Gesetzliche Lücke in Deutschland befördert weltweit Taten von Tierquälerei / Sichtbare Nachfrage nach Affen zur Haustierhaltung in Indonesien
Berlin, 03.03.2025
Die Welttierschutzgesellschaft (WTG e.V.) ruft anlässlich des heutigen World Wildlife Day die kommende Bundesregierung dazu auf, den Tierschutz im digitalen Raum schon in den Koalitionsverhandlungen mitzudenken. „Derzeit kann sich Tierleid in sozialen Netzwerken uneingeschränkt verbreiten“, sagt Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation der WTG. „Für Likes und Reichweite auch hier in Deutschland wird weltweit grausame Tierquälerei begangen – die Politik darf das nicht länger tatenlos geschehen lassen.“
Konkret fordert die Welttierschutzgesellschaft, dass der Paragraph 131 des Strafgesetzbuchs (StGB) künftig auch in Bezug auf Tiere gelten muss. Dies hätte zur Folge, dass die Darstellung und Verbreitung von grausamen Gewalttätigkeiten gegenüber Tieren, die eine Verherrlichung oder Verharmlosung ausdrücken, verboten wäre. „Das schließt auch soziale Netzwerke ein, die seit Jahren einen Nährboden für Tierqual bieten”, argumentiert Plasse. Auch aus Sicht der Bundestierschutzbeauftragten Ariane Kari würde damit eine „sehr missliche Lücke“ im Tierschutzrecht geschlossen, wie es in ihren Tierschutzempfehlungen zu den Wahlprogrammen der Parteien heißt.
Ein Beispiel, das die Dimension dieses Tierschutzproblems aufzeigt und auf das die WTG am heutigen World Wildlife Day besonders hinweist, sind Videos von Affen, insbesondere jungen Makaken, denen für Social-Media-Inhalte schweres Leid zugefügt wird. „Es sind zahllose Aufnahmen junger Makaken, die etwa unter Drogen gesetzt, sexualisiert und missbraucht oder gar bis zum Tod gequält werden“, erläutert Wiebke Plasse, die bei der WTG die Kampagne „Stoppt Tierleid in sozialen Netzwerken” leitet und die Problematik seit mehreren Jahren dokumentiert.
Die enorme Verbreitung dieser Inhalte zeigte 2023 ein umfassender Bericht der Social Media Animal Cruelty Coalition (SMACC), einem Bündnis internationaler Organisationen wie auch der Welttierschutzgesellschaft: Die 1.266 analysierten Inhalte mit Gewalt gegenüber Makaken erlangten in sozialen Netzwerken insgesamt mehr als 12 Milliarden Aufrufe – darunter auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern.
„Die hierzulande uneingeschränkte Darstellung und Verbreitung dieser Inhalte führt erst zu dem Tierleid in anderen Teilen der Welt. Die Videos gequälter Affen werden zum Beispiel häufig in Asien produziert, wo die Tiere relativ einfach und günstig zu erwerben sind“, so Plasse. In Indonesien beispielsweise gibt es kaum Schutzmaßnahmen für Affen wie Makaken. Sie werden auf Tiermärkten gezielt als Haustiere angeboten, wie Partner der Welttierschutzgesellschaft bei Recherchen in der Hauptstadt Jakarta feststellen mussten. „Die Tiere werden immer häufiger sogar direkt mit Kinder-Kleidung verkauft – eine Vermenschlichung der Affen, wie wir sie in vielen der Tierquälerei-Videos beobachten“, sagt Plasse.
Ein Vorreiter beim Einsatz gegen die Tierquälerei in sozialen Netzwerken ist Großbritannien, das zum Schutz von Kindern und Jugendlichen den Online Safety Act erlassen hat und darin auch die Darstellung von Tierqual verbietet. Auch in den Vereinigten Staaten von Amerika kam es in der Folge konsequenterer Gesetze als hierzulande zu ersten Verurteilungen von Personen, die Videos von Affenquälerei in Auftrag gegeben oder weiterverbreitet hatten. Daher dürfe sich Deutschland als größter Social-Media-Markt innerhalb der Europäischen Union nicht seiner Verantwortung entziehen. „Wir appellieren eindringlich an die Verhandlungsführenden, das Thema im Rahmen der Koalitionsgespräche mitzudenken, und damit nicht nur den Tierschutz zu stärken, sondern auch die sozialen Netzwerke endlich zu mehr Handeln zu bewegen. Ansonsten droht nicht zuletzt eine massive Verrohung der Gesellschaft, in der abscheuliche Tierqual zur Normalität geworden ist”, so Plasse.
Weitere Informationen zur Problematik sowie der Forderung, die Darstellung von Gewalttätigkeiten gegenüber Tieren in das Strafgesetzbuch aufzunehmen, auf der Website der Welttierschutzgesellschaft: https://welttierschutz.org/stoppt-tierleid
Hintergründe zu dem Projekt gegen den Handel von Wildtieren wie Affen in Indonesien unter https://welttierschutz.org/recherche-gegen-wildtierhandel-in-indonesien/
Bildmaterial





Ihr Ansprechpartner ist Christoph May
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49(0)30 – 9237226-0
E-Mail: cm@welttierschutz.org
Welttierschutzgesellschaft e.V.
Reinhardtstr. 10
10117 Berlin
Über die Welttierschutzgesellschaft
Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier. Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org |