Berlin, 01.10.2024
Internationales Bündnis gegen Online-Tierleid (SMACC) analysierte mehr als 600 Videos / / Tiere erleiden durch inszenierte Inhalte psychische und körperliche Schäden / / Tipps zum Erkennen von Fake-Rescues
Tiere in Gefahrensituationen bringen, um sie dann heldenhaft zu retten: Videos solcher inszenierten Rettungen (Fake-Rescues) erreichen in den sozialen Netzwerken eine Reichweite im Milliardenbereich. Der Welttierschutzgesellschaft e.V. (WTG) hat heute im Bündnis mit der Social Media Animal Cruelty Coalition (SMACC) die erste umfassende Analyse dieser Form von Tierleid auf Social Media veröffentlicht. Der Bericht mit dem Titel „Betrug auf Kosten der Tiere: Inszenierte Tierrettungen (Fake-Rescues) auf Social Media“ deckt auf Basis einer Analyse von mehr als 600 Videos auf Facebook, TikTok, YouTube und weiteren sozialen Netzwerken die verschiedenen Formen von Fake-Rescues auf und gibt wichtige Tipps, wie Nutzer*innen inszenierte von echten Tierrettungen unterscheiden.
„Fake-Rescues sind eine besonders perfide Form von Tierleid in den sozialen Netzwerken, weil Tiere massiv gequält werden, damit eine Rettung inszeniert werden kann: Wir dokumentierten unter anderem Videos mit Kätzchen, die verwahrlost waren und misshandelt wurden, mit Welpen, die in Plastiktüten oder Klebeband eingeschnürt wurden, oder mit Affen, denen unter Schmerzen zuvor aufgeklebte Gegenstände entfernt werden. Das ist massives Tierleid nur für Likes und Reichweite“, sagt Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation bei der Welttierschutzgesellschaft, die an dem Bericht mitgewirkt hat.
Die verschiedenen Formen inszenierter Rettungen
Ein Rechercheteam des globalen Bündnisses, das aktuell 29 Tierschutzorganisationen umfasst, hat für den neuen Bericht über drei Monate Videos von inszenierten Tierrettungen dokumentiert und analysiert. Anhand einer Checkliste konnte bestätigt werden, dass alle Videos inszeniert waren. Insgesamt wurden neun unterschiedliche Formen von inszenierten Rettungen ermittelt, die sich in drei große Themenblöcke gliedern lassen:
- Tiere werden in Gefahrensituationen gebracht, um dann gerettet zu werden: darunter vermeintlich verlassen aufgefundene oder begrabene Tiere, außerdem Tiere, die gefangen waren bzw. feststeckten, etwa in Plastiktüten oder mit den Gliedmaßen verschnürt, sowie Tiere kurz vor dem Ertrinken.
- Tiere werden in unrealistischen Szenarien gefilmt: Tiere, die vor einem Angriff durch andere Tiere gerettet wurden, wobei oftmals Tiere aufeinandertreffen, die sich in freier Wildbahn niemals begegnen würden.
- Vermeintliche tiermedizinische Behandlungen: Tiere werden in unprofessioneller Weise behandelt oder „wiederbelebt”; weitere Videos zeigen, wie Tiere von unnatürlich vielen Parasiten befallen sind.
Die Beispiele belegen, dass inszenierte Rettungsvideos enormes Tierleid verursachen, erläutert Wiebke Plasse. „Auch Tierärzt*innen haben die Videos für den Bericht umfassend analysiert und konnten feststellen, dass die Tiere durch die Inszenierungen schmerzhafte, physisch schädliche und traumatische Erfahrungen erleiden müssen, die bis zum Tod führen können. Die Qualen, die die Erstellenden von Fake-Rescue-Inhalten den Tieren zufügen, um sich als ihre Retter*innen darzustellen, kennen kaum Grenzen.“
Hilfe beim Erkennen von Fake-Rescues
Allein für die 605 untersuchten Videos wurde eine Social-Media-Reichweite von mehr als 500 Millionen Aufrufen ermittelt. Laut Plasse ist es wichtig, den Videos ihre enorme Reichweite zu entziehen, um dieser neuen Form des Tierleids auf Social Media ein Ende zu bereiten. Doch das sei eine große Herausforderung: „Die Inhalte sind beliebt, weil es Nutzer*innen oftmals schwerfällt, die Inszenierung zu erkennen. Mit Likes, Kommentaren und dem Teilen unterstützen viele leider ungewollt das Geschäft der Erstellenden”, so Plasse. Zum einen sei endlich konsequentes Handeln der sozialen Netzwerke wichtig: Die Moderationsteams müssen inszenierte Rettungsvideos erkennen und konsequent löschen. Zum anderen gilt es, das Wissen der Nutzer*innen bei der Erkennung von Fake-Rescues zu stärken. Zu diesem Zweck definiert der aktuelle SMACC-Bericht drei Schritte (A-R-E), um einen Inhalt auf Echtheit zu überprüfen: dessen Authentizität prüfen, einen Realitätscheck durchführen sowie auf die Form der Erstellung achten. Konkrete Fragestellungen, die Nutzer*innen entlang dieser drei Schritte helfen, hat die Welttierschutzgesellschaft in einem Leitfaden zusammengestellt.
Weitere Informationen für Ihre Berichterstattung – beispielsweise am bevorstehenden Welttierschutztag (04. Oktober):
- Für Gesprächswünsche zum Thema „Inszenierte Rettungen“ steht Ihnen Wiebke Plasse, Leiterin Kommunikation der Welttierschutzgesellschaft und Mitwirkende am vorliegenden Bericht, zur Verfügung.
- Details zu den verschiedenen Formen inszenierter Tierrettungen mit Fallbeispielen sowie den umfassenden Bericht finden Sie auf der Website der Welttierschutzgesellschaft: https://welttierschutz.org/fake-rescue-report/
- Dort steht auch der Leitfaden nach der A-R-E-Regel zur Erkennung von Fake-Rescues bereit: https://welttierschutz.org/fake-rescues/
- „Stoppt Tierleid in den sozialen Netzwerken“: Die Forderungen der Welttierschutzgesellschaft gegen Tierleid in sozialen Netzwerken sowie Hilfestellungen zum Erkennen und Melden entnehmen Sie bitte der Kampagnen-Seite: https://welttierschutz.org/stoppt-tierleid
Fotomaterial
Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Berlin. In Entwicklungs- und Schwellenländern engagieren wir uns für eine nachhaltige Verbesserung der Lebensbedingungen von Streuner-, Nutz- und Wildtieren durch Stärkung des Tierschutzes sowie eine verbesserte tiergesundheitliche Versorgung. In unseren Tierschutzprojekten als auch dem Bildungsprogramm TIERÄRZTE WELTWEIT arbeiten wir dafür mit Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Darüber hinaus fördern wir das Tierschutzbewusstsein im Land durch die Einbindung der lokalen Bevölkerung. In Deutschland schaffen wir mit öffentlichkeitswirksamen und politischen Tierschutzkampagnen die Voraussetzungen für ein respektvolles und tiergerechtes Miteinander von Mensch und Tier. Weitere Informationen unter: www.welttierschutz.org |