Syrien: Nothilfe nach den Erdbeben
06. Februar 2023: Die schweren Erdbeben in Syrien und der Türkei brachten auch zahllosen Tieren den Tod. In Nordsyrien, wo aufgrund der anhaltenden Kriegshandlungen u. a. die tiermedizinische Versorgungssituation ohnehin schwierig sind, leisteten wir lebensentscheidende Nothilfe.
Gemeinsam mit dem House of Cats Ernesto (HCE) bilden wir seit Jahren mit einer mobilen und einer stationären Klinik das einzige tiermedizinische Angebot (»mehr zum Projekt) in der Region, die jetzt von den Beben so schwer getroffen wurde. Nach Stunden des Zitterns und Bangens um das Wohlergehen der Teams konnten wir aufatmen: Alle Mitarbeiter*innen und die Tiere in ihrer Obhut blieben unversehrt.
Und wenngleich unter Schock, starteten sie mit unserer Hilfe direkt in einen lebensrettenden Einsatz: Seit Dienstagfrüh, 07. Februar, rettete das Team um Tierarzt Dr. Youssef verschüttete Tiere aus den Trümmern, versorgte verletzte sowie hilfsbedürftige Tiere und nahm sie bei Bedarf in ihre sichere Obhut.
Welch beachtliche Tierliebe unsere Partner unter diesen schwierigen Gegebenheiten bewiesen, sehen Sie auch in diesem Video:
Unsere Nothilfe nach den Erbeben in Syrien – ein Rückblick:
In den ersten Tagen nach den Erdbeben …
Die ersten Tage nach dem Beben konzentrierte sich der Einsatz ganz konkret auf die Rettung von Tieren, die unter den Trümmern gefangen waren oder sich – verängstigt von den anhaltenden Nachbeben – darunter versteckten und somit in Lebensgefahr brachten.
Mehrere dutzend Hunde und Katzen konnten dank des schnellen Einsatzes gerettet werden. Viele von ihnen hatten schwere Hämatome oder Quetschwunden und wurden zur Behandlung in die stationäre Klinik gebracht, die wir mit unseren Partnern seit einigen Jahren betreiben. Die Klinik selbst war durch die Beben zum Teil beschädigt, wurde aber für die lebensrettende Hilfe dringend gebraucht. Deshalb fand zeitgleich bereits die Suche nach neuen, sicheren Mieträumen statt.
Nach einigen Tagen der Akuthilfe rund um die zerstörten Gebäude suchte das Team dann auch umliegende Farmen und Höfe auf. Hier wurden die Tiere in der Not von den Menschen zurückgelassen und benötigten jetzt dringend Futter, Wasser und medizinische Versorgung.
Nur dank unseres etablierten Projekts waren wir überhaupt in der Lage, diese schnelle Hilfe zu leisten. Denn die Kriegsregion war weiterhin von Hilfslieferungen nahezu ausgenommen. Die ersten Tage griff das Team ausschließlich auf die Vorräte in unserer gemeinsamen Praxis zurück.
Eine Woche nach den Beben …
Angesichts der massiven Notlage und weiter steigenden Zahl an aufgefundenen verletzten Tieren, konnten unsere Partner mit unserer ersten Zusatzhilfe aus dem WTG-Nothilfefonds am Sonntag, 12. Februar, durch Einkäufe in umliegenden Regionen ihren Bestand an tiermedizinischen Materialen aufstocken.
Diese wurden umgehen eingesetzt: Durch das Erdbeben brach der Damm des Flusses Orontes (Nahr al-Asi) im Norden Syriens und überflutete umliegende Dörfer. Der zivile Katastrophenschutz evakuierte die Menschen – und rief unsere Partner für die Tiere zu Hilfe! Mit unserer Unterstützung rettete das Team die Tiere aus den Wassermassen und versorgte sie mit stärkendem Futter und Medikamenten.
Der erste Monat nach den Erdbeben …
Weiter rückten täglich sechs Teammitglieder aus und suchten in bis zu 70 Kilometer weit entfernten, zerstörten Gebieten nach hilfsbedürftigen Tieren. 710 Katzen, Hunde, Esel, Schafe, Rinder und Co. hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits behandelt. Dabei unterstützt das Team auch Tierhalter*innen, die ihre Tiere angesichts der Folgen der Beben selbst nicht mehr versorgen können.
Der Einsatz ist kein einfaches Unterfangen, besonders mit einer maroden Ausrüstung: Schon lange zeichnete sich ab, dass der Einsatzwagen bald Probleme bereiten würde – dass es genau jetzt, in dieser katastrophalen Phase passiert, ist besonders dramatisch. Wir stehen unseren Partnern mit voller Kraft zur Seite und haben noch im März unmittelbar sowohl ein neues Einsatzfahrzeug als auch umfangreiche Arbeitskleidung finanziert.
Auch konnten sie mittlerweile einen neuen Raum für die Tierklinik beziehen – hier ist die Praxis wieder vollständig eingerichtet und ein Ort, an dem Tieren eine lebensrettende Versorgung gesichert wird. Denn weiterhin müssen unzählige verwahrloste Tiere gerettet und versorgt, Brüche operiert und Krankheiten gelindert werden.
Geschichten wie diese bieten Hoffnung und Kraft:
Dieser Halter erkannte seine Katze auf den Social-Media-Kanälen von HCE und kontaktierte unser Team – nach abgeschlossener Behandlung konnten beide wiedervereint werden.
Dieser Esel wurde zum Tode verurteilt am Straßenrand ausgesetzt – und glücklicherweise noch rechtzeitig vom Nothilfe-Team gefunden. In den fürsorglichen Händen unserer Partner kann erst jetzt wieder zu Kräften kommen.
Diese Hündin brachte ihre Welpen ganz allein inmitten einer Trümmerwüste zur Welt. Sie und ihr Nachwuchs erholen sich unter unserem Schutz jetzt von ihren Strapazen.
Heute und in Zukunft: Wir sind an der Seite der Tiere!
Im Rahmen des Noteinsatzes nach den Erbeben wurden bis April mehr als 1.300 Tiere inmitten der Trümmerwüsten rund um Idlib gerettet und davon 71 Katzen, 25 Hunde, zwei Esel und eine Henne in ihre sichere Obhut zur Weiterversorgung genommen. Zudem wurden fast 2.000 Kilogramm Tierfutter verteilt.
Liebe Tierfreund*innen, die Situation in Syrien ist angesichts andauernder Kriegshandlungen, Krankheitsausbrüchen und Naturkatastrophen weiterhin schwierig. Doch auch unter größter körperlicher und mentaler Belastung beweisen Dr. Youssef und sein Team unendlichen Mut und Zusammenhalt. Bitte helfen Sie mit Ihrer treuen Spende für den WTG-Nothilfefonds, dass wir Held*innen wie ihnen nicht nur in unserer langfristigen Projektarbeit sondern auch in schlimmsten Katastrophen stets zur Seite stehen können.
Bitte unterstützen Sie in größter Not
Nur mit Ihrer Unterstützung können wir schnell handlungsfähig sein und den Tieren Hilfe bieten.
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Stefanie Timm
Teamleitung Tierschutzprojekte
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