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Türkei: Nothilfe nach den Erdbeben

6. Februar 2023: Die schwersten Erdbeben seit 1939 erschütterten die Türkei und Syrien und brachten zehntausenden Menschen und Tieren den Tod. Unzählige haben nur schwer verletzt überlebt, ihre Liebsten verloren oder suchten in tiefer Verzweiflung noch nach ihnen – darunter auch abertausende Tiere. Mit dem WTG-Nothilfefonds wollten wir in diesen schweren Stunden Wunden heilen und Hoffnung schenken und unterstützten daher Organisationen bei der Rettung und Versorgung hilfloser Tiere.

Die Erdbeben forderten nach offiziellen Angaben mehr als 44.000 Todesopfer allein in der Türkei. Mit einer gewaltigen Kraft hat die Katastrophe ganze Landstriche unter sich begraben – Provinzen wie Hatay, Malatya und Kahramanmaraş wurden zerstört. Mittendrin setzten sich Menschen rastlos für die Rettung von Tieren ein.

In den vom Erdbeben stark betroffenen Regionen der Südtürkei waren Teams lokaler Tierschutz-Organisationen ab Tag eins rund um die Uhr im Einsatz – mutig und selbstlos versuchten sie, Leben zu retten, wo alles totgeglaubt scheint. Auch noch, als sich internationale Bergungsteams längst zurückgezogen hatten und einsturzgefährdete Gebäude abgerissen wurden, gaben viele nicht auf:

  • Sie suchten inmitten der Trümmer weiter nach hilfsbedürftigen Tieren und versorgten diese.
  • Wann immer zu Hilfe gerufen oder von Hinweisen erfahren, eilten sie zur Stelle und sicherten Erste-Hilfe-Maßnahmen.
  • Verletzte und halterlose Tiere wurden quer über das Land in Tierkliniken und auf Farmen untergebracht und rück- oder neuvermittelt.
  • Und sie standen Halter*innen bei, die alles verloren hatten und mit ihren geliebten Schützlingen in provisorischen Zelten Obhut finden mussten. 

© Hayvan Hakları Federasyonu (Haytap)

Auf der Suche nach verschütteten Tieren versuchten sich die Teams insbesondere zu Beginn zum Teil auch mit bloßen Händen durch die Trümmer zu kämpfen. Auch dieser Hund wurde in Folge des Hilferufs seines Halters lokalisiert und befindet sich jetzt in Sicherheit. Welch große Verzweiflung die Erdbeben in den betroffenen Gebieten als auch überall im Land auslöste, erlebten wir im März selbst vor Ort. Lesen Sie hier, den Bericht unsere Leiterin Kommunikation.

Diese vier Organisationen finanzierten wir bei ihrem unermüdlichen Einsatz: 

Angels Farm Sanctuary mit dem Such- und Rettungsteam H.A.R.K

In Izmir, etwa 1.000 Kilometer von den Erdbeben-Regionen entfernt, betreibt die Angels Farm Sanctuary die erste und größte Schutzeinrichtung für Nutztiere in der Türkei. Die Farm ist eine Art Lebenshof, die sich alter, hinterlassener oder misshandelter Tiere annimmt und ihnen – mit guter Fürsorge und tiermedizinischer Versorgung – eine Obhut bietet. Nach dem Erdbeben brachten sie hier auch zahllose verletzte und orientierungslos umherstreunende Tiere unter, die in den Trümmern aufgelesen wurden.

Diese Katze beispielsweise ist jetzt in Sicherheit. Sie wurde aus den Trümmern in Kahramanmaraş befreit und musste unmittelbar operiert werden. Leider war das Vorderbein aufgrund der fatalen Verletzungen nicht mehr zu retten.

© H.A.R.K angelsfarmsanctuary

Zudem hatte die Organisation ein eigenes Such- und Rettungsteam – H.A.R.K. – eingesetzt, das ab Tag eins nach den Erdbeben bei den Bergungsarbeiten in Kahramanmaraş aktiv war, als es noch keinerlei Baugerät oder Bagger gab. Sie hatten als ausgebildetes Team die Möglichkeit, auch direkt in den Gefahrenzonen tätig zu sein und einbruchgefährdete Gebäude zu betreten, um dort Tiere zu evakuieren. Immer wieder rückten sie aus, um Hinweisen von Tierhalter*innen zu folgen.

© H.A.R.K angelsfarmsanctuary

Wir unterstützten den Einsatz dieses mutigen Teams und stellen außerdem Unterstützung für die Anschaffung von Tierfutter, Medikamenten sowie dem Transport der Tiere aus den Erdbebenregionen in Sicherheit bereit.

Başka Bir Hayat Diliyorum

Das Team der Organisation aus Muğla war mit Freiwilligen quer über die zehn Erdbebenregionen der Türkei unterwegs – v.a. in Diyarbakir und der Provinz Hatay. Sie organisierten den Einsatz von Tierärzt*innen und sicherten Transporte und Evakuierungen von Tieren in Kliniken und Tierheime z.B. in Izmir, Ankara und Istanbul. Dort wurden die Tiere fürsorglich versorgt und behandelt und es wird über die sozialen Netzwerke nach ihren Halter*innen gesucht.

Jedes gerettete Tier schenkte den Helfer*innen die Kraft, den rastlosen Einsatz weiterzuführen. Wir unterstützten mit einer Nothilfe hier sowohl die Transport- und Verbrauchskosten der Teams, also Spritkosten und die Verpflegung für Tierärzt*innen/Helfer*innen, sowie die tiermedizinische Versorgung der vielen aufgelesenen Tiere.

Hayvan Hakları Federasyonu (Haytap)

Haytap ist eine der größten Tierschutzorganisation der Türkei und im gesamten Land sehr gut vernetzt. Sie waren seit dem ersten Tag nach den Erdbeben in den Provinzen Hatay (Stadt Antakya), Osmaniye und Malatya jeweils mit Tierversorgungszelten ansässig und bauten diesen Einsatz immer weiter aus. Mit Tierärzt*innen waren sie in Hatay und Osmaniye aktiv, retteten und versorgten Tiere und standen Halter*innen in den Notunterkünftigen mit Hilfsmitteln und Tierbedarf zur Seite.

Nachdem Ende Februar erneut ein schweres Nachbeben die Provinz Malatya getroffen hatte, musste Haytap hier die Arbeit einstellen. Gerade auf dem Weg zu einem Rettungseinsatz beschädigten Trümmerteile eines einstürzenden Gebäudes das Fahrzeug unserer Tierretter*innen schwer. Zum Glück blieben alle Team-Mitglieder unversehrt.

© Hayvan Hakları Federasyonu (Haytap)

Überglücklich hält einer der Haytap-Mitarbeiter*innen den Hund in seinen Armen: Nach sechs Tagen unter den Trümmern konnte das Tier erfolgreich gerettet werden – verängstigt und hungrig, aber unverletzt. Wie sich der Einsatz der Rettungsteams gestaltete, berichtete uns Saygın in Istanbul in aller Offenheit und mit spürbarer Schwere. Er war zum Zeitpunkt des Interviews selbst gerade erst nach vier Wochen aus Hatay zurückgekommen. Hier lesen Sie das ganze Gespräch.

Wir unterstützten Haytap sowohl bei den Aktivitäten der ausgebildeten Search-&Rescue-Teams (Such- und Rettungsteams), die in einsturzgefährdeten Gebäuden und Gefahrenzonen nach überlebenden Tieren suchen, als auch bei der weiteren Versorgung geretteter Tiere. Dazu zählten auch Tiere, die Haytap-Teams in Tierkliniken oder den eigenen Farms quer über das Land verteilt in Sicherheit gebracht hat. 

Liebe Tierfreund*innen, dass wir den Tieren und ihren Halter*innen in diesen schweren Zeiten zur Seite stehen können, ist nur Ihrer Mithilfe zu verdanken. Mit Ihrer treuen Unterstützung für den WTG-Nothilfefonds können wir, wann immer notwendig und über unsere bestehende Projektarbeit hinaus, akute Tierhilfe leisten.

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