlende Wesen wahrgenommen und respektvoll behandelt werden.
  • entsprechend ihrer Bedürfnisse gehalten und gefüttert werden.
  • den Zugang zu einer regelmäßigen tiermedizinischen Versorgung erfahren und Vorsorge erhalten, um Krankheiten und deren Verbreitung vorzubeugen.
  • Tierhalter*innen in der Tierhaltung geschult werden sowie aufgrund der klimatischen Veränderungen Systeme zum nachhaltigen Ressourcenmanagement wie Futterproduktion und -lagerung sowie Wasserversorgung gefördert werden.

Zudem müssen alle Maßnahmen durch Kontrollen zur Bewertung des Tierwohls überprüft und bei Notwendigkeit korrigiert werden.

„Nur unter Berücksichtigung des Tierwohls können langfristige Erfolge in der Ernährungssicherung erzielt und auch künftig Resilienzstrategien gegen die globalen politischen sowie klimatischen Herausforderungen aufgebaut werden“, erklärt WTG-Geschäftsführerin Kohn.

Die Petition zum Thema, mit der die Welttierschutzgesellschaft ihre Forderungen an die Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Svenja Schulze, richtet, finden Interessierte unter folgendem Link: https://welttierschutz.org/petition/tiere-mitdenken/

Stimmen lokaler Partner der Welttierschutzgesellschaft (Stand: Juni 2022) verdeutlichen die sich zuspitzende Lage – und  die Bedeutung der Förderung von Tierwohl:

Südafrika: Arshad Ebrahim, Cape SPCA

„Sowohl globale als auch lokale Ereignisse haben Auswirkungen auf die normalen Menschen in Südafrika, wobei die ohnehin schon angeschlagenen, gefährdeten und am stärksten marginalisierten Gruppen noch stärker betroffen sind. Menschen, die früher zur Mittelschicht gehörten, rutschen nun schneller unterhalb die Armutsgrenze, da das monatlich verfügbare Einkommen schrumpft.“

Die Welttierschutzgesellschaft fördert in den Townships vor den Toren Kapstadts die Wissensvermittlung an Tierhalter*innen, die Nutztierhaltung zur Selbstversorgung betreiben, u.a. durch Schulungen zum Thema Biosicherheit (Krankheitsvermeidung) sowie den Anbau robuster Futterpflanzen: https://welttierschutz.org/projekte/nutztiere/tierhaltung-in-suedafrika/

Uganda: David Balondemu, BAM Animal Clinics

„Die steigenden Düngemittelkosten in Uganda werden voraussichtlich schwerwiegende Auswirkungen auf die Verfügbarkeit und Preise von Nahrungsmitteln haben. In Verbindung mit den erwarteten unterdurchschnittlichen Regenfällen wird sich dies dann wahrscheinlich auf die Getreideproduktion und die Verfügbarkeit von Grundnahrungsmitteln auf den Märkten auswirken.“

Die Welttierschutzgesellschaft – gemeinsam mit der Welttierschutzstiftung im Rahmen des Programms „TIERÄRZTE WELTWEIT“ – bildet in Uganda flächendeckend tiermedizinische Fachkräfte aus, um die Tiergesundheit im Land zu verbessern und Tiere widerstandsfähiger gegen Krisen zu machen: https://welttierschutz.org/stiftung/tieraerzte-weltweit-uganda/

Indien: Bijaya Kumar Kabi, Action for the Protection of Wild Animals (APOWA)

„Die steigenden Benzinpreise wirken sich unmittelbar auf das Leben der Menschen, aber auch konkret auf unsere Tierschutzarbeit aus. Wir beobachten auch höhere Kosten für Tierarznei- sowie Futtermittel.” 

Die Welttierschutzgesellschaft unterstützt Tierhalter*innen in ländlichen Regionen des Bundesstaates Odisha dabei, die Lebensbedingungen ihrer Nutztiere zu verbessern, u.a. durch die Vorbereitung auf Katastrophensituationen und den Anbau robuster Futterpflanzen: https://welttierschutz.org/projekte/nutztiere/nutztiere-in-indien/

Ihr Ansprechpartner ist Christoph May

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
E-Mail: cm@welttierschutz.org

Welttierschutzgesellschaft e.V.
Reinhardtstr. 10
10117 Berlin

Über die Welttierschutzgesellschaft

Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier. Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org
Welttierschutzgesellschaft e.V.