„Katzenkaffee“: Kopi Luwak ist Katzenleid


Ob während Urlaubsreisen nach Südostasien oder in Kaffee-Geschenksets im Online-Handel: Unter der Bezeichnung Kopi Luwak angebotene Kaffeebohnen begegnen Verbraucher*innen immer häufiger. Dass es sich aus Tierschutzsicht dabei – trotz oft anderslautender Versprechungen – um
ein hochproblematisches Produkt handelt, ist vielen jedoch nicht bekannt.

Kopi Luwak ist eine Bezeichnung für Kaffeebohnen, die zuvor im Magen asiatischer Schleichkatzen verdaut und wieder ausgeschieden wurden. Der Begriff setzt such sich aus den indonesischen Wörtern für Kaffee (=kopi) und Schleichkatze (=luwak) zusammen. Die vermeintliche Delikatesse und Kaffeespezialität wird zu enormen Preisen von 30 bis 40 Euro pro 100 Gramm im Online-Handel angeboten, sorgt jedoch in vielen Fällen für Tierleid, wie auch Recherchen einer langjährigen Partnerorganisation der Welttierschutzgesellschaft zeigen. Grund dafür ist, dass – entgegen dem Versprechen vieler Anbieter – die Bohnen nicht von wildlebenden Schleichkatzen verzehrt und dann eingesammelt wurden, sondern die Tiere dafür gewildert, in Käfige gesperrt und leidvoll gehalten werden. Denn der globale Markt gewinnt an Bedeutung und mit wachsender Nachfrage ist das Angebot natürlich nicht annähernd zu decken.

Schleichkatzen (Viverridae) sind Raubtiere, die zwar mit Luchs, Wildkatze oder Gepard verwandt sind, aber eine eigene Familie mit derzeit 35 bekannten Arten darstellen. Sie sind hauptsächlich in Asien und Afrika beheimatet, mit einzelnen Arten wie der Kleinfleck-Ginsterkatze aber auch in Südeuropa, sowie überwiegend nachtaktiv und einzelgängerisch. Die Begriffe „Schleichkatze“ und „Zibetkatze“ werden im Deutschen zum Teil synonym verwendet. Gemäß der wissenschaftlichen Systematik sind Zibetkatzen jedoch eine Unterfamilie der Schleichkatzen, deren Mitglieder in der Regel nicht zur Herstellung von Kopi Luwak eingesetzt werden.

Der Ursprung von Kopi Luwak liegt bei wilden Schleichkatzen, insbesondere Fleckenmusangs (Paradoxurus hermaphroditus), die auf indonesischen Kaffeeplantagen reife Kaffeekirschen fraßen. Da sie davon nur das Fruchtfleisch verdauten und die Bohnen wieder ausschieden, entdeckten Bäuerinnen und Bauern die auf diese Weise “verarbeiteten” Bohnen. Es heißt, der aus diesen Bohnen zubereitete Kaffee hätte ein besonderes Kaffeearoma. Durch den wachsenden Tourismus in Indonesien seit den 1990er Jahren wurde das Produkt zunächst auch in weiteren südostasiatischen Ländern wie Vietnam sowie später auch international bekannt.

Kaffeekirschen vor bzw. nach dem Verzehr durch Schleichkatzen © Welttierschutzgesellschaft

Die Beliebtheit von Kopi Luwak führte zu einer zunehmenden Nachfrage und folglich dazu, dass immer mehr Kopi Luwak produziert werden musste. Plötzlich waren Mengen an Kopi Luwak gefragt, die durch das bloße Einsammeln ausgeschiedener Kaffeebohnen von Schleichkatzen in der Wildnis nicht zu erzielen waren. Das führte dazu, dass wildlebende Schleichkatzen hauptsächlich in Indonesien, Vietnam und den Philippinen eingefangen und auf Farmen gehalten wurden – um dort gezielt mit Kaffeekirschen gefüttert zu werden.

Grundsätzlich ist problematisch, dass Wildtiere wie Schleichkatzen der Wildnis entnommen oder für die Farmhaltung gezüchtet werden. Zudem gibt es zahlreiche Belege, dass die Tiere auf Farmen unter sehr schlechten Bedingungen leben. Bereits 2013 wurden kleine Käfige, wenig Beschäftigungsmöglichkeiten und viele kranke Tiere durch eine Recherche der BBC dokumentiert. Dass die Haltung der Tiere auf Schleichkatzenfarmen nicht tiergerecht ist, wurde 2016 auch in einer wissenschaftlichen Untersuchung von 16 Farmen in Indonesien bestätigt.

Eine Schleichkatze auf einer Farm in Vietnam © Save Vietnam’s Wildlife

Eine Untersuchung aus dem Jahr 2020, durchgeführt von unserer Partnerorganisation Save Vietnam’s Wildlife, zeigt auch für Vietnam diese Befunde und deckt zusätzliche Probleme in Folge der Haltung auf: Von Mitte bis Ende Juni 2020 besuchte ein Investigativ-Team 30 Kopi-Luwak-Farmen in Vietnam. Schwerpunkt der Untersuchung war die Provinz Lam Dong im südlichen Hochland Vietnams – die Provinz mit den zweitgrößten Kaffeeanbauflächen im ganzen Land. Bei der Untersuchung der Farmen wurden insgesamt 865 Schleichkatzen, d.h. im Durchschnitt etwa 28 pro Farm, festgestellt. Unsere Partnerorganisation geht davon aus, dass der überwiegende Teil dieser Bestände illegal von Jäger*innen oder Händler*innen erworben wurde, da für sie kein gültiger Herkunftsnachweis vorlag, wie es die vietnamesischen Gesetze erfordern.

Auch das Leben auf den Kaffeefarmen ist unserer Belege nach für die Schleichkatzen mit großen Leiden verbunden. Ein großes Problem sind Erkrankungen der inneren Organe, die durch die falsche Ernährung der Tiere entstehen – meist eine übermäßige Fütterung mit Kaffeebohnen. Die Schleichkatzen zeigten sich zudem inaktiv und lagen die meisten Zeit am Boden ihrer Käfige. Als eine Folge der viel zu kleinen Gehege wiesen die Tiere starke Stresssymptome auf. Grundsätzlich waren auch die hygienischen Bedingungen auf den Farmen zum Teil unzureichend. Es wurde zudem dokumentiert, dass Gehege nur einmal im Monat gesäubert wurden, was zu einer aktiven Verbreitung von Krankheiten beiträgt.

Ob auf Reisen in Ländern wie Indonesien, Vietnam oder den Philippinen oder hierzulande: In Shops und über Online-Shops gibt es diverse Angebote von Kopi Luwak, die damit werben, dass ihr Kaffee von freilebenden Schleichkatzen stammen soll.

Diese Aussage ist aber aus zwei Gesichtspunkten kritisch zu hinterfragen:
Zum einen erscheint es in der Praxis unmöglich, dass wildlebende Schleichkatzen, die auf Kaffeeplantagen Bohnen zu sich nehmen und dann in deren Umfeld ausscheiden, ausreichend Kopi Luwak liefern, als dass der große internationale Markt bedient werden könnte. Denn Kaffeebohnen machen für wildlebende Schleichkatzen nur einen kleinen Teil ihrer Nahrung aus. Zudem macht es ihr territoriales Verhalten unwahrscheinlich, dass sie in großer Dichte im Umfeld der Farmen vorkommen, die für eine mengenmäßig relevante, natürliche Produktion von Kopi Luwak notwendig wären.

Kaffee von „wilden Schleichkatzen“ – häufig versprochen, selten gehalten © Welttierschutzgesellschaft

Ein Experte, der in Indonesien intensiv zum Thema Kopi Luwak recherchiert hat, berichtete uns, dass das das Einsammeln von Schleichkatzenkot in freier Wildbahn sehr arbeitsintensiv und zudem unberechenbar sei. Es ließen sich möglicherweise kleine Mengen sammeln, aber es sei sehr schwierig, dies in größerem Maßstab zu betreiben. Angebote von ‚wildem Kopi Luwak‘ seien daher mit großer Skepsis zu betrachten.

Zum anderen erhärten Aussagen von Besitzer*innen der Kaffeeplantagen den Verdacht, dass der in Online-Shops angebotene Kopi Luwak nicht von freilebenden Tieren stammt. In Interviews sowie bei Investigativrecherchen haben diese Personen mehrfach bestätigt, dass Kopi Luwak von wildlebenden Tieren unmöglich die gesamte globale Nachfrage decken kann und daher große Mengen auf den Markt kommen, die von Tieren in Gefangenschaft stammen.

Zudem ist durch weitere Recherchen bekannt geworden, dass Kaffeebohnen von Käfigtieren häufig absichtlich fehldeklariert werden und als Kaffee von freilebenden Tieren in den Markt geschleust werden. In Online-Shops im deutschsprachigen Raum werden folglich nach unseren Recherchen auch keine lückenlos nachvollziehbaren Belege für die angebliche Herkunft des Kaffees von freilebenden Tieren dargestellt.

Auf Basis der Faktenlage gehen wir als Welttierschutzgesellschaft davon aus, dass ein bedeutender Teil des international verfügbaren Kopi Luwak – auch solcher aus hiesigen Online-Shops – von Schleichkatzen-Farmen stammt und damit Tierleid erzeugt. Die aufgeführten Belege machen deutlich, dass die dortige Herstellung von Kopi Luwak aus Tierschutzsicht nicht vertretbar ist. Ein respektvoller und tiergerechter Umgang mit Wildtieren wie Schleichkatzen bei der Produktion von Kopi Luwak ist für uns ausgeschlossen. Zudem fördert die Nachfrage die Jagd von und den Handel mit den Wildtieren, was mit weiteren Qualen verbunden ist.

Wir positionieren uns daher deutlich gegen den Verkauf und Konsum von Kopi Luwak.

Als Verbraucher*in können Sie einen Beitrag leisten, damit die Popularität von Kopi Luwak nicht weiter wächst. Sehen Sie im Sinne der Tiere bitte von entsprechenden Angeboten in Urlaubsländern ab – z.B. „Katzenkaffee“ zum direkten Konsum oder als Reisegeschenk. Ebenso sollten touristische Besuche auf Schleichkatzenfarmen unterbleiben.

Da es an lückenlos nachvollziehbaren Herkunftsnachweisen in der Regel mangelt, sollte generell und auch hierzulande vom Kauf von Kopi Luwak in Kaffee-Shops oder über den Online-Handel abgesehen werden. Ein genauer Blick ist auch bei Kaffee-Geschenksets geboten, bei denen verschiedenen „Spezialitäten“ gebündelt verkauft werden. Diese Sets beinhalten häufig auch Kopi Luwak.

Marktinformationen aus Indonesien: https://osf.io/twbu6/download

Daten zum internationalen Kopi-Luwak-Absatz: https://www.researchandmarkets.com/reports/5850462/kopi-luwak-coffee-global-market-report

Studie zu Lebensbedingungen von Schleichkatzen auf Bali: https://www.ingentaconnect.com/contentone/ufaw/aw/2016/00000025/00000002/art00006

Hinweis auf Fehldeklaration von Kopi Luwak: https://presseportal.peta.de/brisante-enthuellung-schleichkatzen-leiden-eingesperrt-in-kaefigen-fuer-die-kaffeeproduktion/

Reportage über Schleichkatzenfarm: https://www.bbc.com/news/uk-england-london-24034029   

Studie zu Auswirkungen von Schleichkatzenfarmen in Zentral-Vietnam: https://smallcarnivoreconservation.com/index.php/sccg/article/view/5517

Shepherd und Shepherd (2022). “Civet Coffee- Kopi Luwak: Dirty little secret”. https://thegreengazette.ca/civet-coffee-kopi-luwak-dirty-little-secret/

Donald W. Duszynski, Jana Kvičerová, R. Scott Seville (2018). The Biology and Identification of the Coccidia (Apicomplexa) of Carnivores of the World.

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