Silvester-Umfrage: Tierhalter*innen fordern Böllerverbot

In den Tagen nach Silvester erreichten uns zuletzt viele Meldungen, dass der Jahreswechsel für Tierhalter*innen und ihre Schützlinge erneut eine besondere Belastung war – für einige gar noch schlimmer als in den Jahren zuvor. Zusammen mit der intensiven gesellschaftlichen Diskussion, die maßgeblich auch durch das Bündnis #Böllerciao vorangetragen wurde, in dem wir Mitglied sind, wollten wir es genauer wissen und haben im Rahmen einer Online-Umfrage unter Tierschutzinteressierten nachgefragt: Was haben Tierhalterinnen und Tierhalter im Jahreswechsel erlebt? Haben Ihre Tiere Angst und Panik gezeigt – und welche Forderung bringen die Menschen ein? Das sind die Ergebnisse von 649 Teilnehmenden: 

Wir bedanken uns bei allen, die mit ihren Antworten zu einem aussagekräftigen Umfrageergebnis beigetragen haben. Es zeigte sich deutlich, dass die überwiegende Zahl der Tierhalter*innen eine enorme Belastung für ihre Tiere beobachtet und von der Politik mehr denn je ein Gegensteuern fordert. Das sind die detaillierten Ergebnisse unserer Umfrage zur Silvesterböllerei und den Auswirkungen auf die Tiere:

Unter den 649 Teilnehmenden, die zwischen dem 13. und 31. Januar 2025 die Umfrage ausfüllten, war die Zahl der Tierhalter*innen mit knapp 92 Prozent sehr hoch. Die größte Gruppe darunter stellten die Hundehalterinnen (5 Prozent) dar, dicht gefolgt von den Katzenhalter*innen (55 Prozent). Knapp sieben Prozent der Teilnehmenden halten ein Pferd, rund 15 Prozent andere Haustiere wie Hamster, Kaninchen, Fische oder Ziervögel.

© Welttierschutzgesellschaft e.V.

Die Teilnehmer*innen der Umfrage schildern dramatische Erlebnisse rund um Silvester!

Sehr eindrücklich beschreibt die überwiegende Zahl der Teilnehmer*innen, welche Erfahrungen ihre Silvesternacht 2024/2025 geprägt haben – insbesondere in Bezug auf Beobachtungen, wie sich die Silvesterknallerei auf Tiere auswirkt. Dabei wird deutlich, dass in der Wahrnehmung vieler die Dauer der Lärmbelastung zunimmt, also immer früher vor Silvester beginnt und im neuen Jahr länger andauert.

Angst und Panik waren häufig beschriebene Auswirkungen der Böllerei. © Emery Way/flickr

Am häufigsten wurden diese Auswirkungen beschrieben:

  • Angst und Panik: Viele Tiere zeigen starke Angstreaktionen, darunter Zittern, Hecheln, Verkriechen, Unruhe, panische Flucht oder sogar Erbrechen und Durchfall.
    Ein Beispiel: „Meine Hündin verkroch sich an Silvester zitternd in verschiedene Ecken, trotz Beruhigungsmittel! Sie war regelrecht traumatisiert.“
  • Verstecken und Rückzug: Tiere ziehen sich unter Möbel, in den Keller oder an andere dunkle, geschützte Orte zurück.
    Ein Beispiel: „Unsere Katze ist schon an den Tagen vor Silvester durch den Lärm der Böller verschreckt, rennt panisch im Haus herum und versteckt sich. An Silvester versteckt sie sich stundenlang unter dem Bett und es dauert lange, bis sie sich wieder beruhigt.“
  • Verweigerung von Futter und Gassigehen: Viele Hunde und Katzen fressen nicht oder erledigen ihr Geschäft nicht, da sie sich nicht aus ihrem Versteck trauen.
    Ein Beispiel: „Die Tiere waren panisch, fressen nicht, zittern und reagieren auf alle lauten Geräusche. Besonders beim Hund [habe ich das] beobachtet, kurz nach Beginn des Verkaufs und ersten sinnlosen Abschüsse der Böller: Angst und Panik, kaum Gassi gehen möglich.“
  • Flucht und Verletzungen: Einige Tiere sind entlaufen, wurden verletzt oder mussten tierärztlich behandelt werden.
    Ein Beispiel: „Die Freigänger-Katze meines Vaters war aus Angst vor der Böllerei an Silvester entlaufen und schleppte sich verletzt erst eine Woche später zu ihm zurück. Sie war völlig verstört und musste mehrfach vom Tierarzt behandelt werden.“
  • Beeinträchtigung auch von Wildtieren: Vögel, Igel und andere Wildtiere werden in Panik versetzt, es wurden tote Vögel nach Silvester gefunden.

Das folgende Zitat fasst zusammen, was in ähnlichen Schilderungen für viele Umfrage-Teilnehmende gilt:

„Ob bei meinem Haustier in der Wohnung oder auch bei den Vögeln im Garten: Man merkt die Angst und teilweise auch Panik. Die Knallerei geht schon am Verkaufstag los und so sieht man auch tagsüber schon Wildtiere, die sehr verstört wirken. Man sieht auch Hundebesitzer, die kaum noch mit ihrem Tier vor die Tür gehen. Selbst in der Nähe von Ställen oder direkt am Waldesrand (Naturschutzgebiet) wird geböllert. Der Müll wird dann auch noch liegen gelassen.“

Nur sehr wenige Personen (11) berichteten, dass ihre Tiere unbeeindruckt waren. Manche Hunde oder Katzen reagierten nicht stark, bei einigen Tieren wirkten sich frühzeitiges Training oder Maßnahmen wie Musik und geschlossene Rollläden beruhigend aus. Dennoch positionierten sich auch diese Teilnehmenden überwiegend gegen die Böllerei und unterstützen Maßnahmen zu deren Einschränkung.

Große Zustimmung für generelles Verbot

Wichtig für uns im Rahmen der Umfrage war darüber hinaus die Frage, was sich die Befragten von der Politik zum Schutz der Tiere wünschen:

Fast Dreiviertel der Befragten sprechen sich demnach für eine strenge gesetzliche Regelung aus – das flächendeckende Verbot von Feuerwerkskörpern in den Händen von Privatpersonen. Die Ergebnisse zeigen sehr deutlich, wie sehr sich die Situation in den Augen der Menschen zugespitzt hat. In unserer letzten Umfrage zu diesem Thema im Jahr 2019, an der ebenfalls mehr als 600 Personen teilnahmen, stellten wir die gleiche Frage. Damals lag die Zustimmung zu einem flächendeckenden Verbot bei 53 Prozent, also noch 20 Prozent niedriger.

© Welttierschutzgesellschaft e.V.


Viele der Teilnehmer*innen, die sich bei dieser Frage „etwas anderes“ wünschten (meist zusätzlich zu den übrigen Optionen), verwiesen auf leise, umweltfreundliche Alternative zu Feuerwerken, besonders in Form von Lasershows oder Drohnenshows. Diese tierfreundliche Alternative zu Böllern und Feuerwerk beeindruckte auch die Gäste des Aktionstages #Böllerciao im November 2024 und wird hoffentlich weiter an Zuspruch gewinnen.

Die Vielzahl ähnlich lautender Antworten, die auch zahlreiche dramatischen Schilderungen zu den Erlebnissen rund um Silvester enthalten, hat erneut gezeigt, dass dringendes Handeln seitens der Politik notwendig ist. Bestärkt durch die Ergebnisse, werden wir u.a. im Bündnis #Böllerciao weiter eindringlich für entschiedenes Handeln von Seiten der Politik werben. Besonders wichtig ist es dabei, dass die Dringlichkeit dieses Themas das gesamte Jahr in Erinnerung gehalten wird – auch wenn die unmittelbaren Eindrücke der Silvesternacht im Jahresverlauf schwächer werden, können nur vorbereitend entsprechende rechtliche Schritte wie die Änderung des Sprengstoffgesetzes in Gang gesetzt werden.

© Pixabay

Daher bitten wir auch Sie, liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde, in persönlichen Gesprächen Ihren Mitmenschen zu vermitteln, welche Belastung die Silvesterböllerei für Tiere, Mensch und Umwelt darstellt. Gemeinsam können wir es schaffen, dass ein tierfreundlicher Jahreswechsel so früh wie möglich zur Realität im ganzen Land wird.     

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