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#StopptTierleid: Tiefe Einblicke in den Meta-Konzern (ehemals Facebook)

„Je schädlicher der Inhalt, desto mehr Reichweite bekommt er“: Was Frances Haugen ausspricht, dürfte das Unternehmen Meta (ehemals Facebook) hart treffen. Haugen ist in den letzten Wochen als „Facebook-Whistleblowerin“ bekannt geworden. Drei Jahre hatte sie bei dem Unternehmen als leitende Produktmanagerin gearbeitet – und packt jetzt über Interna aus.

© Richard Blumenthal | https://commons.wikimedia.org/w/index

Anfang September 2021 veröffentlichte erstmals das US-amerikanische „Wall Street Journal“ die „Facebook-Files“, welche aus umfangreichen internen Dokumenten bestanden, die Haugen ihnen zugespielt hatte. Drei besonders besorgniserregende Enthüllungen möchten wir hervorheben:

  • Seit einiger Zeit schon lägen dem US-Unternehmen Facebook, zu dem auch Instagram und WhatsApp gehören, laut Hagen eindeutige Studien über den negativen Einfluss insbesondere der Plattform Instagram auf die geistige Gesundheit der jungen Nutzerinnen und Nutzer vor. Diese Dokumente aber blieben der Öffentlichkeit bisher verwehrt. Und auch Handlungen von Seiten der Netzwerke bleiben aus.
  • Über Monate habe das Unternehmen zudem nicht eingegriffen, obwohl ihm bekannt war, dass unter Nutzerinnen und Nutzern auf Facebook Rekrutierungen für Auftragsmorde und Versklavungen stattfanden.
  • Unsägliche 5,8 Millionen Nutzerinnen- und Nutzer-Profile seien außerdem bewusst auf einer so genannten „XCheck-Liste“, sodass deren beispielsweise beleidigenden und desinformativen Beiträge – dem üblichem Meldeverfahren zum Trotz – nicht automatisch gelöscht würden. Einige von ihnen seien sogar „gewhitelisted“, sodass keinerlei Regeln greifen würden und diese Nutzerinnen und Nutzer unkontrolliert alle Inhalte posten dürften. Ganz gleich, ob sie den Gemeinschaftsstandards widersprechen oder nicht.

Ob sich darunter auch Tierleid-Verbreiter*innen befinden, bleibt unbekannt – die Debatte ist auf die Hassrede und Fake-News fokussiert. Aber Aussagen wie die folgende und unsere Erfahrungen im häufig erfolglosen Meldevorgang lassen die Antwort erahnen:

„Extreme Inhalte, also jene, die am meisten aufregen und entzweien, finden auf Facebook eine Plattform“,

sagt sie. Und eben diese würden durch die Algorithmen (also programmierte Ausspielung innerhalb der Netzwerke) sogar noch weiter gepusht werden. Facebook unternehme kaum etwas gegen schädliche Inhalte.

„Es braucht mehr bürgerrechtliche Gruppen, die die schädlichen Inhalte beaufsichtigen und löschen“,

fordert sie in dem Wissen, dass Facebook selbst diese Verantwortung nicht übernimmt. Und sie sagt, dass Facebook nun lange genug unter Beweis gestellt habe, dass es blindes Vertrauen nicht verdiene. Aus diesem Grund bedürfe es umgehend auch stärkerer politischer Einflussnahme. Die Plattform müsse ihrer Ansicht nach für die Inhalte haftbar gemacht werden.

Ihre Forderungen wiederholte sie vehement auch Anfang November, als sie von Amerika nach Europa/Brüssel kam, um vor den Abgeordneten des Europäischen Parlaments zu sprechen. Sie sei überzeugt, dass es sehr viele Instrumente gäbe, die bis jetzt noch nicht genutzt würden.

Damit legt sie auch der Politik eine Verantwortung auf: Während in Deutschland seit 2017 das Netzwerkdurchsetzungsgesetz (https://welttierschutz.org/stoppt-tierleid/gesetzliche-grundlagen-soziale-netzwerke/, welches auf Paragraphen des Strafgesetzbuches fußt) einige Verpflichtungen für Netzwerke wie Facebook definiert, wird auf europäischer Ebene erst noch an einer Lösung gearbeitet. Bisher gibt es keine europaweit einheitliche Regelung für Netzwerke wie Facebook.

In Arbeit: Der Digital Services Act

Mit dem „Digital Services Act“ (kurz: DSA) soll eine strengere Regulierung digitaler Dienste und digitaler Märkte in der Europäischen Union entstehen. Auch wir als Welttierschutzgesellschaft haben uns im Rahmen der Kampagne „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“ hier bereits positioniert und ein umfangreiches Feedback an das EU-Parlament gerichtet:

  • Bei der Diskussion über die digitale Zukunft Europas bitten wir die Europäische Kommission und ihre Vertreterinnen und Vertreter, auch die Verantwortung von Netzwerken zur Förderung des Tierschutzes zu berücksichtigen. Neben relevanten Themen wie Hassrede und Desinformation müssen alle Arten von Tierleid-Inhalten, die keinen informativen oder dokumentarischen Zweck erfüllen, in den sozialen Netzwerken reguliert werden. Die Gefahr, dass Tierleid normalisiert wird und in reale Gewalt mündet, muss erkannt werden.

Unser ausführliches Feedback, veröffentlich auf der Website des europäischen Parlaments, lesen Sie hier: https://ec.europa.eu/info/law/better-regulation/have-your-say/initiatives/12418-Legislativpaket-uber-digitale-Dienste-Instrument-zur-Vorabregulierung-sehr-gro%C3%9Fer-Online-Plattformen-die-als-Torwachter-fungieren/F2256730_de

Das Europäische Parlament und die Mitgliedstaaten werden die Vorschläge der Kommission zur Ausformulierung des DSA in den nächsten Wochen erörtern. Das eindringliche Statement von Frances Haugen kann diesbezüglich wie ein Paukenschlag wirken und hat – so ist es auch unsere Hoffnung – die Notwendigkeit schneller Handlungen auf gesetzlicher Ebene nochmals untermauert.

Doch das nimmt Deutschland nicht aus der Verantwortung: Wir fordern unterdessen eine schnelle Lösung in Bezug auf die vorherrschende Problematik der uneingeschränkten Darstellung von Tierleid-Inhalten auch hierzulande. Dringend muss das Strafgesetzbuch angepasst werden (https://welttierschutz.org/stoppt-tierleid/strafgesetzbuch/).

Bitte unterstützen Sie unsere Forderung zur Novellierung des § 131 StGB und schaffen Sie mit uns die Grundlage, dass auch die Darstellung und Verbreitung von grausamen Gewalttätigkeiten gegenüber Tieren auf Plattformen wie Facebook verboten werden: Unterschreiben Sie die Petition und teilen Sie sie in Ihrem Bekanntenkreis – damit auch Tierleid im digitalen Raum verhindert wird!

Jetzt unterschreiben!

Fordern Sie mit uns, dass der § 131, Absatz 1 des Strafgesetzbuches (StGB) um die Tiere ergänzt wird und helfen Sie so, dem Tierleid in sozialen Netzwerken Einhalt zu bieten – mit Ihrer Unterschrift!

Jetzt unterschreiben!

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