Wie Bärin Lucy ihr Glück fand

Das erst kürzlich fertiggestellte zusätzliche Bärenhaus des Schutzzentrums für ehemalige „Galle-Bären“ in Vietnam zählt bereits elf Bewohner*innen – und bietet noch Platz für fünf weitere Tiere. Mit ihren über 20 Jahren ist Lucy eine der ältesten Bärinnen, die dort ein Zuhause auf Lebenszeit gefunden hat. Blicken Sie mit uns auf die Entwicklung der Bärendame, bei der eine Bärenfreundschaft eine maßgebliche Rolle spielt.

Hintergrund: "Galle-Bären" Vietnam

Der Handel mit Bärengalle ist seit 2005 in Vietnam offiziell verboten, doch aufgrund fehlender tiergerechter Unterbringungsmöglichkeiten mussten viele Kragen- und Malaienbären auf den Farmen verbleiben – ihnen wird weiterhin illegal Gallesaft abgezapft. Um diesem grausamen Vorgehen ein Ende zu setzen, errichtet unser Partner Free The Bears mit unserer Hilfe ein Schutzzentrum im Cat Tien Nationalpark, das laufend ausgebaut und künftig mehr als 60 geretteten Bären ein tiergerechtes Zuhause auf Lebenszeit bieten wird.

Zum Projekt

Mindestens zehn Jahre verbrachte die Bärin Lucy in Privathaltung in einem dunklen Hinterhofgebäude ohne Beschäftigungsmöglichkeiten oder bärengerechte Nahrung. Im Januar 2009 konnte sie von unseren Partnern von Free The Bears (FTB) aus diesen schlechten Haltungsbedingungen gerettet und ins Cat Tien Bärenschutzzentrum gebracht werden, wo sie – wie viele weitere gerettete Bären – endlich die Möglichkeit bekam, ein Leben entsprechend ihrer Bedürfnisse zu führen.

Doch an die neuen Lebensumstände musste sich die Bärin erst gewöhnen: Es fiel ihr nicht leicht, sich auf die unbekannte Situation einzulassen. Längere Zeit verhielt sich Lucy noch sehr scheu und inaktiv und brachte ihre Tage am liebsten damit zu, versteckt in ihrer Nachthöhle liegen zu bleiben. Außerdem beunruhigte die Pfleger*innen, dass Lucy oft nicht mehr als die Spitze einer Karotte oder Süßkartoffel aß. Nur in kleinen Schritten tastete sich Lucy an die Vorzüge ihres neuen Lebens im Schutzzentrum heran.

© Free The Bears

Eine Bärenfreundschaft ließ Lucy aufblühen

Rund zehn Jahre vergingen, in denen Lucy eher zurückgezogen ihr Bärenleben verbrachte. Doch dann, im Jahr 2019, bezog eine weitere ältere Bärendame, Da Lat, das Schutzzentrum. Sie war ebenso wie Lucy sehr ängstlich und war dazu durch eine amputierte Pfote in ihrer Beweglichkeit eingeschränkt. Doch an einer Kontaktaufnahme zu Lucy war Da Lat sofort interessiert. Die Pfleger*innen beobachteten, wie die beiden Bärinnen sich immer näher zu kommen schienen – und wussten, dass die Tiere ein freundschaftliches Band geknüpft hatten.

Die Annäherung der Bärendamen geschah über nur wenige Wochen und das Wohlbefinden der Bärinnen verbesserte sich dadurch deutlich: Beide zeigen seitdem großen Appetit, ruhen nebeneinander, spielen miteinander und fühlen sich sichtlich wohl.

© Free The Bears

Umzug in das neue Bärengehege

Vor kurzem nun kam für die beiden der Moment, der ihren Lebensabend im Schutzzentrum noch schöner gestalten sollte: Gemeinsam zogen sie in das neue errichtete Bärenhaus um. Beim Bau des »Bärenhauses und der dazugehörigen Außengehege wurden speziell die Bedürfnisse älterer Bären wie Lucy und Da Lat berücksichtigt: So ist beispielsweise der elektronische Zaun, der das Gehege begrenzt, erhöht. Dadurch können sich die Bären an den Rändern des Geheges freier bewegen, ohne versehentlich den Zaun zu berühren – dies gilt insbesondere dem Schutz sichtschwacher Bären. Außerdem ist die Stufe von der Nachthöhle zum Außengehege niedriger und der Pool nicht sehr tief – ein durch und durch seniorengerechtes Zuhause.

Damit den Tieren nicht langweilig wird, sorgen die Pfleger*innen jeden Tag für bärengerechte Beschäftigungsmöglichkeiten. Dieses Konzept wird ‘environmental enrichment‘ (zu Deutsch: Umgebungsbereicherung) oder auch ‘behavioural enrichment‘ (zu Deutsch: Verhaltensbereicherung) genannt. Das bedeutet, dass die Umgebung für die Bären so gestaltet ist, wie sie sie auch in der freien Wildbahn vorfinden würden. Dadurch soll das natürliche Verhalten der Bären, wie Nahrung suchen, klettern oder auch baden stimuliert werden. Größten Wert wird zudem auch auf eine bärengerechte Ernährung gelegt: Grundsätzlich essen die Bären im Schutzzentrum dreimal täglich – morgens Bohnensprossen und etwas fleischhaltiges Futter, mittags frisches Obst und Gemüse und am Spätnachmittag eine Portion Gemüse.

Lucy verbringt ihre Tage mit dem Klettern auf Bambushaufen, dem Schwimmen im Pool oder sie spielt im Schlamm. Wann immer Lucy von einer ihrer Aktivitäten oder Erkundungstour zurückkommt, wartet Da Lat, die noch etwas zögerlich ist, bereits auf sie. Doch stetig ermutigt Lucy ihre Freundin, mit ihr zusammen das Gehege zu erkunden. Kürzlich wagte sich Da Lat an der Seite ihrer treuen Bärenfreundin bis zum Rand des Geheges vor. Ein wunderbares Signal, dass sie beginnt, ihre tief sitzenden Ängste vor dem Unbekannten durch diese großartige Freundschaft zu überwinden. Das lässt hoffen, dass auch sie im Schutz des Bärenzentrums auf dem Weg in ein weitestgehend normales Bärenleben ist.

© Free The Bears

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, begleiten Sie die Bärinnen Lucy und Da Lat auf ihrem Weg ins Glück – Ihre Spende ermöglicht eine bärengerechte Versorgung.

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Bereits mit 5 Euro im Monat ermöglichen Sie einem Bären kleine Beschäftigungsmaterialien, wie z. B. Futterbälle mit bärengerechten Leckereien.

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