Silvester: Wie schütze ich ängstliche Tiere?

Mehr als jede*r vierte Deutsche hat sich während der Pandemie ein Haustier zugelegt – so das Ergebnis einer Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2021. Nach Verboten von Feuerwerken bzw. dem Kauf von Feuerwerkskörpern, gibt es für Silvester 2022 offenbar keine Einschränkungen. Somit ist davon auszugehen, dass die Knallerei für viele Tiere zum ersten Mal in größerem Maße bevorsteht – und Tierhalter*innen jetzt mit der Vorsorge beginnen sollten.

Lesen Sie im Tierschutzblog, wie Sie der Angst des Haustieres vorbeugen und im Stressmoment richtig reagieren können.
(Mit Checkliste zum Download für Hundehalter*innen)

Seit vielen Jahren machen Vereine und Verbände – darunter auch wir von der Welttierschutzgesellschaft – auf die verheerenden Auswirkungen von Feuerwerken an Silvester auf die Tier- und Umwelt aufmerksam. Eine 2019 von uns durchgeführte Online-Umfrage unter mehr als 600 Tierhalter*innen in Deutschland bestätigte: Silvester ist wahrlich kein Fest für Tiere.

Umfrage: Welche Auswirkungen hat der Silvesterlärm auf Ihr Tier?

Mit der richtigen Vorbereitung können Tierhalter*innen ihre Hunde, Katzen, Kleintiere sowie die Wildtiere im Umkreis aber vor Angst, Stress und lebensgefährlichen Folgen bewahren:

Tipps zum Schutz von Hunden, Katzen, Vögeln und Kleintieren rund um Silvester

  • Kaufen und zünden Sie selbst keine Böller, Raketen, etc.
  • Fügen Sie dem Halsband Ihres Tieres für den Notfall einen Adressanhänger mit Telefonnummer an.
  • Je nach Wohngebiet beginnt die Knallerei früher und kann sich noch bis Tage nach dem Jahreswechsel ziehen. Für Hundehalter*innen gilt deshalb, dass die Tiere bereits in den Tagen rund um Silvester immer an der Leine und nur in ihnen bekannten Gebieten ausgeführt werden sollten.
  • Auch Freigängerkatzen sollten rechtzeitig (1-2 Tage vor und 1-2 Tage nach Silvester) im Haus belassen werden. Richten Sie Ihrem Tier zu Hause eine Ruhezone oder Rückzugsmöglichkeiten in möglichst abgedunkelten, ruhig gelegenen Zimmern ein. Das Tier sollte diese Räume selbstverständlich bereits kennen und sich dort wohlfühlen.
  • Am Silvesterabend lassen Sie am besten die Musik oder den Fernseher im Zimmer leise laufen, um für eine gewohnte und beruhigende Geräuschkulisse zu sorgen.
  • Schließen Sie die Rollläden und Vorhänge, um die grellen Lichteffekte zu vermeiden.
  • Halten Sie die Fenster geschlossen.
  • Sobald die ersten Feuerwerkskörper in die Luft gehen, lassen Sie Ihr Tier nicht mehr allein und nehmen Sie es auf keinen Fall mehr mit nach draußen.
  • Für Kleintier- und Vogelbesitzer*innen: Decken Sie den Käfig ab und stellen Sie ihn in einem möglichst ruhigen Zimmer auf, weit weg vom Fenster.

Tipps für Hundehalter*innen zum Herunterladen:

Ob erfahrene oder frisch gebackene Hundehalter*innen – die Silvesternacht kann jedes Jahr aufs Neue zu einer Herausforderung für Hund und Halter*innen werden. Unsere Merkliste hilft, sich bestmöglich vorzubereiten:

Laden Sie die Grafik bitte gern herunter, vervielfachen Sie diese und teilen Sie sie, wo immer möglich: Unter Hundehalter*innen in Ihrem Bekanntenkreis, am schwarzen Brett im Supermarkt oder digital als Beitrag in einem sozialen Netzwerk.

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Was kann ich tun, um mein verängstigtes Tier zu beruhigen?

Es mag simpel klingen, ist aber einer der wichtigsten Faktoren: Ihr Verhalten überträgt sich häufig auf das Tier, weshalb auch Tierhalter*innen selbst Sicherheit signalisieren sollten. Gut gemeinte Beruhigungsversuche können helfen, aber auch das genaue Gegenteil verursachen und das Tier in zusätzlichen Stress versetzen.

Deshalb ist Vorbereitung das A und O für ein stressfreies Silvester mit Haustier: Tierhalter*innen sollten unbedingt schon in den Wochen vor Silvester testen, wie das Tier auf möglicherweise notwendige Beruhigungsversuche reagiert. Dazu misst man in einem Stressmoment seinen Puls, bei einem Hund am besten am Oberschenkel. Zeitgleich versucht man zum Beispiel durch Streicheln das Tier zu beruhigen. Wenn dies für das Tier entspannend wirkt, wird der Puls fünf Minuten später deutlich niedriger liegen. Ein solches Eingreifen kann dann auch in der Silvesternacht helfen. Steigt der Puls des Tieres bei dem Test aber, sind Beruhigungsversuche eher kontraproduktiv und sollten vermieden werden.

Sind Rescue-Tropfen und Beruhigungsmittel bei Tieren sinnvoll?

Rescue-Tropfen oder andere Mittel zur Beruhigung können sinnvoll sein, wenngleich bisher tiermedizinisch keine eindeutigen Wirkungsmechanismen belegt worden sind. Die gesteigerte Aufmerksamkeit, die die Halter*innen dem Tier mit dem Verabreichen der Tropfen entgegenbringen, kann jedoch bereits mit einer Wirkung und entsprechenden Reaktion des Tieres verbunden sein.

Anders sieht es bei einer medikamentösen Behandlung aus, die bei besonders gestressten Tieren wie beispielsweise geräuschempfindlichen Hunden durchaus angebracht sein kann. Hier sollte jedoch immer ein*e Tierärzt*in, idealerweise mit Fachgebiet Verhaltensphysiologie, zu Rate gezogen werden. Denn die zur Verfügung stehenden Mittel müssen nicht nur unbedingt an den Zustand des Tieres angepasst sein, sie sind auch sehr unterschiedlich und teils herausfordernd in der Anwendung. So gibt es Mittel, die kurzfristig zu verabreichen sind, deren Gabe jedoch so schwierig ist, dass die erhofften Erfolge durch Fehler bei der Anwendung oftmals ausbleiben. Andere Mittel, wie Antidepressiva für besonders schwere Fälle, sollten dagegen über jeweils einen Monat ein- und wieder ausgeschlichen werden. Hier sollte die genaue Anwendung engmaschig vom Tierarzt begleitet werden. Daher empfiehlt es sich, sich schon früh genug, mindestens aber einen Monat vorher, tierärztlich beraten zu lassen.

Wie schütze ich Wildtiere und die Umwelt rund um Silvester?

  • Kaufen und zünden Sie selbst keine Böller, Raketen, etc.
  • An Silvester wird traditionell durch Bleigießen in die Zukunft geschaut? Dann lassen Sie aber auf keinen Fall das verunreinigte Wasser unbeaufsichtigt stehen. Dies ist hochgiftig für Tiere. Auch die Entsorgung ist wichtig, denn die Bleireste schaden auch der Umwelt.
  • Klären Sie Nachbar*innen auf, informieren Sie sie über die Ruhezonen Ihrer Tiere sowie die Ängste der und Gefahren für Wildtiere.
  • Halten Sie sich selbst in der Silvesternacht sowohl von Wäldern und Wiesen als auch von Ställen, Tierheimen und Tierparks fern.

Bitte schützen Sie die Tiere – vor, während und nach den Silvester-Feierlichkeiten. Mit unseren Tipps hoffen wir, Ihnen eine gute Hilfestellung geleistet zu haben und wünschen Ihnen und Ihren Tieren einen guten Rutsch in ein schönes neues Jahr.

++ Der Welttierschutzgesellschaft e.V. weist darauf hin, dass dieser Artikel mit größter Sorgfalt recherchiert und erstellt wurde. Die Inhalte und Links werden allerdings nicht stetig aktualisiert und beziehen sich grundsätzlich immer auf den Stand der Recherche zum Zeitpunkt der Veröffentlichung. Wenn Sie Anregungen oder Bemerkungen zum Artikel haben, nehmen Sie bitte mit uns Kontakt via info@welttierschutz.org Kontakt auf. ++

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