Rettung für betagte Kragenbärin in Vietnam

Gleich zu Beginn des Jahres ist unserem Partner Free the Bears (FTB) in Vietnam eine weitere Rettung gelungen: Das Kragenbärenweibchen war über 18 Jahre in einer ehemaligen „Galle-Bären“-Farm eingesperrt, wo ihr auf schmerzhafte Weise Galle entnommen worden war.

Ein Beitrag von Julia Matthäi (Praktikantin)

Das Leid von fast zwei Jahrzehnten in einem winzigen Käfig und auf Metallstangen ist unvorstellbar: Das Leben der Bärin war trostlos, geprägt von Schmerzen und einem endlosen Hin und Her auf wenigen Quadratmetern. Doch jetzt sollte ihr Martyrium ein Ende finden!

Hintergrund: "Galle-Bären" Vietnam

Der Handel mit Bärengalle ist seit 2005 in Vietnam offiziell verboten, doch aufgrund fehlender tiergerechter Unterbringungsmöglichkeiten mussten viele Kragen- und Malaienbären auf den Farmen verbleiben – ihnen wird weiterhin illegal Gallesaft abgezapft. Um diesem grausamen Vorgehen ein Ende zu setzen, errichtet unser Partner Free The Bears mit unserer Hilfe ein Schutzzentrum im Cat Tien Nationalpark, das laufend ausgebaut und künftig mehr als 60 geretteten Bären ein tiergerechtes Zuhause auf Lebenszeit bieten wird.

Zum Projekt

Um ihre Rettung aber sowohl für unsere Partner als auch die Bärin selbst sicher zu gestalten, musste sie betäubt werden, was insbesondere durch ihr hohes Alter und ihren besorgniserregenden Gesundheitszustand ein Risiko birgt. Das Rettungs-Team hatte große Sorge, die Bärin durch den Transport in zusätzliche Lebensgefahr zu bringen. Doch der Blick auf das Leben, das sie in Sicherheit erwarten würde, wog schwerer. Und so wagten wir gemeinsam diesen Schritt …

© Free The Bears

… mit Erfolg: Die Bärin hat den Transport und die Reise ins Schutzzentrum im Cat Tien Nationalpark gut überstanden und befindet sich jetzt in der Obhut unserer erfahrenden Partner in Vietnam. Nachdem sie sich in der Quarantänestation schnell eingelebt hatte, wurde sie dann in ein Trainingsgehege verlegt, wo sie langsam an die für sie unbekannten Beschäftigungsmöglichkeiten und Futtermittel herangeführt wird. Sie zeigt sich heute bereits deutlich ruhiger und beginnt zu entspannen, wie das aktuellste Bild zeigt.

Bald wird sie in ein schönes und weitläufiges Waldgehege umziehen und ihren Lebensabend in bärengerechter Umgebung verbringen können.

© Free The Bears

Glückliches Bärenleben in weitläufiger Natur

Die Bärin ist die 45. Bewohnerin des Schutzzentrums, das wir mit unseren Partnern von Free The Bears in den letzten Jahren und kontinuierlich ausbauen. Wir wollen sicherstellen, dass noch weitaus mehr Tiere hier sichere Obhut mit nahrhaftem Futter und fachkundiger tiermedizinischer Versorgung finden können.

Pünktlich zur Ankunft der geretteten Kragenbärin wurde Anfang 2022 gerade das vierte Bärenhaus mit weitläufigem Außenbereich fertig gestellt und bietet nun ein Zuhause für weitere 20 Bären. Auf 6.000 m2 werden den zukünftigen Bewohnern neben einem natürlichen Waldgebiet auch zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten wie Schwimmbecken, Hängematten und Klettergerüste geboten, die den komplexen Verstand den Bären stimulieren und ihr natürliches Verhalten fördern. Einige Bären, die zuvor ihr Leben lang in engen Käfigen gefangen waren und dadurch psychisch und physisch schwer geschunden sind, beginnen nach einiger Zeit im Schutzzentrum sogar, auf Bäume zu klettern – ein für diese Tiere zuvor nie dagewesene Lieblingsbeschäftigung.

© Free The Bears

Der Handel mit Bärengalle ist seit 2005 verboten und so verringert sich die Zahl auf ehemaligen Farmen lebender Tiere kontinuierlich. Mittlerweile sind es schätzungsweise nur noch etwa 320 Bären – im Vergleich: 2005 waren es noch etwa 4.300 Bären. Gemeinsam mit unseren Partnern von FTB sind wir bestrebt, möglichst viele dieser Tiere, die die jahrelangen Qualen bis heute überlebt haben, nach und nach zu retten und ihnen ihre wohl verdiente zweite Chance auf ein tiergerechtes Leben zu geben. Dabei schenkt das zu beobachtende gesellschaftliche Umdenken bei vietnamesischen Verbraucher*innen und traditionellen Mediziner*innen Hoffnung: Dem Verbot und intensiver Informationsarbeit folgend, ist auch die Nachfrage nach Bärengalle in den vergangenen Jahren gesunken – der illegale Handel nimmt ab. Das führt auch dazu, dass immer häufiger Bärenhalter*innen von selbst ihre Tiere abgeben möchten, um ihnen – nach Jahren des Leids – einen Lebensabend in Sicherheit zu ermöglichen.

Wir glauben fest daran, dass es in Zukunft eine Chance gibt, die illegale „Galle-Bären“-Industrie in Vietnam und somit das Leid der Kragen- und Malaienbären endgültig zu beenden. Rettungen wie die dieser Bärin sind wertvolle Schritte auf dem Weg dorthin.

Schenken Sie den Bären Hoffnung!

Bereits mit 5 Euro im Monat ermöglichen Sie einem Bären kleine Beschäftigungsmaterialien, wie z. B. Futterbälle mit bärengerechten Leckereien.

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