Mit großen Schritten zu mehr Tierwohl

Seit 2015 sind wir mit TIERÄRZTE WELTWEIT in Tansania aktiv und arbeiten, gemeinsam mit unserer Partnerorganisation Meru Animal Welfare Organization (MAWO) und dem Tengeru College in Arusha, an der Verbesserung der fachlichen und praktischen Ausbildung des angehenden Tiergesundheitspersonals. Seitdem hat sich viel getan: Nachdem die ersten zwei Kurse von einer ehrenamtlichen Tierärztin aus Deutschland begleitet wurden, wird der Kurs jetzt, dank des engagierten Teams vor Ort, eigenständig von unseren Partnern durchgeführt.

Die Liebe zu den Tieren…

… sowie die Möglichkeit den Menschen zu helfen, in dem es den Tieren gut geht, gaben fast alle der 20 Studentinnen und Studenten, die aktuell am Programm teilnehmen, als Motivation für ihre Wahl des Studiums der Tierproduktion und Tiergesundheit an. Das Verhältnis von genau zur Hälfte männlichen und weiblichen Teilnehmern war diesmal erfreulich ausgeglichen.

Obwohl alle Teilnehmer schon eine gewisse Erfahrung im Umgang mit den Tieren mitbrachten wurde es dennoch spannend, als die Studenten den Gesundheitszustand von Ziegen, Rindern und Eseln überprüfen sollten.

Esel sind die Lebensgrundlage vieler Tansanier

Esel als Arbeitstiere spielen im täglichen Leben vieler Tansanier eine wichtige Rolle. Leider erhalten die fleißigen Tiere nicht immer die Pflege, die sie benötigen. Das liegt vor allem daran, dass vielerorts kaum tiermedizinische Versorgungsmöglichkeiten vorhanden sind. So werden aus Druckstellen, die durch unpassendes Geschirr verursacht werden, schnell Wunden, die den Eseln große Schmerzen bereiten.

Eigens aus dem Nachbarland angereiste Experten vom Donkey Sanctuary Kenia erklärten den Studenten, wie passende Sattelauflagen hergestellt und Geschirre für Eselkarren so befestigt werden, dass sie keine Verletzungen verursachen. Es ist wichtig, dass die Studenten sich diesbezüglich gut auskennen, damit sie in ihrer künftigen Rolle als Paravets (Fachkräfte für Tiergesundheit) dieses wichtige Wissen an die Tierhalter weiter vermitteln können. So lässt sich Tierleid verhindern noch bevor es entsteht.

Während Esel für zahlreiche Menschen in Tansania, insbesondere für die Volksgruppe der Massai, eine wichtige Alltagshilfe darstellen, existiert in anderen Teilen der Welt eine immer steigende Nachfrage nach Eselfleisch und –haut, die auch vor den tansanischen Dörfern keinen Halt macht. Dies stellt die Gemeinden vor neue Herausforderungen. Während die Tiere in der Vergangenheit frei bewegen konnten und sich an einem von ihnen bevorzugten Platz schlafen legten, müssen sie nun vor Übergriffen durch Kriminelle geschützt werden, die die Tiere des Nachts an Ort und Stelle schlachten.

Die Welttierschutzgesellschaft hat hier bereits Anfang des Jahres, gemeinsam mit der MAWO, eine Soforthilfe geleistet. In insgesamt 4 Massai-Dörfern wurden 53 Gehege gebaut, die durchschnittlich Platz für 10-15 Esel bieten. Seitdem gab es in den betroffenen Gemeinden keine neuen Übergriffe.

Neben der tiermedizinischen Versorgung gehört auch diese Maßnahme unmittelbar zum Tierschutz. Daher besuchten die Studenten im Rahmen des Kurses eine betroffene Massai-Gemeinde und wirkten am Bau eines Geheges mit. Tatkräftig unterstützt wurden die Studenten und das MAWO-Team von den Frauen und Kindern des Dorfes, so dass das Gehege innerhalb von 2 Stunden fertiggestellt war.

Ein Hundeleben – im wahrsten Sinne

Zu den vielen tausenden Hunden, die durch die Straßen streunen, haben die meisten Tansanier ein schwieriges Verhältnis. Das liegt vor allem daran, dass diese als potentielle Überträger des Tollwutvirus gefürchtet werden. Denn das tödliche Virus ist hier immer noch weit verbreitet und der größte Teil der Übertragung auf Menschen erfolgt durch Hundebisse.

Viele der umherstreunenden Hunde weisen Verletzungen auf und leiden an Krankheiten. Auch ihnen müssen die künftigen Paravets helfen. Die Studenten lernen, welcher Hilfsmittel sie sich bedienen können und wie sie sich einem Hund behutsam nähern, um diesen erfolgreich einfangen und behandeln zu können.

Am Beispiel eines Streunerhundes mit Bissverletzungen konnte das theoretische Wissen rund um das Thema Wundmanagement ausführlich praktisch veranschaulicht werden. Dazu zählen unter anderem die Beurteilung der Wunde, ihre Reinigung und Desinfektion und gegebenenfalls Abdeckung mit einem Verband

An einem weiteren Hund, dem die Hälfte des linken Vorderlaufs fehlte, zeigte Dr. Katurissa den Studenten im Anschluss die gründliche Reinigung einer solchen Verletzung sowie die Verabreichung von Antibiotika und entzündungshemmenden Mitteln, um eine Infektion der Wunde zu verhindern. Ein Maulkorb oder alternativ eine Mullbinde, schützt vor Bissen während der Behandlung.

Tiermärkte

Auf den großen Viehmärkten der Regionen Arusha und Manyara werden täglich hunderte Rinder, Ziegen und Schafe veräußert. Gemeinsam mit den Studenten besuchten wir einen solchen Markt. Die Studenten hatten die Aufgabe, die Situation der Tiere zu bewerten und stellten dabei diverse Defizite fest, wie beispielsweise das Fehlen von Wassertrögen und Schattenplätzen sowie von Rampen beim Ent- und Verladen der Tiere. Teilweise ware die Tiere sehr eng mit den Köpfen an Holzpfählen oder aneinenader festgebunden und mussten über Stunden in dieser Position verharren.

Die hier vorgefundenen Probleme bestehen leider auf vielen Tiermärkten des Landes. Um hier mittelfristig nachhaltige Verbesserungen für die Tiere zu erzielen nehmen wir uns dieser Problematik auch im Rahmen unseres Projektes Tiermärkte in Tansania an.

Eseln ergeht es an Markttagen nicht anders. Nachdem sie oft über Kilometer schwere Waren zu den Märkten transportiert haben, heißt es: Warten. Doch was nach einer begrüßenswerten Erholungspause für die Tiere klingen mag, kann sich als große Qual herausstellen. Denn angebunden, oftmals den ganzen Tag der prallen Sonne ausgesetzt und ohne Futter und Wasser ist ein Kräftetanken für den Rückweg nicht möglich.

Die Teilnehmer können stolz auf sich sein

Im Sommer 2017 werden sie ihre Ausbildung am Tengeru College abschließen. Danach wird die Zukunft sie in unterschiedliche Richtungen führen: Einige haben vor ein Studium der Tiermedizin anzuschließen, andere möchten schnellstmöglich berufstätig werden und beispielsweise als Paravet oder Tierschutzexperte arbeiten. Gemeinsam ist und bleibt allen die Liebe zum Tier und die Begeisterung, in ihrem Land etwas zum Positiven verändern zu wollen. Wir finden: Sie alle sind auf dem besten Weg dorthin!

 

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