Berlin/Nairobi, 07.05.2024
Weltweit sind Esel seit Jahren durch die Nachfrage nach ihren Häuten großem Leid ausgesetzt. Recherchen der Welttierschutzgesellschaft geben jetzt neue Einblicke in illegale Strukturen in Kenia: Tausende Esel werden gestohlen, im Verborgenen geschlachtet und deren Häute sowie das Fleisch in den Handel geschmuggelt. „Nur wenige Wochen nach einer Entscheidung der Afrikanischen Union, die das Schlachten von Eseln zur Gewinnung der Häute in allen Mitgliedsstaaten für 15 Jahre untersagt, zeigen unsere Beobachtungen vor Ort: Der Handel nimmt noch einmal zu. Der Resolution muss jetzt dringend die Umsetzung auf Länderebene folgen, damit die grausame Verfolgung von Eseln endlich ein Ende findet. Die illegalen Netzwerke des Eselhauthandels richten derweil jeden Tag unvorstellbares Tierleid an“, sagt Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation der Welttierschutzgesellschaft, die in Kenia an den Recherchen mitwirkte.
Hintergrund für das massenhafte Schlachten von Eseln ist der Konsum von Eselhautgelatine, die vor allem in China unter dem Namen „Ejiao“ ein beliebtes Heilmittel in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) ist und weltweit an Nachfrage gewinnt. Da die Produzenten den Bedarf an Eseln nicht mehr aus lokalen Beständen in China decken können, wurden Eselshäute in den vergangenen Jahren zunehmend aus dem Ausland, beispielsweise aus Ostafrika, importiert. In Kenia sanken die Eselbestände so stark, dass den eigens dafür errichteten Esel-Schlachthäusern 2020 der Weiterbetrieb verweigert wurde. Der hohe Handelswert der Häute hat jedoch einen illegalen Markt entstehen lassen, der jetzt wieder zu enormem Tierleid führt: Esel werden gestohlen, über weite Strecken bei unzureichender Versorgung zu Märkten getrieben und unkontrolliert geschlachtet.
Während der Recherche in Kenia konnte ein Team mit Unterstützung der Welttierschutzgesellschaft zahlreiche Indizien finden, dass der Handel mit Eselshäuten wiedererstarkt ist und sich illegale Strukturen für den Erwerb und die Schlachtung neuer Esel gebildet haben. So waren im Grenzgebiet zu Tansania große Eselherden zu beobachten, die in Richtung der Tiermärkte getrieben wurden. Gespräche mit Händler*innen auf den Märkten bestätigten, dass Esel dort aktuell in großen Mengen und zu Höchstpreisen von umgerechnet mehr als 100 Euro pro Tier verkauft werden. „Der Tenor vor Ort lautete: Nie zuvor waren Eselshäute so gefragt – die Preise schießen in die Höhe“, berichtet Wiebke Plasse. „Es macht den Anschein, dass die Entscheidung der Afrikanischen Union die Nachfrage nach den Häuten noch einmal befeuert hat – nach der Devise: Jetzt noch so viel Profit wie möglich machen, bevor womöglich strengere Schutzmaßnahmen umgesetzt werden.“
Bei den Recherchen vor Ort stieß das Team in Hinterhöfen oder abgelegen im Buschland auf dutzende Eselknochen und gehäufte Kadaver – deutliche Hinweis auf illegale Schlachtungen. Ebenso entdeckten die Tierschützer*innen Gehege für Esel, die zur Schlachtung bestimmt waren und laufend mit neuen, vermutlich gestohlenen Tieren aufgefüllt wurden.
Die Welttierschutzgesellschaft fordert ein staatliches Eingreifen: „Es ist höchste Zeit, dass die Regierungen in betroffenen Ländern wie Kenia konsequent gegen dieses grausame Geschäft vorgehen. Das Leid von tausenden Eseln, die jede Woche für ihre Häute sterben müssen, kann nicht länger geduldet werden“, so Plasse. Außerdem droht sich für viele Menschen die Armut weiter zu verschärfen, wenn ihnen Esel gestohlen werden: Die Tiere sind insbesondere in der ländlichen Bevölkerung essenziell für Wasser- und Warentransporte.
Angesichts der bedrohlichen Situation verstärkt die Welttierschutzgesellschaft den Schutz der Esel in Ostafrika. Da vermehrt Eseltransporte aus den Nachbarländern Tansania und Äthiopien nach Kenia festgestellt werden, fokussiert sich eine aktuelle Nothilfe mit der Partnerorganisation Africa Network for Animal Welfare (ANAW) auf die Überwachung von Transportwegen an den Grenzen, um in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden den illegalen Handel zu durchdringen. Durch Informationsarbeit wird zudem die lokale Bevölkerung für die Diebstähle und notwendige Schutzmaßnahmen sensibilisiert.
Weitere Hintergründe und Details zum Eselhauthandel in Ostafrika sowie den bisherigen und aktuellen Hilfsmaßnahmen unter: welttierschutz.org/bericht-aus-kenia.
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Über die Welttierschutzgesellschaft
Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier. Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org |