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Tierschutz fängt beim Menschen an

Pressemitteilung: UN-Nachhaltigkeitsziele ohne Tierschutz erfolglos

Berlin, 06.07.2023

Berlin, 6. Juli 2023. Wie geht es voran mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals, SDGs)? Darüber beraten die Mitgliedsstaaten beim Hochrangigen Politischen Forum für nachhaltige Entwicklung ab Montag in Vorbereitung auf den großen SDG-Gipfel, der im September im Rahmen der UN-Generalversammlung stattfindet und eine Halbzeitbilanz der Nachhaltigkeitsziele („Agenda 2030“) ziehen wird. Ein vorläufiger UN-Bericht, der 140 Einzelziele der SDGs untersuchte, fällt bereits eindeutig aus: Nur knapp zwölf Prozent liegen im Plan, während bei 30 Prozent keine Verbesserung eingetreten oder die Situation im Vergleich zu 2015 sogar noch schlechter geworden ist.

Daniela Schrudde, Leiterin Tierschutzarbeit bei der Welttierschutzgesellschaft und Mitglied einer Gruppe von NGO-Vertreter*innen, die sich bei den Vereinten Nationen für die Belange der Tiere einsetzt, erläutert, dass der mangelnde Fortschritt bei der Agenda 2030 auch darin begründet liegt, dass der Tierschutz bisher unberücksichtigt geblieben ist:

„Dass Tierschutz fehlt, ist ein Konstruktionsfehler der Nachhaltigkeitsziele. Dabei waren die Bezüge zwischen Tierwohl und nachhaltiger Entwicklung schon 2015, als die SDGs entstanden, offensichtlich: Millionen von Kleinbäuer*innen in Schwellen- und Entwicklungsländern erwirtschaften durch ihre Tiere ein Einkommen. Diese Menschen auf dem Weg zu einer besseren Tierhaltung zu unterstützen, hilft den Tieren als fühlende Wesen in ihrer Not, ist aber auch unter anderem bedeutend im Kampf gegen Armut (SDG 1) und Hunger (SDG 2).

Dass Tierschutz ein Querschnittsthema in der Agenda 2030 sein sollte, zeigt sich auch am Beispiel von Nachhaltigkeitsziel 9 – Industrie, Innovation und Infrastruktur –, das in den kommenden Tagen beim Hochrangigen Politischen Forum für nachhaltige Entwicklung in New York im Fokus stehen wird. Noch immer fehlt es gerade dort, wo Tiere unter einfachen Bedingungen gehalten werden, am Zugang zu tiermedizinischer Versorgung. Eine bessere Infrastruktur in diesem Bereich zu fördern, hätte längst einen Unterschied im Leben von vielen Tieren und Menschen machen können. Doch das Thema wird weiterhin übersehen und viele Tierhalter*innen stehen vor dem Problem, dass sie keine tiermedizinische Fachkraft in ihrer Nähe finden können oder deren Dienste unbezahlbar sind. Dadurch setzt sich das immense Tierleid fort und Verbesserungen im Leben der Tierhalter*innen bleiben aus. Das hat auch negativen Einfluss auf das Erreichen der Nachhaltigkeitsziele.

Wenn sich die UN-Mitgliedsstaaten jetzt die drängende Frage stellen, was bei der Agenda 2030 hätte besser laufen können, muss der Blick auch auf den Tierschutz fallen und eine ernsthafte Beschäftigung mit dem Thema folgen. Andere UN-Institutionen sind hier bereits einen großen Schritt weiter. So bestätigte die UN-Umweltversammlung im vergangenen Jahr, dass Tierschutz, Umwelt und nachhaltige Entwicklung unmittelbar zusammenhängen. Ein ähnliches Signal muss in diesem Jahr auch von den Diskussionen rund um die UN-Nachhaltigkeitsziele ausgehen.“


Hintergrund:
Die Welttierschutzgesellschaft forderte bereits 2017 mit einer Petition an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, den Tierwohlgedanken in die Diskussionen zur Agenda 2030 einzubringen. Weiterhin setzt sich die Welttierschutzgesellschaft im Rahmen der Kampagne „Tiere mitdenken“ dafür ein, dass dem Wohl der Tiere als fühlende Wesen in den Maßnahmen zur Ernährungssicherung eine grundlegende Bedeutung beigemessen wird und sich Tierwohlmaßnahmen im Handeln von Bundesentwicklungs- und -landwirtschaftsministerium widerspiegeln müssen. Die konkreten Bezüge zwischen Tierwohl und nachhaltiger Entwicklung zeigen ausgewählte Beispiele aus den internationalen Einsätzen der Welttierschutzgesellschaft: https://welttierschutz.org/tiere-mitdenken-gute-praxis/

Informationen zum sogenannten „Nexus“, dem vom UN-Umweltausschuss festgestellten Zusammenhang von Tierwohl, Umwelt und nachhaltiger Entwicklung, sowie den Folgen einer Resolution zu diesem Thema: https://welttierschutz.org/tierwohl-in-die-sdgs/ 

Ihr Ansprechpartner ist Christoph May

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
E-Mail: cm@welttierschutz.org

Welttierschutzgesellschaft e.V.
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Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm VETS UNITED (zu Deutsch: TIERÄRZTE WELTWEIT)) arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier. Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org
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